Neue Kampagne wirbt in S-Bahnen, Regionalzügen und Umweltbildungseinrichtungen für den Schutz der Buchenwälder im Steigerwald
Schutz der Buchenwälder im Steigerwald: Ab dem 1.12. werben mehrere hundert Plakate in bayerischen Regionalzügen, S-Bahnen, Umweltbildungseinrichtungen etc. für den Schutz des bayerischen Naturerbes vor Profitinteressen – erstes Thema sind dabei die aktuell unmittelbar bedrohten Waldschutzgebiete im Steigerwald. Bürger können sich über die neue Kampagnenseite www.eintropfen.de informieren und ein kostenloses Mitmachpaket bestellen.
Staatsregierung, Bayerische Staatsforsten und Lobbyisten versuchen, Waldschutzgebiete zu verhindern und sogar bestehende Naturreservate wie das Schutzgebiet “Hoher Buchener Wald” bei Ebrach aufzuheben, um die bayerischen Staatswälder fast zu 100 Prozent nutzen zu können. Dabei werden mit falschen und verwirrenden Aussagen und Konzepten Bürger, Politiker und Medien verwirrt – Bayern verliert den Anschluss zu den Zielen des Naturschutzes und einem an Bürgerinteressen orientierten Umgang mit seinen Staatswäldern!
· Aktuelle Infos zur Aufhebung des Schutzgebietes “Hoher Buchener Wald”: http://blog.bayern-wild.de/2015/08/bayerische-staatsregierung-plant-ausverkauf-der-buchenschutzgebiete-im-steigerwald-bn-und-lbv-haben-klage-eingereicht/
· Aktuelle Hintergrundinfos zu den Forderungen der Naturschutzverbände (5-Punkte-Plan): http://blog.bayern-wild.de/2015/10/steigerwald-naturschutzverbaende-praesentieren-5-punkte-plan/
Alle Bürger können ab sofort ein kostenloses Mitmachpaket mit vielen Informationen zum Thema bestellen. Es enthält:
• Informationen, wie Sie aktiv werden können, und Ansprechpartner
• Unser spannendes Farbmagazin Bayern wild
• Die Broschüre „Wild America – wildes Deutschland?“
• Informationen / Aufkleber des Vereins Nationalpark Nordsteigerwald
Weitere Infos: aktuelle Bilder und Terminhinweise findet man auf der facebook-Kampagnenseite (www.facebook.com/ichbineintropfen).
Neue Nationalparks und Wildniszonen in Staatswäldern sind Garant für überfällige Fortschritte im Natur- und Umweltschutz in Bayern: Sie binden im großen Stil schädliche Klimagase, helfen Hochwasser zu reduzieren und verringern den Schadstoffeintrag in Grund- und Trinkwasser. Vor allem aber bieten sie erholungsuchenden Menschen, bedrohten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum in einer ansonsten fast flächendeckend von intensiver Land- und Forstwirtschaft und ausufernden Gewerbegebieten geprägten Landschaft.
Kurzfilm Naturschutzoffensive (www.eintropfen.de): Beeindruckende Luft- und Makroaufnahmen des renommierten Filmteams nautilus aus Nationalparken und Wildnisschutzgebieten Deutschlands zeigen, dass es sich lohnt, sich für neue Wildnisschutzgebiete zu engagieren und vor allem dass das 2-Prozent-Ziel von Bundesregierung, Verbände und Wissenschaftlern endlich vor Ort umgesetzt werden muss.
Mindestens 2 Prozent echte Wildnisflächen in Deutschland – das ist das Ziel von Bundesregierung (Biodiversitätsstrategie), Naturschutzverbänden und Wissenschaftlern – ein kleiner Beitrag Deutschlands zum globalen Naturschutz. 2 Prozent sind für ein reiches Land wie Deutschland nicht viel – da verlangen wir von unseren Partner- und Urlaubsländern in Asien, Afrika und Amerika wesentlich mehr. Dazu müssen in den nächsten Jahren in ganz Deutschland die meistens schon vorliegenden Schutzkonzepte auch umgesetzt werden. So müssen neben der Ausweisung neuer Schutzgebiete vor allem in den bestehenden Gebietskulissen wie FFH-Gebieten die Behörden auf Staatsgrund strenge Schutzzonen ausweisen, wenn ihre eigenen Ziele nicht untergehen sollen. Die bisherige Blockadehaltung mancher Interessenverbände und einzelner Forstverwaltungen darf sich nicht durchsetzen, wenn Deutschlands Naturerbe bewahrt werden soll. Der Film weist besonders auf die quasi kostenlosen Ökosystemleistungen hin, den Wildnisgebiete erbringen, so die enorme Bindung von klimaschädlichem CO2 in wachsenden Mooren und den Hochwasserrückhalt in Auwäldern.
Seit 2003 unterstützt die Gregor Louisoder Umweltstiftung mit ihrer Imagekampagne für den Naturschutz und Sonderkampagnen die deutsche Naturschutzszene, Bestandteile sind jeweils professionell produzierte Kurzfilme zum Einsatz in Onlinemedien und bei Veran-staltungen sowie Öffentlichkeitskampagnen .
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Sie finden einen toten Greifvogel, einen Fischotter, einen Biber, einen Luchs… – Was ist zu tun?
Was ist zu tun wenn Sie beim Spazierengehen mit dem Hund, auf einer Wanderung oder Radltour ein totes Tier einer geschützten Art finden? Melden Sie den Fund auf alle Fälle bei der örtlichen Polizeidienststelle oder unter 110, diese ist in erster Instanz dafür zuständig und verpflichtet Ihrer Meldung nachzugehen. Beharren Sie darauf und lassen Sie sich nicht vertrösten. Weisen Sie darauf hin, dass Sie Wissen haben (geschützte Tierart, mögliche Straftat da z.B.: mehrere tote Tiere, Köder, illegale Falle…).
Wen informieren Sie? – örtliche Polizeidienststelle oder 110 – melden Sie den Fall mit Foto und kurzen Notizen an das Projekt Tatort Natur.
WICHTIG Dokumentieren Sie den Fund möglichst umfassend durch:
– Fotos – Notizen zum Fundort: was fällt auf, wer ist als Zeuge mit dabei, Datum, Uhrzeit – Notizen zur Meldung an Polizei: wann, mit wem haben Sie gesprochen, was war die Aussage
WICHTIG Verändern Sie nichts am Fundort: – Fassen Sie Tiere und mögliche Beweisstücke nicht an – Bewegen Sie den Tierkörper nicht – Hinterlassen Sie so wenig Spuren wie möglich (wenn das Tier gefunden ist, nicht unnötig herumlaufen, nicht weiter näher treten, weitere Personen fernhalten)
WICHTIG Bleiben Sie als Zeuge erreichbar: – Hinterlassen Sie Ihre Kontaktdaten – Fragen Sie nach

Dr. Claudia Szentiks vom IZW Berlin arbeitet mit Kollegen daran die Todesursachen der Wildtiere herauszufinden.
Dr. Claudia Szentiks, Pathologin am Leibniz – Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin und betraut mit der Obduktion vieler zu Tode gekommener Wölfe und Luchse, hat uns ein paar wichtige Fragen zum Vorgehen im Fall illegal getöteter Wildtiere beantwortet.
Blog Bayern Wild (BW): Sie hatten schon einige tote Wölfe und Luchse auf dem Sektionstisch. Was ist für Sie bei der Aufnahme des Tatortes wichtig, um dann Rückschlüsse im Labor ziehen zu können?
