Ist die Fuchsjagd noch zeitgemäß?
oder auch: war sie das überhaupt einmal?
In Luxemburg ist seit 2015 die Fuchsjagd verboten. Die Horrorszenarien, die seitens des lokalen Jagdverbands FSHCL, aber auch von den deutschen Kollegen prophezeit wurden, sind nicht ansatzweise eingetreten: Umweltministerin Dieschbourg bestätigte im vergangenen Jahr auf eine parlamentarische Anfrage der Opposition hin, dass es keine Indizien für eine Zunahme der Fuchspopulation in Luxemburg gebe – im Gegenteil, das Monitoring weise eher auf einen stabilen, gleichbleibenden Bestand hin.
Ist die Fuchsjagd ein Auslaufsmodell?
In Deutschland werden jedes Jahr mehr als eine halbe Millionen Füchse erschossen oder mit der Falle gefangen. Ist das noch zeitgemäß?
Baujagd
Bei der Baujagd werden teilweise ganze Fuchsfamilien mit Hilfe von Jagdhunden aus ihrem Rückzugsrefugium und Ort der Jungenaufzucht – dem Bau – getrieben. Mutige Füchse lassen es auf einen Kampf ankommen, der im schlimmsten Fall für beide tödlich endet. Die Abrichtung „raubwildscharfer“ Hunde für die Baujagd erfolgt an lebenden Füchsen: im Training kommen in „Schliefanlagen“ bevorzugt junge, unerfahrene Füchse zum Einsatz, die zuvor per Lebendfalle gefangen wurden. Aus der Sicht des Schweizer Tierschutzrechts erfüllt die Ausübung der Baujagd gleich mehrfach den Tatbestand der Tierquälerei von Art. 26 TSchG, weshalb sie im Kanton Thurgau verboten wurde.
Fallenjagd: Schlagfallen und Fangbunker
Die Jagd mit Schlagfallen ist in Deutschland noch in nahezu allen Bundesländern zulässig. Hier wird das Opfer meist durch den Schlag eines Metallbügels auf Hals oder Brustkorb getötet – aber nur, wenn das Tier die „richtige Position“ einnimmt. Andernfalls resultiert dies in Quetschungen, offenen Wunden und sonstigen äußerst schmerzvollen Verletzungen. Die gesetzlich vorgeschriebenen „Fangbunker“ können dabei weder die Selektivität noch die rasche Tötung des gefangenen Tieres gewährleisten. Häufig endet die Fallenjagd mit schwersten Laufverletzungen oder anderen Verstümmelungen.
Jagdgesetz: Schonzeiten fehl am Platz
Für Fuchswelpen bestehen in Deutschland nur in 4 Bundesländern Schonzeiten: Baden-Württemberg, Saarland, Berlin sowie Teilen Hessens. Überall sonst – wie auch in Bayern – dürfen sie das ganze Jahr über gejagt werden. Daher werden viele Welpen bereits am Bau mit Schrot erschossen oder in speziellen Drahtgitterfallen wie der „Eberswalder Jungfuchsfalle“ gefangen, die auf den Bau aufgesetzt werden. Die gefangenen Jungfüchse werden daraufhin erschossen oder erschlagen. Selbst bei einer so statischen Jagdart wie der Ansitz- oder Lockjagd (Füchse werden mit Nahrung oder auch dem Harn getöteter Fähen zum Hochsitz gelockt) ist nicht immer mit einem schnellen Tod zu rechnen. Studien aus England zeigten, dass auf jeden erschossenen Fuchs mindestens ein weiterer kommt, welcher nur verletzt wird. Von diesen angeschossenen Tieren wird lediglich ein kleiner Teil gefunden; die übrigen sterben nicht selten einen langsamen und qualvollen Tod.
Fuchswochen
Januar-Februar werden Füchse während den „Fuchswochen“ besonders intensiv verfolgt: Die Jagd ist dann einfacher, da sie sich in der Paarungszeit befinden und sie im Schnee besser zu sehen sowie ihre Wechsel (Pfade) leichter zu finden sind. Am Ende werden oftmals mehrere Dutzend Füchse „zur Strecke gelegt“. Wenn Fuchsrüden nach erfolgreicher Paarung erlegt werden, ist die Fähe in der Welpenaufzucht auf sich alleine gestellt. Würde sie ansonsten nach der Geburt bis zu 2 Wochen lang bei ihren hilflosen Welpen im Bau bleiben, während der Rüde sie mit Nahrung versorgt, muss sie nun selbst auf Nahrungssuche gehen. Zusatzbelastung und Nahrungsmangel können so die Konstitution von Mutter und Welpen erheblich beeinträchtigen und infolgedessen zu einer erhöhten Anfälligkeit für Erkrankungen wie z.B. Räude führen. Die stärkere Aktivität der Fähe erhöht zudem das Risiko, in dieser sensiblen Phase im Straßenverkehr umzukommen, was in der Regel den Tod des gesamten Wurfs nach sich zieht.
