Steigerwald: Naturschutzverbände präsentieren 5-Punkte-Plan

DSteigerwaldie drei großen Naturschutzverbände BUND Naturschutz in Bayern (BN), Landesbund für Vogelschutz (LBV) und WWF Deutschland sowie der Bürgerverein Nationalpark Nordsteigerwald haben heute auf einer Pressekonferenz in München einen Fünf-Punkte-Rettungsplan für eine glaubwürdige und aussichtsreiche Weltnaturerbe-Bewerbung für den Steigerwald vorgelegt.

Damit soll kurzfristig sichergestellt werden, dass eine derartige Bewerbung überhaupt noch möglich bleibt. Gleichzeitig bekräftigen die Organisationen ihre Forderung nach einem Nationalpark Steigerwald. In einer gemeinsamen Erklärung kritisiert das Bündnis die Staatsregierung für ihre Blockadehaltung beim Waldschutz im Steigerwald scharf. Die Aufhebung des geschützten Landschaftsbestandteiles bei Ebrach sei ein skandalöser „Raubbau am ökologischen Erbe Bayerns“, mit dem die Staatsregierung den Einschlag dicker Altbäume im großen Stil ermöglichen will, die noch zu tausenden im vormaligen Schutzgebiet vorkommen. Gefordert werden die Wiedereinrichtung des Schutzgebietes, ein umgehender Stopp des Holzeinschlages in den naturschutzfachlich wertvollen Waldbereichen und die Ausweisung eines mindestens 5.000 Hektar umfassenden Schutzgebietes ohne Holznutzung auf Staatswaldflächen. Nur dann können sich großflächig „Urwälder von morgen“ mit Baumriesen entwickeln, wie sie im Steigerwald bislang nur in kleinsten Waldschutzgebieten bewundert werden können. Weiterhin fordert das Bündnis eine Potentialanalyse für alle Schutzoptionen im Steigerwald.

Für Diana Pretzell, Leiterin Naturschutz Deutschland beim WWF sind die Erhaltung von historischen Kulturgütern und großen Waldschutzgebieten keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Medaille. Pretzell befürchtet, dass nun versucht wird, die mittelfristige Option auf ein mögliches Weltnaturerbe im Steigerwald mit einer „aufgesetzten“ Weltkulturerbe-Bewerbung zu verhindern. Damit würde nicht nur die Steigerwaldregion beschädigt, sondern auch die Weltkulturerbe-Bewerbung selbst aussichtslos. „Der Steigerwald hat Strahlkraft und einen einzigartigen Natur-Wert weit über die Grenzen des Freistaats hinaus. Wenn die Staatsregierung diese einmalige Chance verspielt, schädigt sie nicht nur das ökologische und kulturelle Erbe, sondern beraubt der Region auch ihrer hervorragenden wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten“, verdeutlicht Pretzell.

Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern, fordert einen umgehenden Stopp des Holzeinschlags auf einer zusammenhängenden Staatswaldfläche von mindestens 5.000 Hektar, um die in den Wäldern noch vorhandene Substanz für eine Naturwaldentwicklung zu sichern. „Diese mindestens 5.000 Hektar große Staatswaldfläche im Nordsteigerwald muss konsequent geschützt werden, weil dies eine entscheidende Voraussetzung für eine Weltnaturerbe-Bewerbung ist“, so Weiger.

Helmut Beran, stellvertretender Geschäftsführer des Landesbundes für Vogelschutz: „Wir kritisieren die ersatzlose Aufhebung des geschützten Landschaftsbestandteiles und fordern einen strengen Schutz der ökologisch wertvollen Buchenbestände im Steigerwald, auf ausreichend großer Fläche, ohne forstwirtschaftliche Nutzung“. Beran verweist darauf, dass große, ungenutzte Waldbereiche als Referenzflächen benötigt werden, um Prozesse kennenzulernen, die auf solchen Flächen ablaufen. Von BN und LBV wurde bereits Klage vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof gegen die Aufhebung des Schutzgebietes im Ebracher Forst eingereicht.