Dr. Claudia Szentiks (CS): Möglichst wenig Spuren vom Finder hinterlassen und keine möglichen Spuren verändern. Das erleichtert uns die Arbeit im Labor sehr, da jede Faser einen Hinweis auf Täter und Tathergang liefern könnte. Wir müssen Abgleiche machen, um herauszufinden, ob die Spuren von den Findern stammen oder einer oder mehreren weiteren unbekannten Person/en zugeordnet werden müssen. Das kostet Zeit. Auch zur Tat selbst kann die Polizei zusammen mit den pathologischen Befunden bessere Aussagen machen, wenn nichts am Fundort verändert wurde.
BW: In Bayern ist der erste Schritt die Polizei zu verständigen. Diese übernimmt dann alle weiteren Schritte am Fundort, benachrichtigt zuständige Behörden usw. Werden Sie bei einem Fund eines toten Wolfes direkt einbezogen?
CS: Bei uns am IZW gibt es eine Rufbereitschaft. Wir stehen 24h, 7 Tage die Woche zur Verfügung und werden von Polizei oder der im Wolfsprojekt tätigen Beauftragten der Bundesländer direkt kontaktiert, wenn es einen Verdachtsfall auf illegale Tötung gibt. So können wir unsere verschiedenen Kompetenzen aus Wildtierbiologie, -medizin, Polizei, Radiologie und Pathologie schnell und unkompliziert verbinden.
BW: Bei den Aufnahmen der Fälle von illegal getöteten Luchsen oder auch Greifvögeln kam es in Bayern in der Vergangenheit oft zu Verzögerungen. Tatorte bzw. Fundorte wurden nicht unmittelbar gesichert. Dies soll sich nun bessern, die Polizei arbeitet an einer Ermittlungskonzeption. Was raten Sie?
CS: Es ist unbedingt notwendig die Fundorte fachgerecht abzusperren, Spuren zu sichern und zu dokumentieren. Die Polizei ist dazu ausgebildet, insbesondere die Beamten der Landeskriminalämter, und sollte sofort verständigt und angefordert werden. Andernfalls können wichtige Spuren auch unbeabsichtigt übersehen oder vernichtet werden. Voraussetzung ist natürlich, dass die Beamten sorgfältig arbeiten und gegebenenfalls für derartige Fälle speziell geschult sind.
BW: Sie selbst sind ja in den seltensten Fällen am Fundort. Welche Informationen sind für Sie wichtig, um die richtigen Rückschlüsse ziehen zu können?
CS: Eine umfangreiche und neutrale Dokumentation mit Bildern, Notizen und eventuell Skizzen ist sehr hilfreich. Im Vorfeld weiß man nie, was vielleicht der ausschlaggebende Hinweis sein kann. Und eine saubere Arbeit, ohne weitere Spuren zu legen. Wenn die toten Tiere berührt oder eingepackt werden, muss das ausschließlich mit Handschuhe geschehen und nur von autorisierten Personen. Einerseits wegen der Spuren, andererseits können Giftstoffe am Tier sein, die man nicht ohne weiteres sieht.
BW: Was für Möglichkeiten haben Sie am IZW die Tiere zu untersuchen?
CS: Uns stehen modernste Mittel zur Verfügung. Jeder Wolf wird zunächst in die Computertomographie gebracht, um kleinste Verletzungen, mögliche Geschoßsplitter usw. feststellen. Erst im Anschluss daran wird das Tier in der Sektionshalle seinem Transportgefäß entnommen. Dann erst folgen die äußere Betrachtung bei der auch Identitätsfotos angefertigt, Fotos von den ersten sichtbaren Verletzungen gemacht sowie erste Spuren beispielsweise am Fell gesichert werden. Im Rahmen der darauf folgenden Sektion entnehmen wir Proben für die mikrobiologischen und chemischen Untersuchungen im Labor. Wir untersuchen alle inneren Organe nicht nur auf mögliche forensische Spuren, sondern auch auf das Vorhandensein von Krankheitserregern. So sehen wir auch, ob das Tier bereits gesundheitlich angeschlagen war, eines natürlichen Todes starb, ob alte Verletzungen oder alter Beschuss vorliegen. In 96% aller Wölfe konnten wir die Todesursache eindeutig identifizieren. Nur in 4% der Fälle war so wenig Material vom Wolfkörper übrig, dass die Todesursache unklar blieb. Wichtig ist bei dieser intensiven Arbeit natürlich die Zusammenarbeit aller Fachkräfte innerhalb und außerhalb unseres Instituts: Spurenaufnahme, wildtierbiologisches und -medizinisches Verständnis sowie unsere Feinarbeit im Computertomographen, auf dem Sektionstisch und im Labor.
BW: Frau Dr. Szentiks, herzlichen Dank für das Gespräch.
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Vorsitzender des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) äußert sich gegen geschützte heimische Wildtierarten Bär, Wolf und Luchs
Vorsitzender des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) äußert sich gegen geschützte heimische Wildtierarten Bär, Wolf und Luchs und macht damit die Arbeiten des BJV im Bezug auf Artenschutz unglaubwürdig. Der BJV wurde um eine Stellungnahme gebeten. Diese ist bis zur Veröffentlichung dieses Beitrages nicht eingegangen und wird, sobald sie vorliegt, hier veröffentlicht.
Prof. Dr. Jürgen Vocke, Präsident des BJV, hat sich mit seinen Äußerungen auf einer Veranstaltung in Krumbach zum Thema Große Beutegreifer auf dünnes Eis begeben. Im Bezug auf große Beutegreifer meint er: „Sie passen einfach nicht in eine derart übernutzte Landschaft mit beispielsweise 144 000 Straßenkilometern.“ Des Weiteren ist in der Frankenpost zu lesen , dass Vocke eine Gefahr mit Großraubtieren sieht: für eine weitere Zunahme der Wildunfälle im Straßenverkehr, für Schafe und auch für den Menschen. Im Nordbayern Kurier wird er zitiert: „Wir müssen uns die Frage stellen, ob ein Tier wie der Wolf noch in unsere übernutzte Natur passt“, sagt Vocke. Er sagt: „Wenn der Wolf in unseren Wäldern wieder heimisch wird, haben wir schlagartig keine Jogger, keine Geocacher und keine Mütter mit Kindern mehr im Wald. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.“ Die Frage stellt sich nicht, denn Vorkommen von Luchsen (Bayerischer Wald, Harz) und Wölfen (Brandenburg, Sachsen, Sachens-Anhalt, Niedersachsen..) in freier Wildbahn bestätigen, dass die Tiere geeigneten Lebensraum finden und wieder besiedeln. Die Furcht vor dem Wolf zu schüren und leere Wälder zu prophezeien ist vollkommen überholt und basiert auf keiner fachlichen Grundlage. Was natürlich nicht bedeutet den Wildtieren nicht mit angemessenem Respekt und gesunder Vorsicht zu begegnen. „Erst der Mensch macht aus dem Wolf eine Bestie“, meint Ulrich Wotschikowsky und fasst einige Studien zur Gefahr durch Wölfe in einem Beitrag zusammen.
