Luchs im bayerischen Alpenraum: Salzburger Positionspapier (Stand: 26.2.2016)

Luchs Vorkommen in Bayern - Luchs im bayerischen AlpenraumLuchs im bayerischen Alpenraum: Wir setzen uns insbesondere für eine umfassende Rückkehr des Luchses in die geeigneten Lebensräume in den bayerischen Alpen ein. Wir danken ausdrücklich für die engagierte Arbeit der Naturschutzinitiativen und Jagdverbände in den angrenzenden Alpenländern und deren umfassende Luchsschutzprojekte inkl. Bestandsstützung, die das möglich machen[i].

Bayern hat jetzt einen großen Nachholbedarf, um auch in den bayerischen Alpen kompetente und handlungsfähige Strukturen, hinausgehend über die Teilnahme an diversen Arbeitsgruppen, dazu zu schaffen.Insbesondere müssen folgende Projektmodule umgesetzt werden:

  • Monitoring
  • umfassende Umweltbildung
  • umfassende Info- und Herdenschutzangebote für betroffene Zielgruppen (Gehegewildhalter etc.)
  • umfassende Beratungsangebote für den Bereich Jagd
  • umfassende Fortbildung und Sensibilisierung der Polizeibehörden gegenüber Straftaten.
  • Soll der Alpenraum wieder dauerhaft mit einer stabilen Luchspopulation besiedelt werden, werden bestandsstützende Wiederansiedlungsmaßnahmen auch in Bayern unumgänglich sein, wie sie seit geraumer Zeit gefordert[ii], auch in Bayern geplant  und seit den 1970er Jahren beispielsweise in der Schweiz, Slowenien, Österreich, Frankreich, Italien geschehen sind[iii].

Alle Aktivitäten sollten mit den Luchsprojekten in den angrenzenden Alpenländern[iv] umfassend koordiniert und vernetzt werden , um langfristig eine vitale und überlebensfähige Alpenluchspopulation zu erreichen. Die einzelnen Subpopulationen des Alpenraumes sind weit voneinander entfernt und aufgrund von menschlichen Wanderbarrieren (Autobahnen etc.) sowie natürlichen Wanderhindernissen (große Flüsse) kaum vernetzt. [v]

Die bayerische Politik muss beim Luchsschutz Anschluss an die internationalen Bemühungen zum Schutz der Artenvielfalt finden. Es ist ein Armutszeugnis, wenn in Bayern ambitionierte Projekte zum Luchsschutz nicht vorankommen, während in unseren Nachbarländern engagiert am Aufbau überlebensfähiger Luchspopulationen gearbeitet wird und wir gleichzeitig von den viel ärmeren Ländern in Afrika und Asien gigantische Anstrengungen und wirtschaftliche Einbußen zum Schutz bedrohter Arten einfordern.

Claus Obermeier, Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung
Stefanie Jaeger, Projektstelle Bayern wild

 

[i] SCALP  Status and Conservation of the Alpine Lynx Population. Ziel des SCALP ist es, (1) Monitoring-Standards zu entwickeln, die es erlauben, die erhobenen Daten aus verschiedenen Ländern zu vergleichen; (2) regelmässig Statusberichte zu veröffentlichen; (3) Erhaltungs- und Managementkonzepte zu entwickeln und (4) Expertisen zum Luchs in den Alpen zu erstellen. In der Arbeitsgruppe sind alle Alpenländer vertreten.

WISO: Plattform WISO der Alpenkonvention, die im Mandat u.a. die Managementoptionen für Erholung und Erhaltung von Wolf- und Luchspopulationen, Koordinierung von Schutzmaßnahmen für den Luchs, genetisches Monitoring (Risiken für Erhaltung der Luchspopulation) beinhaltet.

[ii] Vgl. Der Luchs im deutschsprachigen Alpenraum mit Schwerpunkt Westösterreich – Ausgangssituation und Perspektiven. Johannes Rüdisser, Bericht im Auftrag des WWF Österreich.

[iii] Experten gehen davon aus, dass eine Wiederbesiedlung durch selbst einwandernde Luchse in den bayer. Alpen unwahrscheinlich ist, da die Wanderstrecken der weiblichen Tiere bei max. 44km liegt (SCALP News Jan. 2016).

[iv] Auf ca. 200.000km² Alpenraum wurden im Jahr 2011 138-180 selbstständige Luchse geschätzt.

[v] Außerhalb Bayerns gab es bereits umfangreiche Projekte zur Biotopvernetzung und zum Abbau von Wanderbarrieren für Säugetiere. Vgl. Feasibility Study for a transnational Alpine-Carpathian-Corridor Projekt. WWF Österreich, 2007; Lebensader für Europas Artenvielfalt – der Alpen-Karpaten-Korridor. WWF Österreich ohne Zeitangabe; Ökologische Korridore im Alpenraum – ein Hintergrundbericht. CIPRA 2006 (Übersetzung: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.


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Mehr Naturwälder für Bayern – BN und Greenpeace legen neue Studie vor

Buchenschutzgebiet im Steigerwald - Naturwälder

Buchenschutzgebiet im Steigerwald

Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) und Greenpeace legen eine Studie für ein Naturwaldverbundsystem in Bayern vor. Damit soll der große Mangel an Naturwäldern und alten Bäumen in Bayern behoben werden und die biologische Vielfalt in den Wäldern besser bewahrt werden. Als zentrale Bausteine eines Naturwaldverbundes schlagen BUND Naturschutz und Greenpeace neue Großschutzgebiete von über 2.000 Hektar Größe im Spessart, Nordsteigerwald, Gramschatzer Wald, Hienheimer Forst und Ammergebirge vor.

Der Vernetzung sollen mittelgroße Gebiete in weiteren 27 Waldgebieten Bayerns und viele kleine Waldgebiete dienen, insgesamt 88.000 Hektar. “Wir appellieren an die Bayerische Staatsregierung einen Dialogprozess zu starten, bei dem geeignete Flächen für ein Naturwald­verbundsystem diskutiert und ausgewählt werden” so Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN. “Die vorgelegte Studie stellt dazu eine geeignete Diskussionsgrundlage dar.” “Bayern hat nicht nur die Verpflichtung sondern auch das Potenzial in fast 50 Waldgebieten der Natur und Schöpfung Vorrang vor wirtschaftlicher Nutzung einzuräumen”, so Martin Kaiser, Leiter Wälder, Meere und Biodiversität bei Greenpeace Deutschland. “Davon profitieren auch die Regionen und die Menschen.” “Die Einrichtung von Naturwäldern ist nicht nur eine Notwendigkeit für Natur- und Klimaschutz in Bayern, sondern auch eine Verpflichtung, die die bayerische Regierung umsetzen muss”, fordern Greenpeace und BN. Die vorgeschlagenen Wald­gebiete liegen nur im öffentlichen Wald, vor allem im Staatswald und nicht im Privatwald.

