In Bayern steppt der (Braun-)Bär!

von Franziska Baur

 

Bären gehören zu den heimischen großen Raubtieren in Bayern. Im Fachjargon spricht man von großen Beutegreifern. Einzelne Tiere streifen ab und an durch den bayerischen Alpenraum. Wie auch  am ersten Mai-Wochenende 2022. Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist ein Braunbär in eine Fotofalle getappt – laut Landrat im Gemeindegebiet von Mittenwald. Die Behörden rätseln, ob der Bär derselbe ist, der vor zwei Jahren im Murnauer Moos fotografiert wurde.

Offenbar gibt es wohl einen Bären, der zwischen Tirol und Bayern wandert. Vor zwei Wochen wurde ein Braunbär im Pitztal fotografiert. Mittlerweile gehen dort die Behörden von zwei Bären aus, die in Tirol umherstreifen. Die nächste größere Bärenpopulation befindet sich im italienischen Trentino, etwa 120 Kilometer von Bayern entfernt.

Die letzten Bären Mitteleuropas hatten sich in die unzugänglichen Wälder der Alpen und Grenzgebirge zurück gezogen, bevor sie vor fast 180 Jahren auch dort ausgerottet wurden. Nur in den zerklüfteten Bergwäldern der Brenta westlich des Gardasees überlebten noch eine Handvoll Alpenbären. Vor rund 10 Jahren wurden dort Bären aus Slowenien ausgesetzt. Heute liegen in Norditalien und in Slowenien die Keimzellen für die Rückkehr der Bären in die Alpen. Obwohl Fachleute schon seit Jahren damit gerechnet hatten – Bruno, welcher 2006 durch Bayern wanderte, versetzte Öffentlichkeit und Entscheidungsträger in helle Aufregung.

Heute sollten wir besser vorbereitet sein. Zumindest wissen wir, dass die Jungbären gerne weite Gebiete durchwandern, bevor sie sich niederlassen bzw. eine Paarungspartnerin finden. Einige von ihnen sind dabei so heimlich, dass sie kaum bemerkt werden. Auffällig werden sie meist, wenn es zu Rissen an Weidetiere oder Plünderungen von Bienenstöcken kommt. Eine Bärenpopulation breitet sich generell nur sehr langsam aus. Es wird derzeit nicht davon ausgegangen, dass Bären sich in Bayern dauerhaft ansiedeln.  

2019 wurde bereits ein Bär in Tirol gesichtet. Auch auf bayerischer Seite wurden Spuren (Kot) im Sommer 2019 entdeckt (die Bestätigung erfolgte im Oktober). Es folgten einige Nachweise durch Trittsiegel und eine Fotofallenaufnahme (März 2020). Ansonsten blieb der Bär unbemerkt und unauffällig.

 

Trittsiegel Bär (Quelle: LfU)

Trittsiegel Bär (Quelle: LfU 2020)

 

 

Was bedeutet die erneute Anwesenheit nun für uns Menschen?

Bei Aufenthalten in der Natur ist es wichtig, sehr genau darauf zu achten, keine Essensreste und keinen Müll zurückzulassen – das würde die Tiere an bewohnte Gebiete gewöhnen („habituieren“). Grundsätzlich sind die großen Beutegreifer scheue Tiere, die man kaum zu Gesicht bekommt.

Verhaltensregeln und FAQs: https://www.lfu.bayern.de/…/wil…/baer/faq_baer/index.htm

Zum Monitoring: https://www.lfu.bayern.de/…/baer/monitoring/index.htm
 
 

Aussehen

Der Europäische Braunbär (Ursus arctos) ist die größte Wildart bei uns und entsprechend furchtlos. Er kann bis zu 300 kg (weibliche Tiere ca. 25% weniger) auf die Waage bringen, aber ist immer noch deutlich kleiner als der Amerikanische Grizzly – und weniger aggressiv. Trotz seines stämmigen Körpers und den kurzen Beinen, ist er ein echter Triathlet: Er kann schnell rennen, klettern und schwimmen.

Ursus arctos

Ursus arctos

Verhalten

Von Mai bis Juli ist Paarungszeit. Männchen wandern dazu manchmal Hunderte von Kilometern. Den Rest des Jahres gehen Bär und Bärin getrennte Wege. Nach einer Keimruhe (die befruchtete Eizelle entwickelt sich zunächst nicht weiter) kommen im Januar und Februar die Jungen (2-3) zur Welt. Jetzt liegen die Bären meist in der Winterhöhle. Jungtiere bleiben 1 ½ bis 2 ½ Jahre bei ihren Müttern. Eine führende Bärenmutter hält sich von unbekannten Bärenmännern fern. Zu groß ist die Gefahr, dass er ihre Jungen tötet, damit sie paarungsbereit wird. Die jungen Weibchen siedeln sich gerne in der Nachbarschaft ihrer Mütter an. So entstehen richtige „Familiennachbarschaften“.

Bärenmama mit Nachwuchs

Bärenmama mit Nachwuchs

Streifgebiete von männlichen Bären können 130 km² bis 1600 km² erreichen. Die Gebiete der weiblichen Tiere sind kleiner: 60 km² bis 225 km². Wie auch bei Luchsen und Wölfen ist dies v.a. abhängig vom Nahrungsangebot. Braunbären sind nicht besonders territorial, Artgenossen werden geduldet. 

 

Nahrung

In unseren Breiten ist der Bär nur zum Teil Fleischfresser. Beeren, Bucheckern, Würmer, Insektenlarven und Fallwild sind fester Bestandteil seines Speiseplans in den Alpen: Hauptsache nahrhaft und ohne Anstrengung zu erreichen. Honig und Bienenbrut gehören zur Leibspeise aller Bären weltweit. Doch aufgrund seiner Größe kann der Braunbär auch jede andere Beute schlagen, von der Maus bis zum ausgewachsenen Hirsch. Meist lernt ein Bär schon in seiner Jugend, wie er sich gefahrlos und bequem versorgen kann. Wenn die Baummast üppig ausfällt, frisst sich der Bär seinen Winterspeck mit Buckeckern und Eicheln an.

Braunbär an Bienenstock - Bären in Bayern

Braunbär an Bienenstock

Schutzstatus

Der Bär ist nach einigen internationalen und nationalen Abkommen und Gesetzen geschützt, u.a.: die Berner Konvention, das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES), die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU (92/43/EWG, 22.7.92) mit Umsetzung im Bundesnaturschutzgesetz.

