Bayern- Deine Wölfe (Wölfe in Bayern)

Fotofallenbild eines Wolfes im Nationalpark Bayerischer Wald, Mai 2015, (Foto: Nationalparkverwaltung Bayer. Wald)

Fotofallenbild eines Wolfes im Nationalpark Bayerischer Wald, Mai 2015, (Foto: Nationalparkverwaltung Bayer. Wald)

Im Mai 2015 gelang der bislang jüngste Nachweis eines Wolfes in Bayern, diesmal virtuell gefangen in einer Fotofalle, die im Nationalpark Bayerischer Wald aufgestellt wurde.

Nachweismöglichkeiten

In Bayern sind Wolfsmeldungen immer noch eine mediale Sensation, insbesondere dann wenn der Wolf als Täter überführt wurde und Schafe o.ä. gerissen hat . Einzelne Tiere werden immer wieder gesichtet, auch ganz unspektakulär, ohne Opfer zu hinterlassen. Diese Hinweise werden von Fachleuten untersucht, sei es die entstandenen Bilder zu verifizieren oder bestenfalls sogar genetische Proben zu untersuchen. Findet man also Haare oder Kot kann ein Wolf einwandfrei identifiziert werden, sogar seine Herkunft kann man dann bestimmen.

Die Hinweise werden in „Qualitätskriterien“ eingeteilt, sogenannte SCALP-Kriterien. C1 ist der bestmögliche Nachweis: Genetik, Fund eines toten Tiere oder ein von Experten bestätigtes Foto. Wird ein indirekter Hinweis gefunden, etwa ein Riss oder eine Spur, und diese von einem Fachmann abgesichert, wird dies als C2 Nachweis aufgeführt. Findet Otto Normalverbraucher eine Spur, die nicht weiter bestätigt werden kann oder werden Laute gemeldet, sind das C3 Nachweise.

Wölfe in Bayern

Wölfe wurden in Bayern in den vergangenen Jahren in allen Kriterienstufen nachgewiesen. In den letzten Jahren häufen sich die Meldungen.

1882 wurde vermutlich der letzte (sichtbare) Wolf in Bayern geschossen. Danach war es still um den Urbayern. Als 2006 ein Wolf im Landkreis Starnberg überfahren wurde, erinnerte man sich wieder an das verlorene Tier. Seit dieser Zeit wurden 11 Wolfsnachweise gesammelt, 7 davon allein in den Jahren 2014-Mai 2015. Das Landesamt für Umwelt führt dazu eine Liste.

Diese zeigt: in ganz Bayern können jederzeit Wölfe auftauchen: im Oberfranken (Wunsiedel Dez. 2011), in Niederbayern (Cham Mai 2015, Rottal-Inn März 2015), Oberbayern (Rosenheim März 2014, Erding April 2014, Ebersberg April 2015), Allgäu (Oberallgäu Dez. 2014, Mai 2014). Bei den Sichtungen kann es sich zum Teil auch um dasselbe Tier handeln. Ebenso kann man aber davon ausgehen, dass nicht alle Tiere, die durch Bayern wandern gesehen und nachgewiesen werden.

Eine Karte zu Wolfsverdacht, bestätigte Hinweise und Rudel in Bayern und Deutschland finden Sie hier.

Woher kommen die Tiere?

Wenn genetisches Material gesammelt werden kann, können viele Geheimnisse der Wölfe gelüftet werden: Aus welcher Population stammt das Tier? Männlein oder Weiblein? Auch die Wanderrouten können manchmal nachvollzogen werden, wenn die Daten mit Monitoringprojekten aus anderen Ländern abgeglichen werden. Nach Bayern können Wölfe aus der Deutsch-Westpolnischen Population (z.B. Sachsen) und Alpen Population (Italien, Frankreich) einwandern.

Wölfe in Deutschland

Ganz verschwunden waren Wölfe in Deutschland wohl nie. Wie anders lassen sich die geschossenen Wölfe in der DDR und BRD zwischen 1945-1999 erklären? Aus benachbarten Ländern können Tiere immer wieder einwandern. In Sachsen wanderten Wölfe aus Polen ein, siedelten sich an und bildeten den Grundstock für mittlerweile etwa 35 Rudel in Deutschland. Im Süden sind Wölfe noch seltene, vereinzelte Tiere, doch die nächsten Rudel in Sachsen oder Italien sind nicht weit. Als Langstreckenläufer können gerade Jungtiere diese Strecken auf der Suche nach neuen Revieren leicht bezwingen.

Der NABU hat eine Chronik der Wölfe in Deutschland zusammengestellt.

Bayern in Erwartung

Man hört: „Bayern ist Wolfserwartungsland“. Will heißen: jederzeit ist mit Wölfen zu rechnen. Dazu haben öffentliche Stellen den „Wolfsmanagementplan Stufe 2“ verfasst. Was sich etwas sperrig anhört und nach „Sicherheitsstufe“ klingt, soll einen geregelten Umgang mit einzelnen, standorttreuen Tieren ermöglichen. Eine Anleitung für „was tu´n wenn…?“

Bleibt abzuwarten, wann es notwendig sein wird, den „Managementplan Stufe 3“ für Wölfe auszuarbeiten – für den Umgang mit einer festen Population in Bayern.


