Greifvogelverfolgung in Bayern und Deutschland
Kaum zu glauben, aber die Zahl der illegal getöteten Greifvögel in Deutschland scheint enorm. Alle Greifvögel sind ganzjährig geschont und nach Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Nachstellen, Fangen und Töten sind streng verboten. Trotzdem werden immer wieder verschiedene Fallen oder Giftköder gefunden. Manches Tier fällt auch einer Ladung Schrot zum Opfer. Aktuell wurden zwei junge Wiesenweihen mit geschnittenen Flügel in Franken aufgefunden. Die Tiere überlebten.
In Bayern wurden in den Jahren 2000-2014 264 Fälle dokumentiert, in denen Vögeln illegal nachgestellt wurde. Vor allem Mäusebussarde und Rotmilane waren die Opfer. Nur 18 Tiere überlebten die Taten. Die häufigste Todesursache ist die Vergiftung. Dazu werden präparierte Fleischstücke oder Eier ausgelegt. Die Tiere gehen daran langsam ein. Das Gift stellt nicht nur für die Vögel eine Gefahr dar. So rät das Landesamt für Umwelt: „Vermeiden Sie bitte jeglichen Hautkontakt mit tot aufgefundenen Tieren oder dem Köder. Halten Sie ggf. Ihren Hund fern. Je nachdem, welches Gift verwendet wurde, besteht unter Umständen auch für Menschen und Hunde oder Katzen Lebensgefahr!“
Im Verdachtsfall sollte man die toten Tiere, evtl. gefundene Fallen oder Köder fotografieren, Datum, Uhrzeit und Ort notieren. Das Landesamt für Umwelt hält hierzu einige Hinweise parat. Beobachtungen sollten auf jeden Fall gemeldet werden. Zuständig ist die ortsansässige Polizeidienststelle. Zusätzlich sollte die untere Naturschutzbehörde (Landratsamt) und die staatliche Vogelschutzwarte (Tel. 08821/2330, Poststelle@lfu.bayern.de) benachrichtigt werden. Viele Fälle werden nicht dokumentiert und nicht weiter verfolgt. Aber das Töten geschützter Arten ist eine Straftat und kann mit hohen Geldbußen bis hin zu Gefängnis bestraft werden.
Seit diesem Jahr gibt es eine Stelle, die bemüht ist bundesweit Fälle von Greifvogelverfolgung zu dokumentieren. Aktuelle oder bereits abgeschlossene Fälle können hier gemeldet werden http://www.komitee.de/content/aktionen-und-projekte/deutschland/greifvogelverfolgung/greifvogelverfolgung-meldeaktion
Bekannt werden nur die wenigsten dieser Straftaten. Hier ist die Politik gefordert, die die Ahndung derartiger Fälle strikt verfolgen muss. Eine Petition der Naturschutzverbände LBV und Nabu fordert Umwelt- und Innenminister aller Bundesländer auf weitere Schritte in diese Richtung zu gehen. www.nabu.de/greifvogelpetition. Gefordert werden darin
- Die effektive Aufklärung und Ahndung von Straftaten im Zusammenhang mit der illegalen Verfolgung von Greifvögeln und zu diesem Zweck die Einrichtung geschulter Einheiten und Koordinationsstellen für Umweltkriminalität bei der Polizei und den Naturschutzbehörden nach dem Beispiel von NRW.
- Ein Verbot des Verkaufs von Habichtfangkörben (auf Grundlage BNatschG §54 Abs. 6).
- Keine Erteilung von Ausnahmegenehmigungen für das Aushorsten junger Habichte.
- Keine Erteilung von Ausnahmegenehmigungen für den Abschuss oder Fang von Greifvögeln aufgrund behaupteter allgemeiner Schäden an Niederwild und Hausgeflügel.
- Die Einrichtung von Horstschutzzonen, in denen Forstwirtschaft und Jagd vor allem während der Brutzeit ruhen.
