Tagung Tatort Natur – Naturschutzkriminalität stoppen!

von Projektmanagerin und Moderatorin Franziska Baur

Tagung Tatort Natur

Am 15./16 April 2021 fand die erste Online-Tagung zur Naturschutzkriminalität in Bayern statt – mit über 80 Teilnehmer*innen aus Deutschland, Österreich und Spanien. Die Fortbildungsveranstaltung diente als breitgefächerte Plattform für den Expertenaustausch und Wissenstransfer rund um das hochbrisante Thema. Fachleute und Praktiker aus verschiedenen Bereichen berichteten über ihre Erfahrungen, wie diese Straftaten aufgedeckt, untersucht und eingedämmt werden können. Aus diesem internationalen Vergleich wurden Defizite in der Bayerischen Strafverfolgung bei Verdachtsfällen von Naturschutzkriminalität deutlich gemacht und Impulse zur Optimierung bereitgestellt.

 

Projektmanagerin und Moderatorin Franziska Baur stellte im gut besuchten Presseblock den Tatort Natur-Report„Naturschutzkriminalität in Bayern 2019-2020“ vor und bilanzierte: In 75 Fällen sind mindestens 121 geschützte Wildtiere im Freistaat nachgewiesenermaßen oder mit hoher Wahrscheinlichkeit illegal getötet oder verfolgt worden. Die Vergiftung mit Carbofuran war hierbei die am meisten angewandte Methode und der Rotmilan das häufigste Opfer. Die Pilotphase hat gezeigt, dass dieses Kooperationsprojekt wichtige und längst überfällige Schritte eingeleitet hat, welche deutliche Signale setzen, um diesen natur- und tierschutzwidrigen Handlungen entschlossen entgegenzutreten! Das Gemeinschaftsprojekt Tatort Natur von Gregor Louisoder Umweltstiftung und Landesbund für Vogelschutz e.V. hat sich mit seiner Meldeplattform und der interaktiven Map zu einem regelrechten Citizen-Science-Projekt entwickelt. Die Anzahl der Meldungen hat deutlich zugenommen, da der Bekanntheitsgrad kontinuierlich steigt.

 

Manfred Jahn (Polizeipräsident, Niederbayern) freute sich über die öffentliche Anerkennung der Behördenarbeit und betonte, dass die Polizei die Fälle von Naturschutzkriminalität sehr ernst nimmt. Prof. Hermann Ammer (Leiter des Lehrstuhls Toxikologie, LMU) betonte nachdrücklich, wie hochtoxisch das häufig verwendete Carbofuran ist: schon in kleinsten Konzentrationen und in Sekunden wirkt das Insektizid tödlich. Gleichwohl hat sich auch angesichts der mangelnden Ermittlungserfolge bei den dokumentierten Fällen gezeigt, dass es noch erheblichen Bedarf für fachliche Beratung bzw. flächendeckende Expertise sowie themenspezifische Fortbildung bei den bayerischen Ermittlungsbehörden gibt. Optimalerweise sollte in jedem Polizeipräsidium ein Expertenteam zur Verfügung stehen, um die nachgeordneten Polizei-Dienststellen zeit- und ortsnah bei den Ermittlungen in Fällen von Naturschutzkriminalität unterstützen zu können.

 

Diese Dringlichkeit wurde insbesondere nach dem beeindruckenden Vortrag des spanischen Leiters einer Ermittlungseinheit gegen Wildtierkriminalität, Dr. Iñigo Fajardo, klar. In Spanien wird bei Straftaten gegen streng geschützte Arten von Spezialeinheiten ebenso akribisch mit allen kriminalistischen Methoden ermittelt wie bei Mord oder einem Sexualdelikt. Tatorte müssen unmittelbar und gründlich untersucht werden, bevor Spuren und Hinweise durch verschiedene Faktoren (Wetter etc.) verschwinden. Es wird eine akkurate Rekonstruktion der Fakten hergestellt und so die individuelle Handschrift des Täters sichtbar gemacht. Die mittlerweile dadurch erreichte Erfolgsquote ist spektakulär, und die Teilnehmer der Fachtagung waren sich einig, dass der spanische Weg beispielgebend ist.  Die intensive und kontinuierliche Kooperation zwischen den zuständigen Stellen auf Landesebene sah auch Jürgen Hintzmann, ehemaliger Staatsanwalt und Leiter der Stabsstelle gegen Umweltkriminalität am Umweltministerium NRW als Schlüssel zum Erfolg. Er stellte fest, dass ein Problem darin liege, dass bislang weder beim Jurastudium, noch bei der Ausbildung von Polizist*innen das Thema Straftaten im Bereich Natur- und Artenschutz behandelt werde.

 

Eine vorausschauende Bekämpfung solcher Straftaten ist nur möglich, wenn die Fälle gut dokumentiert würden und man mit allen vorhandenen Daten auf Behördenebene konsequent vernetzt sei. Genau daran fehlt es in Bayern derzeit, und es ist nach wie vor sehr schwierig, sämtliche Fälle zu erfassen und vollständig zu dokumentieren.

 

Im Verlauf der Tagung gab es auch eindrucksvolle Berichte über den Einsatz speziell ausgebildeter Hunde beim Aufspüren von Kadavern, Ködern und Fallen. Mit deren Hilfe können Nachweise zu illegalen Aktivitäten wesentlich effektiver und außerdem zeitnah geführt werden, z.B. um weiteren Schaden zu vermeiden, denn besonders bei Gift herrscht Gefahr im Verzug!