Der BJV rühmt sich anerkannter Naturschutzverband zu sein und für den Schutz der heimischen Tierwelt einzustehen und zu sorgen. In der Diskussion um die illegalen Tötungen geschützter Tierarten wie Beispielsweise dem Luchs hatte sich der BJV klar distanziert und in einer Resolution aller Kreisgruppen gefordert: „Stopp! Naturschutzvergehen muss der Riegel vorgeschoben werden genauso wie diesbezüglichen Vorverurteilungen der Jägerschaft!“ Von „ungerechtfertigten Schuldzuweisungen, die das weitreichende und langjährige Engagement des BJV zur Förderung insbesondere der geschützten Tierarten missachten“ ist die Rede. Mit seiner Aussage gegen Große Beutegreifer hat BJV Präsident Vocke die Absichten des BJV gezeigt: die Weste der Jäger des BJV rein zu halten und keine ernsthaften Absichten die Bemühungen um den Erhalt bzw. der Rückwanderung der große Beutegreifer in Bayern voranzutreiben.
Der BJV ist über die Wildlandstiftung Mitglied in der Trägergemeinschaft Große Beutegreifer, die das Luchsprojekt im Bayerischen Wald unterstützt und Ausgleichszahlungen im Schadensfall ermöglicht. Die Bemühungen der letzten Monate durch klare Positionierung gegen Naturschutzkriminalität (getötete Luchse), Resolution und Teilnahme an Podiumsdiskussion zu diesem Thema sind mit der Aussage gegen große Beutegreifer in Bayern unglaubwürdig. Eine ernsthafte Zusammenarbeit der Naturschutzverbände und des BJV ist damit hinfällig. Mit dem vom BJV selbst zugesprochenen „weitreichenden und langjährigen Engagement“ scheint es nicht weit her zu sein. Dies enttäuscht sicherlich auch eine Vielzahl der Jäger.
Reaktionen dazu in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 17.11.2015.
Reaktion des BUND Naturschutz in Bayern e.V. vom 24.11.2015
Nachfrage an Prof. Vocke:
Auf Nachfrage prazisierte und ergänzte Prof. Vocke seine Aussagen.
Prof. Vocke: „Die Meldungen über die Zuwanderung von Wolf und Luchs in Bayern nehmen zu. Der Bayerische Jagdverband mit seinen rund 47.000 Jägerinnen und Jägern verfolgt diese Entwicklung mit Interesse und steht voll hinter dem hohen Schutzstatus der großen Beutegreifer. Die Rechtslage ist eindeutig. Illegale Verfolgungen werden vom BJV strikt abgelehnt. Allerdings geben wir zu bedenken, dass das dicht besiedelte Bayern mit seiner vom Menschen geprägten Kulturlandschaft kaum den richtigen Lebensraum für die großen Beutegreifer mehr bieten kann. Ziel muss es deshalb sein, die Rahmenbedingungen für Wild und Jagd so zu gestalten, dass die Rückkehr des Wolfes nicht zu Verwerfungen führt. Daher ist es unserer Meinung nach notwendig, mit allen, von der Zuwanderung betroffenen Verbänden gemeinsame Lösungsstrategien zu erarbeiten.“
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Wolf im Schafspelz ? Naturschutz und bayerische Staatsforste

Naturschädigende Holzernte im Buchenwald / Forstbetrieb Ebrach. c Freundeskreis Nationalpark Steigerwald.
Naturschutz und bayerische Staatsforste: Die bayerischen Staatsforste als Verwalter der allen bayerischen Bürgern gehörenden Landeswälder geben sich in zahlreichen Veröffentlichungen als Pionier im Waldnaturschutz aus. Einzelne Vorzeigeprojekte können in der Tat als sehr gelungen bezeichnet werden. Zahlreiche Dokumentationen von Bund Naturschutz in Bayern, Greenpeace, örtlichen Bürgerinitiativen und der Süddeutschen Zeitung belegen allerdings umfangreiche Waldzerstörungen, rücksichtslose profitorientierte Holzernte und großflächige Verstösse gegen Naturschutzziele. Im Vorfeld unserer Winterkampagne dokumentieren wir hier einige Fälle als Diskussionsgrundlage.
Steigerwald / Forstbetrieb Ebrach: Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) kritisiert das von den Staatsforsten für Ebrach nach der Abschaffung des Schutzgebietes angekündigte Trittsteinkonzept als reines Marketingkonzept. Damit sollen auf einhundert Prozent der Fläche kommerzielle Holznutzung gesichert und größere Naturwaldschutzgebiete verhindert werden. Weitere Infos…
Steigerwald / Forstbetrieb Ebrach: Der Verein Nationalpark Nordsteigerwald kritisiert umfassende Naturschäden bei der profitorientierten Holzernte. Weitere Infos…
Spessart / Forstbetrieb Rothenbuch: Greenpeace und Bund Naturschutz dokumentieren und kritisieren seit Jahren eine naturfeindliche Bewirtschaftung der Wälder durch die Staatsforste. Weitere Infos…
Spessart: Der Bund Naturschutz dokumentiert auf einer eigenen Internetseite die Bewirtschaftungsmethoden der Staatsforste. Weitere Infos…
Bayerischer Wald / Forstbetrieb Bodenmais: Anwohner, Lokalpolitiker und Naturschützer beklagen exzessiven Rückegassenbau im Auerhuhnrevier – die Süddeutsche Zeitung berichtet in einem Hintergrundbeitrag mit Fotos. Weitere Infos…
Alpen / Forstbetrieb Oberammergau: Der Forstbetrieb Oberammergau plant einen bestehenden Wanderweg zu einer Forststraße im Naturschutzgebiet „Ammertal im Bereich der Ammerleite und Talbachhänge“ auszubauen. Hierzu wurde eine naturschutzrechtliche Befreiung bei der Regierung von Oberbayern beantragt. Weitere Infos…
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Woher kommen die Wölfe in Deutschland?

Wanderrouten die die Wölfe auf Ihrer Rückkehr nach Deutschland wählen können. Abb. aus Managementplan Wolf in Thüringen.
Wölfe in Deutschland: Woher kommen die Wölfe, die wieder nach Deutschland eingewandert sind? Woher kommen die Tiere, die vereinzelt immer wieder in Bayern auftauchen? Nicht jeder glaubt an die natürliche Rückwanderung auf eigenen Pfoten. Als Kofferraumwölfe werden die Tiere von manchen bezeichnet, die sich eine natürliche Rückwanderung nicht vorstellen können. Unterstellt wird, dass die Tiere nach Deutschland transportiert werden und hier aus dem Kofferraum in freie Wildbahn gelassen werden. Geschürt werden diese Gerüche immer wieder durch ominöse Berichte, durch „moderne Sagen“, wie sie Oliver Deck in seiner Bachelorarbeit bezeichnet. Deck hat sich mit eben diesen Sagen zur Einwanderungen von Großbeutegreifern am Beispiel des „Kofferraumwolfes“ befasst.
Zuletzt berichtete im Januar 2014 eine Jagdzeitschrift von einem in Deutschland gestoppten Fahrzeug in dem Wölfe und Luchse wohl zur Freilassung in Deutschland transportiert worden sein sollen. Die Nachricht konnte von der zuständigen Polizei nicht bestätigt werden. Lesenswert ist die Pressemitteilung des Bundespolizei zu dem Vorfall, die diesen humorvoll aufnimmt.
Woher können Wölfe aber nun nach Deutschland kommen?
Die ersten Zuwanderer kamen aus Polen in die Lausitz. Bedenkt man die weiten Strecken, die einzelne Wölfe zurücklegen können, ist es keine unüberwindbare Distanz aus den umliegenden Wolfspopulationen nach Deutschland zu kommen.