Der Bär unterliegt bei uns nicht dem Jagdrecht. Ausnahmen der Schutzverordnungen kann es auf Grund erheblicher Schäden oder unmittelbarer Gefahr geben. Dies ist in Bayern im Managementplan Bär geregelt.


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2020 – Ein gutes Jahr für unsere heimischen Raubtiere a.k.a. „Konflikttierarten“ (Wolf, Luchs, Bär & Co.)?

von Franziska Baur
 
Soviel steht fest: 2020 wird uns allen prägnant in Erinnerung bleiben als eines der wenigen guten Jahre. Jedoch gab es auch erfreuliche Nachrichten: in vielen Winkeln der Erde erholte sich die Natur merklich und auch hierzulande waren heuer alle drei heimischen großen Beutegreifer anzutreffen: Wolf, Luchs und sogar Bär!
 
Kompaktwissen Wolf, Luchs, Bär

 

 

Europäischer Wolf (Canis lupus lupus)

Seit 2006 gibt es bei uns in Bayern wieder Wölfe, bisher meist junge Durchzügler. Das erste bayerische Rudel bildete sich 2017 im Bayerischen Wald. Ein Wolf gilt als standorttreu, wenn dieser über einen Zeitraum von mehr als 6 Monaten nachgewiesen wird oder eine Reproduktion belegt ist. Standorttreue Wölfe in BY: Truppenübungsplatz Grafenwöhr, Veldensteiner Forst, Bayerischer Wald, Rhön, Oberallgäu, Manteler Forst.
 
Jungtiere z.B. aus dem Nordosten Deutschlands oder aus den Alpen wandern bei Geschlechtsreife weite Strecken auf der Suche nach einem eigenen Territorium. Somit können jederzeit überall in Bayern Wölfe zu- oder abwandern.

 

Kriterien des standardisierten Monitorings

 

 

Reproduktion 2020

Wolfswelpen Bayern

Foto: Jungwölfe Axel Gomille

 

 
Nationalpark Bayerischer Wald (2 Rudel):
Süd: Fähe mit Gesäuge nachgewiesen
Nord: Ein Welpe genetisch nachgewiesen

 

 

Manteler Forst (1. Nachwuchs):
27.05.2020: Fähe (sächsische Wölfin) mit Gesäuge (Wildkamera), Vater ist Nachkomme aus Veldensteiner Forst
19.09.2020: Rudel an Hirschkadaver: mind. 5 Welpen (gemischt-geschlechtlich)

 

Veldensteiner Forst (Nachwuchs 3. Jahr in Folge):
05.05.2020: Fähe mit Gesäuge (Wildkamera)
28.08.2020: 4 Welpen (Wildkamera)

 

 

Tot aufgefundene Individuen

 

Lkr. Hof, 31.08.2020: weibl. Individuum GW1607f (Herkunftsrudel: Lieberose, Brandenburg)

 

Laut LfU am 05.10.2020: Auf Grund des sehr weit fortgeschrittenen Verwesungsstatus des Kadavers konnte die Todesursache nicht mehr festgestellt werden. Es fanden sich keine Hinweise auf einen Verkehrsunfall (keine Knochenbrüche) oder Beschuss sowohl am Skelett als auch an der Fundstelle. Beides kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, da in beiden Fällen auch eine reine Weichteilverletzung zum Tode führen kann. Anzeichen auf Krankheiten konnten anhand der Überreste nicht festgestellt werden

 

 

Weitere Hinweise/Sichtungen/Risse

 

Lkr. Neustadt an der Waldnaab, 09.01.2020: Rissereignis Schaf mit genet. Nachweis Wolf als Verursacher.
 
Lkr. Traunstein/Kitzbühel, Juni/Juli 2020: Div. Rissereignisse Schaf. Experten des Netzwerks Große Beutegreifer konnten genetische Proben gewinnen: Wolf aus dynamischer Population. Abgleich zwischen dt. und öster. Referenzlabor zeigt, dass es sich bei den Schafsrissen in Kössen/Walchsee in Österreich und im Lkr. Traunstein um den identischen Haplotypen und um dasselbe Individuum handelt.
 
Lkr. Garmisch-Partenkirchen, 16.07.2020: Rissereignis Schaf. In direktem räumlichen Zusammenhang wurde in der Nacht zum Montag ein Wolf von einer automatischen Wildtierkamera aufgenommen. Als Verursacher ist ein Wolf daher sehr wahrscheinlich. Keine weiteren Nachweise und somit keine Förderkulisse mehr.
 
Lkr. Aichach-Friedberg, 25.07.2020: Rissereignis Schaf. Als Verursacher wird von Experten ein Wolf angesehen, der in der folgenden Nacht auf der betroffenen Weide mit automatischen Wildtierkamera aufgenommen wurde. Wolfsrüde nicht mehr nachgewiesen, keine Förderkulisse mehr.
 
Lkr. Ostalllgäu, 03.08.2020: Rissereignis Schaf, Genetik bestätigt Wolf als Verursacher.
 
Lkr. Tirschenreuth, 14./18.10.2020: 3 Schafe, 1 Ziege gerissen. Dokumentationen schließen auf großen Beutegreifer. Bisherige Genetikergebnisse ergaben Haplotypen, der sowohl bei Wölfen, als auch bei Hunden vorkommen kann. Aufgrund dessen Seltenheit reicht Standardanalyse zur sicheren Unterscheidung Wolf/Hund nicht aus.
 
Lkr. Eichstätt, 18.06./18.08./18.10.2020: Weiblicher Wolf (Wildkamera, Losung)
 
Lkr. Freising, 25.10.2020: Rissereignis Damwild in Wildgehege. Abstrich: Wolfsrüde (GW1896m) aus zentraleuropäischen Population. Herkunftsrudel konnte nicht ermittelt werden. Individuum zog weiter nach Baden-Württemberg.
 
Lkr. Bamberg, 04.11.2020 Wolf (Wildkamera)
 
Truppenübungsplatz Grafenwöhr, 8.11.2020: Rehriss durch territoriale Wölfin GW1758f (aus Laußnitzer Heide, Sachsen, 2019)
 
Bayerische Rhön: Weibliches Einzeltier, territorial
 
Reutte (Österreich), Grenzgebiet zu Garmisch Partenkirchen bzw. Ostallgäu, 16.11.2020: Nachweis Wolf Rotwildriss (Alpenpopulation)
 
Nürnberger Land, 07.12.2020: Wolf gesichtet, gefilmt und fotografiert, mögl. Jungtier aus Veldensteiner Forst
 
Truppenübungsplatz Hohenfels, 10.05.2020: Territorialer Rüde GW1416m (Losung) aus Parchener Rudel, Sachsen-Anhalt), erstmalig am 29.09.2019 über Haarprobe in Thüringen, am 02.01.2020 Wildtierriss im Lkr. Hof. Präventiv Förderkulisse ausgewiesen.
 