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Naturschutzkriminalität an wildlebenden Tieren in Deutschland – ein Überblick in den Medien
Ein Wolf am Straßenrand – tot, erschossen. Abgetrennte Luchspfoten im Bayerischen Wald. Ein vergifteter Uhu. Ein ausgebranntes Nest. Die Liste der Taten ist lang. Das mediale Interesse an der im Verborgenen stattfindenden Kriminalität ist derzeit sehr groß. Das Ausmaß wurde bislang unterschätzt. Stephan Börnecke fasste in der Frankfurter Rundschau das „Morden mitten in Deutschland“ zusammen. Dabei zeigt er nicht nur einige der spektakulärsten Fälle der letzten Zeit auf, sondern auch die Defizite, die es bei Erstattung einer Anzeige und der Strafverfolgung gibt. In vielen Fällen, so scheint es, fühlen sich die Behörden nicht zuständig. Die Ermittlungen verlaufen, wenn überhaupt, schleppend und nach kurzer Zeit im Sande. So kommt nur ein Bruchteil der Straftaten an wildlebenden, geschützten Tierarten zur Anzeige. Wenige Fälle werden ernsthaft verfolgt, eine Überführung und Verurteilung der Täter bleibt meist aus. Den Gesamtartikel finden Sie hier.
Umweltverbrechen auf der Spur war der Bayerische Rundfunk und berichtet ausführlich über die Ausmaße der kriminellen Machenschaften.
Welches Ausmaß Wilderei in Deutschland haben kann zeigt die ARD. Illegaler Handel ist kein exotisches Thema aus dem fernen Afrika und Asien. Das Thema ist wichtig. Und Naturschutzkriminalität nun auch präsent in der Öffentlichkeit.
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Welche Dimensionen hat der illegale Tierhandel in Deutschland?
von Bastian Schlange, CORRECT!V
„Kriminalität findet immer im Verborgenen statt. Man kann ihr Ausmaß nur erahnen“, sagt Jörg Lippert vom Landesumweltamt in Brandenburg, „Aber wir wissen aus Angeboten, dass das große Mengen sein müssen.“ Lippert ist seit über 25 Jahren im Artenschutz tätig und geht von zehntausenden Tieren aus, die jedes Jahr illegal in ganz Deutschland der Natur entnommen werden. Millionenbeträge werden dabei umgesetzt.
Axel Hirschfeld vom Komitee gegen Vogelmord sagt: „Stellenweise hat der illegale Handel mafiöse Strukturen. Wenn man sich allein die Gewinnspannen anguckt, die im Handel mit geschützten Tieren in Deutschland möglich sind. Die sind teilweise so hoch wie im Drogenhandel. Dennoch ist die Chance erwischt und bestraft zu werden, für einen solchen Händler in Deutschland sehr sehr gering.“
2014 erfasste das BKA insgesamt 6.719 Straftaten gegen das Tierschutzgesetz. Verstöße gegen den Artenschutz fallen da genauso in die Statistik wie der getretene Schäferhund oder die Zuchtpute, die in ihren eigenen Exkrementen erstickt. Lippert sagt: „Viele Staatsanwälte und Richter scheuen sich, härter gegen Artenschutzkriminalität vorzugehen. Es ist für sie in der Regel eine sehr fremde Materie, da fehlt die entsprechende Einordnung.“ Bei Verbrechen nach §§ 71 und 71 a des Bundesnaturschutzgestzes kann eine Höchststrafe von bis zu 5 Jahren verhängt werden. Das sei in den letzten drei Jahrzehnten in Deutschland kein einziges Mal passiert.
Wer sind die Käufer?
