Neues von den Alpenbären – vorbildliches Wildtiermanagement
Der Bestand der Alpenbären im Trentino entwickelt sich erfreulich – professionelles Wildtiermanagement rund um Bär, Wolf, Luchs – Bärenangriff führt zu intensiven Debatten
Vor wenigen Wochen ist der Bärenreport 2014 rund um das Bärenprojekt im italienischen Trentino erschienen. Neben zahlreichen Detailinfos und beeindruckenden Fotos zu der dortigen Braunbärenpopulation enthält er auch umfassende Hintergrundtexte zum dortigen Wildtiermanagement. Unter schwierigsten Umständen – flächendeckende Schaf-, Ziegen und Bienenhaltung, Tourismus und Vorkommen von Bär, Wolf und Luchs – leisten die Mitarbeiter vorbildliche Arbeit. Sowohl Monitoring (genetisch über Kot- und Haarproben, Telemetrie, Fotofallen, Sichtbeobachtungen) als auch Konfliktmanagement, Schadenskompensation, Herdenschutz und Öffentlichkeitsarbeit finden umfassend mit entsprechend geschulten Fachleuten der Behörden statt. Ein eigenes 24 Stunden ereichbares Notfallteam steht bei Konflikten mit Alpenbären als Ansprechpartner für die Bevölkerung zur Verfügung, kann rund um die Uhr eingreifen und ggf. auch Tiere narkotisieren. Mülleimer wurden bärensicher eingerichtet und werden regelmässig kontrolliert, um ein Gewöhnen von Bären an menschennahe Nahrungsquellen auszuschliessen.
Die Trentino Population an Alpenbären bestand Ende 2014 aus mindestens 41 Individuen (22 Männchen, 17 Weibchen und 2 unbestimmte Individuen). Von diesen 41 Bären waren 20 erwachsene Tiere (9 Männchen und 11 Weibchen). Die Anwesenheit von 5 Würfen mit insgesamt 11 Jungen konnte letztes Jahr festgestellt werden. Es wird davon ausgegangen, dass 7 Junge überlebt haben. Die geschätzte Populationsgrösse ist 41 bis 51 Bären. Im Vergleich der Jahre 2002 bis 2012, wo ein kontinuierlicher Zuwachs stattgefunden hat, ist die Population seit zwei Jahren stabil auf demselben Niveau.
Zwischenfall Daniza
Im Jahr 2014 kam es erstmals seit vielen Jahren zu einem Zwischenfall mit einem Alpenbären, bei dem ein Mensch verletzt wurde. Am 15. August stiess ein Pilzsammler auf eine Bärin mit 2 diesjährigen Jungen. Es kam zu einem Angriff, bei dem der Mensch verletzt wurde. Die Bärin Daniza wurde anschließend – beim Versuch, sie zu fangen – getötet. Als Folge dieses Zwischenfalls wurden – und werden – als Ergebnis umfangreicher Expertenanhörungen und Abstimmungen die entsprechenden Projektrichtlinien überarbeitet und die Öffentlichkeitsarbeit weiter intensiviert. Sollte ein Bär näher kommen oder sogar angreifen – was auch in Gebieten mit dichter Bärenpolulation und intensiven Wandertourismus nur extrem selten vorkommt – muss man ihm zu erkennen geben, dass man keine Gefahr für ihn darstellt. Am besten legt man sich auf den Bauch und gibt die Hände in den Nacken. Man stellt sich also ‚tot‘ und wartet mit dem Aufstehen, bis sich der Bär wieder weit genug entfernt hat. Drohgebärden oder Versuche, das Tier zu verscheuchen, würden vom Bären als Bedrohung empfunden werden und sind deshalb fehl am Platz. Auf Handyphotos sollte zur eigenen Sicherheit unbedingt verzichtet werden.
Wolf und Luchs
B132, aus der Nordostschweiz abgewandert, war 2014 nach wie vor der einzige Luchs, welcher nachgewiesen wurde. Mindestens 13 Wölfe waren letztes Jahr im Trentino und benachbarten Gebieten unterwegs.
Vollständiger Report (englisch, italienisch):
http://www.orso.provincia.tn.it/rapporto_orso_trentino/082-10231.html
Weitere Infos zum Projekt:
Posted in Bär and tagged Alpenbär, Alpenbären, Bären in den Alpen by Claus Obermeier with no comments yet.