Die Wölfe in Deutschland und Polen gehören zur sogenannten mitteleuropäischen Flachlandpopulation. Die einzelnen Tiere die bislang in Bayern nachgewiesen wurden, kamen aus den Südwestalpen (Alpen Population), aber auch aus dem Nordosten (Europäische Flachlandpopulation). „Quellen“ aus denen Wölfe einwandern können gibt es in fußläufiger Strecke. Die Large Carnivore Initiative für Europe hat Karten erarbeitet, die die europäischen Populationen zeigt. Zuwanderer können aus Polen, Italien oder auch Slowenien kommen, wie eine Karte Im Managementplan für den Wolf in Thüringen zeigt.
Bislang gibt es keine Wölfe, die sich dauerhaft in Bayern angesiedelt bzw. Rudel gebildet haben auch wenn es derzeit ca. 350 Wölfe in Deutschland gibt. Auch wenn die Wildnis des Nationalparks Bayerischen Waldes die Fantasie eines Wanderers beflügelte, der sich beim (unerlaubten) Campen im Nationalpark von einem Wolfrudel umzingelt sah und einen Großalarm auslöste. Letztendlich störten wohl Dachse den Schlaf des Wildnissuchenden.
Deck, Oliver: Der Kofferraumwolf – moderne Sagen um die Einwanderung von Großbeutegreifern, Technische Universität München, 2015
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Warum werden Luchse getötet?
Er frisst Rehe und Schafe, seine Anwesenheit macht die Jagd auf Wild nicht einfacher. Doch die Gründe einen Luchs zu töten sind vielschichtig. „Die Bereitschaft zu illegalen Abschüssen von Luchsen“, damit haben sich Dr. Micha Herdtfelder* und Prof. Dr. Ulrich Schraml* in einer wissenschaftlichen Arbeit auseinandergesetzt.

Obwohl Luchse durch nationale und internationale Regelungen unter Schutzt gestellt sind, werden sie immer wieder illegal getötet. Die Gründe dafür sind vielschichtig.
Der Schutz durch nationale und internationale Abkommen und Gesetze scheint nicht auszureichen. Obwohl der Luchs streng geschützt ist werden Tiere vergiftet oder erschossen aufgefunden. „Nahezu alle Populationen leiden unter illegalen Tötungen“, meinen die Autoren dazu. Doch was verleitet dazu ein geschütztes und in der heimischen Population stark gefährdetes Tier zu töten? In der breiten Bevölkerung gibt es hierfür keine Anerkennung. Ein Täter macht sich strafbar und geht ein hohes Risiko ein. Im Falle einer Überführung drohen Entzug des Jagdscheines, Geld- und mögliche Haftstrafe. Herdtfelder und Schraml bemühten für ihre Untersuchungen ein Modell aus der Rechtssoziologie, denn hier greifen keine reinen wildtierbiologischen, landwirtschaftlichen oder jagdlichen Gründe. Es gibt nicht den einen Grund warum der Luchs – oder auch eine andere geschützte Wildart – getötet wird. Dementsprechend sind auch die Bemühungen, derartige Taten zu minimieren, komplex. An vielen Stellschrauben muss gedreht werden. Wer mit wem warum wann und wo… In 50 Veranstaltungen mit Jägern, Naturschützern, Landwirten und Förstern wurden Bereiche herausgearbeitet, an denen geschraubt werden muss.
Wo können Behörden, Vertreter aus Landwirtschaft, Jagd und Naturschutz ansetzten?
Je weiter der Täter von den Vorstellungen seiner Gruppe abweicht, desto kleiner wird die Bereitschaft Tiere illegal zu töten. Niemand wird gern zum Außenseiter in der Gruppen von der er sich Akzeptanz und Anerkennung erhofft. „Normative Abweichung der Eigengruppe“ nennen das die Wissenschaftler. Dies ist ein Aspekt den jede Gruppierung schnell und einfach umsetzten können sollte.
Die Luchsdichte hat laut den Untersuchungen Einfluss auf die Bereitschaft Luchse zu töten. Die eigene Rechtfertigung für die Tat und die Gelegenheit dafür steigen an. „Vor diesem Hintergrund kann es für die Population von Vorteil sein, wenn das Management eine Bestandeskontrolle durch das legale Entfernen von Tieren vorsieht“, raten Herdtfelder und Schraml. In Bayern ist man von einer derartigen Diskussion weit entfernt. Im Gegenteil: durch die illegalen Entnahmen ist die Population derart gefährdet, dass bereits Stimmen für eine bestandstützende Wiederansiedlung laut wurden. Im Managementplan ist diese bislang nicht vorgesehen.
Das Monitoring, die fortschreitende Aufnahme und Dokumentation von Luchsen, ist ein wichtiger Baustein für Managementpläne und deren notwendige Anpassungen an sich verändernde Parameter. Hier sollten alle Gruppen einbezogen werden, meinen Herdtfelder und Schraml. So kann spezifisches wildtierbiologisches Wissen vermittelt werden, das in der Grundausbildung für den Jagdschein oder in den Arbeiten des Naturschutzes nicht behandelt wird. Ein nicht zu unterschätzendes Moment ist die „Qualität der Gruppeninteraktionen“. Will weißen: eine gemeinsame Planung und Durchführung fördern die Verantwortung, Identifikation und das gegenseitige Vertrauen. Die Erkenntnis ist nicht neu: augenscheinlich mag es um ein „Problemtier“ gehen, letztendlich geht es um die Befindlichkeiten einzelner Menschen und Interessensgruppen.
Derausführlichen Artikel mit Beschreibung weiterer Wirkungsmechanismen wie Wertschätzung der Beutegreifer, Handlungsspielraum der Jagd, Gesellschaftliche Wertschätzung der Jagd: HERDTFELDER, M., SCHRAML, U., (2012): Die Bereitschaft zu illegalen Abschüssen von Luchsen – ein Erklärungsmodell, Allg. Forst-und J.Ztg., 185. Jg., 7/8.
Vortrag Dr. Micha Herdtfelder: Bereitschaft zum illegalen Abschuß von Luchsen
Als PDF: Die Bereitschaft zu illegalen Abschüssen von Luchsen – von Micha Herdtfelder und Ulrich Schramel
*Dr. Micha Herdtfelder, Forstliche Versuchs-und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
*Prof. Dr. Ulrich Schraml, Institut für Forst- und Umweltpolitik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
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Biber in Bayern – wichtigste Verbündete beim Auenschutz
Die Erreichung von staatlichen Zielen wie Förderung der Biodiversität und des dezentralen Hochwasserschutzes wird nach Auffassung des BUND Naturschutz (BN) ohne das segensreiche Wirken von Bibern in Bayern nicht zu verwirklichen sein.
„Biber sind unsere wichtigsten Verbündeten, um den fortschreitenden Verlust bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu verhindern. Keine zweite Tierart schafft an Gewässern und in Auen anderen Pflanzen und Tierarten so viel Lebensraum. Vom Biber angelegte Feuchtgebiete sind wesentlich artenreicher und kostengünstiger als jedes vom Menschen angelegte Biotop. In Zeiten der Klimaveränderung ist der Wasserrückhalt durch den Biber ebenfalls unverzichtbar“ fasst Richard Mergner die Leistungen des Bibers zusammen.