Heimische Tiere – Buchfinken, Teichfrösche, Rotkelchen – wer interessiert sich für so etwas? Sicherlich ein anderer Menschenschlag als die Käufer von Exoten. Eine Schlingnatter ist keine Boa Constrictor, ein Zeisig keine Grünwangenamazone. Heimische Tierarten gehören nicht zum grellen Mainstream, dennoch existiert eine treue und traditionsbewusste Anhängerschaft. Wir boten – neben der eigentlichen Recherche – auf einer Verkaufsplattform zum Schein Äskulapnattern und Laubfrösche an. Innerhalb eines Tages gingen bei uns zwei Dutzend Mails ein. Die Nachfrage ist größer als das Angebot – so werden heimische Arten zum teuren Gut und interessant für die Schwarzmärkte.
Hinzu kommt der Sammler-Aspekt: Ob man nun Comics, Briefmarken oder eben Echsen sammelt. Das, was selten und ungewöhnlich ist, ist begehrt. „Alle Tiere, die Raritäten darstellen, die kurz vor dem Aussterben stehen, bei denen man annehmen kann, dass es sie bald nicht mehr geben wird – das will ein Sammler haben. Das sind die blauen Mauritius“, erklärt Detlef Knuth, Direktor des Naturkundemuseums in Potsdam.
Unter seinen Exponaten landen auch immer wieder beschlagnahmte Opfer von Wilderei, so wie 7200 Eier zum Teil seltenster und mittlerweile ausgestorbener Vögel, die ein Lehrer aus Potsdam aus der Natur geraubt hatte. Der Schwarzmarktwert einzelner dieser Eier liegt bei rund Zehntausend Euro.
Dieser Beitrag stammt von „Bastian Schlange, CORRECT!V„. Der illegale Tierhandel in Deutschland wurde von CORRECT!V recherchiert.
CORRECT!V ist das erste gemeinnützige Recherchezentrum im deutschsprachigen Raum. Die Journalisten sind unabhängig und recherchieren investigativ. Sie wollen jedem Bürger Zugang zu Informationen geben. CORRECT!V finanziert sich vor allem durch Spenden von Bürgern und Zuwendungen von Stiftungen. Hier kannst Du das Recherchezentrum unterstützen: https://correctiv.org/mitglied-werden/
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Bayern- Deine Wölfe (Wölfe in Bayern)
Im Mai 2015 gelang der bislang jüngste Nachweis eines Wolfes in Bayern, diesmal virtuell gefangen in einer Fotofalle, die im Nationalpark Bayerischer Wald aufgestellt wurde.
Nachweismöglichkeiten
In Bayern sind Wolfsmeldungen immer noch eine mediale Sensation, insbesondere dann wenn der Wolf als Täter überführt wurde und Schafe o.ä. gerissen hat . Einzelne Tiere werden immer wieder gesichtet, auch ganz unspektakulär, ohne Opfer zu hinterlassen. Diese Hinweise werden von Fachleuten untersucht, sei es die entstandenen Bilder zu verifizieren oder bestenfalls sogar genetische Proben zu untersuchen. Findet man also Haare oder Kot kann ein Wolf einwandfrei identifiziert werden, sogar seine Herkunft kann man dann bestimmen.
Die Hinweise werden in „Qualitätskriterien“ eingeteilt, sogenannte SCALP-Kriterien. C1 ist der bestmögliche Nachweis: Genetik, Fund eines toten Tiere oder ein von Experten bestätigtes Foto. Wird ein indirekter Hinweis gefunden, etwa ein Riss oder eine Spur, und diese von einem Fachmann abgesichert, wird dies als C2 Nachweis aufgeführt. Findet Otto Normalverbraucher eine Spur, die nicht weiter bestätigt werden kann oder werden Laute gemeldet, sind das C3 Nachweise.
Wölfe in Bayern
Wölfe wurden in Bayern in den vergangenen Jahren in allen Kriterienstufen nachgewiesen. In den letzten Jahren häufen sich die Meldungen.
1882 wurde vermutlich der letzte (sichtbare) Wolf in Bayern geschossen. Danach war es still um den Urbayern. Als 2006 ein Wolf im Landkreis Starnberg überfahren wurde, erinnerte man sich wieder an das verlorene Tier. Seit dieser Zeit wurden 11 Wolfsnachweise gesammelt, 7 davon allein in den Jahren 2014-Mai 2015. Das Landesamt für Umwelt führt dazu eine Liste.