Bayern ist sehr arm an alten Bäumen und an Naturwäldern, die sich frei und ohne Holznutzung entwickeln dürfen. Viele Waldarten, die in diesen Wäldern ursprünglich vorhanden waren, sind in Bayern ausgestorben oder hoch bedroht und fristen ein ständiges Dasein weit oben auf den Roten Listen. Um diese Defizite zu beheben, hat die Bundesregierung mit der Nationalen Biodiversitäts­strategie 2007 beschlossen, dass deutschlandweit zehn Prozent der öffentlichen Wälder bis 2020 der natürlichen Entwicklung überlassen werden sollen. Im Gegensatz zu fast allen anderen Bundesländern lehnt es Bayern bislang ab, diese Ziele umzusetzen. “Bevor die wenigen geeigne­ten Waldgebiete infolge der praktizierten forstlichen Intensivnutzung noch weiter schwinden, soll der Holz­einschlag in den alten staatlichen Laubwäldern ruhen, bis auch Bayern diese Ziele umsetzt”, so Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN. Gegenwärtig werden in Bayern nur drei Prozent der öffentlichen Waldfläche als Naturwälder geschützt. Da es bis heute kein Gesamtkonzept für holznutzungsfreie Wälder in Bayern gibt, haben BN und Greenpeace dieses Konzept für ein Naturwaldver­bund­system entwickelt. Die Grundlagen dafür erarbeitete Norbert Panek, ein renommierter Experte für Buchenwälder.

TROTZ DEFIZITE NOCH POTENTIAL FÜR NATURWÄLDER IN BAYERN VORHANDEN

“Obwohl Bayern das waldreichste Bundesland ist, gibt es wegen des verbreite­ten Nadelholzanbaus nur noch wenige Waldgebiete, die für eine Naturwald­entwicklung geeignet sind”, stellt Panek fest. Aktuell sind in Bayern nur 33.000 Hektar als Naturwälder geschützt und diese sind auch sehr ungleich in den Regionen verteilt. In weiten Teilen Nordost- und Ostbayerns, in ganz Mittel­franken sowie in großen Landesteilen zwischen Donau und Alpenvorland exis­tieren kaum mehr größere naturnahe Waldgebiete bzw. allenfalls klein­flächige Wälder, die für eine Natur­waldentwicklung geeignet sind. Dort sind wegen der historischen und aktuellen Waldbehandlung großflächig naturferne Nadelforsten entstanden.

BUNTER MIX AUS GROSSEN, MITTELGROSSEN UND KLEINEN NATURWÄLDERN

Nur in ausreichend großen Gebieten können sich Wälder in den verschiedenen Ausprägungen ohne Randeinflüsse natürlich entwickeln und erneuern. Nur dort können Populationen anspruchsvoller Waldarten langfristig überleben, was ja das Ziel sein muss. Als Ergebnis der Studie lassen sich nur noch in fünf der 15 Wuchsgebiete Bayerns geeignete Großschutzgebiete finden (+43.800 Hektar). Es war unmöglich mindestens ein Großschutzgebiet je Wuchsgebiet zu finden. Umso wichtiger war es Potentialgebiete für mittelgroße Naturwälder (500 – 2.000 Hektar) zu identifizieren. In dieser Kategorie werden 27 Waldgebiete in neun von 15 Wuchsgebieten vorgeschlagen (+ 20.300 Hektar). In die Kategorie kleine Naturwaldgebiete fallen einige konkrete Gebietsvorschläge, die durch Vorschläge aus neun identifizierten Auwaldregionen in Südbayern ergänzt werden sollen (+5.900 Hektar). Zusätzlich soll die Fläche der Naturwald­reservate um 50 Prozent vergrößert werden (+3.300 Hektar) und dauerhaft holznutzungs­freie, kleinere Altholzinseln eingerichtet werden (+10.800 Hektar). Dadurch ließe sich die Fläche kleiner Naturwaldgebiete von derzeit 10.470 Hektar auf 34.700 Hektar mehr als verdreifachen.

Presseinfo BN 22.2.2016


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Zur Konferenz „Beutegreifer / Almwirtschaft“ in der bayerischen EU-Vertretung Brüssel: Almwirtschaft und Naturschutz gehören zusammen

Wölfe in Deutschland - Dank des strengen Schutzes sind sie wieder zurück. Illegale Jagd auf unliebsame heimische Wildtiere stellt eine Gefahr für deren Fortbestand in Deutschland dar. (Bild: Gehegeaufnahme Tierfreigelände Neuschönau, R. Simonis) - Almwirtschaft

Wölfe in Deutschland – dank des strengen Schutzes sind sie wieder zurück. (Bild: Gehegeaufnahme Tierfreigelände Neuschönau, R. Simonis)

Almwirtschaft und Schutz der großen Beutegreifer Wolf, Bär und Luchs im Alpenraum gehören zusammen – Almwirtschaft in Bayern wird hauptsächlich aus naturschutzbezogenen Förderprogrammen der EU und des Freistaates finanziert und sollte daher eine Vorreiterrolle beim Artenschutz einnehmen.

Am kommenden Montag findet in der bayerischen Landesvertretung in Brüssel eine Konferenz und Podiumsdiskussion zum Thema „Auswirkungen der Rückkehr großer Beutegreifer auf die alpine Landwirtschaft“ statt. In speziellen Fällen wie der Almwirtschaft mit Schafen im Gebirge kann der Schutz von Herden vor Wolfsübergriffen mit erheblichem Aufwand verbunden sein. Es handelt sich dabei in den Hochlagen (heute) nicht um eine produktionsorientierte Landwirtschaft, sondern um eine staatlich finanzierte Landbewirtschaftung, um bestimmte Ziele wie die Erhaltung von Blumenwiesen oder des Landschaftsbildes zu sichern. Die naturschutzgerechte Almwirtschaft muss auch nach der Rückkehr des Wolfes sichergestellt sein.

