Auf den Spuren der Lausitzer Wölfe
Von Franziska Baur
Im kalten Monat Februar fanden sich Naturschutz-Aktive – insbesondere solch besonderen Vertreter der Spezies Homo sapiens, die sich beruflich mit Thema Wolf beschäftigen – im Spreetal in der Lausitz zu einem Wolfseminar zusammen. Veranstalter waren die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe e.V., das Ökobüro OPUS GmbH und wolfland tours. Das Seminar war Bestandteil eines größeren Projekts, das durch gezielte Aus- und Fortbildungen Multiplikator*innen zum Themenkomplex Wolf ausbildet. Dieses Projekt ist gefördert von der Umweltstiftung Greenpeace.
Im Rahmen eines mehrtägigen Seminars bildeten sich die Teilnehmenden inkl. eifriger Vierbeiner zum Thema „Wolf und seine Lebensweise“ fort. Ein Großteil des Seminars bestand aus Exkursion und Geländearbeit. ReferentInnen waren Karsten Nitsch, Stephan Kaasche & Catriona Blum-Rérat vom LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung.
Aussichtspunkt Bergener See
Auf dem Programm standen mehrfache Ansitze auf dem Aussichtspunkt Bergener See in Elsterheide mit Einführung in die Region Lausitz. Der Bergener See ist Teil des Naturschutzgroßprojektes Lausitzer Seenland und befindet sich im Sperrgebiet. Er entstand aus einem ehemaligen Tagebaurestloch und füllt sich durch das aufsteigende Grundwasser von selbst, wird jedoch regelmäßig künstlich abgesenkt. In der geschützten Bergbaufolgelandschaft wird dafür gesorgt, dass sich bestimmte Pflanzen- und Tierarten entwickeln. Aufgrund der zahlreichen Flachwasserzonen und Inseln ist er ein bedeutsames Rastgewässer für Zugvögel wie Kraniche, nordische Gänse und Watvögel. Ferner brüten dort seltene Vogelarten wie Brachpieper, Flußuferläufer, Kiebitz, Fluss-Regenpfeifer, Braun- sowie Blaukehlchen.
Der Aussichtspunkt am Südufer des Bergener Sees gilt als das Beobachtungs-Eldorado für Wolfsfreunde. Er wird regelmäßig von Naturfilmern und Fotografen angesteuert. Hier befindet sich ein hölzerner Pavillon, mehrere Infotafeln und eine Terrasse mit Panoramablick über das rund 67 Hektar große Gewässer. Wir konnten Kraniche, Raubwürger, Rehe, Füchse und Wildschweine erblicken. Um einen Wolf zu sehen, ist Geduld gefragt. Dies hat sich schmerzlich bewahrheitet: wir kamen zwar jeden Morgen und jeden Abend – dennoch kein Wolf weit und breit. Trotz aufwendigem Equipment (hochwertige Ferngläser, Kameras, Nachtsichtgeräte und Wärmebildkameras) und viel erwartungsvollem Warten bis in die Dunkelheit hinein. Es hieß, wer an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen kommt, hat gute Chancen einen Wolf zu sehen, zumindest in mehreren hundert Metern Entfernung… Im Frühsommer gibt es scheinbar die höchste Artenvielfalt. Es hilft nichts, wir müssen wohl nochmals kommen!
Spurensuche
Bei weiteren Exkursionen ins karge, steppenartige Brandenburger Umland gaben Stephan und Catriona eine ausführliche Einführung zum Thema Wolf, Spurenkunde sowie Übungen zum Monitoring mit Sichtungsprotokollen (Tierspuren, Gangarten, Schrittlängen etc.). Hierbei entdeckten wir tatsächlich Wolfsspuren und möglicherweise wurden wir aus der Ferne sogar beobachtet, gut möglich. Blicken lassen hat sich allerdings auch hier kein Wolf.
Fotofallen und Losungen
Am dritten Tag besuchten wir diverse Fotofallenstandorte und lasen die Film- und Fotoaufnahmen aus. Es wurden mehrfach Wölfe, sowie Füchse und Rehe abgelichtet. Bei unseren Wanderungen fanden wir auch zahlreiche Hinterlassenschaften von Wölfen, die wir Spürhundeführer*innen sogleich als Trainingsmaterial einsammelten. Tatsächlich hinterlassen Wölfe ihre „Losungen“ häufig an Wegen, die vom Menschen künstlich angelegt wurden. Auch höher gelegene Ablageorte wie alte Baumstämme oder Felsen werden gerne genutzt. Aussagekräftig sind hierbei Länge (mind. 20 cm), Durchmesser (mind. 2,5-4 cm) und Inhalt (je nach Nahrung meist viele unverdaute Fell- und Knochenreste).