Diese zeigt: in ganz Bayern können jederzeit Wölfe auftauchen: im Oberfranken (Wunsiedel Dez. 2011), in Niederbayern (Cham Mai 2015, Rottal-Inn März 2015), Oberbayern (Rosenheim März 2014, Erding April 2014, Ebersberg April 2015), Allgäu (Oberallgäu Dez. 2014, Mai 2014). Bei den Sichtungen kann es sich zum Teil auch um dasselbe Tier handeln. Ebenso kann man aber davon ausgehen, dass nicht alle Tiere, die durch Bayern wandern gesehen und nachgewiesen werden.
Eine Karte zu Wolfsverdacht, bestätigte Hinweise und Rudel in Bayern und Deutschland finden Sie hier.
Woher kommen die Tiere?
Wenn genetisches Material gesammelt werden kann, können viele Geheimnisse der Wölfe gelüftet werden: Aus welcher Population stammt das Tier? Männlein oder Weiblein? Auch die Wanderrouten können manchmal nachvollzogen werden, wenn die Daten mit Monitoringprojekten aus anderen Ländern abgeglichen werden. Nach Bayern können Wölfe aus der Deutsch-Westpolnischen Population (z.B. Sachsen) und Alpen Population (Italien, Frankreich) einwandern.
Wölfe in Deutschland
Ganz verschwunden waren Wölfe in Deutschland wohl nie. Wie anders lassen sich die geschossenen Wölfe in der DDR und BRD zwischen 1945-1999 erklären? Aus benachbarten Ländern können Tiere immer wieder einwandern. In Sachsen wanderten Wölfe aus Polen ein, siedelten sich an und bildeten den Grundstock für mittlerweile etwa 35 Rudel in Deutschland. Im Süden sind Wölfe noch seltene, vereinzelte Tiere, doch die nächsten Rudel in Sachsen oder Italien sind nicht weit. Als Langstreckenläufer können gerade Jungtiere diese Strecken auf der Suche nach neuen Revieren leicht bezwingen.
Der NABU hat eine Chronik der Wölfe in Deutschland zusammengestellt.
Bayern in Erwartung
Man hört: „Bayern ist Wolfserwartungsland“. Will heißen: jederzeit ist mit Wölfen zu rechnen. Dazu haben öffentliche Stellen den „Wolfsmanagementplan Stufe 2“ verfasst. Was sich etwas sperrig anhört und nach „Sicherheitsstufe“ klingt, soll einen geregelten Umgang mit einzelnen, standorttreuen Tieren ermöglichen. Eine Anleitung für „was tu´n wenn…?“
Bleibt abzuwarten, wann es notwendig sein wird, den „Managementplan Stufe 3“ für Wölfe auszuarbeiten – für den Umgang mit einer festen Population in Bayern.
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Interview: Der Wolf in Bayern
Der Münchner Wochenanzeiger brachte im Juni ein Interview mit Stefanie Jaeger über den Wolf in Bayern. Anlass war der im Mai im Landkreis Ebersberg nachgewiesene Wolf.
Am 08. Mai wurde ein Wolf mit einer Kamera im Nationalpark Bayerischer Wald abgelichtet. Der aktuelle Fall im Landkreis Wunsiedel konnte bislang nicht bestätigt werden. Jährlich gibt es mehrere Wolfsmeldungen in Bayern.
In letzter Zeit sind vermehrt Wölfe in Bayern gesichtet worden. Kann der Wolf Ihrer Meinung nach auch in Bayern eine neue Heimat finden?
