Aktueller Stand Wölfe in Deutschland
Aktueller Stand Wölfe in Deutschland: Seit November 2015 gibt es eine aktualisierte Karte „Wölfe in Deutschland„, die der Freundeskreis freilebende Wölfe e.V. herausgebracht hat. 36 Rudel und 7 Paare sind derzeit in Deutschland beheimatet. Der Wolf, der bei Merklingen (Schwäb. Alb) überfahren wurde, ist darin noch nicht vermerkt.
Ulrich Wotschikowsky hat sich in seinem Blog WOLFSITE die Mühe gemacht und die Wolfsrudel und Paare in Deutschland zusammengetragen:
Niedersachsen: Sieben Rudel (fünf davon mit Welpennachweis), ein Paar.
Im Rudel Rheinmetall ist im Frühjahr 2015 die Fähe verschwunden, die mit prallen Zitzen fotografiert worden war. Es zählt weiterhin als Rudel, weil Jährlinge im Territorium nachgewiesen wurden.
Mecklenburg-Vorpommern: Zwei Rudel mit Welpennachweis.
Sachsen-Anhalt: Sieben Rudel mit Welpennachweis, drei Paare.
Die Rudel Altengrabow, Göritz-Klepzig und Annaburg erscheinen auch auf der Verbreitungskarte von Brandenburg.
Brandenburg: Zehn Rudel mit Welpennachweis, drei Paare. In den letzten Monaten haben sich offenbar mehrere Rudel aufgelöst. Andere sind neu entstanden. Es gibt viel „Wolfspräsenz“, aber der Status ist häufig unklar: Handelt es sich dabei um Paare? Oder um Einzeltiere? Oder gar um unentdeckte Welpen?
Der Rüde vom Rudel Hohenbucko wurde am 29.03.2015 geschossen. Im Sommer wurden jedoch zwei Welpen nachgewiesen. Es zählt als Rudel.
Das Rudel Spremberg wird dem Land Brandenburg zugerechnet.
Ein Rudel Sperenberg existiert offenbar nicht. Der Raum wird vom Rudel Jüterbog eingenommen,
Sachsen: Zehn Rudel (acht mit Welpennachweis, ein neu gegründetes Rudel im Süden bei Löbau noch nicht bestätigt).
Im Daubitzer Rudel wurde anfangs des Jahres 2015 der Rüde geschossen, deshalb keine Welpen. Daubitz zählt dennoch als Rudel.
Löbau zählt als Rudel (kein Welpennachweis).“
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Wolf oder nicht Wolf?
Anfang Dezember wurden im Landkreis Cham (Bayer. Wald) mehrere mutmaßliche Trittsiegel von Wölfen im Schnee entdeckt. Drei Fährten wurden von Experten aus der Jägerschaft gesehen. In mehreren regionalen Zeitungen war dies ein Thema. Überraschend war nicht die Tatsache, dass eine Wolfsfährte gespürt wurde. Wolfssichtungen und -spuren sind in den letzten Jahren immer häufiger in Bayern zu finden. Zuletzt im Oktober, ebenfalls im Landkreis Cham. Überraschend war die Feststellung, dass es sich um drei Individuen handeln sollte. Damit wäre es die erste Gruppe Wölfe in Bayern. Das erst später eingeschaltete Landesamt für Umwelt, das für die offizielle Verifizierung zuständig ist, konnte die Spuren nicht eindeutig Wölfen zuordnen. Eher geht man davon aus, dass es sich um Luchsspuren handelt. Luchse kommen seit vielen Jahrzehnten wieder im Bayerischen Wald in freier Wildbahn vor.
Doch woran kann man eine hundeartige woran katzenartige Spur unterscheiden?
Wie bei unseren Hauskatzen auch, können Luchse die Krallen ausfahren. Bei normalem Tritt sind die Krallen im Schnee oder Schlamm nicht erkennbar. Anders bei Wölfen und Hunden. Die Krallen sind immer zu sehen.
Die Anordnung der Ballen unterscheidet sich zwischen den beiden Arten. Bei Luchsen sind die mittleren Ballen leicht versetzt angeordnet, bei Wölfen (und Hunden) sind diese symmetrisch.
