Betretungsverbote aus Naturschutzgründen?

BetretungsverboteIn Bayern gilt ein gesetzlich geschütztes freies Betretungsrecht zur kostenlosen Erholung in der freien Natur und im Wald. Es muss auch in Wildnisschutzgebieten und in aus Artenschutzgründen erlassenen Schutzzonen umfassend gewährleistet bleiben. Ausnahmen (Betretungsverbote) sind nur kleinflächig und nur wenn aus Artenschutzgründen nachweislich erforderlich denkbar, zum Beispiel im unmittelbaren Horstbereich von störungsempfindlichen Vogelarten. In diesen Fällen ist besonders auf die exakte naturschutzfachliche Begründung, die Gleichbehandlung aller relevanten Gruppen mit naturschutzfachlichem Konfliktpotential  (Wanderer, Jäger, Angler, Kletterer etc.) und eine professionelle Kommunikation vor Ort (umfassende Erläuterungen zu Regelung, Schutzziel, Zeitraum etc.) zu achten.

Großflächige Regelungen wie “Wildruhezonen” und die damit einhergehenden Betretungsverbote erscheinen zurzeit außerhalb von Nationalparken nicht umsetzbar und werden nicht unterstützt. Sie würden umfassende gesetzliche Änderungen im Naturschutz-, Jagd- und Fischereirecht erfordern, da Wegegebote zur Einrichtung von Wildruhezonen etc. nur in Verbindung mit einer weitgehenden Einstellung des Jagd- und Angelbetriebes auf der gleichen Fläche fachlich Sinn machen. Auf keinen Fall dürfen Regelungen entstehen, die den Naturtouristen oder Naturschützer aus dem Wald aussperren oder auf Forststraßen verbannen, aber gleichzeitig Jagd- und Forstbetrieb sowie Angelsport die jeweiligen Zielarten beunruhigen und so extrem scheu machen.

Claus Obermeier

 


Posted in Schutzgebiete and tagged , by with 2 comments.

“Wandern ist Bärensache”: Ausstellung (2007)

Wandern ist Bärensache: Eine ältere Ausstellung des WWF und der Gregor Louisoder Umweltstiftung liefert Basisinformationen über das Leben von Meister Petz in Mitteleuropa

Wandern ist Bärensache

Braunbär, © Krofel.

2006 machte Braunbär „Bruno“ als erster Bär seit 170 Jahren in Bayern Schlagzeilen. Die Reaktionen auf sein Auftreten waren sehr unterschiedlich: Sie reichten von starken Sympathiebekenntnissen bis hin zu deutlicher Ablehnung. Der Mensch in der modernen Gesellschaft hat verlernt, sich vom Bären ein realistisches Bild zu machen. Die Wildtiere sind weder niedliche Teddys noch wilde Bestien. Der WWF hat deshalb eine Ausstellung entwickelt, die Kinder und Erwachsene über das Leben der Bären informiert. Wo leben heute noch Braunbären? Was frisst ein Meister Petz? Und wie groß wird er eigentlich? Antworten auf diese und viele andere Fragen gibt die Ausstellung „Wandern ist Bärensache Sie zeigt auch, wie sehr die Zukunft dieser faszinierenden Wildtiere von einem intakten Netz verbundener Lebensräume abhängt. Als wandernde Tierarten machen Bären vor Ländergrenzen nicht halt; die Zusammenarbeit der Alpenländer in Sachen Bärenschutz sowie zusammenhängende Gebiete, in denen sich die Bären wohlfühlen, sind deshalb notwendig. Wir müssen wieder lernen, mit Bär, Luchs und Wolf zusammenzuleben. Nur wenn wir die Tiere als Teil unserer Naturlandschaft akzeptieren, haben sie eine Chance, langfristig auch in Österreich und Deutschland wieder heimisch zu werden. Um den Menschen ihre Unsicherheit durch die Rückkehr von Braunbären zu nehmen, ist intensive Aufklärungsarbeit über die Biologie und das Verhalten der bärigen Gesellen sehr wichtig.

Ausstellung online (Stand 2007)

 

 

Claus Obermeier


Posted in Bär and tagged , , , by with no comments yet.