Jagd auf Füchse aus verhaltensökologischer Sicht
Intensive Bejagung wirkt sich nachhaltig auf das Verhalten von Füchsen aus. Sie erhöht die Fluchtdistanz und die generelle Scheu der Tiere. Biologe Darius Weber berichtet, dass in Revieren mit intensiver Baujagd Füchse nur noch selten ihren Bau aufsuchen würden.Die intensivierte Bejagung zur Winterzeit hat zudem unmittelbare negative Effekte auf andere Tierarten: Während Jäger oft Spaziergänger im Wald ermahnen, dass das Wild gemäß §19a BJagdG nicht zu stören sei, da es gerade in der “Notzeit“ sonst zu einem unnötigen Energieverlust beim Wild käme, tragen Jäger selbst durch die intensive winterliche Jagd dazu bei, dass das Wild aufgeschreckt wird und flüchten muss. Für die Jagd auf Füchse gibt es aus ökologischer Sicht keinen vernünftigen Grund. Im Gegenteil: der Fuchs ist ein sehr nützliches Tier, denn er vertilgt jedes Jahr mehr als tausend Mäuse und dient als Gesundheitspolizei des Waldes.
Die gängigen Rechtfertigungen für die Fuchsjagd sind:
- Regulation, Begrenzung oder Dezimierung der Fuchspopulation
- Schutz gefährdeter Tierarten, die zum Beutespektrum des Fuchses gehören
- Eindämmung von Wildkrankheiten
- Nutzung der erlegten Tiere
Aus biologischer Sicht sind diese Begründungen auf sehr wackeligem Fundament erbaut, was eine fundierte wissenschaftliche Analyse (Wildtierschutz Deutschland) deutlich zeigt:
- Generell hat die Jagd auf Füchse keine nachhaltig regulierende Wirkung auf den Bestand, da sich die Population nachgewiesenermaßen durch Territorialverhalten und natürliche Geburtenkontrolle selbst reguliert. Dies bewiesen Studien in Ländern, in welchen die Fuchsjagd eingestellt wurde (z.B. Luxemburg 2015) und die dortige Populationsdichte seither konstant blieb.
- Die Jagd auf Füchse ist kein geeignetes Mittel, um bedrohte Arten zu schützen. Im Gegenteil: Füchse und andere Beutegreifer erfüllen wichtige Aufgaben im heimischen Ökosystem. Sie schützen durch die Erbeutung kranker Tiere und die Beseitigung von Aas u.a. bedrohte Arten (wie z.B. Bodenbrüter) vor der Ausbreitung gefährlicher Seuchen. Sie leisten damit einen Beitrag zur Gesunderhaltung des gesamten Wildbestands. Die wahren Ursachen für den Rückgang vieler seltener Arten ist an anderer Stelle zu suchen, wie z.B. Klimawandel, Pestizideinsatz und dem damit verbundenen Insektensterben.
- Die Jagd ist kein geeignetes Mittel, um die Befallsrate mit Wildkrankheiten (z. B. Fuchsbandwurm) zu reduzieren, sondern begünstigt sogar deren Verbreitung (u.a. durch das erhöhte Fluktuationsverhalten einwandernder Füchse). Durch den Einfluss auf das Verhalten von Mäusepopulationen (Hauptreservoir für von Zecken übertragene Krankheiten wie z.B. Lyme-Borreliose) können Füchse die Infektionswahrscheinlichkeit von Menschen und Haustieren deutlich reduzieren. Eine Dezimierung von Füchsen ist vor diesem Hintergrund kontraproduktiv.
- Die Nutzung (z. B. Verwertung des Pelzes) stellt keinen vernünftigen Grund für die Tötung von Füchsen dar. Echtpelzprodukte sind unweigerlich mit Leid verbunden und es besteht hierzulande keinerlei Notwendigkeit für die Nutzung von Pelzprodukten als Modeaccessoire. Zudem ist nur ein kleiner Teil der Felle aus der Jagd für die Verwertung geeignet.
Im Folgenden werden die einzelnen Argumente näher erläutert:
- Bestandsregulierung
Oft wird als Begründung für die intensive Fuchsbejagung angegeben, dass der Fuchs ein Gewinner der Kulturlandschaft sei und daherzu zahlreich vorkäme. Die Fuchspopulation sei daher aktuell um ein Vielfaches höher als vor 40 Jahren. Diese Bestandsendwicklung ist jedoch nicht belegbar, da es damals noch weniger als heute möglich war, verlässliche Bestandszahlen zu ermitteln. Zweifelsohne hat es der Rotfuchs aufgrund seiner enormen Anpassungsfähigkeit, seiner flexiblen Sozialstruktur und seiner Intelligenz geschafft, in unserer modernen Kulturlandschaft zu bestehen. Aussagen über die Größe und Entwicklung einer Population heimlich lebender Tiere sind jedoch grundsätzlich fehlerbehaftet – v.a. dann, wenn zwischen den Erhebungen viel Zeit liegt und die Methodik variiert: In den 1970er und -80er Jahren grassierte die Tollwut, die die Fuchspopulation zumindest lokal deutlich dezimierte. Eine vorübergehend erhöhte Wachstumsrate in den ersten Jahren nach der Immunisierung ging bereits nach weniger als zehn Jahren zurück. Experten vermuten, dass sich die Bestände inzwischen auf dem natürlichen Niveau stabilisiert haben. Zudem können heutzutage technische Hilfsmittel wie z. B. Wildkameras eingesetzt werden. Generell muss man aber feststellen, dass eine Abschätzung der Fuchspopulation schwierig ist, da Zählungen von vielen Störfaktoren beeinflusst werden können (Wetter, natürliche Schwankungen der Population, Mehrfachzählungen etc.).