Martin Mößlein vom Verein Nationalpark Nordsteigerwald arbeitet als Schreiner in Steigerwald-Weinort Handthal und freut sich, dass immer mehr Bürgerinnen und Bürger aus dem Steigerwald den Nationalparkverein unterstützen. „Wir wünschen uns als Bevölkerung im Steigerwald, dass der Wald besser geschützt wird“, so Mößlein. „Von einem Nationalpark würde die strukturschwache Region auch wirtschaftlich deutlich profitieren, was bei den Forstkonzepten nicht der Fall ist. Wir fordern deshalb, dass die Staatsregierung mit einer Potentialanalyse alle Schutzgebietsoptionen für den Steigerwald prüft“, erläutert Mößlein.

Die Bayerische Landesregierung solle sich zur Weltnaturerbe-Eignung der Region bekennen und der Erreichung dieses Titels endlich Vorrang einräumen. Ein großes Schutzgebiet ohne Holznutzung ist Voraussetzung für eine Weltnaturerbe-Bewerbung. Die Vertreter der Verbände sehen hier einen Nationalpark als das geeignetste Instrument. Einig sind sich die Naturschutzverbände, dass das Trittsteinkonzept des Ebracher Forstbetriebes zwar ein sinnvolles Modell für den Wirtschaftswald ist, jedoch den großflächigen Schutz von Waldbereichen ohne Nutzung keinesfalls ersetzen kann. Deshalb solle das Konzept in allen staatlichen Wirtschaftswäldern in Bayern umgesetzt werden.

Presseinfo BN / Claus Obermeier


Posted in Schutzgebiete and tagged , , , by with no comments yet.

Bayerische Staatsregierung plant Ausverkauf der Buchenschutzgebiete im Steigerwald – BN und LBV haben Klage eingereicht

BN/martina_berg_fotolia_1849519_m

Foto:BN/ fotolia.com/Martina Berg

Der BUND Naturschutz in Bayern und der Landesbund für Vogelschutz haben vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof Klage eingereicht, um das auf Bestreben des Ministeriums offiziell aufgehobene Waldschutzgebiet “Der Hohe Buchene Wald im Ebracher Forst” vor einem geplanten Holzeinschlag zu schützen. Die Aufhebung träte am 1. September in Kraft.

Eine Normenkontrollklage wurde nun eingeleitet und soll die Rechtmäßigkeit der Ausweisung des Schutzgebietes durch das Landratsamt Bamberg bestätigen. Die Naturschutzverbände werden notfalls bis vor das Bundesverwaltungsgericht ziehen. Durch einen gleichzeitig gestellten Eilantrag soll die Aufhebung der Schutzgebietsverordnung bis zur endgültigen Klärung außer Vollzug gesetzt werden. Denn der Forstbetrieb Ebrach hat angekündigt, dieses Jahr schon jetzt, im Sommer, mit dem Holzeinschlag zu beginnen. Nun gilt es für Fledermäuse, Specht und Co. zu retten, was zur retten ist: Tausende von dicken Bäumen, die durch die Aufhebung zum Fällen freigegeben werden.

“Durch das Schutzgebiet durften sich die Wälder endlich auf kleiner Fläche frei entfalten und die Bäume hatten eine Chance, alt zu werden, auch abseits der zugebilligten kleinen Trittsteine. Jetzt stehen die Holzerntemaschinen wieder in den Startlöchern.” so Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund Naturschutz.

Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz, kritisiert: “Die Bayerische Staatsregierung ist offensichtlich vorrangig an Gewinnen aus dem Holzverkauf interessiert, dabei hat die Staatsregierung eine besondere Verantwortung für den Schutz der Buchenwälder. Wenn jetzt bereits kurz nach Aufhebung des Schutzgebietes Holzeinschlag in dem Gebiet droht, zeigt sich, dass alle Beteuerungen der Staatsregierung zu einem anderen Schutzkonzept für die alten Buchenbestände im Steigerwald nur Lippenbekenntnisse sind. Es zeigt auch, wie wichtig das jetzt von der Regierung von Oberfranken aufgehobene Schutzgebiet war.”