Die Vilsecker Mulde ist eine bedeutende Achse der Artenvielfalt und ein europäisches Schutzgebiet (Natura 2000). Größtenteils wird es von den Staatsstraßen 299 und 2166 und von der Südgrenze des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr begrenzt. Östlich der Staatsstraße 299 besitzt der BUND Naturschutz eine große Auwaldfläche mit vielfältigen Feuchtlebensräumen. In Erlen- und Birkenbruchwäldern mit größeren Wasserflächen finden zahlreiche Tier- und Pflanzenarten Rückzugsraum, die aus den direkt angrenzenden landwirtschaftlichen Feldern verdrängt worden sind. Biber haben den BN-Wald vor Jahren erobert und die Feuchteverhältnisse nachhaltig verbessert. Ein kleines Stück Kanada!
Der Biber in Bayern unterstützt die Renaturierung. Mehrere Dämme sorgen dafür, dass Wasser in der Fläche zurückgehalten wird, Bäume zusammenbrechen und der Grundwasserspiegel in dem ehemals als Torfstich genutzten Bereichen dauerhaft hoch ansteht, auch in Trockenzeiten. Forschungen zum Wasserrückhalt,an der Hochschule Weihenstephan durchgeführt( Prof. Dr. Volker Zahner), haben gezeigt, dass nach dem Bau von Biberdämmen die Strukturvielfalt in einem Gebiet an der Mittleren Isar erheblich gestiegen ist und sich die Zahl der Fischarten annähernd verdoppelt hat. Gerade von der Zunahme des Totholzes im Gewässer durch den Biber haben sie profitiert. In dem Gebiet wurden von der Hochschule Weihenstephan auch die Wirkungen des Bibers auf den Wasserhaushalt untersucht: Es ließ sich nachweisen, dass die Biberteiche einen positiven Einfluss auf den Wasserhaushalt der näheren Umgebung haben (Grundwasserstand, Verdunstungsrate). Aufgrund der komplexen Berechnungen hält der BN weitere Studien zu den Auswirkungen auf die Retention, die Verdunstung, die Versickerung, den dezentralen Hochwasserschutz und die Wasserspende in Trockenzeiten für sinnvoll und nötig. Horst Schwemmer, Bibermanager für Nordbayern: „Biberfeuchtgebiete können in Bächen die Hochwasserspitze kappen und die Flutwelle hinauszögern. Beides ist entscheidend, um Hochwasserspitzen abzumildern und größere Überflutungsschäden zu verhindern.“
Biber als „Baumeister“ für die Artenvielfalt an Gewässern
Untersuchungen in Mittelfranken, an der Isar, in der Rhön und in der Eifel belegen, dass die Fauna und Flora deutlich und schnell von der Auenrevitalisierung profitieren, die durch die Tätigkeiten des größten europäischen Nagetieres in Gang gebracht wird,. In Mittelfranken wurden für insgesamt 73 wertgebende Tier- und Pflanzenarten positive Effekte der Biberaktivität nachgewiesen. Diese positiven Effekte des Bibers wirken dauerhaft – solange, wie die Bibertätigkeit anhält.
Zahlreiche besonders anspruchsvolle Tierarten wie Wasserralle, Eisvogel, Laubfrosch, Elritze, Grüne Keiljungfer, Schwarze Heidelibelle und Kleine Pechlibelle nutzen ganz gezielt durch die Biberaktivität neu entstandene bzw. renaturierte Habitate. Von besonderer Bedeutung sind dabei neu aufgestaute, extrem struktur- und pflanzenreiche Flachgewässer, die Auflichtung und Strukturierung dichter Ufer- und Auengehölze, das durch Biber erheblich gesteigerte Totholzangebot im und am Wasser, aber auch neu entstandene naturnahe Weidengebüsche und zahlreiche vegetationsfreie Stellen an Dämmen, Transportgräben und Ausstiegen der Biber. Die Biberaktivitäten schaffen ein kleinräumiges, permanentes Nebeneinander unterschiedlicher offener und zugewachsener Bereiche und ermöglichen damit sowohl Pionierarten als auch Bewohnern reiferer Gewässer das Überleben.
Für die Nahrungsketten und für die typischen Lebensräume besonders wichtige Arten (Grasfrosch, Grünfrösche, diverse Heide- und Kleinlibellen; Röhrichtbrüter) entwickeln in durch Biber umgestalteten Bereichen große Populationen. An Waldbächen hat sich durch Bibereinfluß die Anzahl von Libellenarten vervielfacht, z.B. von 4 Arten vor dem Auftreten des Bibers auf 29 nach der Biber-Rückkehr. 18 der 19 in Deutschland heimischen Amphibienarten, gut die Hälfte der in Deutschland heimischen Libellen und 116 Vogelarten konnten bislang in Biberteichen nachgewiesen werden und finden dort mit die besten Fortpflanzungsmöglichkeiten überhaupt in der Landschaft. Überdies schaffen Biberaktivitäten einen idealen Biotopverbund entlang von Gewässern, der auch anspruchsvollen Tierarten Korridore sowohl durch geschlossene Waldgebiete als auch ausgeräumte Agrarlandschaften eröffnet.
Fische profitieren vom Biber durch Totholz im Wasser, durch zusätzliche Laichplätze, Verstecke und mehr Nahrung. So wurde an Biberdämmen eine fünffach höhere Dichte an Insekten als in der offenen Wasserfläche gefunden. An Biberburgen wurde eine gegenüber dem restlichen Gewässer 80-fach erhöhte Fischdichte festgestellt. In einem Bach bei Freising wurde nach Einwandern des Bibers eine Verdoppelung der Fischartenzahl von 9 auf 18 registriert. Untersuchungen des Landesfischereiverbandes Bayern zeigten, dass sich in einem Bachabschnitt ohne Biber 20 Bachforellen pro km, mit Biber aber 120 Bachforellen pro km befanden.
Bei allen untersuchten Tiergruppen war ein schneller Anstieg der Artenvielfalt und der Bestandsdichte festzustellen. Der Biber hat einen enormen Nutzen für die Erhaltung und Förderung der Biodiversität und ist eine „Schlüsselart“ für die Artenvielfalt der Gewässerökosysteme!
Schon die bisherigen Untersuchungen belegen, dass Biber ein unverzichtbarer Bestandteil der bayerischen Natur sind. Biber hatten seit rund 15 Mio. Jahren ganz Europa besiedelt und die Gewässerlandschaften vom Polarkreis bis zum Mittelmeer entscheidend geprägt und mitgestaltet. Allein in Bayern wird der ursprüngliche Biberbestand auf bis zu 100.000 Tiere geschätzt. Jeder Bach, jeder Fluss und jede Auenlandschaft waren „Biberland“. Alle anderen Wasserbewohner waren eng an die typischen Bibergewässer angepasst oder sogar auf diese angewiesen. Kein Wunder, dass sie jetzt so schnell und positiv auf die Rückkehr des Baumeisters reagieren!
Das Bauen von Biberdämmen erbringt nicht nur aus naturschutzfachlicher, sondern auch aus wasserwirtschaftlicher Sicht wertvolle Revitalisierungsleistungen: Zurückverlegen aufgesattelter Gewässer ins ursprüngliche Bett, Sedimentation großer Geschiebemengen und Förderung der Ausbreitung ufertypischer Gehölze sowie die Neuschaffung von Stillgewässern, Flachwasserzonen und Kleinbächen führen zu erheblicher Abflussverzögerung, schaffen zusätzlichen Rückhalteraum bei Hochwässern und verbessern die Selbstreinigungskraft und Wasserqualität der Fließgewässer.