Biber: “Die guten Geister des Wassers“

Bund Naturschutz und Gregor Louisoder Umweltstiftung informieren mit einer Wanderausstellung zum Biber in Bayern

BiberBiber als “gute Geister des Wassers” umschreibt die vielfältigen ökologischen  Vorteile dieser Tierart: Biber sind unsere wichtigsten Verbündeten,  um den fortschreitenden Verlust bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu verhindern.  Keine zweite Tierart schafft anderen Pflanzen und Tierarten so viel Lebensraum. Vom Biber angelegte Feuchtgebiete sind viel artenreicher und  kostengünstiger als jedes vom Menschen angelegte Biotop. In Zeiten der Klimaerwärmung ist der Wasserrückhalt durch den Biber unverzichtbar. Der Biber ist ein Baumeister für Artenvielfalt und unverzichtbarer Bestandteil der bayerischen  Gewässer und Auen. Um Konflikte mit Landnutzern zu minimieren  fordern die Naturschützer,  endlich die in anderen Bundesländern  längst gesetzlich verankerten naturnahen Uferstreifen, mehr Mittel für Präventionsmaßnahmen und eine überfällige Renaturierungsoffensive an Gewässern  umzusetzen.

Abweichend vom Bundesgesetz hat die Regierungsmehrheit von CSU und FDP  am 16.12.2009 diese in fast allen Bundesländern eingeführten, ungenutzten  Pufferstreifen an Bächen und Flüssen von mindestens 5 Meter Breite auf  Druck des Bauernverbandes abgelehnt und bei einer gesetzlich verlangten  Überprüfungsmöglichkeit am 14.2.2012 erneut im Bayerischen Landtag verhindert.  Dieser Platz für mehr Natur an den Fließgewässern wäre ein entscheidender  Schritt für die Biodiversität.

Bestandteil der Ausstellung ist eine Skulptur desmit dem renommierten Otto-Grau-Kulturpreis ausgezeichneten Nürnberger Bildhauers
Christian Rösner: “Der Mensch sitzt dem Biber im Nacken – aber der Biber  trägt den Mensch auch und bringt in seinem Kielwasser etliche seltene Tierarten  zurück.“ Bei seiner Skulptur geht es um das Gleichgewicht zwischen  Mensch und Tier.

Dr. Kai Frobel, Artenschutzreferent des BN bezeichnete als Ziel der Ausstellung, den Biber mit seinen 3.500 Revieren und ca. 14.000 Exemplaren in Bayern unter einem anderen Blickwinkel zu sehen: “Die Verengung der öffentlichen  Diskussion auf monetäre “Schäden” verkennt völlig die Leistungen und  Vorteile gerade dieser Tierart für den Naturhaushalt, für andere gefährdete  Arten, aber auch die viel höheren wirtschaftlichen Vorteile für uns Menschen”.

Die Ausstellung will diese wichtigen Aspekte ins Gedächtnis rufen. Sie kann von Kommunen, Behörden, Vereine und Verbände kostenfrei ausgeliehen  werden über den BN-Bibermanager Nordbayern, Horst Schwemmer, horst.schwemmer@bund-naturschutz.de

Ausstellung online (pdf)

 

Claus Obermeier


Posted in Biber and tagged , , by with no comments yet.

Luchsmord im Bayerischen Wald: Hintergründe

044_Tessa

Die von der Nationalparkverwaltung besenderte Luchsin Tessa wurde 2012 vergiftet aufgefunden.