 

Zusammenfassung:

  • Dokumentierte Fälle vermutlich nur Spitze des Eisbergs (ca. 10% der Gesamtfälle)
  • Derzeit keine ordentliche Tatort-/Spurensicherung; demnach kaum bis keine Ermittlungsansätze (keine Täterermittlung, keine Präzedenzfälle)
  • Polizei und Justiz dafür nicht ausreichend ausgebildet
  • Speziell geschultes Expertenteam in jedem Polizeipräsidium Bayern nötig
  • Einsatz von Spürhunden sehr erfolgversprechend

 

Mehr Infos und eine Checkliste zum richtigen Verhalten bei einem Totfund mit Verdacht auf illegale Tötung: www.tatort-natur.de. Dort können auch Fälle oder Verdachtsfälle gemeldet werden. Der Report Naturschutzkriminalität in Bayern 2019-2020 steht unter  www.tatort-natur.de/downloads/ zur Verfügung.


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Neues Kinderbuch von Axel Gomille

 Von Franziska Baur

 

Wölfe – Unterwegs mit dem Tierfotografen Axel Gomille

 

Seit gut 20 Jahren streifen wieder Wölfe durch Deutschland. Noch immer lösen sie vor allem bei der älteren Bevölkerung gemischte Gefühle aus. Anders ist es bei Kindern. Für einige von ihnen ist es schon fast wieder normal, dass Wölfe in unseren Wäldern leben – sie kennen es gar nicht anders. Darin liegt eine enorme Chance für eine friedliche Nachbarschaft, denn sie werden irgendwann über die Zukunft der Wölfe in Mitteleuropa entscheiden. Nach seinem erfolgreichen Buch “Deutschlands wilde Wölfe” richtet sich das neue Werk des Zoologen und Fotografen Axel Gomille gezielt an Kinder und junge Menschen, um sachliche Informationen über Wölfe zu vermitteln. Es zeigt, wie Wölfe aufwachsen, wie das Leben im Rudel aussieht, wie sie jagen und vieles mehr. Eine spannende Reise ins Reich der wilden Wölfe.

 

 

Wölfe – Unterwegs mit dem Tierfotografen Axel Gomille

Kinder- und Jugendbuch

64 Seiten, ca. 80 Farbfotos, ca. 22,5 x 27,5 cm, Hardcover

ISBN 978-3-440-16987-2

Kosmos Verlag, Stuttgart, März 2021

€/D 16,00 / €/A 16,50 / sFr 21,50

 

Nun können Kinder zusammen mit dem Tierfotografen Axel Gomille die wildlebenden Wölfe entdecken. So erfahren sie wie Wölfe leben, warum sie sich wieder im deutschsprachigen Raum angesiedelt haben und wie ein friedliches Nebeneinander von Mensch und Tier aussehen könnte. Außerdem gibt Axel Gomille Einblick in den Alltag eines Tierfotografen und Wolfsbeobachters: Wie lassen sich Geheimnisse aus dem Leben von Wölfen entschlüsseln und wie ist es, einem Wolf gegenüberzustehen? Der Zoologe, Filmemacher und Buchautor muss es wissen. Schon bald nach der Rückkehr der Wölfe begann er damit, die Tiere in Deutschland zu beobachten. Seine einzigartigen Bilder wildlebender Wölfe in Deutschland faszinieren und geben außergewöhnliche Einblicke in das Leben dieser Tiere.

Autor Axel Gomille schreibt in seinem Vorwort:

„Dieses Buch soll dazu beitragen, dass deine Generation die Wölfe besser versteht. Den »bösen Wolf« gibt es nur im Märchen. Die Tiere breiten sich immer weiter aus und werden vielleicht auch irgendwann in deiner Nachbarschaft leben. Ich wünsche mir, dass du dann gut vorbereitet bist und allen, die sich Sorgen machen oder vielleicht sogar falsche Informationen verbreiten, sachliche Argumente liefern kannst. So kannst du dabei helfen, dass Wölfe in Deutschland eine Zukunft haben!“

Zusätzlich zum Buch gibt es in der kostenlosen KOSMOS Plus App spannende Kurzfilme, in denen die Wölfe in Aktion gezeigt werden.

Axel Gomille

Axel Gomille ist Diplom-Biologe und Fotograf. Er studierte Zoologie in Frankfurt und Florida und arbeitet beim ZDF als Redakteur und Autor mit dem Schwerpunkt Natur und Wildtiere. Seine Tätigkeit als Fotograf und Filmemacher führte ihn in viele der schönsten Naturreservate der Erde. Dabei interessiert ihn besonders, wie ein Nebeneinander von Menschen und Wildtieren im 21. Jahrhundert gelingen kann, denn wilde Tiere sind seine große Leidenschaft. Seine Fotoreportagen sind in internationalen Magazinen erschienen, für seine Fotos und TV-Dokumentationen wurde er mehrfach ausgezeichnet, er hat bisher acht Bücher veröffentlicht. Nach seinem Bestseller „Deutschlands wilde Wölfe“ spricht er mit seinem neuen Werk „Wölfe – Unterwegs mit dem Tierfotografen Axel Gomille“ gezielt Kinder und junge Menschen an. Seit vielen Jahren beobachtet er immer wieder wildlebende Wölfe in Deutschland.

Weitere Informationen: www.axelgomille.com


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