Förderrichtlinie Investition Herdenschutz Wolf (FöRIHW)

Im April 2020 ist die „Förderrichtlinie Investition Herdenschutz Wolf“ (FöRIHW) in Kraft getreten. Die Zuwendungen im Rahmen dieses Förderprogramms gelten ausschließlich in den vom LfU veröffentlichten Förderkulissen. Es gibt eine Förderkulisse für Zäune sowie eine für Herdenschutzhunde. Die Karte mit den Förderkulissen und weitere Informationen zur Herdenschutzförderung finden Sie hier:
 Förderrichtlinie ‚Investition Herdenschutz Wolf‘ (FöRIHW) – LfU Bayern.
 
Um das Zentrum der Wolfsterritorien werden in der Regel sogenannte „Wolfsgebiete im Sinne des Schadensausgleichs“ ausgewiesen. Um bei Schäden durch Wölfe Ausgleichszahlungen in Anspruch nehmen zu können, müssen in diesen Gebieten innerhalb eines Jahres angemessene und zumutbare Präventionsmaßnahmen („Grundschutz“) ergriffen werden. In Gemeinden außerhalb dieser Gebiete sind die Ausgleichszahlungen nicht an vorherige Prävention gebunden.
 
Die Förderkulisse in Gebieten standorttreuer Wölfe setzt sich wie folgt zusammen:
  • Eine weiträumige Kulisse (60 km Radius um Nachweise), in der Herdenschutzhunde gefördert werden können (Förderkulisse Herdenschutzhunde)
  • Eine etwas kleinere Kulisse (30 km Radius um Nachweise), in der die Anschaffung von Herdenschutzmaterial gefördert wird (Förderkulisse Zäune)
  • Eine etwas kleinere Kulisse (15 km Radius um Nachweise), in der der Herdenschutz nach einer Übergangsfrist von einem Jahr Bedingung für etwaige Ausgleichszahlungen bei Übergriffen auf Nutztiere ist (Wolfsgebiete i.S.d. Schadensausgleichs)
 
Die aktualisierte Förderkulisse: Förderrichtlinie ‚Investition Herdenschutz Wolf‘ (FöRIHW) – LfU Bayern
 
Nutztierhalter, deren Weiden innerhalb der Kulisse liegen, können sich Herdenschutzmaßnahmen fördern lassen. Anträge können ab sofort bei den zuständigen Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) gestellt werden: www.stmelf.bayern.de/agrarpolitik/foerderung/244077/index.php
 
Schäden, die Nutztierhaltern durch Wolfsrisse entstehen, können durch den Ausgleichsfonds Große Beutegreifer kompensiert werden:
www.lfu.bayern.de/natur/wildtiermanagement_grosse_beutegreifer/ausgleichsfonds/index.htm
 
Das LfU erweitert die Förderkulissen, wenn es in Gebieten außerhalb der bestehenden Wolfsgebiete zu Nutztierrissen oder vermehrten Anzeichen für eine Wolfspräsenz oder Paarbildung kommt. Derzeit enthält die Förderkulisse acht solcher „Ereignisgebiete“, von denen einige für das Jahr 2021 übernommen werden, während andere entfallen. 
 
Hinweise zu Wolf bitte melden:
Bayerisches Landesamt für Umwelt, Referat 53 – Landschaftspflege, Wildtiermanagement
 
www.lfu.bayern.de/natur/wildtiermanagement_grosse_beutegreifer/hinweise_melden/index.htm
 
 

 

 

Europäischer Luchs (Lynx lynx lynx)

 

Felines Immundefizienz Virus Luchs

 

Luchsverbreitung in Deutschland: 2018/2019

 
Das BfN veröffentlichte die Ergebnisse der jährlichen Erhebung der Bundesländer für das Monitoringjahr 2018/2019 in einer Verbreitungskarte samt Erläuterung. Insgesamt konnten 137 Luchse, davon 88 selbständige (halbwüchsig und erwachsen) Luchse sowie 49 Jungtiere, in Deutschland nachgewiesen werden. 

 

 

Bayerisches Luchsmanagement: Leichte Zunahme der Bestandszahlen 

 
Für das Monitoringjahr Mai 2018-April 2019 wurden 60 selbständige Luchse (erwachsene und halbwüchsige) sowie 26 Jungtiere nachgewiesen. Ein Großteil dieser Tiere ist grenzüberschreitend im Dreiländereck Deutschland/Tschechien/Österreich unterwegs. Überwiegend in Bayern leben davon 49 Luchse einschließlich 17 Jungtiere. Ein wichtiger Gradmesser für den Zustand der Population sind die Weibchen mit Nachwuchs: Das sind im zurückliegenden Monitoringjahr 11 Weibchen und somit gut ein Drittel der festgestellten selbständigen Luchse. Nach vielen Jahren der Stagnation ist eine leichte Zunahme und Ausbreitung des Bestandes erkennbar: Im Vergleich zum letzten Monitoringjahr (1.5.2017-30.4.2018) von 26 auf 32 Selbständige bzw. von 15 auf 17 Jungtiere. 

 

Das Luchsvorkommen in Ostbayern ist eine von 3 Populationen deutschlandweit. Trotz der leicht positiven Entwicklung bleiben Luchse stark gefährdet. Ob dieser Trend anhalten wird, ist von der Höhe der menschlich bedingten Mortalität abhängig: dazu zählen Verluste durch Straßenverkehr aber vor allem durch illegale Tötung. Die illegale Nachstellung ist die Hauptgefährdungsursache aller mitteleuropäischen Luchspopulationen. Ihr Ausmaß ist jedoch in Bayern besonders gut untersucht, da mit dem Einsatz von Fotofallen das plötzliche Verschwinden insbesondere reviertreuer Luchse schnell offensichtlich wird. 
 
Um ein Gesamtbild der Verbreitung über die Ländergrenzen hinweg zu erhalten, starteten Deutschland, Tschechien und Österreich 2017 das Projekt 3Lynx innerhalb des EU-Förderprogramms Interreg Central-Europe mit elf Projektpartnern. Ein Monitoringsystem mit Wildkameras wurde auf einer Fläche von 13.000 km² aufgebaut. Um Doppelzählungen zu verhindern und Wanderungen grenzüberschreitend zu erfassen, werden die gewonnenen Daten von Wissenschaftlern aller Projektpartner gemeinsam ausgewertet. Für ein effektives Luchsmanagement sind Abstimmungen über die Staatsgrenzen hinweg notwendig. Eine länderübergreifende Schutzstrategie soll dazu beitragen, die Lebensraumsituation für die Tiere zu verbessern und illegale Nachstellungen weiter zu reduzieren.