Soweit die Theorie, denn im Feld, bei Spuren im Schnee, ist die Unterscheidung nicht immer so leicht. Noch schwieriger wird es bei der Unterscheidung zwischen Hund und Wolf.
Das Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz beschreibt die Fährten wie folgt für den Wolf
„eher länglich-oval, Krallen relativ groß und kräftig, insgesamt sehr symmetrisch, Vorderpfote ca. 8-12 cm lang (ohne Krallen) und 7-11 cm breit, Hinterpfoten meist ca. 1 cm kürzer und schmaler“. Für den Hund: „Pfotenmaße bei gleichgroßen Hunderassen oft ähnlich, aber Trittsiegel vergleichsweise rundlich. Krallen meist schwächer, Pfotenabdruck wirkt nicht so symmetrisch wie beim Wolf.“
Nur mit der Feststellung mehrerer typischer Bilder aus Fährte, Spurbild und abgeleitetem Verhalten, eventuell Fund von Riss und Kot kann letztendlich eindeutig auf einen Wolf geschlossen werden.
Es bleibt spannend wann und wo der nächste Wolf in Bayern auftritt, irgendwann dauerhaft ansässig ist und sich ein erstes bayerisches Rudel etabliert.
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Schweizer Wölfe wandern Richtung Bayern – Baden-Württemberg sieht sich gut gerüstet
„Bei dem vor vier Wochen an der A8 bei Merklingen tot aufgefundenen jungen Wolf handelt es sich um einen Bruder des im Juni bei Lahr an der A5 überfahrenen Wolfs. Das Tier war kerngesund, vertilgte offenbar gerne Rehwild und hatte als besonderes Kennzeichen eine weiße Kralle. Todesursache war eine Kollision mit einem Auto. Sowohl der in Württemberg als auch der in Baden aufgefundene Wolf stammten aus demselben im Kanton Graubünden in der Ost-Schweiz ansässigen Rudel.“ Das teilte Naturschutzminister Alexander Bonde mit.
„Die Funde der beiden Wolfs-Brüder innerhalb weniger Monate machen deutlich, dass wir in Baden-Württemberg mit weiteren Tieren rechnen können – darauf sind wir gut vorbereitet“, so Bonde weiter. Der Handlungsleitfaden Wolf, den eine Arbeitsgruppe im Auftrag des Landes erstellt hat, legt für den Fall des Auftretens von Wölfen in Baden-Württemberg einen Maßnahmenkatalog und Handlungsroutinen fest. Wölfe unterliegen internationalen Artenschutzbestimmungen sowie als streng geschützte Art den Regelungen des Bundesnaturschutzgesetzes.
Zwar hatte die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung im hessischen Gelnhausen den bei Merklingen aufgefundenen Rüden anhand genetischer Analysen schon nach wenigen Tagen der italienischen Linie zuordnen können (das MLR berichtete), eine genauere Zuordnung stand jedoch bislang aus. Inzwischen liegen die Ergebnisse der genetischen Analysen des Labors für Naturschutzbiologie der Universität Lausanne vor. Das Labor konnte die Proben des an der A8 ums Leben gekommenen Wolfes einem bereits in der Datenbank erfassten Tier zuordnen. Bei dem in Württemberg aufgefundenen Wolf handelt es sich demnach um ein Jungtier aus einem Wolfsrudel, das im schweizerischen Calanda-Gebiet (Kanton Graubünden) ansässig ist. Das Tier wurde dort mit fünf weiteren männlichen Welpen geboren. Der Wolf wurde bereits im Dezember 2014 und im Januar 2015 bei Chur durch Kotproben erfasst und wurde mit der Bezeichnung „M48“ versehen. Klar ist damit auch: Der bei Merklingen überfahrene Wolf ist ein Geschwistertier des im Juni 2015 bei Lahr überfahrenen Wolfs „M53“ – dieser stammte ebenfalls aus dem Schweizer Wolfsrudel.