Die Rückkehr der großen Beutegreifer ist – besonders im Alpenraum durch die freie Weide und die topografischen Gegebenheiten – mit Schwierigkeiten und erhöhtem Einsatz verbunden. Hier muss Unterstützung durch Politik und Naturschutz stehen. Die Rückkehr der ehemals heimischen Arten wie Luchs und Wolf zeigt die erfolgreiche Naturschutzpolitik und –arbeit der letzten Jahre. Almwirtschaft hat eine große kulturelle und auch naturschutzfachliche Bedeutung. Beides – große Beutegreifer in almwirtschaftlichen Bereichen – kann, ja muss sogar nebeneinander funktionieren. Es obliegt  Politik, Naturschutz und Landwirtschaft gemeinsam daran zu arbeiten und größtmögliche Unterstützung für betroffene Gruppen zu schaffen.

Bayerische Almwirtschaft ist aus Naturschutztöpfen  und Programmen zur naturschutzgerechten Landwirtschaft hoch gefördert – Alm-Aktionsplan Wolf existiert bereits

Das bayerische Umweltministerium veröffentlichte folgende Zahlen: 2010 wurden über das Vertragsnaturschutzprogramm in den bayerischen Landkreisen mit Alpenanteil 5,5 Millionen Euro ausbezahlt. Für den Erhalt von 5500 Hektar Alm- und Alpflächen wurden im Jahr 2010 665000 Euro bereitgestellt. Aktuelle Zahlen sind nur mit hohem Rechercheaufwand zu erhalten, da viele verschiedene Fördertöpfe und Förderprogramme sowie reguläre EU-Agrarsubventionen zusammengeführt werden müssten. Einen Überblick geben die folgenden Dokumente des Bayerischen Landtages:

Vom Bayerischen Umweltministerium wurde bereits vor Jahren ein eigener, mit zusätzlichen Finanzmitteln ausgestatteter Alm-Aktionsplan Wolf ausgearbeitet. Weitere Infos: http://s65fcd70143c51ffd.jimcontent.com/download/version/1306568200/module/5192026363/name/almaktionsplan_wolf.pdf

Allianz für Naturschutz und Landwirtschaft in den Alpen hat Position für den Schutz von Wolf & Co. bezogen

Dazu die “Allianz für Naturschutz und Landwirtschaft in den Alpen” aus Naturschutzverbänden und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft am 22.1.2013: Eine Ökologisierung der EU-Agrarpolitik ist gerade für die kleinstrukturierte Land(wirt)schaft des Alpenraumes eine zentrale Chance und Notwendigkeit zugleich. „Nur so können wir einerseits eine Intensivierung und andererseits eine flächige Aufgabe der Bewirtschaftung verhindern und den Artenreichtum erhalten“, sagte damals Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN).„Die Aufrechterhaltung der Almwirtschaft darf nicht zu einer Straßenerschließung jeder Alm oder einer Ablehnung zurückkehrender Wildtiere wie Wolf und Luchs führen, nur weil höherer Arbeitsaufwand für naturschutzkonforme Almwirtschaft nicht entsprechend höher belohnt wird.“ In Bayern ist die Zahl der Almen und Alpen in den letzten Jahrzehnten relativ konstant geblieben, während italienische und französische Almgebiete einen enormen Rückgang verzeichnen.

Schutz der Herden auch im Alpenraum möglich

Wölfe lebten und leben auch heute meistens in Gebieten mit Schaf- und Ziegenhaltung. Dazu wurden über Jahrhunderte bewährte Schutzmaßnahmen entwickelt, die Tierverluste durch Wölfe minimieren. Besonders bewährt haben sich in Mitteleuropa spezielle Herdenschutzhunde, die die Herde aktiv gegen Wölfe verteidigen. Heute stehen mit mobilen Elektrozäunen weitere technische Mittel zur Verfügung, die Übergriffe von Wölfen weitgehend ausschließen. Kommt es trotzdem mal zu einem Schaden, wird er in Bayern vom Staat übernommen. Am Landesamt für Umwelt in Bayern existiert eine eigene Stelle „Herdenschutz“.

Presseinfo GLUS 11.2.2016

 


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BUND-Waldreport analysiert auch Fälle aus Bayern – Licht und Schatten in Bayerns Wäldern

Waldreport

Fällung alter Buchen im Forstbetrieb Ebrach, c. Freundeskreis Nationalpark Steigerwald.

Licht und Schatten in Bayerns Wäldern: Der BUND zeichnet in seinem neu erschienen Waldreport 2016 ein aktuelles Bild, wie der Wald in Deutschland behandelt wird. In zwanzig Fallstudien aus elf Bundesländern, darunter auch drei Fallstudien aus Bayern, dokumentiert der Report Defizite und positive Entwicklungen in der Forstwirtschaft. Dabei wird deutlich, dass es in Bayern noch großen Verbesserungsbedarf gibt.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeichnet in seinem Waldreport 2016 ein aktuelles Bild, wie der Wald in Deutschland behandelt wird. In zwanzig Fallstudien aus elf Bundesländern, darunter auch drei Fallstudien aus Bayern, werden Defizite und positive Entwicklungen in der Forstwirtschaft dokumentiert. “Wir freuen uns über positive Entwicklungen, wie beim vorbildlichen Waldumbauprojekt “Zukunftswälder im Landkreis Roth”, und werben dafür diese zu verstärken”, so Richard Mergner, Landesbeauftragter der BUND Naturschutz in Bayern. Als Negativbeispiele kritisiert der BN die massiven Waldzerstörungen im Naturschutzgebiet Pähler Schlucht am Ammersee und das massenhafte Fällen von Biotopbäumen und Totholz in den Eichenwäldern im Spessart. “Diese Vorfälle machen deutlich, dass es noch großen Verbesserungsbedarf in der bayerischen Forstwirtschaft gibt”, betont Ralf Straußberger, BN-Waldreferent. “Wir brauchen endlich klare gesetzliche Vorgaben, was Waldwirtschaft darf und was nicht, vor allem in Schutzgebieten”, so Mergner. Defizite gibt es aber auch beim Umgang mit den Verstößen, die nicht konsequent geahndet werden. Noch wichtiger wäre es, sie im Vorfeld zu vermeiden, wozu vor allem mehr Beratungsförster und Fördergelder nötig sind.