 

 

Oktober 2020: Luchs auf Roter Liste als „Vom Aussterben bedroht“

 
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat kürzlich die Rote Liste der Säugetiere neu aufgelegt. Der Luchs ist darin als „Vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Das ist eine Verschlechterung im Vergleich zur Roten Liste vom Jahr 2009, als der Luchs „stark gefährdet“ eingestuft war. „Vom Aussterben bedroht“ trägt der schlechten Bestandssituation und Bestandsentwicklung beim Luchs in Deutschland Rechnung. In keinem seiner Vorkommensgebiete gibt es Bestände mit deutlichen Zunahmen. Vom Harz aus breiten sich einzelne Luchse zwar aus und auch das 2016 gestartete Wiederansiedlungsprojekt im Pfälzerwald trägt deutschlandweit gesehen zu einer leichten Zunahme der Individuenzahlen bei. 
 
Die Gefährdungsursachen sind vielfach bekannt. Sie hängen immer mit den Nutzungsaktivitäten der Menschen zusammen: Wildunfälle, illegale Tötungen oder Fragementierung von Lebensräumen durch Verkehrs- und Siedlungsachsen, so dass die Vernetzung der bestehenden Vorkommen behindert oder unmöglich ist. Das alles hat Folgen für die Überlebensfähigkeit der Luchspopulationen: Sie bleiben klein und isoliert. Und sie sind damit stark inzuchtgefährdet.
 
Es liegt auf der Hand, wo angesetzt werden muss: Von alleine geht nichts, nur Zuschauen und Warten bis der Luchs es vielleicht von alleine schafft, reicht nicht mehr aus. Der Luchs braucht aktive Hilfe und Unterstützung, wie eine aktive Bestandsstützung in Bayern! Hierfür müsste aber erstmal der Managementplan Luchs geändert und neu aufgelegt werden… Projekte wie im Pfälzerwald oder im Steinwald zeigen jedenfalls, wie es gehen kann. Viel mehr solcher Projekte sind in Zukunft notwendig, um den Luchs auch für nachfolgende Generationen in Deutschland zu erhalten! 
 

 

Nachwuchs

 

Lkr. Tirschenreuth, Steinwald, 23.10.2020: Luchsweibchen „Fee“ mit 3 Jungtieren, Steinwald (Wildkamera). Muttertier aus Population Bayerischer Wald: verwaist aufgefunden und gesundgepflegt, um 2016 im Steinwald wieder freigelassen zu werden. Vatertier vermutlich Luchsmännchen aus Harzer Population: „Iwan“. Dieser machte seinem Namen alle Ehre: „Ivan, der Schreckliche“ verletzte Luchs „Hotzenplotz“ (ebenfalls Waise aus dem BW) bei Revierkämpfen so schwer, dass dieser an seinen Verletzungen im März 2019 starb. Ivan zeigte sein Territorialverhalten auch dadurch, dass er Hauskatzen angriff. Fee und Iwan waren zur diesjährigen Paarungszeit die einzigen Luchse im Steinwald und gelten als die Eltern der Jungtiere. Es sind die ersten Nachkommen zweier unterschiedlicher Luchspopulationen in Deutschland. Die Meldung des ersten Luchsnachwuchses im Steinwald wurde positiv aufgenommen. Die Güterverwaltung Friedenfels kündigte bereits an, zur Unterstützung der Luchsfamilie die Bejagung von Rehwild anzupassen.

 

Tot aufgefundene Individuen

 
Fichtelgebirge im Steinwald, 23.10.2020: Jäger erschoss Kuder und erstattete Selbstanzeige, da er ihn mit einem Wildschwein verwechselt haben soll. Untersuchungen hierzu laufen. Das tote Luchsmännchen ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der aus dem Harz zugewanderte Vater der Jungtiere.

 

 

Weitere Hinweise/Sichtungen

 

Fichtelgebirge, 14.08.2020: Jungluchs „Julchen“ war im Juli 2019 im Oberpfälzer Wald umherirrend aufgegriffen worden. Die wochenlangen Versuche, sie ihrer Mutter zurückzuführen waren nicht von Erfolg gekrönt. Weil sie noch so jung war (7-8 Wochen), war eine besondere Pflege und Fütterung notwendig. Sie behielt ihre bemerkenswerte Aversion gegenüber Menschen. Eine gute Voraussetzung, sie wieder in die Wildnis zu entlassen. In einem extra dafür errichteten Gehege im Forstbetrieb Fichtelberg wurde sie vor ihrer Wiederfreilassung einige Wochen eingewöhnt. 

 

Oberallgäu, Balderschwang, 18.03.2020: Im Naturpark Nagelfluhkette wurde ein Luchs durch eine Fotofalle erfasst. Dies ist der zweite Nachweis eines Luchses in den Allgäuer Alpen. Februar/März 2019, wurde ein Luchs ebenfalls bei Bad Hindelang abgelichtet. Aber festzustellen, ob es sich um dasselbe Individuum handelt, ist wegen der schlechten Bildqualität leider nicht möglich. Der Ursprung der Luchse liegt sehr wahrscheinlich in Vorarlberg, Österreich, wo 2017 erstmals eine Luchsfamilie mit 3 Jungtieren nachgewiesen wurde. Ende Februar 2020 tappte zudem im österreichischen Walsertal bei Buchboden ein Luchs in eine Fotofalle, rund 25 Kilometer Luftlinie südlich von Balderschwang. Gut möglich also, dass die Luchse Abkömmlinge dieser einen Vorarlberger Luchsfamilie sind.

 

Weitere Informationen zum Luchs in Bayern: www.luchsprojekt.de

 

 

Europäischer Braunbär (Ursus arctos arctos)

 

17.02.2020: Bestätigter Hinweis auf bayerischen Braunbären
 

Bestätigter Hinweis auf einen Braunbären durch Trittsiegel im Schnee (Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt)

 

Im Februar hat ein Braunbär im Grenzgebiet zwischen Bayern und Tirol Trittsiegel im Schnee hinterlassen. Die Spuren im Lkr. Garmisch-Partenkirchen wurden von einem Mitglied des Netzwerks Große Beutegreifer gemeldet.
 
