“Kommt der Wolf, stirbt die Weide” – nicht
Die Weidewirtschaft in Bayern hat schwere Zeiten. Obwohl eine der artgerechten Haltungsformen von Nutztieren werden Aufwand und Kosten durch Politik, Gesellschaft und Wirtschaft wenig gewürdigt. Kommt nun noch die Anwesenheit von Wölfen hinzu wird es nicht leichter – aber Schuld am Sterben der Weidewirtschaft trägt der Wolf nicht.
Im bayerischen Alpenraum gab es dieses Jahr einige Hinweise und Nachweise von einzelnen Wölfen. Es kam zu fünf Rissenereignissen an Schafen in Bayern. So ist
der Wolf auch in diesen Regionen wieder ein Thema. Damit einher geht die Diskussion über den Schutz der Weidetiere.
Es gilt als gute fachliche Praxis Weidetiere so einzuzäunen, dass sie nicht ausbrechen können und keine Gefahr für andere darstellen. Hinzu kommt nun die Sorge, dass eben diesen Weidetieren auch nichts durch Eindringlinge von außen zustößt. Gerade im Alpenraum, in dem eine Almbeweidung weit verbreitet ist, sind Schutzmaßnahmen oft nur mit gegenseitiger Rücksicht und Kompromissen möglich – siehe alljährliche Probleme mit Hunden oder zwischen Rind und Wanderer.
Beweidung wird über verschiedene Programme gefördert. Sie dient gerade im Alpenraum dem Wunsch nach Erhalt der freien Landschaft. Zum einen, gerade bei gut geführten Weiden, haben Weideflächen ein hohes Potential artenschutz- und naturschutzfachlich interessant zu sein. Andererseits prägen sie auch die touristisch vermarktete Landschaft mit freiem Blick und Glockengeläut.
Mit der Anwesenheit von Raubtieren wie dem Wolf müssen Schutzmaßnahmen ergriffen werden, möchte und muss man seine Weidetiere bestmöglich durch die Weidesaison führen. Die Maßnahmen können sehr vielfältig sein, der Aufwand und Methode variieren je nach Weidetierart, Landschaft und Notwendigkeit. Zweifelsohne werden Tierhalter, die sich nicht mit Herdenschutzmaßnahmen oder anderen Herdenmanagement auseinandersetzen möchten, früher oder später ihre Weidetierhaltung aufgeben. Ob der Wolf dann der alleinige Grund ist darf bezweifelt werden.
“Kommt der Wolf, stirbt die Weide”. Der Satz macht keinen Sinn. Sterben können Beutetiere wie Reh, Rothirsch oder Schaf. Weideflächen können kaum sterben, sie ändern ihre Erscheinungsform, gibt man die bisherige Bewirtschaftung auf. Damit verschwinden sie dann, wenn man so will. Und auch dies gilt es abzuwarten.
Natürlich kann man in jeder Veränderung einen großen unübersteigbaren, bedrohlichen Berg sehen. Man kann “den letzten Tropfen auf den heißen Stein” aber auch als Chance begreifen seit langem schwelende Probleme anzugehen, anzusprechen, Gehör finden und bestmöglich zu lösen.
Wir informieren auf unserer Seite www.bayern-wild über Wolf und Weidetier, die Problematik und mögliche Wege Weidenutzung trotz Wolfspräsenz umzusetzen.
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