Wolfsgipfel: Wolfsschützer, Jäger und Schäfer einigen sich in gemeinsamem Eckpunktepapier
von Franziska Baur
Wölfe stellen die aktuelle Weidetierhaltung vor neue Herausforderungen – seit ihrer Rückkehr nach Deutschland vor rund 17 Jahren haben Wölfe ca. 3600 Nutztiere gerissen. Die meisten in Brandenburg mit über 1.100, gefolgt von Sachsen und Niedersachsen. In den überwiegenden Fällen sind dies Schafe, aber auch Ziegen, Fohlen und Rinder. Laut dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) leben zurzeit etwa 70 Rudel und Paare sowie mehrere Einzeltiere in freier Wildbahn in Deutschland. Experten gehen davon aus, dass die Wolfspopulation weiter rasant wachsen wird, eine Verdopplung alle drei Jahre ist derzeit realistisch. Auch in Dänemark und Luxemburg sind 2017 erstmals Wölfe gesichtet worden.
Kritiker wie Bernard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands (DBV) fordern: „Es bedarf einer Bestandsregulierung und einer Festlegung von Gebieten, die für eine Wiederansiedlung des Wolfes nicht in Frage kommen.“ Der AVO (Almwirtschaftlicher Verein Oberbayern) fordert „wolfsfreie Zonen“ und die CDU eine „Schutzjagd“, um dies zu erreichen. Auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) ist Anhänger einer “Bestandsregulierung”.
Die Anzahl der Nutztierrisse, von welchen jeder einzelne von den Medien bildlich dargestellt wird, erscheint erstmal viel. Aber ins richtige Licht gerückt, wirkt die derzeitige Aufregung eher nichtig. Anfragen an die Umweltministerien der Länder zeigen: Wölfe kosteten Deutschland bisher ca. 500.000€. Das sind 0,08% der gesamten, durch Wildtiere verursachten, Schäden (Kostenfaktor: 653 Mio. €). Marder alleine sind für 63 Mio. € nur im Jahre 2015 verantwortlich. Somit verursachen Wölfe de facto kaum Schäden – im Vergleich zu einigen anderen Wildtierarten. Weiterhin ergaben Studien, dass der Anteil der Nutztiere nur 0,01% der Gesamtnahrung von Wölfen entspricht.
Aber „der Wolf“ ist ein Politikum – seine Rückkehr nach Deutschland erhitzt die Gemüter. Immer wieder wird das streng geschützte Tier illegal geschossen (oder, wie zuletzt, im Schluchsee versenkt). Dabei geht von Wölfen nachweislich wenig Gefahr aus, was die letzten 17 Jahre Wolfsanwesenheit in Deutschland mit keinem einzigen Angriff zeigen.
Zum ersten Mal haben sich nun Ende August mehrere Verbände in Berlin auf eine gemeinsame Strategie zum Umgang mit Wölfen in Deutschland geeinigt: „Es braucht einen Brückenschlag zwischen Naturschützern und Landwirten. Wir wollen mit diesem Bündnis vor allem zeigen: Es geht nicht um die Frage ob das Zusammenleben von Wolf und Nutztierhaltern gelingt, sondern wie.“, sagt Dr. Diana Pretzell (Leiterin Naturschutz) vom WWF. Von einem „Wohlfühlpapier“ sprechen Kritiker. Gemeinsam wurde das Eckpunktepapier unterzeichnet, welches sich auf folgende Forderungen konzentriert:
- Aktualisierte Wolfsmanagementpläne in den Bundesländern
- Flächendeckende, der Region angepasste, fachgerechte Prävention: Zäune, Herdenschutzhunde mit einhergehender Schulung & Beratung
- Zuschüsse sollten alle wolfsbezogenen Investitions- & Erhaltungskosten auffangen, einschließl. Arbeitskosten
- Zeitnahe & unbürokratische Kompensation aus öffentl. Hand (qualifizierte, unabhängige Rissgutachter) nach Wolfsattacken auf Nutztiere (Verluste und Folgeschäden)
- Nationales Kompetenzzentrum für Herdenschutz
- Anpassung der Tierschutz-Hunde-Verordnung
- Förderung des Herdenschutzes in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU
Die Einigung umfasst auch den Abschuss von „Problemwölfen“ (Wiederholungstäter bzgl. Nutztierrisse) durch Naturschutzbehörden als letztes Mittel. Die Entnahme könne aber keinesfalls Ersatz für ordentliche Herdenschutzmaßnahmen sein. “Einzelne Wölfe dürfen nicht die Akzeptanz für die ganze Art gefährden”, sagte ein Sprecher des WWF.