Verkehrsopfer
Kurz vor unserer Abreise sollten wir dann doch noch einen Wolf zu Gesicht bekommen. Ein trauriges Verkehrsopfer der letzten Nacht wurde dem LUPUS Institut gemeldet. Dort wurde das knapp einjährige Jungtier weiblichen Geschlechts ausführlich begutachtet, vermessen, gewogen und jede Einzelheit protokolliert, bevor der Kadaver weiter in die Pathologie am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin transportiert wurde.
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Ergebnisse des Luchsmonitorings in Ostbayern 2016/17
von Franziska Baur
Im Folgenden werden die wichtigsten und sehr erfreulichen Ergebnisse und Daten vom
Fotofalleneinsatz in Ostbayern im Luchs-Monitoringjahr 2016
(Dipl.-Biol. Sybille Wölfl & Dipl.-Ing. (FH) Markus Schwaiger i. A. vom LfU)
erläutert und die generellen Möglichkeiten von Monitoring per Fotofallen dargelegt.
Wichtigsten Daten:
- Mai 2016-April 2017: Extensiveinsatz Fotofallen im BW/südl. Oberpfälzer Wald
- Studie knüpft an Arbeiten des Trans-Lynx-Projekt und Monitoringjahr 2015 an, um Kontinuität der Datenerhebung zu gewährleisten und zur weiteren Dokumentation des Werdegangs territorialer Luchse, reproduzierender Weibchen und deren Nachwuchs
- An 36 von 50 Standorten wurden 40 verschiedene Luchse fotografiert
- Zusätzlich 16 Luchse welche sich auf NP Fläche dauerhaft oder temporär aufhalten
- Gesamtzahl: 56 Luchse, davon…
… sind 20 territorial (8 Kuder, 10 Katzen; 2 unbekannte Geschlechter),
… sind 11 grenzüberschreitend unterwegs,
… fand bei 7 Weibchen Reproduktion mit insg. 15 Jungtieren statt.
- Untersuchungsgebiet: ~2.100 m² Konvexpolygonfläche, Luchsnachweis auf 1.570 m² in ETRS89-Rasterquadraten
- Im Vgl. zum Vorjahr: Fläche des Luchsvorkommens geschrumpft, gleichzeitig mehr Individuen
- Schrumpfung bedingt durch spärliche Nachweise im Vorderen BW: Territorien teils (wieder) unbesetzt
- Alle Territorien im Inneren BW entlang des bayerisch-tschechischen Grenzgebietes besetzt (Größe Territorien: 80-400 km², geschlechtsabhängig)
- Große Schattenpopulation – (sub-)adulte Luchse auf der Suche nach einem eigenen Revier – weist auf Vitalität der Population hin
Verantwortliche Faktoren für die Verdichtung im Inneren BW:
- Reduktion der illegalen Nachstellung
- Erhöhte Lebensraumkapazität
- Konservatives Dispersalverhalten von Luchsen
- Feinjustierung d. Fotofallenstandorte
- Zunehmende Verbreitung und Bereitstellung von Fotofallen in der Jägerschaft
–> Die hohe Anzahl dispersierender/nomadisierender Luchse könnte für den Populationsdruck sorgen, der für die Ausbreitung der Luchspopulation in verwaiste und bisher unbewohnte Lebensräume notwendig ist
–> Voraussetzung: menschlich bedingte Mortalität darf sich nicht wieder erhöhen!
Möglichkeiten extensiver Fotofalleneinsätze (zeitlich und räumlich ausgedehnte Durchgänge):
- Erhebung von…
… räumlicher Nutzung
… Territoriumsgrößen
… Reproduktion
… Abwanderungsdistanzen von Jungluchsen
- Feststellung von…
… Raumnutzung (Ausbreitung, Schrumpfung) einer Population, sofern Untersuchungsgebiet groß genug
… Veränderungen innerhalb der Populationsstruktur (Turn-over residenter Luchse durch illegale Nachstellung)
–> Großer Vorteil eines Monitorings per Fotofallen: nicht-invasiv (keine bis geringfügige Störung der untersuchten Tiere)
Auch wenn die ostbayerische Luchspopulation sich trotz der herben Rückschläge der letzten Jahre zu erholen scheint, plädieren wir weiterhin für eine Überarbeitung des bayerischen Managementplans Luchs, um eine aktive Wiederansiedelung zu ermöglichen und langfristig die Population in unseren Breitengraden zu sichern.
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