2019 gab es Juni-Oktober mehrfach Nachweise eines Braunbären im Gebiet zw. Reutte (Tirol) und Lkr. Garmisch-Partenkirchen. Es ist möglich, dass alle Spuren von einem einzigen Tier stammen. Der Bär verhielt sich sehr scheu und unauffällig. Behörden, Interessenverbände und Vertreter von Nutztierhaltern wurden informiert. Bayern ist mit einem Managementplan auf diese Situation vorbereitet.

 

Bärige FAQs:
So ist es bei Aufenthalten in der Natur z.B. auf einem Wanderausflug wichtig, sehr genau darauf zu achten, in der Natur keine Essensreste und keinen Müll zurückzulassen. Die nächste Bärenpopulation befindet sich im italienischen Trentino, etwa 120 km von Bayern entfernt. Dort leben zurzeit etwa 60 Bären, mit leicht steigender Tendenz. Eine Bärenpopulation breitet sich nur sehr langsam aus. Es wird nicht davon ausgegangen, dass Bären sich in Bayern dauerhaft ansiedeln. Vor allem halbwüchsige Bärenmännchen bewältigen auf der Suche nach einem eigenen Territorium oft weite Strecken. Aus dem Kerngebiet nördlich des Gardasees wandern immer wieder einzelne Tiere in den nördlichen Alpenraum, wie 2016 nach Graubünden und Tirol oder 2006 nach Tirol und Bayern. Finden sie keine Partnerin, kehren sie in der Regel wieder an ihren Ursprungsort zurück.

 

Autorin Franziska Baur mit einem der führenden Wissenschaftler der großen Beutegreifer in Bayern: Dr. Marco Heurich – und dazwischen ein nicht mehr so lebendiger Zeitgenosse, ein Braunbär.

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Ein Bär vor der bayerischen Tür

Bär

Eigentlich erstaunlich, dass sich erst nach 13(!) Jahren wieder ein Bär Richtung Bayern begibt. Mitte Juni 2019 wurde im Bezirk Reutte (Tirol) ein Bär auf einer Wildtierkamera nachgewiesen. Ende Mai tauchten bereits Spuren im Paznauntal/Nordtirol auf. Anfang Juni wurden im Pitztal/Tirol Schafe gerissen. Die Behörden gehen davon aus, dass es sich jeweils um dasselbe Tier handelt. Wahrscheinlich kommt es aus dem Trentino. Zur Abklärung laufen derzeit noch genetische Untersuchungen.

„Das Tier zeigt keine Neigung, an und in Siedlungen nach Nahrung zu suchen, sondern verhält sich sehr vorsichtig und unauffällig“, lässt das Landesamt für Umwelt verlauten. Dennoch ist – wie bei jedem Wildtier – Respekt geboten. Mit einem Teddy haben Bären nicht viel gemeinsam. Es sind keine Kuscheltiere, sondern Beutegreifer. Hierzu unsere Position dazu.

Wichtige Verhaltensweisen im Umgang mit dem Bären und Empfehlung vom Landesamt für Umwelt ist:

Haben Sie Respekt vor dem Tier und lassen es in Ruhe.
Halten Sie bei direkter Begegnung Abstand und ziehen sich langsam zurück.
Lassen Sie keine Abfälle wie Essensreste in der freien Landschaft zurück.

Es gibt wenige Bären in den Abruzzen und den Pyrenäen, einige mehr in den Karpaten, dem Baltikum und dem Balkan. Es werden Jungbären geboren, die im Alter von 1-2 Jahren Abwandern und als Einzelgänger eigene Gebiete aufsuchen. Bären werden im Winter geboren, verbringen den darauffolgenden Sommer und Winter mit ihrer Mutter (und Geschwistern). Mit der folgenden Paarungszeit trennen sich die Jungtiere meist von den Müttern. Als Erwachsen gelten männliche Bären mit vier Jahren. Weibliche Tiere gelten nach dem ersten Wurf als ausgewachsen. Dieser Zeitpunkt scheint stark vom Ernährungszustand abzuhängen (3-5 Jahre). (Quelle: Der Bär, Michaela Skuban in Wolf, Luchs und Bär in der Kulturlandschaft; Hrsg. Marco Heurich, Verl. Ulmer)

Ein Bär steht also wieder vor der Tür. Die Landesgrenzen sind im nicht bekannt und so kann es durchaus sein, dass er auch bayerischen Boden betritt. Die Frage ist nicht, ob wir ihn reinlassen wollen. Die Frage ist: wie gehen wir damit um wenn er da ist? Zuständige Behörden und die bayerische Politik hatten 13 Jahre lang Zeit sich das zu überlegen. Wir hoffen sie haben die Zeit genutzt …

Weitere Informationen zum Bären…

Literaturempfehlung: M. Heurich (Hrsg.): Wolf, Luchs und Bär in der Kulturlandschaft, Verlag Ulmer, 2019


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Erster Bär im Kanton Bern seit 190 Jahren – Behörden reagieren professionell und kompetent

Bär

Bär im Eriz

von Claus Obermeier

Am Freitag, 26. Mai 2017, wurde in der Gemeinde Eriz ein Bär gesichtet und fotografiert. Es ist der erste Nachweis eines wilden Bären im Kanton Bern seit mehr als 190 Jahren.

Der Bär hat sich nach Angaben der Schweizer Behörden bisher völlig unauffällig verhalten. Die Wildhut des Kantons Bern arbeitet daran, die Identität des Bären zu klären, den aktuellen Standort einzugrenzen und im Bedarfsfall konkrete Empfehlungen zu publizieren.

Der Bär von Eriz ist der erste wilde Bär, der im Kanton Bern seit mehr als 190 Jahren gesichtet wurde. Die letzte historisch belegte Sichtung war 1823 im Saanenland. «Das Wappentier ist in den Kanton Bern zurückgekehrt – das ist ein historischer Moment», sagt Jagdinspektor Niklaus Blatter, der aber auch von einer Herausforderung spricht. «Wir werden die Situation genau beobachten und so viele Fakten zusammentragen wie möglich.» Er hoffe, dass sich der Bär von Eriz so unauffällig verhalte wie jener aus dem Kanton Uri.