WALDZERSTÖRUNGEN IN DER PÄHLER SCHLUCHT

Obwohl die Pähler Schlucht im Landkreis Weilheim-Schongau sogar mehrfach als Naturschutzschutzgebiet und FFH-Gebiet geschützt ist, hat es die sensiblen Schluchtwälder nicht vor massiven Schäden bewahrt. Doch die BN-Kritik richtet sich nicht nur an uneinsichtige Waldbesitzer und Forstunternehmer. Deutlich wurde auch ein Zuständigkeitswirrwarr zwischen Forst- und Naturschutzbehörden und die oftmals schlechte Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Behörden in Bayern. Der BN fordert, dass derartige massive Umweltschäden konsequent geahndet werden. Dazu sind die Forst- und Naturschutzbehörden personell und finanziell besser auszustatten und deren Zuständigkeiten klar festzulegen. “Angesichts der schlimmen Waldverwüstungen steht natürlich die Staatsregierung in der Verantwortung, endlich einen gesetzlichen Rahmen für die Waldwirtschaft in Bayern als gute fachliche Praxis konkret gesetzlich festzulegen”, appelliert Mergner an die Staatsregierung. “Nur wenn alle Beteiligten wissen, was zulässig ist und was nicht, und wenn grobes Fehlverhalten entsprechend geahndet wird, lassen sich solche schlimmen Waldbilder künftig vermeiden”, so Waldexperte Straußberger.

VORBILDLICHER WALDUMBAU IM LANDKREIS ROTH

“Wir erkennen durchaus an, dass es engagierte Waldbesitzer und Förster sowie positive Entwicklungen in Bayern gibt”, so Mergner. “Dies zeigt das vorbildliche Waldumbauprojekt “Zukunftswälder im Landkreis Roth””. Dort wurde das größte Waldumbauprojekt im Privatwald in Bayern auf den Weg gebracht, weil hier engagierte Förster neue Wege gingen. Anstatt einzelne Waldbesitzer zu beraten, wurden viele Waldbesitzer dafür gewonnen, großflächig ihre Kiefernwälder mit Buchen zu unterpflanzen. Weil die Jäger frühzeitig eingebunden wurden und das Rehwild intensiv bejagten, konnte auf den aufwendigen und teuren Zaunschutz zumeist verzichtet werden. Eine aktuelle Brisanz und große Dringlichkeit bekommt das Thema Waldumbau, weil infolge des Hitzesommers 2015 vielerorts Kiefern beginnen abzusterben. Der BN fordert, die Waldbesitzer besser zu unterstützen: durch mehr Forstpersonal für die Beratung und durch eine höhere finanzielle Förderung.

FÄLLAKTIONEN VON BIOTOPBÄUMEN IM SPESSART

Der BN kritisiert das massenhafte Fällen von ökologisch sehr wertvollen Eichen in den Staatswäldern im Spessart. Darunter befinden sich auch viele Biotopbäume und Totholz, die eigentlich geschützt werden sollen, weil hier hochgradig gefährdete Arten leben. Mit diesen Fällaktionen will insbesondere der Forstbetrieb Rothenbuch die Ausbreitung des Zweipunktprachtkäfers verhindern, der für Erkrankungen der Eichen verantwortlich gemacht wird. “Wir sind uns mit Käferexperten einig, dass dieses Vorgehen des örtlichen Forstbetriebes völlig überzogen ist, weil nicht bekannt ist, in welchem Umfang dieser Käfer die kranken und dann gefällten Eichen im Einzelnen befallen hat und ob er für deren Erkranken und Absterben verantwortlich ist”, kritisiert Straußberger. “Wir fordern deshalb diese Fällungen umgehend einzustellen.” Gerade in den Staatswäldern, die dem Gemeinwohl und Naturschutz besonders verpflichtet sind, müssen erst die Ursachen für die Erkrankungen wissenschaftlich zu untersucht werden, bevor man zu derart einschneidenden Maßnahmen wie diesen großflächigen Fällungen greift.

Presseinfo BN 29.1.2016


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Zur Diskussion: Jagd in Bayern und Naturschutz – Interview mit Sebastian Jutzi, Chefredakteur natur

Das Gespräch mit dem Chefredakteur von natur (seit kurzem selbst Jäger) führten für die BJV-Zeitschrift “Jagd in Bayern” (JiB) Thomas Schreder, Diplom-Biologe und zuständiges Präsidiumsmitgliedes des Bayerischen Landesjagdverbandes. Wir stellen den Beitrag hier mit freundlicher Genehmigung des Bayerischen Jagdverbandes als Diskussionsgrundlage online. Claus Obermeier

JiB: Herr Jutzi, wie und wann kamen Sie zur Jagd?
Jutzi: Ich habe die Leidenschaft für die Jagd sprichwörtlich in die Wiege gelegt bekommen. Mein Vater war Jäger und ich war von klein auf mit
ihm draußen im heimischen Revier in der Nähe von Mainz unterwegs. Mit 16 habe ich dann mit der Ausbildung zum Jugendjagdschein begonnen,
doch standen zunächst andere Interessen im Vordergrund. Und so kam es, dass ich die ganzen Jahre über eine offene Wunde mit mir rumgetragen
habe und erst vor ein paar Jahren mit Mitte 40 den Jagdschein beim BJV gemacht habe. Die Ausbildung hat mir sehr viel Spaß gemacht und
ich bin glücklich, das grüne Abitur endlich in der Tasche zu haben.