Auch die Sektion des Merklinger Kadavers durch das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin ist inzwischen abgeschlossen. Die Befunde lauten: Der Wolf war in einem guten Gesundheits- und Ernährungszustand und wurde eindeutig durch eine Kollision mit einem Auto getötet. Andere Fremdeinwirkungen konnten als Todesursache eindeutig ausgeschlossen werden. Die Sektion des Mageninhaltes ergab keine Hinweise auf Nutztiere wie etwa Schafe, die gefundenen Überreste lassen vielmehr auf Rehwild schließen. Ferner wurde an einer der Pfoten festgestellt, dass eine Kralle der bei Wölfen üblicherweise schwarzen Krallen weiß war.
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Vorsitzender des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) äußert sich gegen geschützte heimische Wildtierarten Bär, Wolf und Luchs
Vorsitzender des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) äußert sich gegen geschützte heimische Wildtierarten Bär, Wolf und Luchs und macht damit die Arbeiten des BJV im Bezug auf Artenschutz unglaubwürdig. Der BJV wurde um eine Stellungnahme gebeten. Diese ist bis zur Veröffentlichung dieses Beitrages nicht eingegangen und wird, sobald sie vorliegt, hier veröffentlicht.
Prof. Dr. Jürgen Vocke, Präsident des BJV, hat sich mit seinen Äußerungen auf einer Veranstaltung in Krumbach zum Thema Große Beutegreifer auf dünnes Eis begeben. Im Bezug auf große Beutegreifer meint er: „Sie passen einfach nicht in eine derart übernutzte Landschaft mit beispielsweise 144 000 Straßenkilometern.“ Des Weiteren ist in der Frankenpost zu lesen , dass Vocke eine Gefahr mit Großraubtieren sieht: für eine weitere Zunahme der Wildunfälle im Straßenverkehr, für Schafe und auch für den Menschen. Im Nordbayern Kurier wird er zitiert: „Wir müssen uns die Frage stellen, ob ein Tier wie der Wolf noch in unsere übernutzte Natur passt“, sagt Vocke. Er sagt: „Wenn der Wolf in unseren Wäldern wieder heimisch wird, haben wir schlagartig keine Jogger, keine Geocacher und keine Mütter mit Kindern mehr im Wald. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.“ Die Frage stellt sich nicht, denn Vorkommen von Luchsen (Bayerischer Wald, Harz) und Wölfen (Brandenburg, Sachsen, Sachens-Anhalt, Niedersachsen..) in freier Wildbahn bestätigen, dass die Tiere geeigneten Lebensraum finden und wieder besiedeln. Die Furcht vor dem Wolf zu schüren und leere Wälder zu prophezeien ist vollkommen überholt und basiert auf keiner fachlichen Grundlage. Was natürlich nicht bedeutet den Wildtieren nicht mit angemessenem Respekt und gesunder Vorsicht zu begegnen. „Erst der Mensch macht aus dem Wolf eine Bestie“, meint Ulrich Wotschikowsky und fasst einige Studien zur Gefahr durch Wölfe in einem Beitrag zusammen.
Der BJV rühmt sich anerkannter Naturschutzverband zu sein und für den Schutz der heimischen Tierwelt einzustehen und zu sorgen. In der Diskussion um die illegalen Tötungen geschützter Tierarten wie Beispielsweise dem Luchs hatte sich der BJV klar distanziert und in einer Resolution aller Kreisgruppen gefordert: „Stopp! Naturschutzvergehen muss der Riegel vorgeschoben werden genauso wie diesbezüglichen Vorverurteilungen der Jägerschaft!“ Von „ungerechtfertigten Schuldzuweisungen, die das weitreichende und langjährige Engagement des BJV zur Förderung insbesondere der geschützten Tierarten missachten“ ist die Rede. Mit seiner Aussage gegen Große Beutegreifer hat BJV Präsident Vocke die Absichten des BJV gezeigt: die Weste der Jäger des BJV rein zu halten und keine ernsthaften Absichten die Bemühungen um den Erhalt bzw. der Rückwanderung der große Beutegreifer in Bayern voranzutreiben.
Der BJV ist über die Wildlandstiftung Mitglied in der Trägergemeinschaft Große Beutegreifer, die das Luchsprojekt im Bayerischen Wald unterstützt und Ausgleichszahlungen im Schadensfall ermöglicht. Die Bemühungen der letzten Monate durch klare Positionierung gegen Naturschutzkriminalität (getötete Luchse), Resolution und Teilnahme an Podiumsdiskussion zu diesem Thema sind mit der Aussage gegen große Beutegreifer in Bayern unglaubwürdig. Eine ernsthafte Zusammenarbeit der Naturschutzverbände und des BJV ist damit hinfällig. Mit dem vom BJV selbst zugesprochenen „weitreichenden und langjährigen Engagement“ scheint es nicht weit her zu sein. Dies enttäuscht sicherlich auch eine Vielzahl der Jäger.