2016: Bären in Graubünden, Schwyz und Uri

Seit 2005 wandern immer wieder Braunbären aus dem italienischen Nationalpark im Trentino in die Schweiz ein und stossen dabei immer weiter nach Norden vor. 2016 wurde der Kanton Graubünden vermutlich von drei Bären besucht. Der bereits im Februar im Val Müstair aufgetauchte M32 wanderte anschliessend ins Unterengadin. Dort wurde er bei einem Zusammenstoss mit einem Zug tödlich verletzt. Ein zweiter Bär machte sich im April im Oberengadin, beziehungsweise im Puschlav bemerkbar. Ein dritter Bär wanderte Ende April via Rheinwald nach Thusis. Es dürfte sich dabei um das gleiche Individuum handeln, das sich anschliessend über Trun in die Innerschweiz verschob. Er wurde im Hoch Ybrig (Kanton Schwyz) und bis im Spätherbst im Kanton Uri wiederholt registriert. Der «Urner Bär» hat in den letzten zwei Jahren auf Schweizer Boden gezeigt, wie unauffällig sich ein Bär in unserer dicht besiedelten Landschaft bewegen kann.

Ein Mann aus der Region hat am Freitag, 26. Mai 2017, in der Gemeinde Eriz einen Bären gesehen und fotografiert. Es handelt sich wahrscheinlich um einen jungen männlichen Bären, der in kurzer Zeit grosse Distanzen zurücklegen kann. Es ist daher unklar, ob sich der Bär weiterhin in der Region aufhält. Ebenfalls ist offen, ob es sich um den Bären handelt, der im vergangenen Jahr mehrfach im Kanton Uri gesichtet wurde.

Presseinfo CH/CO


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„Leben am Limit“ im Bärenland

Bärenland - Team "Leben am Limit" mit Fotografin und Autorin Christine Sonvilla.

Team „Leben am Limit“ mit Fotografin und Autorin Christine Sonvilla (links im Bild).

„Leben am Limit“ im Bärenland: Christine Sonvilla, österreichische Fotografin und Autorin, arbeitet seit Jahren in der Natur und für die Natur. Ihre Bilder und Texte bringen Tiere, Pflanzen und Landschaften näher und vermitteln ansprechend und anschaulich viel Interessantes aus dieser, oftmals auch verborgenen Welt.

Mit dem Projekt „Leben am Limit“ ziehen Christine Sonvilla und ihre Kollegen den Bären in Slowenien nach. Auch in Österreich sind wenige Bären unterwegs. Bayern hat seinen – seit Jahrhunderten ersten und letzten – Bären Bruno vor 10 Jahren wieder entfernen müssen. Hoffen wir auf einen besseren Ausgang für den nächsten Bären-Gast in Bayern! Dazu tragen sicher auch Bilder, Eindrücke und Erfahrungen aus anderen Ländern bei.

Wir freuen uns über diesen Gastbeitrag und über weitere Berichte aus dem Projekt!

 

„Leben am Limit“ im Bärenland (Gastbeitrag von C. Sonvilla)

Bärenland - Baer_3

Bärenland: Auf der Suche nach dem Braunbären in Slowenien. (Foto: C. Sonvilla)

Bärenland:

Anfang Mai 2016. Drei Österreicher durchstreifen gemeinsam einen Wald in Südslowenien. Soweit nichts Besonderes, wäre da nicht ihre „Mission“. Sie sind nämlich auf der Suche nach einem der gefürchtetsten Raubtiere Mitteleuropas, dem Europäischen Braunbären.

In Österreich auf Braunbären zu stoßen, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Sie führen in der Tat ein „Leben am Limit“. Wobei in den letzten Tagen haben sich die Chancen auf Bärensichtungen mächtig gesteigert, denn Rudolf – ja, er hat schon einen Namen – ist unterwegs. Zwischen Goldeck, Villacher Bahnhof und Dobratsch streift der Jungbär auf Reviersuche umher (http://kaernten.orf.at/news/stories/2774634/). Nur hier im südlichen Kärnten zeigen sich Braunbären auch in Österreich. Experten schätzen, dass sich im Dreiländereck von Österreich, Italien und Slowenien etwa acht bis zehn Bären tummeln. Und jedes Mal, wenn einer dieser Grenzgänger gesichtet wird, landet er zielsicher in den Schlagzeilen.

Bärenland - Baer_2

In Ländern wie Österreich und Bayern ist jede einzelne Erscheinung eine Schlagzeile, in Slowenien gehört der Bär zum Alltag. (Foto: S. Sonvilla)

Würden die slowenischen Zeitungen auch über jede Braunbärensichtung berichten, müssten sie jeden Tag eine Extra-Beilage einschieben. Bären sind hier eine Alltagserscheinung, 500 bis 600 halten sich in ganz Slowenien auf. Und irgendwie scheint das dort einfach zu funktionieren, dieses Zusammen- oder nennen wir es lieber Nebeneinanderleben von Bär und Mensch. Irgendetwas läuft jenseits der Karawanken offenbar anders ab und genau das wollen die drei Naturfotografen, Filmer und Autoren Marc Graf (http://www.grafmarc.at/), Christine Sonvilla (http://www.sonvilla.at/) und Robert Haasmann (http://www.roberthaasmann.com/) herausfinden. Sie haben sich zur Plattform „Leben am Limit“ (http://lebenamlimit.at/) zusammengeschlossen, um die Limits der wilden Natur aufzuzeigen und um Wege des besseren Miteinanders ausfindig zu machen.

Deswegen zieht es sie seit letztem Jahr immer wieder nach Slowenien. Sie wollen mehr über die vielerorts wenig beliebten Raubtiere herausfinden, sie in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten und auf spannende Weise fotografisch wie filmisch dokumentieren.

Der Foto-Film-&-Recherche-Plan für 2016 ist auf jeden Fall randvoll und beinhaltet u. a.: Fotofallen aufstellen, Erlebnisse und Meinungen sammeln, Wissenschaftler, Jäger, Touristiker und Schafhirten treffen, fotografieren, filmen, schreiben.

Bärenland - Selbstauslösende Fotofallen gehören zur Ausrüstung des Teams. Damit können professionelle Fotos von Bären in freier Wildbahn aufgenommen werden. (Foto: S, Sonvilla)

Selbstauslösende Fotofallen gehören zur Ausrüstung des Teams. Damit können professionelle Fotos von Bären in freier Wildbahn aufgenommen werden. (Foto: S, Sonvilla)

Und wofür? – Um es letztlich mit möglichst vielen Menschen zu teilen, um ihnen persönliche Erlebnisse zu schildern, fundierte Erkenntnisse zu liefern und packende Foto-Einblicke in eine Welt zu gewähren, die nur die wenigsten zu sehen bekommen. Denn ihrem gefährlichen Image werden die Bären selber nicht gerecht. Kaum erblicken sie einen Menschen, ergreifen sie auch schon die Flucht. Das gilt übrigens auch für Wölfe und Luchse, mit dem Zusatz, dass Wölfe und Luchse von Haus aus so gut wie unsichtbar bleiben.

