Trughirsch in Bayern – der Elch, ein seltener Gast
Der Trughirsch kommt nach Bayern. Hirsche gibt es einige in Bayern, diesmal ist die Rede vom Elch, Alces alces. Ein Einzeltier wurde nun im Juni 2015 fotografiert und so einwandfrei als Elch identifiziert. Im Nationalpark Bayerischer Wald ist er in eine Fotofalle gegangen. Diese ist für das Monitoring der dortigen Luchse aufgestellt, lichtet aber selbstverständlich alles ab, was sich an ihr vorbei bewegt.
Elche in Deutschland. Der Elch gehört zur Familie der Hirsche, Unterfamilie: Trughirsche. Das klassische Bild „Elch in Moorlandschaft“ verbindet man eher mit Skandinavischen Ländern, doch auch Mitteleuropa ist (ehemaliges) Elchland. Bis in das Mittelalter hinein kamen die Tiere in Deutschland vor. Eine radikale Bejagung dezimierte die Bestände wohl sehr stark, so dass sie in den Abschüssen des 17. Jahrhundert in Sachsen nicht mehr auftauchen. 1746 wurde angeblich der letzte deutsche Elch in Sachsen erlegt. In Deutschland gibt es immer wieder Meldungen aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen. In Brandenburg wurde 2008 sogar Nachwuchs bestätigt. Das ist eine kleine Population, aber ein Zeichen, dass der Elch dauerhaft wieder in Deutschland vorkommen könnte. Derzeit gehen Schätzungen von etwa 5 Tieren aus. Einen gesicherten aktuellen Nachweis von Reproduktion gibt es laut Thünen-Institut in Eberswalde nicht.
Und in Bayern? Seit 1976 werden die Hinweise und Nachweise der Tiere dokumentiert. Vor allem im Osten des Freistaates an der Grenze zur Tschechischen Republik gibt es immer wieder Meldungen. Nicht alle Meldungen die im Laufe eines Jahres eingehen können letztendlich als gesicherte Elchbeobachtungen gelten. Ein „großes braunes Tier“, dass schnell in 200 Meter Entfernung über den Weg läuft und von einem Wanderer gesehen wird, gilt nicht sofort als Elch. Dafür sind weitere Prüfungen notwendig, am besten ein Foto, ein genetischer Nachweis über Haare oder der Kot des Tieres. Life und in Farbe hat man nun einen Elch im Nationalpark Bayerischer Wald bei Buchenau (Lks. Regen) fotografieren können. Der erste eindeutige Nachweis im Nationalpark. Oftmals schon wurden Beobachtungen gemeldet (2014 gab es 9 in der Region), zuletzt wenige Tage vor der Fotoaufnahme.
Bayern hat einen Plan, einen Elchplan. Wie für jede wiedereinwandernde Wildtierart die mit eventuellen Konflikten behaftet sein könnte, gibt es in Bayern auch für den Elch einen Managementplan. Darin geht es um den Umgang mit wandernden Elchen in Bayern. Von Ökologie über Vorkommen und Monitoring bis zu rechtlichen Regelungen erfährt man hier, wie Bayern mit den Elchen umgehen wird. Wiederansiedlungen wird es nicht geben, Rückkehrer sind willkommen. Doch was tun, wenn der Elch zur Gefahr wird, Bäume verbeißt oder im Wohngebiet haust? Der Elch unterliegt dem Jagdrecht, ist allerdings ganzjährig geschont. Also kein Abschuß ohne dringende Notwenigkeit und Genehmigung. Erst wenn alles Vergrämen nichts hilft oder unmittelbare Gefahr droht soll diese erteilt werden. Bislang war das bei den wenigen Elchen in Bayern nicht notwendig. Zu Tode gekommen sind trotzdem ein paar. Nach Kollisionen mit Autos mussten 2007 drei Tiere erlegt, werden.
Ich glaub ich seh ´nen Elch. Unwahrscheinlich, aber möglich – eine Elchbeobachtung beim Wandern in Niederbayern, Oberpfalz oder Oberfranken. Wenn möglich machen Sie ein Foto! Die Meldekette gibt, laut Elchplan Bayern, Folgendes vor: Meldung an örtliche Polizeidienststelle, diese unterrichtet die untere Jagdbehörde, wenn sich die Elchmeldung bestätigt werden benachbarte Revierinhaber und die Hegegemeinschaft informiert. Eventuell werden weitere Untersuchungen angeordnet (z.B. Probennahme von Losung, den Hinterlassenschaften des Elches also). Letztendlich landet die Meldung in der Datenbank der Landesanstalt für Landwirtschaft und Forst (LWF). Sollte die Polizeidienststelle auf Ihre Meldung hin nicht wissen was zu tun ist – Sie wissen es jetzt!
Meldebogen: http://www.stmelf.bayern.de/mam/cms01/wald/jagd/dateien/monitoring-elch.pdf
Elche in bayerischer Nähe. Ein Elch macht noch keine Population. Aber nicht weit entfernt gibt es ein kleines Elchvorkommen in der Nähe des Moldau-Stausees in Tschechien. 15-20 Tiere sollen dort leben. Auch hier wurden Elche schon mit Fotofallen abgelichtet. Im angrenzenden Mühlviertel (Österreich) konnten Wildtierbiologen bereits mehrmals Elche in Fotofallen „fangen“. Die Region gilt als das südlichste Verbreitungsgebiet dieser Tiere in Europa.
Elchleben. Elche sind Einzelgänger. Im Winter können sie sich zu losen Verbänden zusammenschließen, ansonsten halten sie nicht viel voneinander. Ausnahme: die Paarungszeit und die Kleinfamilien, bestehend aus Muttertier und Nachwuchs. Bei der Nahrung sind Elche nicht anspruchsvoll – oder eben doch? Elche nutzten eine breite Palette an Laub- und Nadelbäumen, Zwerg- und Beerensträuchern, Wasserpflanzen, aber auch Ampfer und Hopfen oder Mais in landwirtschaftlich geprägten Regionen. Je nach Region haben die Tiere ihre Hauptnahrungspflanzen. Sie sind Konzentratselektierer, sprich: sie brauchen leicht verdauliche, energiereiche Nahrung. Raufutter können sie kaum verwerten. Wobei es hier unterschiedliche Ansichten gibt. Demnach ist wohl auch die Qualität des Futters ausschlaggebend (Kohlschein, G M., 2011, University of Zurich, Vetsuisse Faculty). In Gehegen sind Elche schwer zufrieden zu stellen. So vielfältig ihre Ernährung, so schwierig ist es auch ihnen bei der Fütterung gerecht zu werden. Bei unzureichender Elch-Fütterung entwickeln sich oft folgenschwere Krankheiten. Umso schöner wenn sich Elche in Bayern selbst ernähren können. Auch wenn es nur wenige sind und diese das Gebiet wohl bislang nur als Durchzügler nutzen.
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