Reaktionen dazu in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 17.11.2015.
Reaktion des BUND Naturschutz in Bayern e.V. vom 24.11.2015
Nachfrage an Prof. Vocke:
Auf Nachfrage prazisierte und ergänzte Prof. Vocke seine Aussagen.
Prof. Vocke: „Die Meldungen über die Zuwanderung von Wolf und Luchs in Bayern nehmen zu. Der Bayerische Jagdverband mit seinen rund 47.000 Jägerinnen und Jägern verfolgt diese Entwicklung mit Interesse und steht voll hinter dem hohen Schutzstatus der großen Beutegreifer. Die Rechtslage ist eindeutig. Illegale Verfolgungen werden vom BJV strikt abgelehnt. Allerdings geben wir zu bedenken, dass das dicht besiedelte Bayern mit seiner vom Menschen geprägten Kulturlandschaft kaum den richtigen Lebensraum für die großen Beutegreifer mehr bieten kann. Ziel muss es deshalb sein, die Rahmenbedingungen für Wild und Jagd so zu gestalten, dass die Rückkehr des Wolfes nicht zu Verwerfungen führt. Daher ist es unserer Meinung nach notwendig, mit allen, von der Zuwanderung betroffenen Verbänden gemeinsame Lösungsstrategien zu erarbeiten.“
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Woher kommen die Wölfe in Deutschland?
Wölfe in Deutschland: Woher kommen die Wölfe, die wieder nach Deutschland eingewandert sind? Woher kommen die Tiere, die vereinzelt immer wieder in Bayern auftauchen? Nicht jeder glaubt an die natürliche Rückwanderung auf eigenen Pfoten. Als Kofferraumwölfe werden die Tiere von manchen bezeichnet, die sich eine natürliche Rückwanderung nicht vorstellen können. Unterstellt wird, dass die Tiere nach Deutschland transportiert werden und hier aus dem Kofferraum in freie Wildbahn gelassen werden. Geschürt werden diese Gerüche immer wieder durch ominöse Berichte, durch „moderne Sagen“, wie sie Oliver Deck in seiner Bachelorarbeit bezeichnet. Deck hat sich mit eben diesen Sagen zur Einwanderungen von Großbeutegreifern am Beispiel des „Kofferraumwolfes“ befasst.
Zuletzt berichtete im Januar 2014 eine Jagdzeitschrift von einem in Deutschland gestoppten Fahrzeug in dem Wölfe und Luchse wohl zur Freilassung in Deutschland transportiert worden sein sollen. Die Nachricht konnte von der zuständigen Polizei nicht bestätigt werden. Lesenswert ist die Pressemitteilung des Bundespolizei zu dem Vorfall, die diesen humorvoll aufnimmt.
Woher können Wölfe aber nun nach Deutschland kommen?
Die ersten Zuwanderer kamen aus Polen in die Lausitz. Bedenkt man die weiten Strecken, die einzelne Wölfe zurücklegen können, ist es keine unüberwindbare Distanz aus den umliegenden Wolfspopulationen nach Deutschland zu kommen.
Die Wölfe in Deutschland und Polen gehören zur sogenannten mitteleuropäischen Flachlandpopulation. Die einzelnen Tiere die bislang in Bayern nachgewiesen wurden, kamen aus den Südwestalpen (Alpen Population), aber auch aus dem Nordosten (Europäische Flachlandpopulation). „Quellen“ aus denen Wölfe einwandern können gibt es in fußläufiger Strecke. Die Large Carnivore Initiative für Europe hat Karten erarbeitet, die die europäischen Populationen zeigt. Zuwanderer können aus Polen, Italien oder auch Slowenien kommen, wie eine Karte Im Managementplan für den Wolf in Thüringen zeigt.