Ja, der Wolf wird auch in Bayern eine neue alte Heimat finden. Die Meldungen der letzten Jahre bezogen sich auf Tiere die durch Foto-Dokumentation oder genetischen Nachweis mit Sicherheit durch Bayern gezogen sind. Dazu kommt sicherlich noch eine gewisse Anzahl, die unbemerkt umhergezogen ist. Betrachtet man die benachbarten Wolfspopulationen können von Süden (Alpenraum, daher kamen die Wölfe in den Landkreisen Erding und Rosenheim 2014) und Norden (Sachsen/Polen, daher stammt der aktuell nachgewiesene Wolf im Landkreis Ebersberg) Wölfe einwandern. Lebensraum für den Wolf gibt es in Bayern – es liegt an uns ihn wiederkehren zu lassen.
Wo sehen Sie das größte Konfilktpotenzial zwischen Mensch und Wolf?
Konflikte wird es nur für den Menschen geben. Der Wolf ist äußerst anpassungsfähig. Dennoch: Wenn sich Wölfe dauerhaft in Bayern ansiedeln sollen, müssen dringend Hilfestellung und Vorgaben für Nutztierhalter bereitgehalten werden. Auch in der Jagd, bei Wildtiergattern und Wintergattern wird man sich Gedanken machen müssen. Für die Mehrzahl der Bevölkerung wird es kaum Berührungspunkte, damit auch kaum Konfliktpotential mit dem Wolf geben.
In den letzten 50 Jahren sind in Europa nur neun Fälle mit tödlichen Angriffen auf Menschen bekannt geworden. In Relation stehen 40 Todesfälle durch Hunde seit 1989.Warum hat der Mensch solch eine Angst vor Wölfen?
Zu den tödlichen Übergriffen durch Wölfe in Europa geistern verschiedenen Zahlen herum. Soweit mir bekannt, hat es in den letzten 50 Jahren lediglich 4 Todesfälle durch nicht tollwütige Wölfe gegeben. Über die Gründe für die Angst vor dem Wolf lässt sich nur spekulieren. Vielleicht ist es eine tief verankerte und tradierte Urangst? Denn kaum jemand kann seine Erfahrung aus einer Wolfsbegegnung in freier Wildbahn ziehen. Wölfe treten in den Medien oft nur mit einer „Schreckensmeldung“ auf. Wenn nichts passiert, ist es ja auch keine Meldung wert. Dabei geht dann unter, dass es Jahre und Jahrzehnte vor „Fohlenriss“ oder „Auge in Auge mit dem Wolf“ gab, in denen der Wolf unbemerkt oder zumindest unauffällig in der Region gelebt hat.
Seit 2014 gibt es in Bayern den sog. „Wolfsmanagmentplan“? Wie beurteilen Sie den Ansatz dieser Strategie?
Der Ansatz ist gut. Leider hapert es in Bayern noch immer an konkreten Festlegungen und Umsetzungen im Bezug auf die Rückkehr von Wölfen. Naturschutzverbände haben nach Erscheinen des Managementplans herbe Kritik daran geäußert. So ist z.B. der Herdenschutz nicht klar erläutert, Betroffene haben nach der Lektüre des Managementplans auch nicht mehr Information. Der Ansatz ist also gut, aber es gibt noch viel Arbeit seitens der Bayerischen Staatsregierung.
Wie kann ein artgerechter Umgang mit dem Wolf aussehen?
Ein „artgerechter“ Umgang in politischer Hinsicht wäre eine frühzeitige Auseinandersetzung mit der Rückkehr der Wölfe nach Bayern. Wie müssen sich Nutztierhalter, z.B. Schäfer, darauf einstellen? Welche Hilfe können sie erfahren? Dafür gibt es Überlegungen, diese müssen aber konkretisiert werden.
Ein artgerechter Umgang mit dem Wolf in freier Wildbahn: nehmen Sie den Wolf als das was er ist – ein Wildtier. Für die einen erschreckend, für die anderen faszinierend. Auf keinen Fall sollte man versuchen diese Tiere anzulocken oder zu füttern. Nähert sich ein Wolf z.B. einem Gehöft sollte man im laut klar machen, dass er nicht erwünscht ist. So lernen die Tiere garnicht erst die Menschennähe zu suchen. Damit kann man diese Art von „Problemwölfen“ verhindern.