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Neues von den Alpenbären – vorbildliches Wildtiermanagement

Der Bestand der Alpenbären im Trentino entwickelt sich erfreulich – professionelles Wildtiermanagement rund um Bär, Wolf, Luchs – Bärenangriff führt zu intensiven Debatten

0b288f09e6Vor wenigen Wochen  ist der Bärenreport 2014 rund um das Bärenprojekt im italienischen Trentino erschienen. Neben zahlreichen Detailinfos und beeindruckenden Fotos zu der dortigen Braunbärenpopulation enthält er auch umfassende Hintergrundtexte zum dortigen Wildtiermanagement. Unter schwierigsten Umständen – flächendeckende Schaf-, Ziegen und Bienenhaltung, Tourismus und Vorkommen von Bär, Wolf und Luchs –  leisten die Mitarbeiter vorbildliche Arbeit. Sowohl Monitoring (genetisch über Kot- und Haarproben, Telemetrie, Fotofallen, Sichtbeobachtungen) als auch Konfliktmanagement, Schadenskompensation, Herdenschutz und Öffentlichkeitsarbeit finden umfassend mit entsprechend geschulten Fachleuten der Behörden statt. Ein eigenes 24 Stunden ereichbares Notfallteam steht bei Konflikten mit Alpenbären als Ansprechpartner für die Bevölkerung zur Verfügung, kann rund um die Uhr eingreifen und ggf. auch Tiere narkotisieren. Mülleimer wurden bärensicher eingerichtet und werden regelmässig kontrolliert, um ein Gewöhnen von Bären an menschennahe Nahrungsquellen  auszuschliessen.

Die Trentino Population an Alpenbären bestand Ende 2014 aus mindestens 41 Individuen (22 Männchen, 17 Weibchen und 2 unbestimmte Individuen). Von diesen 41 Bären waren 20 erwachsene Tiere (9 Männchen und 11 Weibchen). Die Anwesenheit von 5 Würfen mit insgesamt 11 Jungen konnte letztes Jahr festgestellt werden. Es wird davon ausgegangen, dass 7 Junge überlebt haben. Die geschätzte Populationsgrösse ist 41 bis 51 Bären. Im Vergleich der Jahre 2002 bis 2012, wo ein kontinuierlicher Zuwachs stattgefunden hat, ist die Population seit zwei Jahren stabil auf demselben Niveau.

Zwischenfall Daniza

Im Jahr 2014 kam es erstmals seit vielen Jahren zu einem Zwischenfall mit einem Alpenbären, bei dem ein Mensch verletzt wurde. Am 15. August stiess ein Pilzsammler auf eine Bärin mit 2 diesjährigen Jungen. Es kam zu einem Angriff, bei dem der Mensch verletzt wurde. Die Bärin Daniza wurde anschließend – beim Versuch, sie zu fangen – getötet. Als Folge dieses Zwischenfalls wurden – und werden –  als Ergebnis umfangreicher Expertenanhörungen und Abstimmungen die entsprechenden Projektrichtlinien überarbeitet und die Öffentlichkeitsarbeit weiter intensiviert. Sollte ein Bär näher kommen oder sogar angreifen – was auch in Gebieten mit dichter Bärenpolulation und intensiven Wandertourismus nur extrem selten vorkommt – muss man ihm zu erkennen geben, dass man keine Gefahr für ihn darstellt. Am besten legt man sich auf den Bauch und gibt die Hände in den Nacken. Man stellt sich also ‚tot‘ und wartet mit dem Aufstehen, bis sich der Bär wieder weit genug entfernt hat.  Drohgebärden oder Versuche, das Tier zu verscheuchen, würden vom Bären als Bedrohung empfunden werden und sind deshalb fehl am Platz. Auf Handyphotos sollte zur eigenen Sicherheit unbedingt verzichtet werden.

Wolf und Luchs

B132, aus der Nordostschweiz abgewandert, war 2014 nach wie vor der einzige Luchs, welcher nachgewiesen wurde. Mindestens 13 Wölfe waren letztes Jahr im Trentino und benachbarten Gebieten unterwegs.

Vollständiger Report (englisch, italienisch):

http://www.orso.provincia.tn.it/rapporto_orso_trentino/082-10231.html

Weitere Infos zum Projekt:

www.orso.provincia.tn.it

 

Claus Obermeier


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Interview: Der Wolf in Bayern

Wolf-Fotofalle-Nationalpark-Bayerischer-Wald

Fotofallen-Aufnahme eines Wolfes. Quelle: Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald

Der Münchner Wochenanzeiger brachte im Juni ein Interview mit Stefanie Jaeger über den Wolf in Bayern. Anlass war der im Mai im Landkreis Ebersberg nachgewiesene Wolf.
Am 08. Mai wurde ein Wolf mit einer Kamera im Nationalpark Bayerischer Wald abgelichtet. Der aktuelle Fall im Landkreis Wunsiedel konnte bislang nicht bestätigt werden. Jährlich gibt es mehrere Wolfsmeldungen in Bayern.