Bislang gibt es keine Wölfe, die sich dauerhaft in Bayern angesiedelt bzw. Rudel gebildet haben auch wenn es derzeit ca. 350 Wölfe in Deutschland gibt. Auch wenn die Wildnis des Nationalparks Bayerischen Waldes die Fantasie eines Wanderers beflügelte, der sich beim (unerlaubten) Campen im Nationalpark von einem Wolfrudel umzingelt sah und einen Großalarm auslöste. Letztendlich störten wohl Dachse den Schlaf des Wildnissuchenden.
Deck, Oliver: Der Kofferraumwolf – moderne Sagen um die Einwanderung von Großbeutegreifern, Technische Universität München, 2015
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Die Bildergalerie der bayerischen Wölfe
Die Liste der bestätigten Wolfsnachweise in Bayern wird Jahr für Jahr länger. Zwar sind es immer nur Einzeltiere die nachgewiesen werden, aber sie zeigen: Bayern ist geeignetes Wolfsland. Nicht immer kann festgestellt werden ob es sich um das gleiche Tier handelt.
Eine Liste bayerischer Wölfe der letzten Jahre (Quelle LfU, Bayern):
2006 Lks Starnberg (Totfund, Verkehrsunfall)
2009 Lks Rosenheim (genetischer Nachweis)
2011 Lks Wunsiedel (zwei Nachweise über Foto und Genetik)
2014 Lks Erding (Foto), Lks Rosenheim (Genetik), Lks Oberallgäu (zwei Nachweise über Foto, Genetik)
2015 Lks Rottal/Inn (Foto), Lks Ebersberg (Genetik), Lks Cham/Nationalpark Bayerischer Wald (Foto), Lks Cham (Foto)
Hier eine Bildergalerie einiger durch Fotos dokumentierten Tiere (Bildquelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt)
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Rückkehr der Wölfe: Hohe Zustimmung in der Bevölkerung
Hohe Zustimmung in der Bevölkerung zur Rückkehr der Wölfe.
Umfrage des LBV-Partners NABU: positive Stimmung – Vorurteile abbauen und gemeinsame Anstrengungen zum Schutz verstärken
Hilpoltstein/Berlin, 24.09.15 – Eine große Mehrheit der Bundesbürger (80 Prozent) findet es erfreulich, dass der Wolf wieder Bestandteil von Natur und Landschaft in Deutschland ist. Jeder Zweite (54 Prozent) verbindet mit dem Wolf positive Gefühle, während bei nur zwölf Prozent negative Empfindungen zum Tragen kommen. Dies sind Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage in Deutschland, die das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag des bundesweiten LBV-Partners NABU (Naturschutzbund Deutschland) durchgeführt hat.
Bei der Zustimmung zum Wolf gibt es keinen Unterschied zwischen Bewohnern im städtischen Umfeld und Bewohnern im ländlichen Raum. Laut NABU-Umfrage zeigen die Ergebnisse, dass die Bevölkerung in Deutschland grundsätzlich positiv zur Rückkehr des Wolfes eingestellt ist. Damit sei eine Grundlage gelegt, dass der Wolf 150 Jahre nach seiner Ausrottung durch den Menschen heute eine Zukunft in Deutschland hat. Außerdem machen die Ergebnisse deutlich, dass sich das Naturverständnis geändert hat. Zudem zeigten die Befragungsergebnisse nicht nur, dass die Bevölkerung allgemein relativ gut über das Thema informiert sei, sondern auch, dass Risiken und Gefahren realistisch eingeschätzt werden.
80 Prozent der Befragten sind der Umfrage zufolge der Meinung, dass Wölfe ebenso in unsere Landschaften gehören wie Rehe oder Füchse. 78 Prozent sind der Überzeugung, dass Wölfe auch in Deutschland leben sollten, selbst wenn es teilweise zu Problemen kommt. Lediglich für elf Prozent der Befragten stellt die Rückkehr des Wolfes eine Bedrohung dar, 85 Prozent hingegen sehen dies nicht.
Dennoch ist es aus Sicht des LBV und des NABU weiterhin erforderlich, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. 70 Prozent der Bevölkerung sind zwar der Auffassung, dass die Medien in ihrer Berichterstattung zur Übertreibung neigen würden, allerdings gaben auch 30 Prozent der Befragten an, Angst zu haben, in einem Gebiet mit Wolfsvorkommen in den Wald zu gehen.