Schonung des Fuchses: Ein Erfolgsmodell
Oft wird behauptet, eine intensive Bejagung von Füchsen sei zur Regulation der Population notwendig, weil man in der Kulturlandschaft nicht von einer Selbstregulation sprechen könne. Dies konnte vielfach durch wissenschaftliche Studien und großflächige Feldversuche widerlegt werden. Tatsächlich funktioniert die Selbstregulation der Fuchspopulation hervorragend. Selbstregulation bedeutet dabei nicht, dass sich der Bestand selbstständig auf ein unnatürlich niedriges Niveau reduziert, sondern dass er sich auf einem den Umweltbedingungen angepassten und daher ökologisch verträglichen Niveau einpendelt. Jagd reguliert die Fuchspopulation nicht, denn sie wird durch Zuwanderung aus angrenzenden Gebieten, sowie durch steigende Geburtenraten kompensiert. Unter den aktuellen Umweltbedingungen in unserer mitteleuropäischen Kulturlandschaft ist die Jagd auf den Rotfuchs weder notwendig noch sinnvoll. Es gibt keine wissenschaftlichen Indizien dafür, dass die Bejagung in Fläche eine reduzierende oder „regulierende“ Wirkung auf Fuchsbestände hat; vielmehr zeigen Studien konsistent, dass Jagd die Fuchsdichte nicht reduziert. Inzwischen gibt es einige Gebiete, in denen die Jagd auf Füchse eingestellt wurde (z.B. Luxemburg, der Schweizer Kanton Genf, die Nationalparks Bayerischer Wald und Berchtesgaden, sowie in fuchsjagdfreien Großrevieren in ganz Europa). Nirgendwo ist es zu der stets von Jagdverbänden prognostizierten Bestandsexplosion oder einer Zunahme von Wildtierseuchen gekommen. In Luxemburg wurde Anfang 2015 die Fuchsjagd eingestellt – ohne negative Folgen, im Gegenteil: Die Geburtenrate ist relativ gering und die Populationsdichte bleibt konstant. Eine drastische Beschränkung der gesamten Jagd auf ein professionelles Wildmanagement hat im Schweizer Kanton Genf maßgeblich zu einer Erholung der Artenvielfalt beigetragen. Die Füchse im Nationalpark Bayerischer Wald werden schon seit Jahrzehnten nicht mehr bejagt und bekommen, wie weniger Nachkommen als in den angrenzenden Landkreisen. Es kommt ohne Bejagung also nicht zu einer massiven Bestandszunahme – das Gegenteil der Fall. Regulation ist somit keine Rechtfertigung für das Töten von Füchsen.
Sozialverhalten und natürliche Geburtenkontrolle
Füchse sind als Mitglieder der Familie der Hundeartigen ausgesprochen soziale Tiere. Ein Familienverband besetzt ein Revier und verteidigt es gemeinsam gegen andere Füchse. In einer stabilen Population paaren sich bei intaktem Sozialsystem nur die beiden Elterntiere, die übrigen Fähen werden durch sozialen Druck an der Paarung gehindert. Bei manchen kommt es gar nicht erst zum Östrus; Studien zeigen zudem, dass in-utero-Verluste nach einer Befruchtung subdominanter Füchsinnen auftreten. Die Wurfgrößenvariieren von 4-6 Welpen, je nach individuellen Verhältnissen im Revier: bei geringer Nahrungsverfügbarkeit oder hoher Dichte sind sieniedriger; bei intensiv bejagten Populationen sind sie deutlich höher ist als in unbejagten. Dadurch besteht eine effektive soziale Geburtenkontrolle, die eine Überpopulation verhindert. „Geburtenbeschränkung statt Massenelend“, ist ein berühmtes Zitat von dem Biologen Erik Zimen. Ein Abschuss der jüngeren Fähen ändert nichts an der Zahl der gebärenden Fähen im Familienverband und führt ggf. durch die erhöhte Nahrungsverfügbarkeit zu einem Anstieg der Wurfgröße. Der Abschuss einer dominanten Fähe eröffnet sogar allen übrigen Fähen die Möglichkeit zur Paarung. Dadurch kann es zu einem starken Zuwachs kommen. Somit ist klar, dass die Jagd auf Füchse deren Bestand nicht reguliert oder begrenzt, sondern durch die Außerkraftsetzung der natürlichen sozialen Geburtenkontrolle die Reproduktionsrate erhöht. Besonders intensiv werden Füchse während der „Fuchswochen“ mitten in der Ranzvon Dezember-Februar bejagt – eine Zeit, in der sie unvorsichtig und besonders aktiv sind. Doch gerade die Bejagung während der Paarungszeit verhindert, dass sich ein stabiles Sozialsystem, ein stabiles Reviersystem, eine etablierte Rangordnung und eine beständige Paarbindung herausbilden kann. Die Fortpflanzung bleibt dadurch nicht auf das dominante Paar beschränkt, sondern alle Füchse nehmen am Reproduktionsgeschehen teil. Die sich unter stabilen Bedingungen einstellende Populationsdichte wird maßgeblich von den Umweltbedingungen ihrer Reviere (insb. Nahrungsverfügbarkeit) vorgegeben. Die beschriebenen sozialen Regelmechanismen regulieren die Geburtenrate entsprechend. Sie sind im Sozialverhalten der Füchse verankert und funktionieren völlig unabhängig vom Lebensraum, also sowohl in völlig naturbelassenen Gebieten, sowie im Kulturland. Dabei unterscheidet sich lediglich die Kapazität der jeweiligen Lebensräume: Kann z. B. die Stadt vielen Füchsen eine ausreichende Lebensgrundlage bieten, sind die Familienverbände größer und die Fuchsdichten höher. Der prozentuale Anteil der gebärenden Fähen sinkt dabei. In kargeren Gegenden wie etwa in mitteleuropäischen Wäldern sind Fuchsreviere größer und die Fuchsdichten geringer.