JiB: Der Naturschutz ist ja ein eigenes Ausbildungsfach in der Jagdausbildung. Sehen Sie die Lerninhalte in diesem Fach als ausreichend oder könnten sie noch ausgebaut werden?
Jutzi: Aus meiner Sicht könnte man sie durchaus noch verstärken und sogar einen Schwerpunkt auf den Naturschutz legen. Denn gerade
der Naturschutz ist ja ein wichtiges Verbindungsglied zwischen Jagd und Gesellschaft. Die meisten Menschen kommen ja sonst mit der Jagd
höchstens in Kontakt, wenn sie mal Wild essen, zufällig eine Treibjagd beobachten oder der Jäger mit dem Auto im Wald an ihnen vorbeifährt.
Meiner Meinung nach ist also der Naturschutz der Hauptanknüpfungspunkt, wie man die Menschen an die Jagd heranführen kann. Denn Naturschutz interessiert eigentlich jeden – und das wird sich mit der Zeit noch verstärken.
JiB: Sind Naturschutz und Jagd in Ihren Augen Gegensätze oder Synergien? Steckt in dieser Verbindung viel Konfliktpotential?
Jutzi: Sicher ist in diesem Komplex sehr großes Konfliktpotential enthalten, aber meiner Meinung nach zu Unrecht. Denn: Naturschutz und
Jagd sind in meinen Augen natürliche Verbündete. Ohne Natur gibt es keine Jagd. Und ohne Jagd sähe unsere Natur heute auch ganz anders aus,
vor allem was die Artenvielfalt und die Landschaft betrifft.
JiB: Wie sehen das die Naturschützer beziehungsweise Ihre Leser, hat die Jagd im Bereich der Natur Aufgaben oder wird sie eher als Störenfried in der Natur wahrgenommen?
Jutzi: Als Störenfried eher nicht, würde ich sagen. Unsere Leserschaft ist sehr heterogen. Natürlich sind auch viele Veganer und Vegetarier
darunter, die das Töten von Tieren grundsätzlich ablehnen, was ja durchaus legitim ist. Doch wir haben auch Jäger als Leser. Die sehen das
natürlich anders. Grundlage unserer redaktionellen Arbeit ist der Respekt gegenüber der Meinung des anderen. Als Blatt haben wir eine relativ klare
Position, lassen aber alle zu Wort kommen. Meine persönliche Meinung ist ganz klar, dass die Jagd elementare Aufgaben im Naturschutz hat. Ich
verstehe sie als nachhaltige Nutzung. Wer sein Handwerk als Jäger ernst nimmt, muss sich auch um den Naturschutz kümmern – und damit um
den Schutz von Wildlebensräumen. Die Jäger sind Teil des natürlichen Gefüges und wichtige Botschafter in Sachen Natur.
JiB: Der BJV ist ja ein anerkannter Naturschutzverband. Trägt er diesen Titel zu Recht?
Jutzi: Luft nach oben gibt es natürlich immer. Aber meiner Meinung nach ist dieser Titel gerechtfertigt. Der Großteil der Jäger nimmt sein Handwerk
ernst und tut sehr viel im Bereich des Naturschutzes.
JiB: Wie sehen Sie die Zukunft der Jagd in den nächsten 20 Jahren? Wo sollte sie sich Ihrer Meinung nach hinbewegen, damit sie zukunftsfähig ist und akzeptiert wird?
Jutzi: Sicherlich ist die allgemeine Akzeptanz am größten, wenn die Naturschutzleistungen der Jäger noch weiter herausgestellt werden. Ich sehe
eine Trendwende, die Menschen haben Sehnsucht nach Natur. Sie werden bald elementar erkennen, dass sie von der Natur abhängig sind. Wir sind
ohne funktionierende Natur am Ende.Deshalb müssen wir uns um die Natur kümmern, die Natur schützen. Da  tragen die Jäger einen ganz entscheidenden Teil dazu bei. Sie müssen sich mit Förstern und Landwirten, und allen, die draußen zu tun haben, zusammenschließen und dann
den Kompromiss suchen. Denn wenn jeder auf seiner Ansicht beharrt, kommen wir nicht weiter. Da muss jeder dem anderen etwas entgegenkommen.
JiB: Aktuell beschäftigt uns besonders der Bestandseinbruch beim Niederwild. Wie sehen Sie die Zukunft der wiesenbewohnenden Arten und wo sollten sich die Jäger stärker einbringen, damit sich die Bestände wieder stabilisieren?
Jutzi: Dieses Thema liegt mir besonders am Herzen. Dass es dem Niederwild so schlecht geht, liegt zum einen an den sich verändernden Landschaftsstrukturen. Kleinräumige, mosaikartige Landschaften verschwinden ja zusehends in Deutschland und das macht dem Niederwild natürlich sehr zu schaffen. Bei diesem Punkt würde ich mir auch von den Jägern wünschen, dass sie sich mehr einbringen. Und das funktioniert nur in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft. Die Landwirte haben da eine sehr große Verantwortung und müssten sich eigentlich mit den Jägern eng zusammentun, damit es dem Niederwild bald wieder besser geht. Deshalb muss auch hier wieder ein Konsens gefunden werden. Konflikte mit den Landwirten sollten nicht bestehen. Auch viele Landwirte haben ein Herz für die Natur und sind gesprächsbereit, wenn der Jäger vorschlägt,
mal einen Randstreifen stehen zu lassen oder ähnliches.
JiB: Was war Ihr schönstes Erlebnis im Revier? Gibt es etwas, das Ihnen nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist?
Jutzi: Allgemein finde ich es am Schönsten, mit dem Hund unterwegs zu sein. Mit einem Jagdhund zusammenzuarbeiten, ist etwas sehr faszinierendes. Mein persönlich prägendstes Erlebnis bisher war, dass ich bei einer Exkursion des BJV und seiner Wildland-
Stiftung in der Rhön neun Birkhühner beobachten konnte. Für jemanden wie mich, der noch nie zuvor eines gesehen hat, war das grandios. Das
ist natürlich wieder den Jägern vor Ort beziehungsweise den Gebietsbetreuern und dem Berufsjäger der Wildland zu verdanken, die dafür sorgen, dass es dort überhaupt noch Birkwild gibt.

Das vollständige Interview finden Sie auf der Seite des BJV, www.jagd-bayern.de, Menüpunkte „Naturschutz“, „Naturschutz und Jagd“.


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Luchse in den bayerischen Alpen: Unsere Position

Luchse in den bayerischen Alpen

Ende Dezember 2015 wurde in einer Fotofalle erstmals seit vielen Jahren wieder ein Luchs im Landkreis Berchtesgaden nachgewiesen (Archivfoto).

Erster sicherer Luchsnachweis in den bayerischen Alpen – wir begrüßen die Rückkehr des Luchses in die bayerischen Alpen als  großartigen Naturschutzerfolg. Jetzt müssen Naturschützer, Jäger und Behörden ihre Hausaufgaben erledigen…

Erst vor wenigen Wochen haben wir bei der von uns unterstützten Podiumsdiskussion im Museum Mensch und Natur umfassend unsere Positionen dargestellt und uns dort gemeinsam mit dem Präsidenten des Bayerischen Landesamtes für Umwelt und dem Vertreter des Bayerischen Landesjagdverbandes für eine Rückkehr des Luchses in die geeigneten Lebensräume in Bayern ausgesprochen. Besonders beeindruckend war dabei der Beitrag von Ulrich Wotschikowsky  “Lasst ihn wiederkommen”.