Sowohl LBV als auch NABU nehmen diese Ängste und Sorgen ernst. Hier gilt: Der Wolf ist kein Kuscheltier, das verniedlicht werden darf. Im Umgang mit dem Wolf müsse aber das Maß der Verhältnismäßigkeit gewahrt werden. Seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland hat es kein aggressives Verhalten gegenüber Menschen gegeben. Die Bevölkerung müsse allerdings wieder erlernen, was es bedeute, große Beutegreifer in der Landschaft zu haben.
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Ratgeber Wolf: Lernen, mit dem Wolf zu leben
Die neueste Version unseres in Zusammenarbeit mit dem WWF erstellten Ratgeber Wolf „Lernen, mit dem Wolf zu leben“ ist nun online und kann, wie auch schon die Vorgängerauflagen, kostenlos heruntergeladen werden.
Heute breiten sich die geschützten Wölfe wieder aus – in den Alpen, in Räumen mit unbehüteten Schafen und Ziegen. Das kann nicht gut gehen.
Neue Formen der Schadensabwehr sind gefragt unter Rückbesinnung auf alte Traditionen und unter Verwendung moderner Technik. Ob Wölfe in Mitteleuropa in ihrem arttypischen Sozialverhalten, in Rudeln also, oder eher als versprengte Einzeltiere leben können, ist heute noch nicht abzusehen.
Hier muss noch einiges ausprobiert werden. Auch hier tun sich die neuen Bundesländer mit ihrer geringeren Bevölkerungsdichte leichter als die Alpenländer. Auf viele der aufgeworfenen Fragen versuchen die Autoren dieser Broschüre Antworten zu finden.
Der Ratgeber Wolf ist für all jene gedacht, die sich zum einen beruflich mit dem Thema auseinandersetzen, er ist aber auch genauso für Personen geeignet, die sich intensiv mit dem Rückkehrer Wolf befassen wollen und die erfahren wollen, was es alles im Umgang mit Wölfen zu beachten gibt.
Hier können Sie den Ratgeber Wolf: „Lernen, mit dem Wolf zu leben“ herunterladen.
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Bayern- Deine Wölfe (Wölfe in Bayern)
Im Mai 2015 gelang der bislang jüngste Nachweis eines Wolfes in Bayern, diesmal virtuell gefangen in einer Fotofalle, die im Nationalpark Bayerischer Wald aufgestellt wurde.
Nachweismöglichkeiten
In Bayern sind Wolfsmeldungen immer noch eine mediale Sensation, insbesondere dann wenn der Wolf als Täter überführt wurde und Schafe o.ä. gerissen hat . Einzelne Tiere werden immer wieder gesichtet, auch ganz unspektakulär, ohne Opfer zu hinterlassen. Diese Hinweise werden von Fachleuten untersucht, sei es die entstandenen Bilder zu verifizieren oder bestenfalls sogar genetische Proben zu untersuchen. Findet man also Haare oder Kot kann ein Wolf einwandfrei identifiziert werden, sogar seine Herkunft kann man dann bestimmen.
Die Hinweise werden in „Qualitätskriterien“ eingeteilt, sogenannte SCALP-Kriterien. C1 ist der bestmögliche Nachweis: Genetik, Fund eines toten Tiere oder ein von Experten bestätigtes Foto. Wird ein indirekter Hinweis gefunden, etwa ein Riss oder eine Spur, und diese von einem Fachmann abgesichert, wird dies als C2 Nachweis aufgeführt. Findet Otto Normalverbraucher eine Spur, die nicht weiter bestätigt werden kann oder werden Laute gemeldet, sind das C3 Nachweise.
Wölfe in Bayern
Wölfe wurden in Bayern in den vergangenen Jahren in allen Kriterienstufen nachgewiesen. In den letzten Jahren häufen sich die Meldungen.
1882 wurde vermutlich der letzte (sichtbare) Wolf in Bayern geschossen. Danach war es still um den Urbayern. Als 2006 ein Wolf im Landkreis Starnberg überfahren wurde, erinnerte man sich wieder an das verlorene Tier. Seit dieser Zeit wurden 11 Wolfsnachweise gesammelt, 7 davon allein in den Jahren 2014-Mai 2015. Das Landesamt für Umwelt führt dazu eine Liste.