Kann der Wolf überhaupt im Landkreis Ebersberg heimisch werden?
Ebersberg ist doch ein schöner Landkreis… Letztes Jahr wurden einzelne Wölfe in Landkreis Erding und Rosenheim nachgewiesen. Für Durchzügler scheint das Gebiet attraktiv zu sein. Bis zum ersten Rudel in Bayern werden noch einige Jahre vergehen. Hoffentlich genug Zeit um uns ernsthaft damit auseinanderzusetzen.
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Trughirsch in Bayern – der Elch, ein seltener Gast
Der Trughirsch kommt nach Bayern. Hirsche gibt es einige in Bayern, diesmal ist die Rede vom Elch, Alces alces. Ein Einzeltier wurde nun im Juni 2015 fotografiert und so einwandfrei als Elch identifiziert. Im Nationalpark Bayerischer Wald ist er in eine Fotofalle gegangen. Diese ist für das Monitoring der dortigen Luchse aufgestellt, lichtet aber selbstverständlich alles ab, was sich an ihr vorbei bewegt.
Elche in Deutschland. Der Elch gehört zur Familie der Hirsche, Unterfamilie: Trughirsche. Das klassische Bild „Elch in Moorlandschaft“ verbindet man eher mit Skandinavischen Ländern, doch auch Mitteleuropa ist (ehemaliges) Elchland. Bis in das Mittelalter hinein kamen die Tiere in Deutschland vor. Eine radikale Bejagung dezimierte die Bestände wohl sehr stark, so dass sie in den Abschüssen des 17. Jahrhundert in Sachsen nicht mehr auftauchen. 1746 wurde angeblich der letzte deutsche Elch in Sachsen erlegt. In Deutschland gibt es immer wieder Meldungen aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen. In Brandenburg wurde 2008 sogar Nachwuchs bestätigt. Das ist eine kleine Population, aber ein Zeichen, dass der Elch dauerhaft wieder in Deutschland vorkommen könnte. Derzeit gehen Schätzungen von etwa 5 Tieren aus. Einen gesicherten aktuellen Nachweis von Reproduktion gibt es laut Thünen-Institut in Eberswalde nicht.
Und in Bayern? Seit 1976 werden die Hinweise und Nachweise der Tiere dokumentiert. Vor allem im Osten des Freistaates an der Grenze zur Tschechischen Republik gibt es immer wieder Meldungen. Nicht alle Meldungen die im Laufe eines Jahres eingehen können letztendlich als gesicherte Elchbeobachtungen gelten. Ein „großes braunes Tier“, dass schnell in 200 Meter Entfernung über den Weg läuft und von einem Wanderer gesehen wird, gilt nicht sofort als Elch. Dafür sind weitere Prüfungen notwendig, am besten ein Foto, ein genetischer Nachweis über Haare oder der Kot des Tieres. Life und in Farbe hat man nun einen Elch im Nationalpark Bayerischer Wald bei Buchenau (Lks. Regen) fotografieren können. Der erste eindeutige Nachweis im Nationalpark. Oftmals schon wurden Beobachtungen gemeldet (2014 gab es 9 in der Region), zuletzt wenige Tage vor der Fotoaufnahme.
Bayern hat einen Plan, einen Elchplan. Wie für jede wiedereinwandernde Wildtierart die mit eventuellen Konflikten behaftet sein könnte, gibt es in Bayern auch für den Elch einen Managementplan. Darin geht es um den Umgang mit wandernden Elchen in Bayern. Von Ökologie über Vorkommen und Monitoring bis zu rechtlichen Regelungen erfährt man hier, wie Bayern mit den Elchen umgehen wird. Wiederansiedlungen wird es nicht geben, Rückkehrer sind willkommen. Doch was tun, wenn der Elch zur Gefahr wird, Bäume verbeißt oder im Wohngebiet haust? Der Elch unterliegt dem Jagdrecht, ist allerdings ganzjährig geschont. Also kein Abschuß ohne dringende Notwenigkeit und Genehmigung. Erst wenn alles Vergrämen nichts hilft oder unmittelbare Gefahr droht soll diese erteilt werden. Bislang war das bei den wenigen Elchen in Bayern nicht notwendig. Zu Tode gekommen sind trotzdem ein paar. Nach Kollisionen mit Autos mussten 2007 drei Tiere erlegt, werden.