Wir setzen uns insbesondere für eine umfassende Rückkehr des Luchses in die geeigneten Lebensräume in den bayerischen Alpen ein. Wir danken ausdrücklich für die kompetente und engagierte Arbeit der Naturschutzinitiativen und Jagdverbände in den angrenzenden Alpenländern und deren umfassende Luchsschutzprojekte inkl. Bestandsstützung, die das möglich machen. Bayern hat jetzt einen grossen Nachholbedarf, um auch in den bayerischen Alpen kompetente und handlungsfähige Strukturen dazu zu schaffen. Insbesondere müssen folgende Projektmodule umgesetzt werden: Monitoring, umfassende Umweltbildung, umfassende Info- und Herdenschutzangebote für betroffene Zielgruppen (Gehegewildhalter etc.), umfassende Beratungsangebote für den Bereich Jagd, umfassende Fortbildung und Sensibilierung der Polizeibehörden gegenüber Straftaten gegen Luchse.

Alle Aktivitäten sollten mit den Luchsprojekten in den angrenzenden Alpenländern umfassend koordiniert und vernetzt werden, um langfristig eine vitale und überlebensfähige Alpenluchspolulation zu erreichen. Die Gregor Louisoder Umweltstiftung wird dazu im Rahmen des Infoangebotes zur Messe “Hohe Jagd” in Salzburg am 26.2.2016 zu einem ersten Treffen einladen.

Die bayerische Politik muss beim Luchsschutz Anschluss an die internationalen Bemühungen zum Schutz der Artenvielfalt finden. Es ist ein Armutszeugnis, wenn in Bayern ambitionierte Projekte zum Luchsschutz nicht vorankommen, während in unseren Nachbarländern engagiert am Aufbau überlebensfähiger Luchspopulationen gearbeitet wird und wir gleichzeitig von den viel ärmeren Ländern in Afrika und Asien gigantische Anstrengungen und wirtschaftliche Einbußen zum Schutz bedrohter Arten einfordern.

Claus Obermeier, Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung


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Dinosaurier des Jahres 2015: Negativ-Preis geht an Chef-Lobbyisten der Waldeigentümer für Widerstand gegen natürliche Waldentwicklung und EU-Naturschutzvorgaben

Berlin – DDinosaurier des Jahreser NABU hat Philipp Freiherr zu Guttenberg mit dem „Dinosaurier des Jahres 2015“ ausgezeichnet. Der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) erhält den Negativpreis für seinen erbitterten Widerstand gegen eine natürliche Waldentwicklung und die Lobbyarbeit gegen das EU-Naturschutzrecht. Philipp zu Guttenberg vertritt und verbreite eine anachronistische Sicht des Waldes, die sich alleine auf die wirtschaftliche Nutzbarkeit von Holzressourcen beschränkt. Der NABU kritisiert zudem, dass der Chef der Waldeigentümer immer noch die Ziele der bereits 2007 vom Bundeskabinett beschlossenen Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt angreift.

„Bis heute hat es Herr zu Guttenberg nicht akzeptiert, dass bis 2020 fünf Prozent der deutschen Wälder dauerhaft ohne forstwirtschaftliche Nutzung sein sollen. Und das, obwohl die Privatwaldbesitzer so gut wie nicht betroffen sind, weil dies fast ausschließlich in Wäldern umgesetzt werden soll, die sich im öffentlichen Besitz befinden“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Gerade Deutschland habe eine besondere Verantwortung für den Wald. „Wenn wir unsere nationalen und internationalen Verpflichtungen im Arten- und Klimaschutz erfüllen wollen, dann brauchen wir dafür gesunde Wälder. Sie sind nicht nur der Lebensraum von Tieren und Pflanzen, sondern liefern uns Menschen Wasser, saubere Luft und Erholung – und zwar gratis.“

Kritik übte der NABU-Präsident auch an zu Guttenbergs Versuche, die geltende EU-Naturschutzgesetzgebung auszuhebeln. Besonders in diesem Jahr trat er regelmäßig als Cheflobbyist einer lautstarken Minderheit in Erscheinung, die für eine Abschwächung der erfolgreichen EU-Naturschutzrichtlinien kämpft. Diese bilden jedoch das Fundament der Naturschutzgesetze in allen 28 Mitgliedstaaten. Zehntausende Schutzgebiete, davon allein über 5.000 Natura-2000-Gebiete in Deutschland sowie das Leben von Millionen von Zugvögeln, Fledermäusen und anderer Tiere stünden damit auf dem Spiel.

Vor diesem Hintergrund hält der NABU den Dinosaurier für Philipp zu Guttenberg für hochverdient: Der Chef der Waldeigentümer-Lobby versuchte gegenüber der EU-Kommission nicht nur das Votum von über einer halbe Million EU-Bürgern herunterzuspielen, die im Sommer im Rahmen einer EU-Bürgerbefragung für starke Naturschutzgesetze stimmten, sondern zieht auch die Kompetenz von mittlerweile zwölf EU-Umweltministern, darunter Barbara Hendricks aus Deutschland, in Zweifel, die sich ebenfalls für den Erhalt der Richtlinien in ihrer jetzigen Form ausgesprochen haben.

„Statt einer Verwässerung des EU-weiten Naturschutzes brauchen wir endlich eine ordentliche Umsetzung der geltenden Regeln, zum Beispiel in Schutzgebieten oder bei der Verfolgung von Wilderei. Und nur wenn ausreichend Finanzmittel und Personal für die Naturschutzbehörden zur Verfügung gestellt werden, dann haben wir eine Chance bei der Rettung der Artenvielfalt“, so der NABU-Präsident.

Neben seines Engagements gegen die Belange des Naturschutzes errichtet der polarisierende Kommunikationsstil zu Guttenbergs in der Öffentlichkeit immer wieder neue Hürden für die Kooperation zwischen Waldbesitzern und Naturschützern vor Ort. Dabei blendet er die Tatsache bewusst aus, dass sich Naturschutzverbände wie der NABU seit vielen Jahren für eine verbesserte finanzielle Förderung auch für Waldbesitzer einsetzen, die Leistungen für den Naturschutz erbringen wollen.