Diese zeigt: in ganz Bayern können jederzeit Wölfe auftauchen: im Oberfranken (Wunsiedel Dez. 2011), in Niederbayern (Cham Mai 2015, Rottal-Inn März 2015), Oberbayern (Rosenheim März 2014, Erding April 2014, Ebersberg April 2015), Allgäu (Oberallgäu Dez. 2014, Mai 2014). Bei den Sichtungen kann es sich zum Teil auch um dasselbe Tier handeln. Ebenso kann man aber davon ausgehen, dass nicht alle Tiere, die durch Bayern wandern gesehen und nachgewiesen werden.
Eine Karte zu Wolfsverdacht, bestätigte Hinweise und Rudel in Bayern und Deutschland finden Sie hier.
Woher kommen die Tiere?
Wenn genetisches Material gesammelt werden kann, können viele Geheimnisse der Wölfe gelüftet werden: Aus welcher Population stammt das Tier? Männlein oder Weiblein? Auch die Wanderrouten können manchmal nachvollzogen werden, wenn die Daten mit Monitoringprojekten aus anderen Ländern abgeglichen werden. Nach Bayern können Wölfe aus der Deutsch-Westpolnischen Population (z.B. Sachsen) und Alpen Population (Italien, Frankreich) einwandern.
Wölfe in Deutschland
Ganz verschwunden waren Wölfe in Deutschland wohl nie. Wie anders lassen sich die geschossenen Wölfe in der DDR und BRD zwischen 1945-1999 erklären? Aus benachbarten Ländern können Tiere immer wieder einwandern. In Sachsen wanderten Wölfe aus Polen ein, siedelten sich an und bildeten den Grundstock für mittlerweile etwa 35 Rudel in Deutschland. Im Süden sind Wölfe noch seltene, vereinzelte Tiere, doch die nächsten Rudel in Sachsen oder Italien sind nicht weit. Als Langstreckenläufer können gerade Jungtiere diese Strecken auf der Suche nach neuen Revieren leicht bezwingen.
Der NABU hat eine Chronik der Wölfe in Deutschland zusammengestellt.
Bayern in Erwartung
Man hört: „Bayern ist Wolfserwartungsland“. Will heißen: jederzeit ist mit Wölfen zu rechnen. Dazu haben öffentliche Stellen den „Wolfsmanagementplan Stufe 2“ verfasst. Was sich etwas sperrig anhört und nach „Sicherheitsstufe“ klingt, soll einen geregelten Umgang mit einzelnen, standorttreuen Tieren ermöglichen. Eine Anleitung für „was tu´n wenn…?“
Bleibt abzuwarten, wann es notwendig sein wird, den „Managementplan Stufe 3“ für Wölfe auszuarbeiten – für den Umgang mit einer festen Population in Bayern.
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Interview: Der Wolf in Bayern
Der Münchner Wochenanzeiger brachte im Juni ein Interview mit Stefanie Jaeger über den Wolf in Bayern. Anlass war der im Mai im Landkreis Ebersberg nachgewiesene Wolf.
Am 08. Mai wurde ein Wolf mit einer Kamera im Nationalpark Bayerischer Wald abgelichtet. Der aktuelle Fall im Landkreis Wunsiedel konnte bislang nicht bestätigt werden. Jährlich gibt es mehrere Wolfsmeldungen in Bayern.
In letzter Zeit sind vermehrt Wölfe in Bayern gesichtet worden. Kann der Wolf Ihrer Meinung nach auch in Bayern eine neue Heimat finden?
Ja, der Wolf wird auch in Bayern eine neue alte Heimat finden. Die Meldungen der letzten Jahre bezogen sich auf Tiere die durch Foto-Dokumentation oder genetischen Nachweis mit Sicherheit durch Bayern gezogen sind. Dazu kommt sicherlich noch eine gewisse Anzahl, die unbemerkt umhergezogen ist. Betrachtet man die benachbarten Wolfspopulationen können von Süden (Alpenraum, daher kamen die Wölfe in den Landkreisen Erding und Rosenheim 2014) und Norden (Sachsen/Polen, daher stammt der aktuell nachgewiesene Wolf im Landkreis Ebersberg) Wölfe einwandern. Lebensraum für den Wolf gibt es in Bayern – es liegt an uns ihn wiederkehren zu lassen.