- Bedrohte Arten
Der Einbruch der Bestände in den vergangenen Jahrzehnten seltener Arten (z.B. Rebhühner) hat seine Ursache nicht in einer vermeintlich stärkeren Prädation durch Beutegreifer. Studien zeigen, dass eine Vielzahl von Einflussfaktoren die Situation verschärft und damit zum Artenrückgang geführt haben:
- Klimatische Veränderungen
- Zerstörung natürlicher Lebensräume (z. B. Straßen- & Siedlungsbau)
- Intensive landwirtschaftliche Nutzung und der Einsatz von Pestiziden
- Schwindendes Nahrungsangebot (z. B. Insektensterben)
- Illegale Jagd auf Zug- & Singvögel
Studien zeigen, dass Füchse einen vergleichsweise geringen Einfluss auf den Rückgang seltener Arten haben. Erfahrungsgemäßtäuscht die Schuldzuweisung an Prädatoren darüber hinweg, wo die tatsächlichen Probleme liegen. Sie verhindern, überfällige und wirklich effektive Maßnahmen anzugehen. Z.B. eine grundlegende Reformierung der Jagd hin zu einem professionellen Wildmanagement, ein Richtungswechsel bei der Gestaltung landwirtschaftlicher Flächen sowie großangelegte Renaturierungsprojekte, welche die Wiederherstellung ursprünglicher Naturflächen und die Wiedervernetzung von Lebensräumen zum Ziel haben müssten und nicht die Bevorteilung einzelner als schützenswert oder jagdlich interessant erachteter Tierarten. Artenvielfalt und natürliches Gleichgewicht können sich am besten entwickeln, wenn der Mensch nicht versucht, sie nach seinen Vorstellungen zu manipulieren. Abgesehen davon, dass Füchse mit üblichen jagdlichen Mitteln nicht zu dezimieren sind, zeigt eine Vielzahl an Studien aus dem In- und Ausland, dass die Bejagung von Füchsen bedrohten Tierarten auch nicht hilft. Einige Untersuchungen kommen zwar zu dem Ergebnis, dass man unter bestimmten Lebensraumbedingungen und einer intensiven Bejagung des Fuchses eine größere Anzahl an Rebhühnern oder Feldhasen abschießen kann, ohne deren Bestand zu dezimieren. Füchse sind Nahrungsopportunisten und bedienen sich stets der Beute, die am leichtesten verfügbar ist. Während der Fuchs als ausgesprochener Nützling für Land- und Forstwirtschaft in der Rolle als Mäusevertilger aktiv ist und in der Kulturlandschaft einen reich gedeckten Tisch vorfindet, ist die Suche nach Nistplätzen bedrohter Arten demgegenüber wenig erfolgversprechend. Dieser Mechanismus, der in der Natur das Seltene zuungunsten des Häufigen schützt, wird „Schwelleneffekt“ genannt. Ein bemerkenswerter Beleg für das Fehlen eines ursächlichen Zusammenhangs zwischen Fuchspopulation und Rückgang der Hasenpopulation ist die Situation auf der Nordseeinsel Pellworm. Dort gibt es keine Füchse und dennoch verzeichnet man dort denselben Rückgang der Hasenpopulation wie auf dem Festland. Als Ursache wurde auch dort primär die intensive Landwirtschaft identifiziert. Damit soll nicht in Abrede gestellt werden, dass bei besonders ungünstigen Lebensraumbedingungen Beutegreifer durchaus einen negativen Effekt auf bedrohte Beutetierpopulationen besitzen können. Wo ausgeräumte, deckungs- und nahrungsarme Landschaften schlechte Voraussetzungen für bodenbrütende Vögel schaffen und diese dazu gezwungen sind, bei der Partnerwahl, Nahrungs- und Nistplatzsuche erhebliche Risiken einzugehen, ist die Gefahr naturgemäß größer, einem Beutegreifer zum Opfer zu fallen. Will man diese Populationen fördern, muss man jedoch an der Renaturierung ihres Lebensraums ansetzen; mit dem Töten von Füchsen ist ihnen nicht geholfen. Dieses stellt letztlich, wie belegt wurde, nicht nur keine sinnvolle Maßnahme im Sinne des Artenschutzes dar, sondern birgt sogar Gefahren – gerade für bedrohte Arten: Beutegreifer tragen nämlich maßgeblich zu einem gesunden Bestand ihrer Beutetiere bei, indem sie insbesondere kranke Tiere erbeuten und Aas beseitigen. Zu Zeiten von Geflügelpest (“Vogelgrippe“), Myxomatose (bei Kaninchen) und Hasenpest (Tularämie) ist es kontraproduktiv, sie zu bejagen. Der Tod eines kranken Tieres durch einen Beutegreifer kann dazu beitragen, das Leiden des betroffenen Individuums zuminimieren, die mögliche Ansteckungsphase für andere Tiere zu verkürzen und die Ausbreitung von Parasiten, Krankheiten und Seuchen zu erschweren. Füchse tragen also zu einem gesunden Bestand ihrer Beutearten bei, indem sie Krankheitsherde soforteliminieren, und sichern diesen somit als Art paradoxerweise das Überleben; ein unersetzlicher Mechanismus, der durch menschliche Eingriffe unmöglich nachzubilden ist und schon seit Millionen von Jahren funktioniert. Darüber hinaus stellt die Jagd in den Lebensräumen bedrohter Arten einen zusätzlichen Störfaktor dar, der etwa das Brutgeschehen von Bodenbrütern negativ beeinflussen kann. Auch der Prädationsdruck kann verstärkt werden: Wird ein territorialer Fuchs getötet, so besitzt das freigewordene Fuchsrevier eine regelrechte Sogwirkung auf reviersuchende Jungfüchse.
