Zur Konferenz „Beutegreifer / Almwirtschaft“ in der bayerischen EU-Vertretung Brüssel: Almwirtschaft und Naturschutz gehören zusammen
Almwirtschaft und Schutz der großen Beutegreifer Wolf, Bär und Luchs im Alpenraum gehören zusammen – Almwirtschaft in Bayern wird hauptsächlich aus naturschutzbezogenen Förderprogrammen der EU und des Freistaates finanziert und sollte daher eine Vorreiterrolle beim Artenschutz einnehmen.
Am kommenden Montag findet in der bayerischen Landesvertretung in Brüssel eine Konferenz und Podiumsdiskussion zum Thema „Auswirkungen der Rückkehr großer Beutegreifer auf die alpine Landwirtschaft“ statt. In speziellen Fällen wie der Almwirtschaft mit Schafen im Gebirge kann der Schutz von Herden vor Wolfsübergriffen mit erheblichem Aufwand verbunden sein. Es handelt sich dabei in den Hochlagen (heute) nicht um eine produktionsorientierte Landwirtschaft, sondern um eine staatlich finanzierte Landbewirtschaftung, um bestimmte Ziele wie die Erhaltung von Blumenwiesen oder des Landschaftsbildes zu sichern. Die naturschutzgerechte Almwirtschaft muss auch nach der Rückkehr des Wolfes sichergestellt sein.
Die Rückkehr der großen Beutegreifer ist – besonders im Alpenraum durch die freie Weide und die topografischen Gegebenheiten – mit Schwierigkeiten und erhöhtem Einsatz verbunden. Hier muss Unterstützung durch Politik und Naturschutz stehen. Die Rückkehr der ehemals heimischen Arten wie Luchs und Wolf zeigt die erfolgreiche Naturschutzpolitik und –arbeit der letzten Jahre. Almwirtschaft hat eine große kulturelle und auch naturschutzfachliche Bedeutung. Beides – große Beutegreifer in almwirtschaftlichen Bereichen – kann, ja muss sogar nebeneinander funktionieren. Es obliegt Politik, Naturschutz und Landwirtschaft gemeinsam daran zu arbeiten und größtmögliche Unterstützung für betroffene Gruppen zu schaffen.
Bayerische Almwirtschaft ist aus Naturschutztöpfen und Programmen zur naturschutzgerechten Landwirtschaft hoch gefördert – Alm-Aktionsplan Wolf existiert bereits
Das bayerische Umweltministerium veröffentlichte folgende Zahlen: 2010 wurden über das Vertragsnaturschutzprogramm in den bayerischen Landkreisen mit Alpenanteil 5,5 Millionen Euro ausbezahlt. Für den Erhalt von 5500 Hektar Alm- und Alpflächen wurden im Jahr 2010 665000 Euro bereitgestellt. Aktuelle Zahlen sind nur mit hohem Rechercheaufwand zu erhalten, da viele verschiedene Fördertöpfe und Förderprogramme sowie reguläre EU-Agrarsubventionen zusammengeführt werden müssten. Einen Überblick geben die folgenden Dokumente des Bayerischen Landtages:
- http://www.florian-streibl.de/new/images/anfragen/wahlperiode_1/frage120.pdf
- http://www.florian-streibl.de/new/images/anfragen/2013/frage279.pdf
Vom Bayerischen Umweltministerium wurde bereits vor Jahren ein eigener, mit zusätzlichen Finanzmitteln ausgestatteter Alm-Aktionsplan Wolf ausgearbeitet. Weitere Infos: http://s65fcd70143c51ffd.jimcontent.com/download/version/1306568200/module/5192026363/name/almaktionsplan_wolf.pdf
Allianz für Naturschutz und Landwirtschaft in den Alpen hat Position für den Schutz von Wolf & Co. bezogen
Dazu die “Allianz für Naturschutz und Landwirtschaft in den Alpen” aus Naturschutzverbänden und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft am 22.1.2013: Eine Ökologisierung der EU-Agrarpolitik ist gerade für die kleinstrukturierte Land(wirt)schaft des Alpenraumes eine zentrale Chance und Notwendigkeit zugleich. „Nur so können wir einerseits eine Intensivierung und andererseits eine flächige Aufgabe der Bewirtschaftung verhindern und den Artenreichtum erhalten“, sagte damals Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN).„Die Aufrechterhaltung der Almwirtschaft darf nicht zu einer Straßenerschließung jeder Alm oder einer Ablehnung zurückkehrender Wildtiere wie Wolf und Luchs führen, nur weil höherer Arbeitsaufwand für naturschutzkonforme Almwirtschaft nicht entsprechend höher belohnt wird.“ In Bayern ist die Zahl der Almen und Alpen in den letzten Jahrzehnten relativ konstant geblieben, während italienische und französische Almgebiete einen enormen Rückgang verzeichnen.
Schutz der Herden auch im Alpenraum möglich
Wölfe lebten und leben auch heute meistens in Gebieten mit Schaf- und Ziegenhaltung. Dazu wurden über Jahrhunderte bewährte Schutzmaßnahmen entwickelt, die Tierverluste durch Wölfe minimieren. Besonders bewährt haben sich in Mitteleuropa spezielle Herdenschutzhunde, die die Herde aktiv gegen Wölfe verteidigen. Heute stehen mit mobilen Elektrozäunen weitere technische Mittel zur Verfügung, die Übergriffe von Wölfen weitgehend ausschließen. Kommt es trotzdem mal zu einem Schaden, wird er in Bayern vom Staat übernommen. Am Landesamt für Umwelt in Bayern existiert eine eigene Stelle „Herdenschutz“.
Presseinfo GLUS 11.2.2016
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