„Herr zu Guttenberg sollte die Grenzen der kommerziellen Nutzbarkeit natürlicher Ressourcen akzeptieren und die Potenziale für ein nachhaltiges und ressourcenschonendes Wirtschaften nutzen. Denn die meisten Waldbesitzer erkennen durchaus die große Bedeutung, die vielfältige, ökologisch intakte und naturschonend bewirtschaftete Wälder für die gesamte Gesellschaft besitzen, und setzen sich für den Waldnaturschutz ein“, so NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Mit dem „Dinosaurier des Jahres“, einer aus Zinn gegossenen und 2,6 Kilogramm schweren Nachbildung einer Riesenechse, zeichnet der NABU seit 1993 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus, die sich sowohl durch herausragende Einzelleistungen als auch durch die Summe ihres Gesamtwerkes in Sachen Umweltschutz negativ hervorgetan haben.

Presseinfo NABU / weitere Infos


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Schweizer Wölfe wandern Richtung Bayern – Baden-Württemberg sieht sich gut gerüstet

Schweizer Wölfe

Hintergrundinfos enthält der Flyer “Wölfe in Bayern – erfahren Sie mehr über Ihre neuen Nachbarn”

„Bei dem vor vier Wochen an der A8 bei Merklingen tot aufgefundenen jungen Wolf handelt es sich um einen Bruder des im Juni bei Lahr an der A5 überfahrenen Wolfs. Das Tier war kerngesund, vertilgte offenbar gerne Rehwild und hatte als besonderes Kennzeichen eine weiße Kralle. Todesursache war eine Kollision mit einem Auto. Sowohl der in Württemberg als auch der in Baden aufgefundene Wolf stammten aus demselben im Kanton Graubünden in der Ost-Schweiz ansässigen Rudel.“ Das teilte Naturschutzminister Alexander Bonde mit.

„Die Funde der beiden Wolfs-Brüder innerhalb weniger Monate machen deutlich, dass wir in Baden-Württemberg mit weiteren Tieren rechnen können – darauf sind wir gut vorbereitet“, so Bonde weiter. Der Handlungsleitfaden Wolf, den eine Arbeitsgruppe im Auftrag des Landes erstellt hat, legt für den Fall des Auftretens von Wölfen in Baden-Württemberg einen Maßnahmenkatalog und Handlungsroutinen fest. Wölfe unterliegen internationalen Artenschutzbestimmungen sowie als streng geschützte Art den Regelungen des Bundesnaturschutzgesetzes.

Zwar hatte die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung im hessischen Gelnhausen den bei Merklingen aufgefundenen Rüden anhand genetischer Analysen schon nach wenigen Tagen der italienischen Linie zuordnen können (das MLR berichtete), eine genauere Zuordnung stand jedoch bislang aus. Inzwischen liegen die Ergebnisse der genetischen Analysen des Labors für Naturschutzbiologie der Universität Lausanne vor. Das Labor konnte die Proben des an der A8 ums Leben gekommenen Wolfes einem bereits in der Datenbank erfassten Tier zuordnen. Bei dem in Württemberg aufgefundenen Wolf handelt es sich demnach um ein Jungtier aus einem Wolfsrudel, das im schweizerischen Calanda-Gebiet (Kanton Graubünden) ansässig ist. Das Tier wurde dort mit fünf weiteren männlichen Welpen geboren. Der Wolf wurde bereits im Dezember 2014 und im Januar 2015 bei Chur durch Kotproben erfasst und wurde mit der Bezeichnung „M48“ versehen. Klar ist damit auch: Der bei Merklingen überfahrene Wolf ist ein Geschwistertier des im Juni 2015 bei Lahr überfahrenen Wolfs „M53“ – dieser stammte ebenfalls aus dem Schweizer Wolfsrudel.

Auch die Sektion des Merklinger Kadavers durch das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin ist inzwischen abgeschlossen. Die Befunde lauten: Der Wolf war in einem guten Gesundheits- und Ernährungszustand und wurde eindeutig durch eine Kollision mit einem Auto getötet. Andere Fremdeinwirkungen konnten als Todesursache eindeutig ausgeschlossen werden. Die Sektion des Mageninhaltes ergab keine Hinweise auf Nutztiere wie etwa Schafe, die gefundenen Überreste lassen vielmehr auf Rehwild schließen. Ferner wurde an einer der Pfoten festgestellt, dass eine Kralle der bei Wölfen üblicherweise schwarzen Krallen weiß war.


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24. Internationaler Donaukongress erarbeitet Resolution zum Hochwasserschutz – Auen in kanalisierten Bereichen müssen renaturiert werden

Donaukongress

Donauauen an der frei fließenden Donau bei Niederalteich.

Beim 24. Internationalen Donaukongress stand das Thema Hochwasserschutz im Mittelpunkt – insbesondere auch unter dem Aspekt, Synergieeffekte zwischen Hochwasserschutz und Naturschutz zu nutzen. Auf Einladung des Bund Naturschutz trafen sich Fachleute, Verbandsvertreter und Politiker in Niederalteich. Über die letzten Jahrzehnte haben unsere großen Flüsse wie auch die Seitengewässer, Bäche und Zuläufe bis zu 90 % ihrer Überschwemmungsflächen verloren. Große Flächenanteile der natürlichen Überflutungsräume sind mittlerweile mit Infrastruktureinrichtungen, Gewerbe und Wohnbebauung belegt. 

Die Begradigung, Ausräumung und Vertiefung von Gewässern führt zu einer Erhöhung und Beschleunigung der Abflüsse. Der Verlust von wasserspeichernden Geländestrukturen und Uferrandstreifen, die Schädigung der Wälder, Bodenverdichtung, Bodenversiegelung und Grünlandumbruch verringern die Versickerung und erhöhen den Abfluss. Zusätzlich hat die großflächige Entwässerung und Zerstörung von Mooren und Feuchtgebieten die Speicherfähigkeit der Landschaft für Wasser entscheidend verringert. Aufgrund des Klimawandels muss mit einer weiteren Erhöhung der Risiken gerechnet werden. Sowohl extreme Regenereignisse wie auch extreme Dürreperioden werden weiter zunehmen.