Nur Biber schaffen es, die Vielfalt der notwendigen Gewässerstrukturen zu schaffen und auch dauerhaft zu unterhalten. Sie sind als Baumeister und Haus-meister zugleich jederzeit am Gewässer präsent und schaffen laufend neue Strukturen, die so differenziert auch durch aufwändigste menschliche Biotoppflege nicht möglich und sicher unbezahlbar wären. Die Artenfülle an Gewässern kann sich deshalb nur dort entfalten, wo Biber als seit Millionen von Jahren wirksamer Schlüsselfaktor ihre ganzen Fähigkeiten einsetzen dürfen.
Die Verengung der öffentlichen Diskussion beim Biber auf monetäre „Schäden“ in der Landwirtschaft oder bei Fischteichen verkennt völlig die Leistungen und Vorteile gerade dieser Tierart für den Naturhaushalt, andere gefährdete Arten, aber auch die viel höheren wirtschaftlichen Vorteile für den Menschen. Der gesamtwirtschaftliche Nutzen des Bibers (kostenlose Renaturierungsleistungen, Wasserqualität, Wasserrückhalt) ist damit in Bayern wohl um den Faktor 70 größer als die einzelnen Schäden bei Land-, Forst- oder Teichwirten.
Forderungen des BUND Naturschutz:
- Schaffen von ungenutzten Pufferstreifen an allen Fließgewässern, da 90% der Konflikte mit Bibern in einem zehn Meter breiten Streifens entlang des Ufers entstehen. Biberkonflikte an Ufern sind meist Indikator für gravierende Konflikte zwischen intensiver Landwirtschaft und Gewässerschutz. Wie in anderen Bundesländern gesetzlich vorgegebene Pufferstreifen sind auch wegen des Fischarten- und Gewässerschutzes (Minderung Dünger-, Pestizid- und Schlammeintrag) in Bayern überfällig!
- Umfassende Renaturierung von Talauen. Der Biber wirkt hier als kostenloser Landschaftsgestalter und Motor für die Artenvielfalt!
- Integration von Biberüberschwemmungsgebieten in die dezentrale Hochwasserrückhaltung, insbesondere in den Oberläufen der Gewässer.
- Aufstockung des Biberfonds mittelfristig auf ca. 800.000 €.
- Strikt am Naturschutzrecht ausgerichtete Anwendung der Ausnahmeregelung für die „Entnahme“ (meist gleichbedeutend mit Tötung) von Bibern, die oft zu großzügig gehandhabt wird.
Presseinfo BN / Claus Obermeier
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Die Bildergalerie der bayerischen Wölfe

Wolf im Landkreis Cham. Diese Aufnahme einer Wildtierkamera vom 28.09.2016 ist der jüngste Nachweis eines Wolfes in Bayern.
Die Liste der bestätigten Wolfsnachweise in Bayern wird Jahr für Jahr länger. Zwar sind es immer nur Einzeltiere die nachgewiesen werden, aber sie zeigen: Bayern ist geeignetes Wolfsland. Nicht immer kann festgestellt werden ob es sich um das gleiche Tier handelt.
Eine Liste bayerischer Wölfe der letzten Jahre (Quelle LfU, Bayern):
2006 Lks Starnberg (Totfund, Verkehrsunfall)
2009 Lks Rosenheim (genetischer Nachweis)
2011 Lks Wunsiedel (zwei Nachweise über Foto und Genetik)
2014 Lks Erding (Foto), Lks Rosenheim (Genetik), Lks Oberallgäu (zwei Nachweise über Foto, Genetik)
2015 Lks Rottal/Inn (Foto), Lks Ebersberg (Genetik), Lks Cham/Nationalpark Bayerischer Wald (Foto), Lks Cham (Foto)
Hier eine Bildergalerie einiger durch Fotos dokumentierten Tiere (Bildquelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt)

Foto Wolf im Landkreis Rottal/Inn 2015. Ein Suchbild, auf dem von Experten ein Wolf bestätigt wurde.
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Lasst den Luchs wiederkommen!
Einleitend zur Podiumsdiskussion „Luchstötung“ im Museum Mensch und Natur in München am 06.10.2015 hielt Wildtierbiologe Ulrich Wotschikowsky ein Plädoyer – für den Luchs, für eine gute Zusammenarbeit zur Erhaltung der Luchspopulation in Bayern.

Ulrich Wotschikowsky hielt im Museum Mensch und Natur eine Plädoyer für das Pinselohr: „Lasst den Luchs wiederkommen!“ (Foto: A. Abstreiter)
„Man hat mich gebeten, Sie auf den Luchs einzustimmen. Also erzähle ich Ihnen eine Geschichte von großen Hoffnungen und noch größeren Enttäuschungen. Die Geschichte beginnt mit dem Jahr 1970 – jeder weiß: Damals wurde im Bayerischen Wald der erste deutsche Nationalpark ins Leben gerufen. Und da fielen gleich ein paar Luchse vom Himmel. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Es war ja auch nicht böse gemeint, aber halt nicht so richtig legal. Das haftet dem Luchs bis heute noch an, nach 45 Jahren.
Diese Wiederansiedlung im Bayerischen Wald und kurz vorher in der Schweiz lösten eine regelrechte Luchseuphorie aus mit zahlreichen naiven Wiederansiedlungsvorhaben, aber auch einigen ernsthaften Initiativen, zum Beispiel im Schwarzwald von Seiten der Landesforstverwaltung, oder im Harz und im Pfälzerwald. Sie schliefen alle wieder ein. In den 1980er Jahren wurde die Wildbiologische Gesellschaft München sogar damit beauftragt, eine Empfehlung auszuarbeiten, wo – nicht: ob! – der Luchs in Bayern wieder angesiedelt werden sollte. Unsere Wahl fiel damals auf das Mangfallgebirge. Der Bund Naturschutz machte sich die Idee zu eigen, schlug allerdings den Nationalpark Berchtesgaden vor. Umweltminister Gauweiler signalisierte Zustimmung, aber die Almwirtschaft machte ihm klar: Ohne uns! Damit war auch diese Idee gestorben.

Lynx lynx – gut erforscht und doch unverstanden. Die Wildtierforschung weiß viel über den Luchs doch noch immer halten sich Vorurteile über Verhalten und Lebensweise. (Foto: R. Simonis)
Mittlerweile avancierte Lynx lynx zu einem der besterforschten größeren Säugetiere. Wir erfuhren, dass ein Luchs nicht dreißig Quadratkilometer Lebensraum braucht, sondern das Drei- bis Zehnfache. Luchse sind also immer selten. Wir erfuhren, dass der Luchs hauptsächlich Rehe erbeutet, von denen wir mehr als genug haben. Wir erfuhren, dass der Luchs den Rehen nicht die Köpfe abschneidet und dass das Auerwild keine Rolle in seinem Nahrungsspektrum spielt. Wir erfuhren aus der Schweiz, dass er sich nur ganz selten an Schafen vergreift. Wir wissen heute sehr gut Bescheid über den Luchs. Wir brauchen keine weiteren Forschungsarbeiten, um abzuschätzen, was dieser Beutegreifer in unseren Wäldern anstellen wird: Herzlich wenig. Er wird weder die Jäger noch die Förster entbehrlich machen. Er wird den Jägern die Jagd nicht verderben und den Förstern bei der Schalenwildkontrolle kaum spürbar unter die Arme greifen. Und für die Weidewirtschaft ist der Luchs so gut wie irrelevant.
Es betrübt mich, dass sich diese Dinge bei den Betroffenen, also den Jägern und den Nutztierhaltern, einfach nicht rumsprechen. Das Bild des Luchses ist immer noch geprägt von Vorurteilen.