Luchsmord: Schon wieder krasser Fall von Naturschutzkriminalität im Bayerischen Wald

Wieder sind tote Luchse im Bayerischen Wald gefunden worden, zumindest Teile davon. Um Christi Himmelfahrt (14.5.2015) entdeckte ein Mitarbeiter des dortigen Luchsprojektes vier abgetrennte Luchspfoten in der Nähe von Fotofallen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Pfoten absichtlich dort platziert wurden. Ob die Tiere aus Bayern stammen muss ein Gentest zeigen. Sicher ist: die Täter befürchten keine ernsthafte Strafverfolgung und Verurteilung. Der Bayerische Wald wird von Wildtierbiologen als „Bermudadreieck“ bezeichnet. Regelmäßig verschwinden Luchse, die eigentlich ein Revier besetzt haben und danach auch standortstreu sind.  Viele Luchse verschwinden spurlos, andere werden zufällig erschossen oder vergiftet entdeckt. Aktuelle Übersicht

Verfolgung: Viele Entwicklungsländer sind besser

Im aktuellen Fall von Luchsmord kann man von einem gezielten Auslegen der Luchsteile ausgehen. Deutlicher kann man die Behörden und Ministerien nicht auf ihren Rückstand hinweisen: seit Jahren fordern Naturschutzverbände eine geeignete Struktur um derartige Fälle von Naturschutzkriminalität aufzuklären. Dafür sind gezielt ausgebildete Beamte notwendig, die die Fundorte als das behandeln was sie sind: Tatorte an denen kriminologisch Spuren gesichert und dokumentiert werden müssen. Zurzeit machen unklare Zuständigkeiten, fehlende Strukturen und mangelhafte Personalausstattung eine Aufklärung derartiger Straftaten sehr unwahrscheinlich. Auch im aktuellen Fall muss man nach Angaben aus Kreisen der beteiligten Naturschutzorganisationen zur Arbeit der Polizei von unprofessionellem, nachlässigen und nicht fachkundigen Vorgehen der Behörden zumindest in den ersten Tagen ausgehen. „Für uns ist deutlich geworden, dass die Polizei vor Ort mit einem derartigen Fall überfordert ist”, so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer in einem Brief an Innenminister Joachim Herrmann. Weitere Infos dazu.

Während für Afrika und Asien Millionen Euro in sehr erfolgreiche Projekte gegen Wilderei, Naturschutzkriminalität und Jagdverstöße fließen, sind das in Deutschland immer noch Tabuthemen. Fast wöchentlich tauchen Meldungen über erschossene Wölfe und Luchse, vergiftete Greifvögel oder verbotene Fallen auf – es ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Die bayerische Politik muss Anschluss an die internationalen Bemühungen zum Schutz der Artenvielfalt finden. Es ist ein Skandal, wenn in Bayern vom Aussterben bedrohte Arten wie der Luchs wieder ausgerottet werden, während wir gleichzeitig von den viel ärmeren Ländern in Afrika und Asien gigantische Anstrengungen und wirtschaftliche Einbußen zum Schutz der Natur einfordern.

Mittlerweile gibt es erstmals ein offizielles Statement des Bayerischen Umweltministeriums. Ministerin Ulrike Scharf setzt darin ein Zeichen, dass die bayerische Politik nicht mehr länger den Kopf in den Sand steckt. Die neue Linie kann auch erstmals eine Basis für eine professionelle Zusammenarbeit zwischen Naturschutzorganisationen und Behörden bei diesem schwierigen Thema schaffen. Folgen müssen jetzt umfangreiche organisatorische und strukturelle Maßnahmen im Bereich von Umwelt- und Innenministerium (siehe Forderungen Bündnis Unser Luchs).

Forderungen des Bündnis Unser Luchs

Das Bündnis „Unser Luchs“ hat in der Vergangenheit im Zusammenhang mit der Landtagspetition „Ehrensache – Naturschutzkriminalität“ die Situation in Bayern, den Handlungsbedarf und insbesondere die Umfangreichen strukturellen und organisatorischen Defizite bei den bayerischen Behörden dokumentiert. Nach dem Fall der erschossenen Luchsin im Bayerischen Wald gründete sich 2013 das Aktionsbündnis „Unser Luchs“, unterstützt durch BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), Landesbund für Vogelschutz e.V. (LBV), Ökologischer Jagdverein Bayern e.V. (ÖJV), Nationalparkpartner Bayerischer Wald e.V., WWF Deutschland, Verein zum Schutz der Bergwelt, Gregor Louisoder Umweltstiftung. Forderungen:

  • Einrichtung einer fachkundigen, regional unabhängigen Ermittlungseinheit
  • Strikte Strafverfolgung adäquat zum Schutzstatus und den gesetzlichen Vorgaben
  • Durchgängig strukturierter Informationsfluss zwischen einzelne Organen
  • Kooperative Zusammenarbeit zwischen den Behörden und Interessenverbänden um Verdachtsfälle rechtzeitig zu erkennen
  • Dokumentation von Verdachtsfällen und Ermittlungsergebnissen und deren Veröffentlichung
  • Öffentlichkeitsarbeit und Information zu Gesetzeslage, Naturschutzrelevanz, Gefährdung und Meldeverfahren

Umfangreiche Dokumentation

Was tun bei Verdacht oder Hinweisen?
Dazu gibt es ein aktuelles Faltblatt mit Hinweisen und Checkliste.

 

 

 

 

 

 

Claus Obermeier


Posted in Luchs, Naturschutzkriminalität and tagged , , , by with 2 comments.

Herzlich willkommen zum Blog Bayern wild

Claus Obermeier ist Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung und hat das Projekt Bayern wild konzipiert.

Claus Obermeier ist Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung und hat das Projekt Bayern wild konzipiert.

Liebe Leserinnen und Leser,

mit diesem Blog entdecken Sie Bayern aus einem neuen Blickwinkel – wenn Sie faszinierende Wildtiere wie Luchs, Wolf oder Braunbär nur „weit weg“ vermuten, werden Sie erstaunt sein. Der Luchs ist schon da, Bayern wird in Zukunft Wolfsland sein, und auch der eine oder andere Braunbär oder Elch wird mal wieder einen Abstecher zu uns machen. Die Einwanderung dieser faszinierenden Tiere in ihre ursprüngliche Heimat bietet die einmalige Chance, Anschluss an die internationalen Bemühungen zum Schutz der Biodiversität zu finden.

Denn während wir von anderen Staaten und ihren Bürgern enorme Anstrengungen und wirtschaftliche Einbußen zum Schutz bedrohter Arten einfordern, sieht die entsprechende Bilanz bei uns bescheiden aus.

Kaum ein Thema des Naturschutzes sorgt immer wieder für so viel Aufregung wie Wildtiere, wenn sie – scheinbar oder tatsächlich – den Menschen beeinflussen. Viele Menschen fühlen sich unsicher, wie sie damit umgehen sollen – kompetente Informationen sind selten, Panikmache häufig.

Dies war in der Geschichte des Naturschutzes oft so – jeder Fortschritt musste mühsam erkämpft werden, und fast alle heute als Erfolgsstory für Mensch und Natur gefeierte Jubiläen wie Nationalparks oder das Verbot des Abschusses bedrohter Tierarten waren anfangs zumindest bei bestimmten Bevölkerungsgruppen hoch umstritten – egal ob in Afrika oder bei uns in den bayerischen Alpen. Dazu werden oft längst widerlegte Fabeln, Mythen und Lügengeschichten immer wieder aufgewärmt. Meist stehen hier wirtschaftliche Eigeninteressen im Vordergrund. Dabei halten die wildbiologische Forschung und diverse Projekte zum Schutz und Management von Wildtieren aus Deutschland, Europa und Übersee genügend Informationen und Erfahrungswerte bereit, um sich dem Thema fundierter zu nähern und für (fast) alle Fragestellungen eine Antwort zu finden.

Die Kämpfer „dafür oder dagegen“ der ersten Stunden leben oft nicht mehr, keiner erinnert sich an ihre Namen. Wenn heute aber eine Reisegruppe im afrikanischen Busch im Sonnenuntergang den Löwen brüllen hört, wenn eine Schulklasse in den bayerischen Alpen den ersten Adler sieht oder Touristen mit fachkundiger Anleitung sich auf die Spuren der deutschen Wölfe begeben, sind sich meistens alle einig: Gut, dass es so etwas noch gibt.

Ob Wildtiere wie Bär, Wolf und Luchs in Bayern leben können, entscheiden in einer Demokratie letztlich wir alle gemeinsam.

Schöne Stunden und tolle Erlebnisse !

Claus Obermeier


Posted in Allgemein and tagged , , , by with no comments yet.