- Wildkrankheiten: Jagd ist Teil des Problems
Insgesamt ist die Fuchsjagd nicht dazu geeignet, die Verbreitung von Krankheiten zu verhindern, sondern begünstigt eher eine Ansteckung von Füchsen untereinander: Durch die Zerstörung etablierter Sozialstrukturen und stabiler Fuchsreviere kommt es zwangsweise zu mehr Kontakten. Durch die jagdlich bedingt unnatürlich hohe Sterberate, die daraus resultierende Lebenserwartung von weniger als zwei Jahren, sowie die gesteigerte Geburtenrate wird die Altersstruktur der Fuchspopulation drastisch verändert. Der Anteil an Jungfüchsen steigt an und viele von ihnen müssen im Herbst auf der Suche nach einem eigenen Revier oft über weite Strecken abwandern und sich dabei mit Konkurrenten körperlich auseinandersetzen. Dadurch steigt letztendlich die Gefahr von Ansteckung und Verschleppung von Krankheiten in andere Gebiete. Zusätzlich können Jagddruck, Stress und andere Faktoren bewirken, dass die allgemeine Kondition der Tiere sinkt und die Anfälligkeit für Krankheiten und Parasiten steigt. Deshalb ist die Jagd auf Füchse auch im Hinblick auf die Eindämmung von Wildkrankheiten kontraproduktiv. Ebenso wenig sinkt das Infektionsrisiko von Menschen mit Erkrankungen, die durch Wildtiere übertragen werden. Im Gegenteil: Es ist sogar davon auszugehen, dass die Fuchsjagd die Ausbreitung diverser Wildtierkrankheiten fördert und damit Tiere sowie Menschen nicht schützt, sondern unnötig gefährdet.
Fuchsbandwurm
Immer wieder wird behauptet, Füchse müssten wegen des Fuchsbandwurms zum Schutz der Bevölkerung bejagt werden. Tatsächlich ist der Fuchsbandwurm zur Rechtfertigung vollkommen ungeeignet, denn die Bejagung kann die Befallsrate von Füchsen nicht senken, jedoch sogar nachweislich erhöhen. Zudem wird die Gefahr häufig dramatisiert, wofür es bei sachlicher Betrachtung der Faktenlage keinerlei Anlass gibt. Der bekannte Begriff „Fuchsbandwurm“ (Echinococcus multilocularis) ist irreführend und hat das Image des Fuchses negativ beeinflusst. Während der Name suggeriert, dass nur Füchse den Parasiten als Endwirt tragen und verbreiten können, können ebenso gut Hunde oder Katzen betroffen sein. Die Tiere infizieren sich, wenn sie befallene Mäuse fressen, die den Parasiten als Zwischenwirte dienen. Die Mäusepopulation spielt im Lebenszyklus des Fuchsbandwurms eine wesentliche Rolle. Diese nehmen die Eier mit der Nahrung auf, tragen den Parasiten dann als Zwischenwirte in sich und werden wiederum von Beutegreifern (z. B. Hund, Katze, Fuchs) gefressen. Im Endwirt bildet der Parasit dann neue Eier aus, die wiederum über den Kot ausgeschieden werden. Durch ihren engen Kontakt zum Menschen geht von Haustieren daher ein wesentlich größeres Risiko aus als von wildlebenden Füchsen. Der Abschuss von Füchsen verringert somit nicht die Wahrscheinlichkeit, dass sich Tiere über den Verzehr befallener Mäuse mit dem Bandwurm infizieren. Eine Ansteckung mit dem Parasiten ist für einen Menschen dennoch extrem unwahrscheinlich. Der Mensch stellt für den Parasiten einen Fehlwirt dar und kann bei einem Befall (alveolären Echinokokkose) nach vielen Jahren dennochlebensbedrohliche Schäden an der Leber erleiden. Wie Prof. Kern vom Uniklinikum Ulm klarstellt, gibt es keinerlei Belege für eine Fuchsbandwurminfektion durch den Verzehr von Obst oder Waldbeeren. Das Erhitzen auf über 60°C tötet den Fuchsbandwurm zuverlässig ab; in aller Regel genügt bereits gründliches Abwaschen. Als primärer Infektionsweg wird heute vielmehr die Aufnahme von Bandwurmeiern durch den Umgang mit nicht entwurmten Haustieren angesehen. Daher sollte man auf eine gute Hand- und Lebensmittelhygiene achten und die Haustiere konsequent entwurmen. Als besondere Risikogruppen gelten zudem Landwirte, Waldarbeiter, Förster und Jäger. Bei Risikogruppen oder bei Verdacht kann mittels Bluttest der Befall frühzeitig erkannt und behandelt werden. Laut infektionsepidemiologischem Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten des RKI gibt es pro Jahr deutschlandweit 30-40 Neuinfektionen mit der alveolären Echinokokkose. Da die Tötung vermeintlich befallener Füchse nicht selektiv erfolgt, kann sie die Befallsrate auch nicht reduzieren. In einer im Oktober 2017 veröffentlichten Studie aus Frankreich wurde nachgewiesen, dass eine Intensivierung der Fuchsjagd zu einem Anstieg der Befallsrate von Füchsen mit dem Fuchsbandwurm geführt hat. Die Studie bezeichnet die Bejagung als ungeeignete Methode zur Bekämpfung des Fuchsbandwurms und empfiehlt stattdessen, den Einsatz von Entwurmungsködern. Da Bejagung die Geburtenraten in die Höhe treibt, führt sie zu einer größeren Anzahl junger Tiere. Allerdings zeigen diese jungen Tiere Studien zufolge einen stärkeren Befall des Darmtraktes mit ausgewachsenen Exemplaren des Fuchsbandwurms als Alttiere. Wie bei vielen anderen Erkrankungen, entwickeln Füchse im Laufe ihres Lebens Abwehrmechanismen gegen Echinococcus multilocularis. Insofern kann man schlussfolgern, dass bei bejagten und daher künstlich verjüngten Fuchspopulationen mehr Eier des Fuchsbandwurms in die Umwelt gelangen, als dies bei einem Bestand mit natürlicher Lebenserwartung der Fall wäre. Das bedeutet, dass durch die Jagd auch aus diesem Grund das Risiko für den Befall des Menschen mit dem Fuchsbandwurm ansteigen kann. Will man den Fuchsbandwurm bekämpfen, so muss man vielmehr an seinem Verbreitungsmechanismus ansetzen. Im Rahmen einer Studie der TU München im Landkreis Starnberg konnte die Befallsrate der Füchse durch das Auslegen von Entwurmungsködern von 51% im Jahr 2003 auf nur noch 0,8% im Jahr 2007 reduziert werden. Um nachhaltigen Erfolg bei Entwurmungsaktionen zu erreichen, ist allerdings eine Minimierung von Wanderbewegungen in der Fuchspopulation wichtig, da einwandernde Füchse den Bandwurm ansonsten erneut einschleppen.
Räude (Grasmilben)
Häufig wird angenommen, Räude führt unausweichlich zu einem langsamen Tod, Haustiere würden sich bei Füchsen mit Räude infizieren und Jagd beuge jener Ausbreitung vor. Jedoch wurden Fälle beobachtet, in denen Räude bei Füchsen ohne jegliche Behandlung ausgeheilt ist. Verantwortungsvolle Hundehalter beugen vor, insbesondere wenn der Verdacht besteht. Beim Menschen führt ein Kontakt schlimmstenfalls zu einer vorübergehenden Hautreaktion. Räude befällt vor allem Wildtiere, deren Immunsystem geschwächt ist. Der hohe Jagddruck auf Füchse und der damit verbundene Stress kann durchaus das Immunsystem der Füchse schwächen und damit erst den Weg für einen Befall mit der sog. „Sarkoptesräude“ frei machen. Hier hat sich gezeigt, dass Füchse nach durchlebtem Befall eine erhöhte Resistenz gegen die Milben ausbilden können. Bei der Bejagung kommen auch Füchse um, die bereits eine Resistenz ausgebildet haben. Die genetische Ausstattung, die diesen Tieren das Überleben der Räude ermöglicht oder sie vor einer Ansteckung bewahrt hätte, wird dabei mit ausgelöscht (Fehlselektion). Weiterhin wird der Fuchsbestand durch die intensive Bejagung sehr jung gehalten. Alte Füchse, die im Laufe ihres Lebens ein starkes Immunsystem aufbauen konnten, gibt es kaum. In Deutschland sterben die meisten Füchse bereits vor ihrem ersten Geburtstag (hauptsächlich durch Straßenverkehr oder Jagd), und die durchschnittliche Lebenserwartung liegt deutlich unter 2 Jahren, während ein Rotfuchs eine Lebenserwartung von bis zu 15 Jahren hat. Da es durch Bejagung zu steigenden Geburtenraten und damit einem größeren Anteil reviersuchender Jungfüchse kommt, erhöht sich darüber hinaus das Risiko, dass die Räudemilben im Rahmen von Revierkämpfen übertragen und in neue Gebiete eingeschleppt werden. Während es also keinen Grund zu der Annahme gibt, dass Bejagung die Räude eindämmt, legen Erkenntnisse über diePopulationsdynamik nahe, dass genau das Gegenteil der Fall ist: intensive Bejagung erhöht womöglich die Wahrscheinlichkeit, dass Füchse sich mit Räude infizieren.