Der 24. Internationale Donaukongress begrüßt daher,

• dass in der Region der Schutz der Siedlungen vor Hochwasser nunmehr mit Priorität weiter verfolgt wird und dafür mittlerweile auch Flächen eingesetzt werden können, die ursprünglich für die Kanalisierung der Donau erworben wurden;

• dass in der Weiterentwicklung des Hochwasserschutzprogramms „2020plus“ der Bayerischen Staatsregierung auch Maßnahmen des natürlichen und dezentralen Hochwasserschutzes verstärkt Eingang fanden.

In der tatsächlichen Umsetzung bleiben jedoch gerade die Maßnahmen des natürlichen Hochwasserschutzes weit hinter den selbst gesteckten Zielen zurück. Planung, Genehmigungsverfahren und Bau von Flutpoldern werden dagegen mit großem Nachdruck vorangetrieben. Mit Flutpoldern kann jedoch der Beschleunigung der Hochwasserwellen nicht entgegengewirkt werden, zudem bleiben erhebliche Unsicherheiten in der tatsächlichen Steuerbarkeit dieser technischen Einrichtungen. Außerdem drohen im Flutungsfall erhebliche ökologische Schäden. Für einen umfassenden und nachhaltigen Schutz vor Hochwasser sind technische Maßnahmen allein bei weitem nicht ausreichend. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 24. Internationalen Donaukongresses fordern daher:

1. Für die Donau mit ihrem Einzugsgebiet muss ein Gesamtkonzept („Donauplan“ analog zum Alpenplan) mit einem integrierten „Masterplan natürlicher Hochwasserschutz“ erstellt werden. Der natürliche Hochwasserschutz muss mit mindestens dem gleichen Mittel- und Personaleinsatz verfolgt werden, wie aktuell die Planung von Flutpoldern. Der flächendeckende natürliche Hochwasserschutz muss zur „größten Baustelle Bayerns“ werden, die – anders als andere Großprojekte – von der weit überwiegenden Mehrheit der bayerischen Bevölkerung auch akzeptiert würde. Maßnahmen des natürlichen Hochwasserschutzes haben viele weitere positive Wirkungen u.a. für den Naturschutz, den Klimaschutz, den Gewässerschutz und für die Anreicherung von Grundwasser. Die Erhöhung des Rückhaltes von Wasser in der Landschaft ist gerade für den Ausgleich von Dürreperioden von zunehmender Bedeutung. Die zusätzlichen positiven Wirkungen müssen auch in der Ausgestaltung von Förderprogrammen z.B. für Agrarumweltmaßnahmen honoriert werden. Die Renaturierung der süddeutschen Moor- und Feuchtgebietsflächen im Einzugsgebiet der Donau muss nicht nur z.B. aus Gründen des Natur- und Klimaschutzes vorangetrieben werden, sondern auch zur Verbesserung des Hochwasserschutzes.

2. Hochwasserschutzmaßnahmen dürfen nicht zu Lasten der Unterlieger gehen. Für Städte wie Passau müssen neue Verschlechterungen ausgeschlossen werden, darüber hinaus müssen auch deutliche Verbesserungen der Hochwasserlage erreicht werden. Zur Verzögerung der Hochwasserwellen müssen dazu an der Donau und an den Zuflüssen Deiche zurück verlegt und Auwälder neu geschaffen werden. Dies gilt insbesondere auch für die Donau oberhalb von Straubing. Ein prädestinierter Bereich für Deichrückverlegungen ist der frei fließende Abschnitt der Donau zwischen Vohburg und Neustadt.

3. Beim geplanten Ausbau der Wasserstraße Donau bestehen über die erkennbaren ersten Verbesserungen hinaus weitere Möglichkeiten für eine ökologische Optimierung. Möglich erscheint vor allem auch eine naturnahe Ausführung von Regulierungsbauwerken (z.B. als „künstliche Kiesinseln“) in Kombination mit dem großräumigen Rückbau von Uferversteinungen am Fluss. Hierdurch und durch die Reaktivierung von Altwasserzügen entstehen nicht nur neue Auelebensräume höchster Qualität, sondern auch positive Wirkungen für den Hochwasserschutz. Im Zuge der Weiterentwicklung der Variante A zur ökologisch optimierten Variante A+ sollen auch diese positiven Synergieeffekte berücksichtigt und genutzt werden.

Claus Obermeier / Resolution 24. Internationaler Donaukongress Niederalteich 5.-6.12.2015


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Gezielte Vogeltötungen im Zusammenhang mit Windkraftanlagen? NABU legt alarmierende Zahlen vor…

In bislang 40 Fällen aus den Jahren 2010 bis 2015 besteht dringender Verdacht auf die illegale Zerstörung von Großvogelhorsten oder gar die Tötung der Vögel in Zusammenhang mit bestehenden und geplanten Windkraftanlagen. Dies ergibt eine erste Auswertung von Meldungen illegaler Greifvogelverfolgung in Deutschland, zu denen der NABU gemeinsam mit dem Komitee gegen den Vogelmord anlässlich der Wahl des Habichts zum Vogel des Jahres 2015 aufgerufen hatte.

Die nun ausgewerteten Meldungen des NABU und weitere Daten der Deutschen Wildtier Stiftung zeigen eine ganz neue Dimension der illegalen Greifvogelverfolgung im Umfeld von Windkraftanlagen. Um eine Gefährdung von Vogelarten auszuschließen, müssen für Windkraftanlagen bestimmte Mindestabstände zu den Horsten einhalten werden. Das sogenannte „Helgoländer Papier“ der staatlichen Vogelschutzwarten hat dazu erst kürzlich fachlich fundierte Werte ermittelt. Um Windkraftanlagen trotzdem bauen zu können, werden daher offensichtlich häufig Horste der Vögel zerstört. Oft wird dazu einfach der Horstbaum der betroffenen Arten abgesägt, bei anderen Fällen werden die Horste vorsichtig Zweig für Zweig abgetragen, um keine Spuren zu hinterlassen.

In bisher zehn Bundesländern wurden Fälle registriert. Besonders betroffen sind windkraftsensible Arten wie Rotmilan, Seeadler, Schreiadler und Schwarzstorch. Viele Fälle wurden zur Anzeige gebracht. Die Naturschützer gehen von einer sehr hohen Dunkelziffer aus. Um in Zukunft Täter überführen zu können, erwägt der NABU den vermehrten Einsatz automatischer Kameras an gefährdeten Horststandorten.

Was tun bei Verdacht auf Naturschutzkriminalität?

Presseinfo NABU 3.12.2015 / Claus Obermeier


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