Naturschutzkriminalität in Bayern – was tun Behörden und Verbände?

Obwohl das Thema „illegale Jagd auf geschützte Wildtiere“ bzw. Naturschutzkriminalität in Bayern nicht neu ist haben sich gerade in den letzten Wochen und Monaten viele Disziplinen intensiv damit auseinandergesetzt.

Referenten-Tagung-Naturschutzkriminalität-stoppen

Referenten der Tagung „Naturschutzkriminalität stoppen“, von links: Gabriel Schwaderer (EuroNatur), Dr. Claudia Szentiks (IZW Berlin), Dr. Micha Herdtfelder (FVA Freiburg), Claude Kurtz (ehemal. Fahnder Artenschutz, Frankreich), Claus Obermeier (Gregor Louisoder Umweltstiftung), Stefane Jaeger (Gregor Lousidoer Umweltstiftung). (Foto: A. Abstreiter)

In Bayern lud die Gregor Louisoder Umweltstiftung Mitte September zur Tagung „Naturschutzkriminalität stoppen“. Experten referierten über Hintergründe zur Bereitschaft Luchse zu töten, über konkrete Ermittlungsarbeit bei Artenschutzkriminalität an Beispielen aus Frankreich, über Bärenverfolgung und deren Bekämpfung in Spanien und über Methoden der Pathologie Aussagen über Todesursache und Täter machen zu können. In einer Resolution forderten die teilnehmenden Fachleute unter anderem eine sorgfältige, kompetente Spurensicherung und eine enge Zusammenarbeit von Wildtierbiologen und Behörden. Dass und wie dies möglich ist wurde im Vortrag „Naturschutzkriminalität stoppen“ deutlich. Mit vehementem Einsatz, teils unter Lebensgefahr, gehen andere Länder gegen illegales Töten der heimischen Tierarten vor. Vertreter aus Behörden, Naturschutz, Jagd, Wildtierbiologie, Polizei und Jagd besprachen das Thema unter vielerlei Aspekten. Die Tagung wurde unter Ausschluß der Öffentlichkeit abgehalten, um eine offene Diskussion zu ermöglichen. Das Meinungsbild und die Forderungen wurden in einer Resolution zusammengefasst. Darin kommt zum Ausdruck, dass nur eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Erfolg bei Prävention und Strafverfolgung führen kann.

Anfang Oktober kamen auf Einladung des Polizeipräsidiums Oberpfalz, das mit dem aktuellen Fall der abgetrennt aufgefundenen Luchspfoten befasst ist, Vertreter aus Naturschutzverbänden und Behörden zusammen, um sich zu informieren und weitere Schritte bei zukünftigen Fällen zu besprechen. Der Forderung nach einer interdisziplinären Zusammenarbeit wird damit in einem ersten Schritt Rechnung getragen. Nach Aussage des Staatssekretärs im Bayerischen Innenministerium, Herrn Eck, soll eine Ermittlungskonzeption erarbeitet werden, die bei weiteren Fällen die Arbeiten am Tatort koordiniert und eine schnelle und effiziente Strafverfolgung ermöglicht.

Der Bayerische Jagdverband verabschiedete auf einer Sitzung anlässlich der Messe Jagd, Fisch und Natur ebenfalls Anfang Oktober eine Resolution in der er sich klar gegen Naturschutzvergehen ausspricht. Bereits zuvor hatte der Landesverband seine Mitglieder zu aktiven Mithilfe bei der Aufklärung der Fälle aufgerufen.

Naturschutzkriminalität in Bayern

Teilnehmer der Podiumsdiskussion im Museum Mensch und Natur in München. „Luchstötung – ein Ausdruck von Willkür und Angst?“ unter Moderation von Angela Braun. (Foto: A. Abstreiter)

Am 06.Oktober 2015 moderierte Angela Braun vom Bayerischen Rundfunk die Podiumsdiskussion Luchstötungen: Ein Ausdruck von Willkür und Angst vor Mensch und Natur? Klaus Kumutat (Bayer. Landesamt für Umwelt), Wildtierbiologe Ulrich Wotschikowsky, Thomas Schreder (Bayerischer Jagdverband), Claus Obermeier (Gregor Louisoder Umweltstiftung), Olaf Schmidt (Bayer. Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft) und Manfred Jahn (Polizeipräsidium Oberpfalz) sprachen über Gründe für illegales Töten geschützter Wildtiere und die Möglichkeiten dies zu verhindern. „Lasst den Luchs wiederkommen!“ forderte Ulrich Wotschikowsky in seiner Ansprache zu Beginn der Diskussionsrunde. Ist es die Konkurrenz um Jagdbeute, die den Luchs unbeliebt macht? Ist es das Unverständnis gegenüber der Natur, die Furcht vor einem Raubtier oder die Intoleranz dem Lebewesen gegenüber? Als „Stellvertreterkrieg“ wurde das Töten der Luchse von Ulrich Wotschikowsky bezeichnet. Damit wäre der Luchs nur ein Kollateralschaden, der entsteht weil die eine Seite (Landbesitzer/-bewohner, Landwirt, Jäger etc.) unzufrieden über das Handeln der anderen Seite (Stadtbevölkerung, Behörden, Naturschutzverbände etc.) ist. Ein weites Feld, das im Rahmen der Podiumsdiskussion nur angerissen werden konnte. Zur Bekämpfung von illegaler Nachstellung auf geschützte Wildtiere sind zwei Felder zu bearbeiten: die Prävention durch Gespräche, Herauskristallisieren der Probleme und deren Lösung einerseits und im Fall der Fälle eine straffe Strafverfolgung. Denn: der Bestand der Luchse im Bayerischen Wald ist gefährdet. Noch schließt der Managementplan für Luchse in Bayern eine Wiederansiedlung aus. Herauszuhören war, dass dies nicht in Stein gemeißelt ist und die Abänderung des Managementplanes durchaus eine Möglichkeit für eine Bestandesstützung der Luchse in Bayern. Doch hier ist die Grundvoraussetzung die Akzeptanz und der Wille Wildtieren einen Lebensraum zuzugestehen.

Es hat sich gezeigt, dass sich einiges tut. Für den Luchs, für den Uhu und viele weitere geschützte Wildtiere die jährlich illegal in Deutschland getötet werden. Behörden, Jagd- und Naturschutzverbände müssen enger zusammenarbeiten. Das grundsätzliche Interesse ist da nun gilt es diesen Weg weiter zu beschreiten.


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