Tollwut
Der letzte Fall von Tollwut bei einem Fuchs in Deutschland wurde 2006 dokumentiert. Seit 2008 gilt Deutschland offiziell nach den Kriterien der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) als frei von klassischer/terrestrischer Tollwut. Die noch immer verbreitete Fledermaustollwut wird nicht von Füchsen verbreitet. In den 1970ern versuchte man in Europa, die Tollwut durch die intensive Bekämpfung von Füchsen mithilfe von Giftgas einzudämmen. Allerdings gab es nach mehr als 20 Jahren mehr Füchse als zuvor, und die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Tollwut nahm zu, statt zu sinken. Gegen Ende der 1980er Jahre setzte sich schließlich die Erkenntnis durch, dass die Tötung ein völlig ungeeignetes Mittel darstellte: Einerseits vermochte man damit die Fuchsdichte nicht zu reduzieren, andererseits wurde der Tollwuterreger durch die verstärkte Migration reviersuchender Jungfüchse noch schneller verbreitet. Erst durch den großflächigen Abwurf von Impfködern aus Flugzeugen konnte die Tollwut besiegt werden. Experten gehen davon aus, dass es im Rahmen einer Bejagung zu einer höheren Kontaktrate kommt (Zerstörung der sozialen Strukturen mit daraus resultierenden vermehrten Revier- und Rangordnungsstreitigkeiten) und die Kontakte zudem aggressiver verlaufen, als es ohne Störung der Fall ist. Da so eine Übertragung von Erkrankungen stattfinden kann, geht man davon aus, dass die Jagd die Ausbreitung von Erkrankungen eher beschleunigt. Zudem zeigten wirtschaftliche Analysen, dass die Kosten für die Bekämpfung der Füchse jene für die Tollwutimmunisierung um das 13-fache überstiegen.
Staupe
Die Staupe ist eine Viruserkrankung, die insbesondere Hunde- und Katzenartige befällt. Eine Infektionsgefahr für Menschen besteht nicht; durch Impfung können Haushunde zuverlässig vor einer Erkrankung geschützt werden. Unter wild lebenden Füchsen ist die Staupe jedoch eine häufig auftretende und meist tödliche Erkrankung. Da die Übertragungswege von Tollwut und Staupe ähnlich sind, ist auch hier davon auszugehen, dass die Bejagung von Füchsen die Infektionsausbreitung eher fördert als hemmt. Die meist fehlmotivierten Eingriffe durch Menschen können grundsätzlich kein Ersatz für die komplexen natürlichen Selektionsmechanismen sein, zu denen eben auch Krankheiten zählen.
Borreliose und Hanta-Virus
Viel zu selten wird berücksichtigt, dass Füchse eigentlich wichtige Verbündete von uns Menschen sind: in der Land- und Forstwirtschaft, aber auch bei der Krankheitsbekämpfung. Füchse ernähren sich zu einem Großteil von Mäusen und jeder einzelne vertilgt im Laufe eines Jahres ca. 4.000 Mäuse. Damit werden hohe wirtschaftliche Schäden in der Land- und Forstwirtschaft verhindert. Der Fuchs arbeitet kostenlos und ökologisch verträglich, ganz im Gegensatz zu dem Einsatz von Giften. Diese kommen in der Landwirtschaft zum Einsatz und können auch für viele andere Beutegreifer (z. B. für Greifvögel, im Rahmen einer Sekundärvergiftung), Haustiere und letztendlich auch für uns Menschen eine Gefahr darstellen. Desweiteren können Rötelmäuse das Hanta-Virus übertragen. Aktuell ist ein deutlicher Anstieg von Infektionen beim Menschen festzustellen, die schwere Erkrankungen auslösen und sogar zum Tod führen können. In Anbetracht dieser Tatsache erscheint es fahrlässig, einen der eifrigsten Mäusejäger intensiv zu bejagen. Eine aktuelle Studie aus den Niederlanden zeigt außerdem, dass Füchse das Risiko für eine Ansteckung des Menschen mit der Lyme-Borreliose reduzieren können. Zecken infizieren sich bei Mäusen u.a. mit dem Borreliose-Erreger. Die Nachstellung durch Füchsen führt offenbar dazu, dass Mäuse sich häufiger innerhalb statt außerhalb ihrer Baue aufhalten und dadurch seltener von Zecken gebissen werden. Infolgedessen sinkt die Häufigkeit von Borrelioseinfektionen bei Mäusen, ebenso wie der Anteil an Zecken, die den Erreger übertragen können. Dadurch sinkt dort, wo Füchse und andere kleine Beutegreifer zahlreich sind, das Borreliose-Infektionsrisiko für den Menschen. Auch aus diesem Grund wäre eine Reduktion von Füchsen keineswegs wünschenswert.