Es klingt nach Harmonie, eine gemeinsame Strategie von Naturschützern, Tierfreunden und Schäfern zum Reizthema Wolf – doch nicht alle sind zufrieden. Der DBV sowie der Deutsche Jagdverband (DVB) „wurden gar nicht gefragt”, sagte ein Sprecher. Es ist bereits bekannt, dass es der größten Landwirte-Vertretung nicht reicht, hier und da mal einen “Problemwolf” zu erlegen. Vorgeschlagene Maßnahmen von Umwelt- und Tierschutzverbänden im neuen Eckpunktepapier seien laut DBV „völlig unzureichend“, wolle es den internationalen Schutzstatus des Wolfes unverändert lassen; bewährte Abwehrmaßnahmen seien erprobt und sollen lediglich konsequent umgesetzt werden.
Nicht nur uns schmecken (unbeschützte) Nutztiere
Nun konkret zum Eckpunktepapier, über welches derzeit so heftig diskutiert wird:
„Weidetierhaltung & Wolf in Deutschland für ein konfliktarmes Miteinander“
Es ist ein Konsenspapier an welchem sich erstmalig verschiedene Interessensgruppen beteiligt haben: Natur- und Tierschützer, aber auch Verbände aus dem Bereich Jagd, Landschaftspflege und Nutztierhaltung – also jene Berufsgruppen, welche durch die Wiederkehr des Wolfes die meisten Nachteile haben. Dr. Hans Hochberg vom Deutschen Grünlandverband (DGV) fordert: „Wir müssen gemeinsam für ein Wolfsmanagement sorgen, bei dem die Weidetierhaltung aufrecht erhalten bleibt, um die wertvollsten Grünlandbiotope weiterhin mit unseren Nutztieren pflegen zu können.“ Auch Günther Czerkus vom Bundesverband Berufsschäfer (BVBS) lenkt ein: „Wir Schäfer sind Hüter unserer Schafe. Wir sind auch agrarökologische Dienstleister. Natürlich sind Beutegreifer eine ernste Bedrohung. Das gibt uns aber nicht das Recht, Arten auszurotten. Die Zukunft der Schäfereien und der Erhalt der Artenvielfalt sind untrennbar miteinander verbunden. Wir arbeiten gemeinsam daran, dafür Lösungen zu finden.“
Mit der Überschrift “Eckpunkte für ein konfliktarmes Miteinander” soll die Botschaft vermittelt werden, dass künftig beides möglich sein soll – der Schutz des Wolfes und der Schutz der Herden. Freudig ist, dass sich die folgenden Gruppen endlich zusammen an einen runden Tisch gesetzt und diese gemeinsame Stellungnahme auf Bundesebene veröffentlicht haben:
- Bundesverband Berufsschäfer (BVBS)
- Deutsche Tierschutzbund (DTSchB)
- Naturschutzbund Deutschland NABU
- International Fund for Animal Welfare (IFAW)
- World Wide Fund for Nature (WWF)
- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
- Deutsche Grünlandverband (DGV)
- Ökologische Jagdverband (ÖJV)
Die unterzeichnenden Verbände sehen die Prävention und Kompensation von Wolfsübergriffen auf landwirtschaftliche Tiere als zentrale Aufgabe des Wolfsmanagements im Interesse des Artenschutzes und der Weidetierhaltung. Sie erkennen den Schutzstatus des Wolfes im geltenden Recht an. Außerdem unterstreichen sie, dass die Akzeptanz des Wolfes durch die Bevölkerung der ländlichen Regionen unabdingbar für seine erfolgreiche Rückkehr sei. Die extensive Weidetierhaltung wird als besonders naturverträgliche und unersetzliche Form der Landnutzung anerkannt. Da die Betriebe aber nun vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen stehen, benötigen sie dringend zukunftsfähige Perspektiven. Dazu gehört die Vermeidung und Entschärfung von Konflikten mit dem Wolf. Wirtschaftliche Benachteiligungen von Weidetierhaltern in Wolfsgebieten müssen angemessen aufgefangen werden. Aus Sicht der Verbände kann daher die begründete Entnahme von Einzelwölfen durch Experten notwendig werden, insbesondere zum Erhalt der Weidetierhaltung und ihrer ökologischen Leistungen, sofern sämtliche zumutbaren Alternativen ausgeschöpft sind. „Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland und der Erhalt von artenreichen, extensiv bewirtschafteten Grünland-Biotopen sind zwei Seiten derselben Medaille. Es ist daher an der Zeit zusammen zu arbeiten, im gemeinsamen Interesse von Weidetierhaltern, Tierschützern, Jägern und Naturschützern. Unser Papier ist der Beginn dieser Zusammenarbeit“, erklärten die Verbandsspitzen auf der gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin.