Vielleicht gibt es ja auch im Herzen Mitteleuropas wieder einmal mehr Platz für große Beutegreifer. Marc, Christine und Robert möchten ihren Teil dazu beitragen, deswegen kooperieren sie nicht nur mit Partnern in Slowenien, sondern auch in ihrer Heimat. Einige österreichische Nationalparks, Wildnisschutzgebiete und Naturschutzorganisationen unterstützen ihre Bemühungen. Gemeinsam lässt sich eben mehr bewegen.

Noch aber gibt es viel Arbeit zu tun! Wer über das Projekt am Laufenden bleiben möchte, kann sich in die Facebook-Seiten der drei Fotografen reinklicken bzw. die gemeinsame Projekt-Webseite im Auge behalten: http://lebenamlimit.at/

Momentan ist die Webseite noch etwas ruhig, aber ab Sommer soll sie regelmäßig aktualisiert werden.

 


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Vorsitzender des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) äußert sich gegen geschützte heimische Wildtierarten Bär, Wolf und Luchs

Vorsitzender des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) äußert sich gegen geschützte heimische Wildtierarten Bär, Wolf und Luchs und macht damit die Arbeiten des BJV im Bezug auf Artenschutz unglaubwürdig. Der BJV wurde um eine Stellungnahme gebeten. Diese ist bis zur Veröffentlichung dieses Beitrages nicht eingegangen und wird, sobald sie vorliegt, hier veröffentlicht.

heimische WildtierartenProf. Dr. Jürgen Vocke, Präsident des BJV, hat sich mit seinen Äußerungen auf einer Veranstaltung in Krumbach zum Thema Große Beutegreifer auf dünnes Eis begeben. Im Bezug auf große Beutegreifer meint er: „Sie passen einfach nicht in eine derart übernutzte Landschaft mit beispielsweise 144 000 Straßenkilometern.“ Des Weiteren ist in der Frankenpost zu lesen , dass Vocke eine Gefahr mit Großraubtieren sieht: für eine weitere Zunahme der Wildunfälle im Straßenverkehr, für Schafe und auch für den Menschen. Im Nordbayern Kurier wird er zitiert: „Wir müssen uns die Frage stellen, ob ein Tier wie der Wolf noch in unsere übernutzte Natur passt“, sagt Vocke. Er sagt: „Wenn der Wolf in unseren Wäldern wieder heimisch wird, haben wir schlagartig keine Jogger, keine Geocacher und keine Mütter mit Kindern mehr im Wald. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.“ Die Frage stellt sich nicht, denn Vorkommen von Luchsen (Bayerischer Wald, Harz) und Wölfen (Brandenburg, Sachsen, Sachens-Anhalt, Niedersachsen..) in freier Wildbahn bestätigen, dass die Tiere geeigneten Lebensraum finden und wieder besiedeln. Die Furcht vor dem Wolf zu schüren und leere Wälder zu prophezeien ist vollkommen überholt und basiert auf keiner fachlichen Grundlage. Was natürlich nicht bedeutet den Wildtieren nicht mit angemessenem Respekt und gesunder Vorsicht zu begegnen. „Erst der Mensch macht aus dem Wolf eine Bestie“, meint Ulrich Wotschikowsky und fasst einige Studien zur Gefahr durch Wölfe in einem Beitrag zusammen.

Der BJV rühmt sich anerkannter Naturschutzverband zu sein und für den Schutz der heimischen Tierwelt einzustehen und zu sorgen. In der Diskussion um die illegalen Tötungen geschützter Tierarten wie Beispielsweise dem Luchs hatte sich der BJV klar distanziert und in einer Resolution aller Kreisgruppen gefordert: „Stopp! Naturschutzvergehen muss der Riegel vorgeschoben werden genauso wie diesbezüglichen Vorverurteilungen der Jägerschaft!“ Von „ungerechtfertigten Schuldzuweisungen, die das weitreichende und langjährige Engagement des BJV zur Förderung insbesondere der geschützten Tierarten missachten“ ist die Rede. Mit seiner Aussage gegen Große Beutegreifer hat BJV Präsident Vocke die Absichten des BJV gezeigt: die Weste der Jäger des BJV rein zu halten und keine ernsthaften Absichten die Bemühungen um den Erhalt bzw. der Rückwanderung der große Beutegreifer in Bayern voranzutreiben.

Der BJV ist über die Wildlandstiftung Mitglied in der Trägergemeinschaft Große Beutegreifer, die das Luchsprojekt im Bayerischen Wald unterstützt und Ausgleichszahlungen im Schadensfall ermöglicht. Die Bemühungen der letzten Monate durch klare Positionierung gegen Naturschutzkriminalität (getötete Luchse), Resolution und Teilnahme an Podiumsdiskussion zu diesem Thema sind mit der Aussage gegen große Beutegreifer in Bayern unglaubwürdig. Eine ernsthafte Zusammenarbeit der Naturschutzverbände und des BJV ist damit hinfällig. Mit dem vom BJV selbst zugesprochenen „weitreichenden und langjährigen Engagement“ scheint es nicht weit her zu sein. Dies enttäuscht sicherlich auch eine Vielzahl der Jäger.

Reaktionen dazu in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 17.11.2015.
Reaktion des BUND Naturschutz in Bayern e.V. vom 24.11.2015

Nachfrage an Prof. Vocke:
Auf Nachfrage prazisierte und ergänzte Prof. Vocke seine Aussagen.
Prof. Vocke: „Die Meldungen über die Zuwanderung von Wolf und Luchs in Bayern nehmen zu. Der Bayerische Jagdverband mit seinen rund 47.000 Jägerinnen und Jägern verfolgt diese Entwicklung mit Interesse und steht voll hinter dem hohen Schutzstatus der großen Beutegreifer. Die Rechtslage ist eindeutig. Illegale Verfolgungen werden vom BJV strikt abgelehnt.  Allerdings geben wir zu bedenken, dass das dicht besiedelte Bayern mit seiner vom Menschen geprägten Kulturlandschaft kaum den richtigen Lebensraum für die großen Beutegreifer mehr bieten kann. Ziel muss es deshalb sein, die Rahmenbedingungen für Wild und Jagd so zu gestalten, dass die Rückkehr des Wolfes nicht zu Verwerfungen führt. Daher ist es unserer Meinung nach notwendig, mit allen, von der Zuwanderung betroffenen Verbänden gemeinsame Lösungsstrategien zu erarbeiten.“


