Der Wolf im Spannungsfeld von Land- und Forstwirtschaft, Jagd, Tourismus und Artenschutz von Klaus Hackländer (Herausgeber) – Teil 2

Eine etwas andere Rezension.Wolf – Cover des Buchs
Im digitalen Zeitalter und herausgefordert durch eine Ausgangsbeschränkung beschäftigt sich der Mensch gerne mit „Challanges“. Wir nehmen unsere selbst auferlegte Herausforderung an und … lesen ein Buch. Jeden Tag ein Stückchen weiter und parallel dazu lassen wir Euch an unseren Eindrücken, Gedanken und Ergänzungen dazu teilhaben. Wer Fragen hat, darf fragen. Wer sich auch äußern mag oder ergänzen, darf das auch gerne.

Teil 2 Der Wolf kommt zurück – und jetzt? Von Klaus Hackländer

Prof. Dr. Klaus Hackländer arbeitet am Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der BOKU in Wien. Er geht in diesem Kapitel auf den Schutzstatus des Wolfes und den Einfluss durch den Wolf ein.
In Europa geht man von 17.000 Wölfen aus. Weiterhin nehmen die Bestände wieder zu. Woran das liegt? Hackländer sieht 3 Faktoren: Zunahme der Beutetierbestände. Landflucht der Bevölkerung. Schutzstatus und dessen Umsetzung.
In den meisten EU Ländern seien die Rotwildbestände seit den 1960er Jahren um 400-700% angestiegen. Anmerkung: Das klingt unglaublich, wenn man Deutschland betrachtet. Hier werden Rothirsche auf sogenannte Rotwildbezirke beschränkt. Außerhalb müssen sie abgeschossen werden. Um natürliches Wanderverhalten im Winter aus höheren Lagen zu verhindern werden vielerorts Futterstellen und Wintergatter betrieben. Nun gut, aber Deutschland ist ja auch nur ein Teil der gesamten EU.
Verbreitung Hirsch in Deutschland: hier.

Nach einigen internationalen und nationalen Gesetzten, die Hackländer auflistet, die wir uns hier aber sparen, da schon sehr oft erwähnt, ist der Wolf streng geschützt. Wer alle Gesetze wissen will klicke hier: https://www.bayern-wild.de/kompaktwissen/wolf/

Oft werde Stimmen laut, dass der Wolf in seiner europäischen Gesamtheit nicht gefährdet ist. Und die Tendenz der Wolfsbestände auch in Deutschland ist stetig zunehmen. In der FFH Richtlinie Anhang IV ist der Wolf streng geschützt. In Einzelfällen kann es zu Ausnahmen kommen. Dabei muss sichergestellt sein, dass es keine andere Lösung gibt und der Gesamtbestand im natürlichen Verbreitungsgebiet nicht gefährdet ist. Anmerkung: Ja, im Gesamten betrachtet scheint des den Wölfen in Europa nicht schlecht zu gehen. Doch ist das ein Argument zu sagen andere Länder sollen sich mit den Problemen herumschlagen, im Gesamten betrachtet braucht es die Wölfe bei uns aber nicht? Bisserl unsozial, finden wir. Was „braucht“ es schon? Wir persönlich brauchen auch keine Eichkatzerl, irgendwelche Bläulinge auf irgendwelchen Magerwiesen, keine Energiemais Monokulturen, keine Supermarktverkäufer und Ärzte, denn in der Gesamt-EU gibt es sicherlich genug davon. Ironie Ende.  Es ist, Gott sei Dank oder leider, zu kurz gesehen, wenn nur das unmittelbare positive wie negative der Rückkehr von Wölfen betrachtet wird.