Die Verbände fordern weiterhin die Einrichtung eines nationalen Zentrums für Herdenschutz. Damit sollen Erfahrungen zentral gebündelt und in die Wolfsmanagementpläne der Länder eingebracht werden. Entscheidend sei darüber hinaus ein unbürokratischer Herdenschutz, sowie zeitnahe Schadensausgleiche für Wolfsübergriffe, auch für weitere betriebliche Schäden, die durch den Wolf verursacht wurden. „Herdenschutz muss fachgerecht, in Wolfsgebieten flächendeckend und den jeweiligen Bedingungen angepasst sein. Weidetierhalter brauchen dafür geeignete Zäune, ausgebildete Herdenschutzhunde, Schulung und Beratung. Nicht nur die Einrichtung, sondern auch der Unterhalt von Herdenschutz muss zukünftig gefördert werden“, so die Verbände. Silvia Bender (Leiterin Biodiversität) vom BUND: „Herdenschutz ist immer auch angewandter Artenschutz: Der Wolf braucht die Akzeptanz der Bevölkerung und die vielen gefährdeten Offenlandarten brauchen die Weidewirtschaft. Nur durch ein Miteinander können Weidetierhalter und Naturschützer ihr gemeinsames Ziel erreichen.“ “Wir sind überzeugt: Koexistenz von Wolf und Weidehaltung ist möglich”, so auch der Präsident des NABU, Olaf Tschimpke. Der NABU ist bundesweit durch seine Landesverbände und Ortsgruppen in Projekten in der Landschaftspflege mit eigenem Weidetierbestand aktiv. Ebenfalls besitzt und betreut er Flächen, die bejagt werden. Der Verband sieht sich somit sowohl in seiner Funktion als Weidetierhalter, als auch als Landschaftspfleger.
Außerdem solle die Tierschutz-Hunde-Verordnung an die neue Situation angepasst werden, um fachgerecht Herdenschutzhunde einsetzen zu können. Diese leben eigenständig im Verbund mit ihren Herden auf landwirtschaftlichen Naturflächen. Das Tierschutzrecht muss den Bedürfnissen dieser Hunde entsprechen, ohne fachgerechten Herdenschutz zu behindern. Daher fordert die Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes, Renate Seidel, eine Änderung der bundesweiten Tierschutz-Hunde-Verordnung für Herdenschutzhunde: Die Verordnung schreibe bislang vor, dass im Freien gehaltenen Hunden eine Schutzhütte mit wärmegedämmtem Boden zur Verfügung gestellt werden müsse. “Das sollte für Herdenschutzhunde, die sich bei ihrer Herde aufhalten, außer Kraft gesetzt werden”, so Seidel. Zudem verbiete die Verordnung gegenwärtig die Haltung von Hunden in elektrisch eingezäunten Koppeln – auch das widerspreche dem Herdenschutz. Seidel weiterhin: „Ob Wolf, Schaf, Rind oder Herdenschutzhund – wir haben eine Verantwortung für alle Tiere. Arten- und Herdenschutz können nur durch gemeinsames Handeln gelingen. Dabei muss auch die Politik Anreize schaffen und einen besseren Herdenschutz unterstützen.“ Die Verbände werden Bund und Ländern entsprechende Vorschläge unterbreiten.