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Neues von den Alpenbären – vorbildliches Wildtiermanagement

Der Bestand der Alpenbären im Trentino entwickelt sich erfreulich – professionelles Wildtiermanagement rund um Bär, Wolf, Luchs – Bärenangriff führt zu intensiven Debatten

0b288f09e6Vor wenigen Wochen  ist der Bärenreport 2014 rund um das Bärenprojekt im italienischen Trentino erschienen. Neben zahlreichen Detailinfos und beeindruckenden Fotos zu der dortigen Braunbärenpopulation enthält er auch umfassende Hintergrundtexte zum dortigen Wildtiermanagement. Unter schwierigsten Umständen – flächendeckende Schaf-, Ziegen und Bienenhaltung, Tourismus und Vorkommen von Bär, Wolf und Luchs –  leisten die Mitarbeiter vorbildliche Arbeit. Sowohl Monitoring (genetisch über Kot- und Haarproben, Telemetrie, Fotofallen, Sichtbeobachtungen) als auch Konfliktmanagement, Schadenskompensation, Herdenschutz und Öffentlichkeitsarbeit finden umfassend mit entsprechend geschulten Fachleuten der Behörden statt. Ein eigenes 24 Stunden ereichbares Notfallteam steht bei Konflikten mit Alpenbären als Ansprechpartner für die Bevölkerung zur Verfügung, kann rund um die Uhr eingreifen und ggf. auch Tiere narkotisieren. Mülleimer wurden bärensicher eingerichtet und werden regelmässig kontrolliert, um ein Gewöhnen von Bären an menschennahe Nahrungsquellen  auszuschliessen.

Die Trentino Population an Alpenbären bestand Ende 2014 aus mindestens 41 Individuen (22 Männchen, 17 Weibchen und 2 unbestimmte Individuen). Von diesen 41 Bären waren 20 erwachsene Tiere (9 Männchen und 11 Weibchen). Die Anwesenheit von 5 Würfen mit insgesamt 11 Jungen konnte letztes Jahr festgestellt werden. Es wird davon ausgegangen, dass 7 Junge überlebt haben. Die geschätzte Populationsgrösse ist 41 bis 51 Bären. Im Vergleich der Jahre 2002 bis 2012, wo ein kontinuierlicher Zuwachs stattgefunden hat, ist die Population seit zwei Jahren stabil auf demselben Niveau.

Zwischenfall Daniza

Im Jahr 2014 kam es erstmals seit vielen Jahren zu einem Zwischenfall mit einem Alpenbären, bei dem ein Mensch verletzt wurde. Am 15. August stiess ein Pilzsammler auf eine Bärin mit 2 diesjährigen Jungen. Es kam zu einem Angriff, bei dem der Mensch verletzt wurde. Die Bärin Daniza wurde anschließend – beim Versuch, sie zu fangen – getötet. Als Folge dieses Zwischenfalls wurden – und werden –  als Ergebnis umfangreicher Expertenanhörungen und Abstimmungen die entsprechenden Projektrichtlinien überarbeitet und die Öffentlichkeitsarbeit weiter intensiviert. Sollte ein Bär näher kommen oder sogar angreifen – was auch in Gebieten mit dichter Bärenpolulation und intensiven Wandertourismus nur extrem selten vorkommt – muss man ihm zu erkennen geben, dass man keine Gefahr für ihn darstellt. Am besten legt man sich auf den Bauch und gibt die Hände in den Nacken. Man stellt sich also ‚tot‘ und wartet mit dem Aufstehen, bis sich der Bär wieder weit genug entfernt hat.  Drohgebärden oder Versuche, das Tier zu verscheuchen, würden vom Bären als Bedrohung empfunden werden und sind deshalb fehl am Platz. Auf Handyphotos sollte zur eigenen Sicherheit unbedingt verzichtet werden.

Wolf und Luchs

B132, aus der Nordostschweiz abgewandert, war 2014 nach wie vor der einzige Luchs, welcher nachgewiesen wurde. Mindestens 13 Wölfe waren letztes Jahr im Trentino und benachbarten Gebieten unterwegs.

Vollständiger Report (englisch, italienisch):

http://www.orso.provincia.tn.it/rapporto_orso_trentino/082-10231.html

Weitere Infos zum Projekt:

www.orso.provincia.tn.it

 

Claus Obermeier


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„Wandern ist Bärensache“: Ausstellung (2007)

Wandern ist Bärensache: Eine ältere Ausstellung des WWF und der Gregor Louisoder Umweltstiftung liefert Basisinformationen über das Leben von Meister Petz in Mitteleuropa

Wandern ist Bärensache

Braunbär, © Krofel.

2006 machte Braunbär „Bruno“ als erster Bär seit 170 Jahren in Bayern Schlagzeilen. Die Reaktionen auf sein Auftreten waren sehr unterschiedlich: Sie reichten von starken Sympathiebekenntnissen bis hin zu deutlicher Ablehnung. Der Mensch in der modernen Gesellschaft hat verlernt, sich vom Bären ein realistisches Bild zu machen. Die Wildtiere sind weder niedliche Teddys noch wilde Bestien. Der WWF hat deshalb eine Ausstellung entwickelt, die Kinder und Erwachsene über das Leben der Bären informiert. Wo leben heute noch Braunbären? Was frisst ein Meister Petz? Und wie groß wird er eigentlich? Antworten auf diese und viele andere Fragen gibt die Ausstellung „Wandern ist Bärensache Sie zeigt auch, wie sehr die Zukunft dieser faszinierenden Wildtiere von einem intakten Netz verbundener Lebensräume abhängt. Als wandernde Tierarten machen Bären vor Ländergrenzen nicht halt; die Zusammenarbeit der Alpenländer in Sachen Bärenschutz sowie zusammenhängende Gebiete, in denen sich die Bären wohlfühlen, sind deshalb notwendig. Wir müssen wieder lernen, mit Bär, Luchs und Wolf zusammenzuleben. Nur wenn wir die Tiere als Teil unserer Naturlandschaft akzeptieren, haben sie eine Chance, langfristig auch in Österreich und Deutschland wieder heimisch zu werden. Um den Menschen ihre Unsicherheit durch die Rückkehr von Braunbären zu nehmen, ist intensive Aufklärungsarbeit über die Biologie und das Verhalten der bärigen Gesellen sehr wichtig.

Ausstellung online (Stand 2007)

 

 

Claus Obermeier


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