Ich glaub ich seh ´nen Elch. Unwahrscheinlich, aber möglich – eine Elchbeobachtung beim Wandern in Niederbayern, Oberpfalz oder Oberfranken. Wenn möglich machen Sie ein Foto! Die Meldekette gibt, laut Elchplan Bayern, Folgendes vor: Meldung an örtliche Polizeidienststelle, diese unterrichtet die untere Jagdbehörde, wenn sich die Elchmeldung bestätigt werden benachbarte Revierinhaber und die Hegegemeinschaft informiert. Eventuell werden weitere Untersuchungen angeordnet (z.B. Probennahme von Losung, den Hinterlassenschaften des Elches also). Letztendlich landet die Meldung in der Datenbank der Landesanstalt für Landwirtschaft und Forst (LWF). Sollte die Polizeidienststelle auf Ihre Meldung hin nicht wissen was zu tun ist – Sie wissen es jetzt!
Meldebogen: http://www.stmelf.bayern.de/mam/cms01/wald/jagd/dateien/monitoring-elch.pdf
Elche in bayerischer Nähe. Ein Elch macht noch keine Population. Aber nicht weit entfernt gibt es ein kleines Elchvorkommen in der Nähe des Moldau-Stausees in Tschechien. 15-20 Tiere sollen dort leben. Auch hier wurden Elche schon mit Fotofallen abgelichtet. Im angrenzenden Mühlviertel (Österreich) konnten Wildtierbiologen bereits mehrmals Elche in Fotofallen „fangen“. Die Region gilt als das südlichste Verbreitungsgebiet dieser Tiere in Europa.
Elchleben. Elche sind Einzelgänger. Im Winter können sie sich zu losen Verbänden zusammenschließen, ansonsten halten sie nicht viel voneinander. Ausnahme: die Paarungszeit und die Kleinfamilien, bestehend aus Muttertier und Nachwuchs. Bei der Nahrung sind Elche nicht anspruchsvoll – oder eben doch? Elche nutzten eine breite Palette an Laub- und Nadelbäumen, Zwerg- und Beerensträuchern, Wasserpflanzen, aber auch Ampfer und Hopfen oder Mais in landwirtschaftlich geprägten Regionen. Je nach Region haben die Tiere ihre Hauptnahrungspflanzen. Sie sind Konzentratselektierer, sprich: sie brauchen leicht verdauliche, energiereiche Nahrung. Raufutter können sie kaum verwerten. Wobei es hier unterschiedliche Ansichten gibt. Demnach ist wohl auch die Qualität des Futters ausschlaggebend (Kohlschein, G M., 2011, University of Zurich, Vetsuisse Faculty). In Gehegen sind Elche schwer zufrieden zu stellen. So vielfältig ihre Ernährung, so schwierig ist es auch ihnen bei der Fütterung gerecht zu werden. Bei unzureichender Elch-Fütterung entwickeln sich oft folgenschwere Krankheiten. Umso schöner wenn sich Elche in Bayern selbst ernähren können. Auch wenn es nur wenige sind und diese das Gebiet wohl bislang nur als Durchzügler nutzen.
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Blog Bayern wild demnächst online!
Hier entsteht in den nächsten Tagen der Blog Bayern wild. Bei dem sich alles um die Rückkehrer Bär, Wolf und Luchs drehen wird.
Weitere Informationen über unser Projekt Bayern wild: www.bayern-wild.de
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