Nun aber zurück zum Kapitel „Der Wolf kommt zurück – was jetzt?“: Hackländer beleuchtet kurz unsere Emotionen rund um den Wolf. Er ist ein kräftiges Raubtier, zweifelsohne eine potentielle Gefahr für alles Schwächere. Auf der anderen Seite verdanken wir seiner Linie unser liebstes Haustier. (Katzenfreunde mögen uns diese Anmerkung nicht übel nehmen – Katzen (und Luchse!) sind auch toll 😉) Die relativ wenigen unmittelbaren Übergriffe und Gefahren durch Wölfe auf Menschen leitet Hackländer daraus ab, dass Länder in denen der Wolf nie ausgerottet war, den Wolf durch Jagd, legal wie illegal, (Anmerkung: und andere Schutzmaßnahmen und Vergrämungen) auf Abstand gehalten haben. Es sei nicht verwunderlich, dass Wölfe ihre Grenzen ausloten und dann dem Menschen auch näher kommen können Wirkliche Gefahr sieht Hackländer nur bei erkrankten Tieren.Wolf Ausschnitt
Gefährlich sind Wölfe aber natürlich für Weidetiere. Vergrämung und Schutzmaßnahmen waren bei uns lange Zeit nicht mehr notwendig. Weder Landbewirtschafter noch die zuständigen Behörden sind auf den Umgang mit dem Wolf im erforderlichen Maß vorbereitet. „Kompensation und Prävention von Schäden hinken der Realität hinterher…“. Anmerkung: Da hat er leider recht. In manchen deutschen Bundeländern ist man schon weiter, Bayern – sonst immer gern ein Vorreiter – hatscht da weit hinterher!

Und dann ist da noch die Jagd. Natürlich fressen Wölfe nicht nur Schafe. Anmerkung Wenn man ehrlich ist, auch nur zu einem ganz kleinen prozentualen Anteil: Was aber irrelevant ist, wenn diese 1% auf unter anderem auf meiner Schafweide stattgefunden haben und dann doch 50 Schafe tot sind.
Jäger waren bislang (bis auf ein paar Luchsgebiete) die einigen Raubtiere. Nun spielen die Wölfe mit. Nach anderen Kriterien und Maßstäben. Anmerkung: Das kann natürlich problematisch werden: wie handhaben wir das mit den Rotwildgebieten? Wie mit Wintergattern? Wie mit den Sau-Rotten die sowieso schon gut genährt durch die Maisschläge ziehen?
Hackländer erwähnt in diesem Zusammenhang die Landschaft der Furcht („Landscape of fear“). Diese besagt, dass direkte und indirekte Faktoren das Verhalten der Tiere beeinflussen. Mehr dazu auch hier: https://www.bayern-wild.de/beutegreifer-und-beute/ Interessant: Das Stresshormonlevel der Rothirsche in Wolfsgebieten scheint niedriger zu sein als in stark vom Menschen gestörten Gebieten. Irgendwas machen die Wölfe „entspannter“… Allerdings ändert sich das Verhalten gerade beim Rotwild schon: sie können sich zu größeren Rudeln zusammenschließen und übersichtlichere Äsungsflächen aufsuchen. Außerdem können sie ihr Verhalten dahingehend ändern, dass sie zu anderen Zeiten an anderen Orten fressen oder ruhen. Anmerkung: Eine Anpassung an Wolfspräsenz und damit eine Überlebensstrategie der Wölfe. Also ganz schön schlau. Nur für menschliche Jagd und auch die Forstbewirtschaftung kann das natürlich auch bedeuten, dass sie sich anpassen müssten, wenn sie können und wollen.

Wölfe, Wolfsmischlinge
Hackländer geht hier nur kurz darauf ein. „Der Streit darum ist müßig, denn es ist davon auszugehen, dass es seit der Domestizierung des Wolfes immer wieder Rückkreuzungen zwischen Hunden und Wölfen gab.“ Natürlich ist das interessant aus genetischer und akademischer Sicht. Für den Umgang mit dem Wolf scheint es Hackländer aber irrelevant und „nicht zielführend“. Anmerkung: Auch Wolfshybride unterliegen einem strengen Schutz. Daher ist das Argument, die Wölfe bei uns seien keine Wölfe, damit nicht schützenswert und abzuschießen rechtlich gesehen nichtig. Auch für ihre Entnahme ist eine arteschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung notwendig.

„Verschiedene Blickwinkel erweitern den Horizont.“
Unsere Rede! Daher freuen wir uns auf die nun folgenden Kapitel des Buches!

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