- Verwertung oder Nutzung der erlegten Füchse
Ein zu beobachtender Trend ist es, die Tötung der Füchse durch Verwertung zu rechtfertigen. Das kann beispielsweise die Nutzung des “Balges“ sein oder auch die Untersuchung der toten Tiere zu Forschungszwecken bzw. zum Monitoring von Wildkrankheiten. Damit soll ein laut §17 Tierschutzgesetz geforderter „vernünftiger Grund“ für das Töten eines Tieres konstruiert werden. Der Tierschutz ist seit 2002 als Staatsziel im Grundgesetz verankert und hat im Gegensatz zur Jagd Grundrechtsstatus. Da sich die Jagd in vielen Bereichen nicht mit den Regelungen im Tierschutzgesetz vereinbaren lässt, wurde sie dort z. T. explizit von Regelungen ausgenommen. So sind unter dem Deckmantel der „Waidgerechtigkeit“ Handlungen an Tieren legal, die unter anderen Umständen strafbar wären. Jedenfalls ist die gelegentliche Verwertung von Fuchspelzen kein vernünftiger Grund, der den Tod von bundesweit jährlich bis zu 550.000 Füchsen rechtfertigen könnte. Aufgrund von großflächigen Verletzungen durch Schusswunden, Hundebissen, Krankheiten, oder auch jahreszeitlich bedingt durch den Fellwechsel, eignen sich jedoch bei weitem nicht alle Felle für eine Verwertung. Das wird besonders deutlich, wenn man sich Bilder von Jagdstrecken z. B. nach den Fuchswochen ansieht. Weiterhin wird dazu beigetragen, dass Pelz generell wieder salonfähiger wird, wodurch indirekt auch die klassische Pelztierzucht gefördert wird. Auch die jährlich an einigen wenigen Opfern der Fuchsjagd durchgeführten Untersuchungen zu wissenschaftlichen Zwecken rechtfertigen den Tod der vielen Füchse nicht. Diese Untersuchungen kann man genauso gut an Fallwild durchführen (z. B. Straßenverkehr).
Fazit: Die Fuchsjagd hat keine Berechtigung im 21. Jahrhundert!
Wie wir sehen konnten, sind die häufigen Argumente zur Rechtfertigung der Fuchsjagd wenig plausibel. Es sind Thesen, die nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, sondern aus Unwissenheit geäußert werden. Umwelt-, Natur-, Arten- und Wildtierschutz bewegen sich im Spannungsfeld vieler Interessengemeinschaften. Ohne weitreichende Maßnahmen zum Schutz und zur Schaffung von ursprünglichen Naturflächen, die einen reichhaltigen Lebensraum für alle Wildtiere bieten, wird sich die ernste Situation für viele Tierarten in Deutschland nicht verbessern. Die Jagd auf Füchse leistet hierzu keinen sinnvollen Beitrag, sondern schadet der Tierweltund letztendlich auch uns Menschen. Anstatt über die tatsächlichen Missstände in unserer Kulturlandschaft hinwegzutäuschen, müssen sinnvolle Konzepte erarbeitet und durchgesetzt werden. Dass es auch ohne Fuchsjagd nicht zu einem unnatürlichen Anstieg im Fuchsbestand kommt, zeigen die oben erwähnten Beispiele von Gebieten, in denen die Fuchsjagd eingestellt wurde. Tatsächlich zeigen zahlreiche Studien sowie die jahrzehntelange Erfahrung etwa bei der Tollwutbekämpfung, dass Füchse mit jagdlichen Maßnahmen nicht nachhaltig dezimiert werden können. Die soziale Geburten- bzw. Dichtekontrolle reguliert auf natürliche Weise die Bestände, und zwar auch in der Kulturlandschaft. Mittlerweile ist bei kaum einem anderen Tier wie beim Fuchs so gut erforscht, dass eine Bejagung weder zum Zweck der Regulation, noch zum Schutz von gefährdeten Tierarten oder aus sonst einem Grund nötig ist. Immer mehr Wissenschaftler, Naturschützer und progressive Jäger verweisen auf die Vielzahl an wissenschaftlichen Arbeiten, die die Sinnlosigkeit der Fuchsbejagung belegen. Dennoch findet dies bislang kaum Niederschlag in der Gesetzgebung. Während andere Ländern wie Luxemburg und Schweiz Vorbildfunktion haben könnten, weigert man sich in Deutschland weiterhin, die nötigen Konsequenzen aus der wissenschaftlichen Erkenntnislage einerseits und dem gewachsenen Bewusstsein der Menschen für den Naturschutz zu ziehen.
Wir fordern daher eine Novellierung des deutschen Jagdrechts hinsichtlich:
- Verbot der Fallenjagd
- Verbot der Baujagd
- Schonzeiten in allen Bundesländern: sofortige Einstellung der „Fuchswochen“
Zuguter Letzt noch eine Podcast Empfehlung zum Thema Füchse.
Zu Gast bei Peter Wohlleben ist Sophia Kimmig. Sie ist Autorin und Wildbiologin und erforscht, wie sich Wildtiere an die sich verändernden Lebensumfelder anpassen – aktuell am Beispiel des Fuchses in Berlin. Beide unterhalten sich darüber, warum man einen Fuchs 10-15 mal öfter in der Stadt als auf dem Land treffen kann, wieso er sich trotz seiner Flauschigkeit nicht als Haustier eignen würde und wie die gegenseitige Neugier von Mensch und Tier beim Zusammenleben helfen kann. Darüber hinaus erfahren wir, warum man Beeren im Wald problemlos naschen darf!
Für alle Hörer des Podcasts gibt es eine Gratis Ausgabe von Peter Wohllebens Magazin „Wohllebens Welt“. Einfach hier klicken: www.geo.de/wohlleben-gratis
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