Abschließend werden Bund und Länder aufgefordert, sich für die Schaffung eines Instrumentes zur Förderung des Herdenschutzes in der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union einzusetzen. Der europaweite Schutz des Wolfes ist verankert in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG). Herdenschutz ist damit eine europäische Aufgabe. Hierzu kommentiert der IFAW: „Unsere internationale Erfahrung zeigt uns immer wieder, dass es nachhaltige Lösungen für Mensch- Tier Konflikte nur gemeinsam mit den Betroffenen vor Ort geben kann. Dieses gemeinsame Eckpunktepapier ist ein sehr wichtiger Schritt, damit die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland ein Erfolg werden kann.“
Die Reaktionen auf das Eckpunktepapier
„Wir müssen den Wolf als Wildtier behandeln. Er muss lernen, sich von Menschen und seinen Nutztieren fernzuhalten“, konterte Helmut Dammann-Tamke vom DJV auf das Eckpunktepapier. Extensive Weidetierhaltung werde zwar als unersetzlich für Natur und Landschaft gepriesen, praktikable Lösungen für den Erhalt fehlen aber. Die Situation für Kleinbauern und Schäfer sei in einigen Regionen bereits jetzt existenzbedrohend. Dammann-Tamke weiter: „Die Gesellschaft fordert immer mehr ökologische Tierhaltung, diese wird aber bei weiter rasant ansteigenden Wolfszahlen nicht mehr realisierbar sein.“ Eine Verdrahtung der Landschaft torpediere zudem alle Bemühungen zur Biotopvernetzung innerhalb des Artenschutzes. Einzelne Tiere oder Rudel, die sich „auf Nutztiere spezialisiert haben“, sollen schnell und unbürokratisch entnommen werden. Die Änderung des Wolf-Schutzstatus von „streng geschützt“ (Anhang 4 der FFH-Richtlinie) auf „geschützt“ (Anhang 5) sei deshalb längst überfällig. Ebenso dringend und im Eckpunktepapier ausgelassen – sei die Frage der Vergrämung. Wölfe sollen mit Gummigeschossen beschossen werden, wenn sie sich Nutztieren oder Menschen nähern. So sollen sie Respekt vor dem Menschen lernen und unerwünschtes Verhalten verändern. Der Wolf habe keine genetisch verankerte Scheu vor dem Menschen. Diese werde erlernt und an die nächste Generation weitergegeben. Werde diese nicht aktiv trainiert, werden abwandernde Jungwölfe ihren Welpen zeigen, das Nutztiere leichte Beute sind und die Nähe des Menschen ungefährlich ist. „Wir sind der Auffassung, dass wir am Ende des Tages nicht am Instrument Jagd für ein sachgerechtes Wolfsmanagement vorbeikommen“, so Dammann-Tamke.
Der DBV, die Bundesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer (BAGJE) sowie die Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL) kritisieren: “Die Vorschläge der Umwelt- und Tierschutzverbände sind völlig unzureichend. Die Lasten und Risiken der Ausbreitung des Wolfes werden allein den Weidetierhaltern aufgebürdet. Die Naturschutzverbände opfern die Weidetierhaltung von Schafen, Ziegen, Rindern und Pferden für den Wolf und damit den langfristigen Erhalt des Grünlandes in weiten Teilen Deutschlands.“ Die Probleme und Befürchtungen der Weidetierhalter und der Menschen im ländlichen Raum müssten endlich ernstgenommen werden. Die Naturschutzverbände würden sich einer ernsthaften Diskussion über die Zukunft der Weidetierhaltung im Spannungsfeld mit der Ausbreitung des Wolfs entziehen, indem sie sich hinter den europäischen Naturschutzvorgaben verstecken und vorhandene Spielräume verschweigen. Der Naturschutz könne sich nicht länger der Diskussion verschließen, wie die Weidetierhaltung in Deutschland, in weiten Grünlandregionen, an Deichen, auf Almen gesichert werden kann. In Regionen, die nicht wolfssicher eingezäunt werden könnten, müsste durch eine konsequente Bestandsregulierung eine Wiederansiedlung des Wolfes ausgeschlossen werden, betonten DBV, BAGJE und VDL. In diesem Zusammenhang forderten diese Verbände volle Transparenz über die Wolfsbestände in Deutschland und den Nachbarländern und eine Anerkennung der Tatsache, dass von einem länderübergreifenden Austausch einer Wolfspopulation auszugehen sei. Es sei nicht länger hinnehmbar, dass der Naturschutz mit Hilfe von Kleinstaaterei die Population des Wolfs in Deutschland kleingerechnet werde, um EU-rechtlich mögliche Eingriffe zur Regulierung der Bestände möglichst lange hinauszuzögern.