In letzter Zeit sind vermehrt Wölfe in Bayern gesichtet worden. Kann der Wolf Ihrer Meinung nach auch in Bayern eine neue Heimat finden?

Ja, der Wolf wird auch in Bayern eine neue alte Heimat finden. Die Meldungen der letzten Jahre bezogen sich auf Tiere die durch Foto-Dokumentation oder genetischen Nachweis mit Sicherheit durch Bayern gezogen sind. Dazu kommt sicherlich noch eine gewisse Anzahl, die unbemerkt umhergezogen ist. Betrachtet man die benachbarten Wolfspopulationen können von Süden (Alpenraum, daher kamen die Wölfe in den Landkreisen Erding und Rosenheim 2014) und Norden (Sachsen/Polen, daher stammt der aktuell nachgewiesene Wolf im Landkreis Ebersberg) Wölfe einwandern. Lebensraum für den Wolf gibt es in Bayern – es liegt an uns ihn wiederkehren zu lassen.

Wo sehen Sie das größte Konfilktpotenzial zwischen Mensch und Wolf?

Konflikte wird es nur für den Menschen geben. Der Wolf ist äußerst anpassungsfähig. Dennoch: Wenn sich Wölfe dauerhaft in Bayern ansiedeln sollen, müssen dringend Hilfestellung und Vorgaben für Nutztierhalter bereitgehalten werden. Auch in der Jagd, bei Wildtiergattern und Wintergattern wird man sich Gedanken machen müssen. Für die Mehrzahl der Bevölkerung wird es kaum Berührungspunkte, damit auch kaum Konfliktpotential mit dem Wolf geben.

In den letzten 50 Jahren sind in Europa nur neun Fälle mit tödlichen Angriffen auf Menschen bekannt geworden. In Relation stehen 40 Todesfälle durch Hunde seit 1989.Warum hat der Mensch solch eine Angst vor Wölfen?

Zu den tödlichen Übergriffen durch Wölfe in Europa geistern verschiedenen Zahlen herum. Soweit mir bekannt, hat es in den letzten 50 Jahren lediglich 4 Todesfälle durch nicht tollwütige Wölfe gegeben. Über die Gründe für die Angst vor dem Wolf lässt sich nur spekulieren. Vielleicht ist es eine tief verankerte und tradierte Urangst? Denn kaum jemand kann seine Erfahrung aus einer Wolfsbegegnung in freier Wildbahn ziehen. Wölfe treten in den Medien oft nur mit einer „Schreckensmeldung“ auf. Wenn nichts passiert, ist es ja auch keine Meldung wert. Dabei geht dann unter, dass es Jahre und Jahrzehnte vor „Fohlenriss“ oder „Auge in Auge mit dem Wolf“ gab, in denen der Wolf unbemerkt oder zumindest unauffällig in der Region gelebt hat.

Seit 2014 gibt es in Bayern den sog. „Wolfsmanagmentplan“? Wie beurteilen Sie den Ansatz dieser Strategie?

Der Ansatz ist gut. Leider hapert es in Bayern noch immer an konkreten Festlegungen und Umsetzungen im Bezug auf die Rückkehr von Wölfen. Naturschutzverbände haben nach Erscheinen des Managementplans herbe Kritik daran geäußert. So ist z.B. der Herdenschutz nicht klar erläutert, Betroffene haben nach der Lektüre des Managementplans auch nicht mehr Information. Der Ansatz ist also gut, aber es gibt noch viel Arbeit seitens der Bayerischen Staatsregierung.

Wie kann ein artgerechter Umgang mit dem Wolf aussehen?

Ein „artgerechter“ Umgang in politischer Hinsicht wäre eine frühzeitige Auseinandersetzung mit der Rückkehr der Wölfe nach Bayern. Wie müssen sich Nutztierhalter, z.B. Schäfer, darauf einstellen? Welche Hilfe können sie erfahren? Dafür gibt es Überlegungen, diese müssen aber konkretisiert werden.

Ein artgerechter Umgang mit dem Wolf in freier Wildbahn: nehmen Sie den Wolf als das was er ist – ein Wildtier. Für die einen erschreckend, für die anderen faszinierend. Auf keinen Fall sollte man versuchen diese Tiere anzulocken oder zu füttern. Nähert sich ein Wolf z.B. einem Gehöft sollte man im laut klar machen, dass er nicht erwünscht ist. So lernen die Tiere garnicht erst die Menschennähe zu suchen. Damit kann man diese Art von „Problemwölfen“ verhindern.

Kann der Wolf überhaupt im Landkreis Ebersberg heimisch werden?

Ebersberg ist doch ein schöner Landkreis… Letztes Jahr wurden einzelne Wölfe in Landkreis Erding und Rosenheim nachgewiesen. Für Durchzügler scheint das Gebiet attraktiv zu sein. Bis zum ersten Rudel in Bayern werden noch einige Jahre vergehen. Hoffentlich genug Zeit um uns ernsthaft damit auseinanderzusetzen.

Stefanie Jaeger


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