Im Jahr 2006 führte der kurze Auftritt des Bären JJ1 vulgo „Bruno“ zur Bildung einer Arbeitsgruppe Große Beutegreifer beim Umweltministerium. Ihre Aufgabe besteht darin, Managementpläne für die drei Großen Beutegreifer Bär, Luchs und Wolf in Bayern zu entwickeln. Das ist nicht eine Erfindung der Bayern, sondern Pflichtaufgabe, weil diese drei den Status von FFH-Arten haben. Sie sind Arten von prioritärem gemeinschaftlichen Interesse, und die Mitgliedsländer der EU sind verpflichtet, für einen günstigen Erhaltungszustand ihrer Populationen zu sorgen. Davon ist der Luchs im Bayerisch-böhmischen Grenzgebirge weit, weit entfernt. Es gibt also viel zu tun im Freistaat, möchte man meinen, um das zu verbessern.
Die Arbeitsgruppe Große Beutegreifer machte sich also an einen Managementplan Luchs, und dabei kam es zu einer Zerreißprobe. Wir wollten die Tür offen halten für eine Wiederansiedlung von Menschenhand für den Fall, dass der Luchs nicht auf natürlichem Weg zurückkehren würde – also in den Alpenraum und in den Mittelgebirgszug Spessart, Rhön, Frankenwald. Und auch eine eventuell notwendige Bestandsstützung im Bayerischen Wald wollten wir nicht kategorisch ausschließen. Aber die Nutzerfraktion in unserer Arbeitsgruppe, mit dem Landwirtschaftsministerium an der Spitze, wehrte sich entschieden dagegen, dass eine Wiederansiedlung auch nur angedacht wurde.
Nach stundenlanger anstrengender Diskussion – ich füge gerne hinzu: eine überaus seriöse Diskussion mit viel Respekt für die Argumente des jeweils anderen! – fanden wir dennoch eine Kompromissformel, der alle zustimmen konnten. Sie hieß: „In Bayern ist derzeit weder eine Aussetzung oder Ansiedlung noch eine Entnahme von Luchsen geplant.“ Das Wörtchen „derzeit“ hielt die Tür offen für eine spätere, luchsfreundlichere Entscheidung.
Aber oberhalb der AG Große Beutegreifer, in der etwa zwanzig Interessengruppen vertreten sind, gibt es noch eine Steuerungsgruppe. Sie besteht aus dem Umwelt- und dem Landwirtschaftsministerium, dem Bayerischen Bauernverband, dem Landesjagdverband, dem Bund Naturschutz in Bayern und dem Landesbund für Vogelschutz. Und diese Steuerungsgruppe hat dem Luchs diese Tür vor der Nase zugeschlagen. Sie hat das Wörtchen „derzeit“ aus dem Vorschlag der AG ersatzlos gestrichen.
Diese Steuerungsgruppe ist, soweit ich weiß, die einzige Empfehlung, die aus einem wildbiologischen Gutachten über den Luchs im Bayerischen Wald übernommen worden ist. Dieses Gutachten ist der Arbeitsgruppe von der Obersten Jagdbehörde – dem Auftraggeber – trotz energischer Nachfragen nicht zur Verfügung gestellt worden. Das „Nein“ zu dem Wörtchen „derzeit“ im Vorschlag der AG kam vom Bauernverband. Es erschließt sich mir nicht, was ausgerechnet den Bauernverband zu einem Votum pro oder contra Luchs qualifiziert. Der Landesjagdverband hat sich dem Contra angeschlossen. Wie sich die anderen vier Institutionen verhalten haben, vor allem die beiden Naturschutzverbände (nota bene: auch der Jagdverband ist ein anerkannter Naturschutzverband!) entzieht sich meiner Kenntnis. Wie sich das mit einem Demokratieverständnis in Einklang bringen lässt auch. Eine Rücksprache der Steuerungsgruppe mit der AG Große Beutegreifer gab es nicht, aber das ist offenbar auch gar nicht vorgesehen. Jedenfalls findet sich jetzt im Managementplan Luchs für Bayern ein Satz, der eine Wiederansiedlung von Menschenhand definitiv ausschließt, so lange dieser Plan gilt.
Das wäre alles nicht so schlimm, wenn der Luchs sozusagen an der Landesgrenze stünde und Einlass begehrte. Aber leider ist es so, dass der Luchs nicht von selbst nach Bayern zurückkommt. Lynx lynx der Eurasische Luchs ist kein guter Kolonisator. Statt sich auf weite Wanderschaft zu begeben, siedelt er sich lieber in unmittelbarem Kontakt zu seiner Ursprungspopulation an. Deshalb sind Hoffnungen auf eine natürliche Rückkehr des Luchses nach Bayern vergebens. Und wenn er denn käme – dann käme er nicht aus einer autochthonen, sondern aus einer von Menschenhand begründeten Population, zum Beispiel aus der Schweiz, aus dem Harz, aus dem Bayerischen Wald. Es geht daher kein Weg vorbei an der Einsicht: Wenn wir den Luchs haben wollen, müssen wir Hand anlegen.
Wir sind an dieser Stelle auf eine Doktrin gestoßen, die da heißt: „Wenn er von selber kommt – gerne. Aber nicht aussetzen!“ Ich habe das nie verstanden. Es ist eine inhaltslose Phrase. Ein Luchs ist ein Luchs ist ein Luchs – egal ob er auf eigenen Beinen kommt oder im Auto. Man kann sich diesen scheinbar freundlichen Spruch: „Ja, wenn er von selber kommt!“ ohne Risiko leisten, denn man weiß ja: Er kommt nicht „von selber!“ Aber mit Redlichkeit und Wahrhaftigkeit hat das nichts zu tun. Es ist nur scheinheilig.
Warum sperrt man sich so dagegen, dem Luchs bei seiner Rückkehr aktiv zu helfen? Warum soll dem Luchs nicht recht sein, was dem Lachs billig ist – die Wiederansiedlung dieser und so manch anderer Fischarten betreiben wir inzwischen mit einem Millionenaufwand und ich freue mich aus ganzem Herzen, dass wir das tun (auch wenn man den Lachs essen kann und den Luchs nicht unbedingt). Wir reparieren tagein, tagaus an einer Natur herum, der wir unendlich viele Elemente genommen haben – pflanzen zum Beispiel Tannen oder Laubbäume, wo welche hingehören, aber nicht mehr von selber kommen (das ist Wiederansiedlung, was sonst!), wir machen Bäche wieder krumm, die wir noch vor fünfzig Jahren mit Millionenaufwand gerade gemacht und einbetoniert haben. Leider setzen wir auch alle möglichen und einige unmögliche Fischarten in unseren Gewässern aus, bloß damit Angler ihrem Vergnügen am Fischen nachgehen können, und schaffen dort eine eigentümliche Form von „Biodiversität.“ All das ist ein weites Feld und natürlich zu umfangreich für heute Abend – eins aber ist sicher: Ein vernünftiges Argument gegen die Wiederansiedlung des Luchses in den bayerischen Waldgebieten lässt sich nicht finden.
Aber will man den Luchs im Freistaat Bayern wirklich haben? Ich kann das beim besten Willen nicht erkennen. Nein – man will große Beutegreifer in Bayern generell nicht haben, und das gilt auch und sogar für den harmlosen Luchs. Und weil das so ist, finden kriminelle Akte wie die Luchstötungen im Bayerischen Wald in einem Umfeld stillschweigender, augenzwinkender Zustimmung statt. Es wird sich doch einer finden, der uns das Problem vom Hals schafft!