Wo sehen Sie das größte Konfilktpotenzial zwischen Mensch und Wolf?
Konflikte wird es nur für den Menschen geben. Der Wolf ist äußerst anpassungsfähig. Dennoch: Wenn sich Wölfe dauerhaft in Bayern ansiedeln sollen, müssen dringend Hilfestellung und Vorgaben für Nutztierhalter bereitgehalten werden. Auch in der Jagd, bei Wildtiergattern und Wintergattern wird man sich Gedanken machen müssen. Für die Mehrzahl der Bevölkerung wird es kaum Berührungspunkte, damit auch kaum Konfliktpotential mit dem Wolf geben.
In den letzten 50 Jahren sind in Europa nur neun Fälle mit tödlichen Angriffen auf Menschen bekannt geworden. In Relation stehen 40 Todesfälle durch Hunde seit 1989.Warum hat der Mensch solch eine Angst vor Wölfen?
Zu den tödlichen Übergriffen durch Wölfe in Europa geistern verschiedenen Zahlen herum. Soweit mir bekannt, hat es in den letzten 50 Jahren lediglich 4 Todesfälle durch nicht tollwütige Wölfe gegeben. Über die Gründe für die Angst vor dem Wolf lässt sich nur spekulieren. Vielleicht ist es eine tief verankerte und tradierte Urangst? Denn kaum jemand kann seine Erfahrung aus einer Wolfsbegegnung in freier Wildbahn ziehen. Wölfe treten in den Medien oft nur mit einer „Schreckensmeldung“ auf. Wenn nichts passiert, ist es ja auch keine Meldung wert. Dabei geht dann unter, dass es Jahre und Jahrzehnte vor „Fohlenriss“ oder „Auge in Auge mit dem Wolf“ gab, in denen der Wolf unbemerkt oder zumindest unauffällig in der Region gelebt hat.
Seit 2014 gibt es in Bayern den sog. „Wolfsmanagmentplan“? Wie beurteilen Sie den Ansatz dieser Strategie?
Der Ansatz ist gut. Leider hapert es in Bayern noch immer an konkreten Festlegungen und Umsetzungen im Bezug auf die Rückkehr von Wölfen. Naturschutzverbände haben nach Erscheinen des Managementplans herbe Kritik daran geäußert. So ist z.B. der Herdenschutz nicht klar erläutert, Betroffene haben nach der Lektüre des Managementplans auch nicht mehr Information. Der Ansatz ist also gut, aber es gibt noch viel Arbeit seitens der Bayerischen Staatsregierung.
Wie kann ein artgerechter Umgang mit dem Wolf aussehen?
Ein „artgerechter“ Umgang in politischer Hinsicht wäre eine frühzeitige Auseinandersetzung mit der Rückkehr der Wölfe nach Bayern. Wie müssen sich Nutztierhalter, z.B. Schäfer, darauf einstellen? Welche Hilfe können sie erfahren? Dafür gibt es Überlegungen, diese müssen aber konkretisiert werden.
Ein artgerechter Umgang mit dem Wolf in freier Wildbahn: nehmen Sie den Wolf als das was er ist – ein Wildtier. Für die einen erschreckend, für die anderen faszinierend. Auf keinen Fall sollte man versuchen diese Tiere anzulocken oder zu füttern. Nähert sich ein Wolf z.B. einem Gehöft sollte man im laut klar machen, dass er nicht erwünscht ist. So lernen die Tiere garnicht erst die Menschennähe zu suchen. Damit kann man diese Art von „Problemwölfen“ verhindern.
Kann der Wolf überhaupt im Landkreis Ebersberg heimisch werden?
Ebersberg ist doch ein schöner Landkreis… Letztes Jahr wurden einzelne Wölfe in Landkreis Erding und Rosenheim nachgewiesen. Für Durchzügler scheint das Gebiet attraktiv zu sein. Bis zum ersten Rudel in Bayern werden noch einige Jahre vergehen. Hoffentlich genug Zeit um uns ernsthaft damit auseinanderzusetzen.
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