Ausverkauf eines fränkischen Schatzes bayerischer Natur
2007 landeten die Buchenwälder im Nordsteigerwald auf dem 5. Platz der möglichen Anwärter für das deutsche Weltnaturerbe der UNESCO – allein ein geeignetes Schutzgebiet fehlte für eine Bewerbung. In den darauf folgenden acht Jahren Nationalpark-Diskussion verhinderte die Bayerische Staatsregierung eine sachliche Aufklärung der Bevölkerung über Pro und Contra dieser einmaligen Chance. Auch die wirtschaftlichen Vorteile, die für die fränkische Steigerwaldregion durch ein internationales Waldschutzgebiet in Aussicht stehen, werden einfach totgeschwiegen. Ihre Blockadepolitik setzt die Staatsregierung nun fort in der überstürzten Wieder-Aufhebung eines Schutzgebietes, das der damalige Bamberger Landrat Günther Denzler im April 2014 ausgewiesen hatte. Das Veto des Naturschutzbeirats der Regierung von Oberfranken wurde dabei vom Ministerium ignoriert, ebenso wie 2011 der Antrag der Gemeinde Ebrach auf Ausweisung eines größeren Naturschutzgebietes. Dabei umfasst das Waldschutzgebiet gerade mal 0,1 % der Waldfläche, die im Auftrag der Bürger von den Bayerischen Staatsforsten bewirtschaftet wird. Zahlreiche Bürger vor Ort engagieren sich mit viel Liebe und Engagement für ihr Schutzgebiet. Jetzt wird sich zeigen, ob die Bayerischen Staatsforsten zumindest so viel Anstand haben, sich mit dem Holzeinschlag bis zur endgültigen Klärung zurückzuhalten.

“Selbst im Jahr des Waldnaturschutzes gerät in Bayern der Natur-Wald mit seinen selten gewordenen Tier-, Pilz- und Pflanzenarten unter die Räder, wieder geht es nur um Wirtschafts-Wald”, bedauern Hubert Weiger und Norbert Schäffer. “Das ganze Vorgehen ist einmalig in der deutschen Naturschutzgeschichte und eines Rechtsstaats unwürdig.”

Umso mehr werden die Naturschutzverbände nun ihren Einsatz für die wertvollen Buchenwälder verstärken und dem Wald ihre Stimme leihen, diesmal auch vor Gericht, damit die Buchenschutzgebiete im Steigerwald erhalten bleiben.

Spannender Kurzfilm wirbt für Wildnisschutz in Bayern

Tolle Tier- und Naturaufnahmen und eindrucksvolle Hubschrauber-Luftbildsequenzen werben im Film Bayern wild der Gregor Louisoder Umweltstiftung für mehr Wildnisschutz in Bayern. Die Natur schützen – für Menschen, für die Geld, Rendite und Besitz nicht alles ist. Für Tiere und Pflanzen. Für kommende Generationen. Das ist die Idee von Wildnisschutz. Platz für Natur ist nicht nur in unseren Nationalparks wie Berchtesgaden; es gibt viele Ideen, wie wir unserer Natur mehr Raum geben können. Mindestens 2 Prozent der Fläche Bayerns sollen Wildnis werden, wo allein die Kräfte der Natur wirken, nicht der Mensch – das ist das Ziel von Bundesregierung, Naturschutzverbänden und Wissenschaftlern – ein kleiner Beitrag Deutschlands zum weltweiten Naturschutz… Für Fauna und Flora…, für kommende Generationen…, für uns…

Film online: www.bayern-wild.de

Weitere Infos: http://www.ja-zum-nationalpark-steigerwald.de 

Presseinfo BN, LBV / Claus Obermeier


Posted in Schutzgebiete and tagged , , , , , , by with 1 comment.