Ich hoffe inständig, dass ich mich irre. Dann aber lasst uns doch endlich zur Tat schreiten. Versenken wir den Managementplan Luchs dort, wo er hingehört: in der Schublade. Bilden wir eine Initiative zur Wiederansiedlung des Luchses in den geeigneten Waldgebieten Bayerns. An der Spitze dieser Initiative wünsche ich mir – den Landesjagdverband. Wen denn sonst – keine andere Interessengruppe fühlt sich durch den Luchs so sehr betroffen! Keine kann von einem markanten Eintreten für diese faszinierende Tierart so viel an Ansehen gewinnen! Keine kann zu einem Erfolg mehr beitragen!
Mit meinen guten Wünschen für eine rasche Genesung an Dr. Vocke verbinde ich deshalb die Zumutung an den Präsidenten des Landesjagdverbandes: Machen Sie mit! Werfen Sie Ihr Herz über die Hürde! Vergessen Sie nicht: Sie können unsterblich werden!“
(Gastbeitrag von Ulrich Wotschikowsky)
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Naturschutzkriminalität in Bayern – was tun Behörden und Verbände?
Obwohl das Thema „illegale Jagd auf geschützte Wildtiere“ bzw. Naturschutzkriminalität in Bayern nicht neu ist haben sich gerade in den letzten Wochen und Monaten viele Disziplinen intensiv damit auseinandergesetzt.

Referenten der Tagung „Naturschutzkriminalität stoppen“, von links: Gabriel Schwaderer (EuroNatur), Dr. Claudia Szentiks (IZW Berlin), Dr. Micha Herdtfelder (FVA Freiburg), Claude Kurtz (ehemal. Fahnder Artenschutz, Frankreich), Claus Obermeier (Gregor Louisoder Umweltstiftung), Stefane Jaeger (Gregor Lousidoer Umweltstiftung). (Foto: A. Abstreiter)
In Bayern lud die Gregor Louisoder Umweltstiftung Mitte September zur Tagung „Naturschutzkriminalität stoppen“. Experten referierten über Hintergründe zur Bereitschaft Luchse zu töten, über konkrete Ermittlungsarbeit bei Artenschutzkriminalität an Beispielen aus Frankreich, über Bärenverfolgung und deren Bekämpfung in Spanien und über Methoden der Pathologie Aussagen über Todesursache und Täter machen zu können. In einer Resolution forderten die teilnehmenden Fachleute unter anderem eine sorgfältige, kompetente Spurensicherung und eine enge Zusammenarbeit von Wildtierbiologen und Behörden. Dass und wie dies möglich ist wurde im Vortrag „Naturschutzkriminalität stoppen“ deutlich. Mit vehementem Einsatz, teils unter Lebensgefahr, gehen andere Länder gegen illegales Töten der heimischen Tierarten vor. Vertreter aus Behörden, Naturschutz, Jagd, Wildtierbiologie, Polizei und Jagd besprachen das Thema unter vielerlei Aspekten. Die Tagung wurde unter Ausschluß der Öffentlichkeit abgehalten, um eine offene Diskussion zu ermöglichen. Das Meinungsbild und die Forderungen wurden in einer Resolution zusammengefasst. Darin kommt zum Ausdruck, dass nur eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Erfolg bei Prävention und Strafverfolgung führen kann.
Anfang Oktober kamen auf Einladung des Polizeipräsidiums Oberpfalz, das mit dem aktuellen Fall der abgetrennt aufgefundenen Luchspfoten befasst ist, Vertreter aus Naturschutzverbänden und Behörden zusammen, um sich zu informieren und weitere Schritte bei zukünftigen Fällen zu besprechen. Der Forderung nach einer interdisziplinären Zusammenarbeit wird damit in einem ersten Schritt Rechnung getragen. Nach Aussage des Staatssekretärs im Bayerischen Innenministerium, Herrn Eck, soll eine Ermittlungskonzeption erarbeitet werden, die bei weiteren Fällen die Arbeiten am Tatort koordiniert und eine schnelle und effiziente Strafverfolgung ermöglicht.
Der Bayerische Jagdverband verabschiedete auf einer Sitzung anlässlich der Messe Jagd, Fisch und Natur ebenfalls Anfang Oktober eine Resolution in der er sich klar gegen Naturschutzvergehen ausspricht. Bereits zuvor hatte der Landesverband seine Mitglieder zu aktiven Mithilfe bei der Aufklärung der Fälle aufgerufen.

Teilnehmer der Podiumsdiskussion im Museum Mensch und Natur in München. „Luchstötung – ein Ausdruck von Willkür und Angst?“ unter Moderation von Angela Braun. (Foto: A. Abstreiter)
Am 06.Oktober 2015 moderierte Angela Braun vom Bayerischen Rundfunk die Podiumsdiskussion „Luchstötungen: Ein Ausdruck von Willkür und Angst vor Mensch und Natur?“ Klaus Kumutat (Bayer. Landesamt für Umwelt), Wildtierbiologe Ulrich Wotschikowsky, Thomas Schreder (Bayerischer Jagdverband), Claus Obermeier (Gregor Louisoder Umweltstiftung), Olaf Schmidt (Bayer. Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft) und Manfred Jahn (Polizeipräsidium Oberpfalz) sprachen über Gründe für illegales Töten geschützter Wildtiere und die Möglichkeiten dies zu verhindern. „Lasst den Luchs wiederkommen!“ forderte Ulrich Wotschikowsky in seiner Ansprache zu Beginn der Diskussionsrunde. Ist es die Konkurrenz um Jagdbeute, die den Luchs unbeliebt macht? Ist es das Unverständnis gegenüber der Natur, die Furcht vor einem Raubtier oder die Intoleranz dem Lebewesen gegenüber? Als „Stellvertreterkrieg“ wurde das Töten der Luchse von Ulrich Wotschikowsky bezeichnet. Damit wäre der Luchs nur ein Kollateralschaden, der entsteht weil die eine Seite (Landbesitzer/-bewohner, Landwirt, Jäger etc.) unzufrieden über das Handeln der anderen Seite (Stadtbevölkerung, Behörden, Naturschutzverbände etc.) ist. Ein weites Feld, das im Rahmen der Podiumsdiskussion nur angerissen werden konnte. Zur Bekämpfung von illegaler Nachstellung auf geschützte Wildtiere sind zwei Felder zu bearbeiten: die Prävention durch Gespräche, Herauskristallisieren der Probleme und deren Lösung einerseits und im Fall der Fälle eine straffe Strafverfolgung. Denn: der Bestand der Luchse im Bayerischen Wald ist gefährdet. Noch schließt der Managementplan für Luchse in Bayern eine Wiederansiedlung aus. Herauszuhören war, dass dies nicht in Stein gemeißelt ist und die Abänderung des Managementplanes durchaus eine Möglichkeit für eine Bestandesstützung der Luchse in Bayern. Doch hier ist die Grundvoraussetzung die Akzeptanz und der Wille Wildtieren einen Lebensraum zuzugestehen.
Es hat sich gezeigt, dass sich einiges tut. Für den Luchs, für den Uhu und viele weitere geschützte Wildtiere die jährlich illegal in Deutschland getötet werden. Behörden, Jagd- und Naturschutzverbände müssen enger zusammenarbeiten. Das grundsätzliche Interesse ist da nun gilt es diesen Weg weiter zu beschreiten.
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