Der Wolf hilft dem Wald
Sicher ist, der Wolf polarisiert. Fakt ist aber auch, Wolfsrudel können helfen, z.B. zu große Hirsch- und Rehpopulationen zu kontrollieren, weswegen er bei Förstern immer beliebter wird. Erste Belege dafür gibt es am Calanda-Massiv im Churer Rheintal.
In Graubünden gelten 60% der Wälder als Schutzwälder und sie stehen unter massivem Druck. Wie an vielen Orten der Schweiz bedrängen auch dort zu viele Hirsche und Rehe die Wälder. Der Jungwuchs stirbt ab, weil er angefressen wird. Die Wälder drohen zu überaltern (21%) und werden instabil. Im Berggebiet ist das besonders problematisch, haben Wälder dort doch oft eine Schutzfunktion vor Lawinen, Steinschlägen und Erdrutschen.
Mathias Graf v. Schwerin (2. Vorsitzender vom ÖJV) daher zum vorgestellten Eckpunktepapier: „Der Wolf kann sich in Deutschland ausbreiten, weil unter anderem die hiesigen Schalenwildbestände zu hoch sind. Er ist nicht auf Weidetiere als Nahrungsquelle angewiesen. Wir zukunftsorientierten Jäger unterstützen die Forderungen der Weidetierhalter nach Herdenschutzmaßnahmen und sind überzeugt, dass ein Nebeneinander von Wolf und extensiver Weidewirtschaft möglich ist“.
Fazit: Der Wolf polarisiert und festigt dadurch leider auch die Meinungen bestimmter Interessensgruppen/potentieller politischer Wähler
An den unterschiedlichen Reaktionen auf das Eckpunktepapier wird wieder einmal deutlich, dass Gegner und Befürworter des Wolfs eine erbitterte ideologische Schlacht führen – wohl einzigartig in der deutschen Naturschutztradition. Manche Umweltverbände haben aus unserer Sicht in der Vergangenheit in dem Sinne überzogen, dass sie sämtliche Risiken für moderne Kulturlandschaften ausblendeten und den Wolf mit einer natürlichen Scheu vor dem Menschen versahen. Bevor die Bundesländer eine fachliche Grundlage für den Umgang mit den streng geschützten Wölfen finden konnten, waren die Debatten dann leider schon vergiftet.
Wir – als unabhängige Umweltstiftung – legen besonderen Wer darauf, uns dem Thema „Rückkehr der Wölfe“ fachlich, sachlich und gleichzeitig kritisch zu nähern. Auf Basis von Diskussionen mit Experten aus den verschiedenen Fachbereichen bieten wir eine kostenlose Plattform zur Informationsbeschaffung (z.B. Umweltbildungsmaterial, Leitfaden für Herdenschutz) und plädieren für eine möglichst konfliktfreie Koexistenz zwischen Mensch, Nutztier und Wolf – wie es auch bekanntermaßen in anderen europäischen Ländern schon lange möglich ist. Wie gehabt, fordern wir weiterhin die öffentlichen Behörden auf (speziell die Bayerischen), die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich Prävention und Kompensation zu schaffen, um die betroffenen Nutztierhalter zu unterstützen und zu entschädigen (Stichwort: Managementplan Wolf, Stufe III). Das Eckpunktepapier ist aus unserer Sicht ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die Reaktionen zeigen jedoch auch, dass noch mehr als bisher ein offener Austausch stattfinden muss, um konstruktive Lösungen zu finden. Klar ist jedoch: die bisherige Weidetierhaltung wird sich mit der Anwesenheit des großen Beutegreifers ändern müssen, das dürfte mittlerweile allen direkt und indirekt Betroffenen klar geworden sein.
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