Herdenschutz – eine Aufgabe für alle
Herdenschutz wird auch in Bayern ein zunehmend drängendes Thema. Mit der Rückkehr der Wölfe müssen sich Nutztierhalter damit auseinandersetzen wie sie ihre Tiere vor Übergriffen weitgehend schützen können. Dass dies zunächst mit Umdenken, Arbeit und Geld verbunden ist, ist kein Geheimnis. Ebenso ist es aber auch kein Hexenwerk. Die Rückkehr großer Beutegreifer allein ist nicht der Grund für das Aussterben der Schafbetriebe. Hierfür gibt es seit Jahren wesentlich unmittelbarere Probleme – aber das ist ein anderes Thema.
Herdenschutz beginnt im Kopf
Mit der Ausrottung großer Beutegreifer, wie Bär, Wolf und Luchs mussten wir uns keine weiteren ernsthaften Gedanken zum Schutz unserer Nutztiere auf freien Fläche machen. Füchse und Kolkraben töten ab und an v.a. Lämmer, in manchen Gegenden sind freilaufende Hunde mit laizze-faire Hundebesitzern oder ganz ohne Begleitung eher das Problem. Nun steht der Wolf vor der Tür und stellt v.a. die Schafhaltung auf eine neue Probe. Begeistert hört man wohl kaum einen Schafhalter von der Rückkehr der Wölfe sprechen. Dennoch gibt es ein paar, die sich schon seit Jahren damit befassen, sich fortbilden und Systeme (von Zäunung bis Schutzhund) ausprobieren. Sie wollen gerüstet sein, wenn es eines Tages heißt: Wölfe sind dauerhaft zurück in Bayern. Eine Verweigerungshaltung löst das Problem nicht. Eine Nutztierhalterin, die sich mit dem Thema eingehend befasst, erzählte, dass sie von Kollegen als „Wolfsfreund“ beschimpft wurde. „Ich bin nicht für den Wolf. Ich bin für meine Tiere“ war ihre Antwort. Jetzt ist die Chance ohne akuten Druck durch dauerhafte Wolfspräsenz, zu lernen, wie sich Tiere schützen lassen, wie die Arbeit und der Umgang mit Herdenschutzhunden ist etc. Das sollten wir alle – Nutztierhalter, Behörden und Naturschutzverbände – nutzen!
Herdenschutz in Bayern – erste Hilfestellung
Bereits vor Jahren veröffentlichte das Landesamt für Landwirtshaft den Leitfaden: Rückkehr von Luchs, Wolf und Bär – Was tun als Nutztierhalter? . Hier wird ausführlich auf die Schutzmaßnahmen von Bienen, Schafen und Dammwild eingegangen. Das Heft gibt eine gute Zusammenfassung der Situationen und Möglichkeiten. In der Praxis wird noch viel diskutiert und gefachsimpelt. Letztendlich müssen wir gestehen: keine Ahnung, wie es in Bayern sein wird, wenn es wieder Wolfsrudel gibt. Es gibt Erfahrungen aus Ländern in denen Bär, Wolf und Luchs nie ausgestorben waren (hier gibt es auch heute noch Schafhaltung!), wie z.B. Slowenien oder Rumänien. Es gibt Erfahrungen aus Ländern, in denen es wieder Wölfe gibt, wie z.B. Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern etc oder Frankreich. Und hier gehen die Meinungen dann schon auseinander. Die einen sagen: alles kein Problem. Die anderen: alles unmöglich. Die Wahrheit wird, wie so oft, dazwischen liegen. Landschaften und Haltungsformen unterscheiden sich, ebenso die gesellschaftlichen Voraussetzungen (Besiedlung, Lohn…). So helfen uns die Erfahrungen aus anderen Gebieten sicher ein Stück weit, letztendlich müssen wir alle aber so frei sein selbst zu lernen.
Finanziell unterstützt werden Herdenschutzmaßnahmen in Bayern bislang nur in geringem Umfang. Beispielsweise muss der Nutztierhalter die Anschaffung und die Haltung von Herdenschutzhunden selbst leisten, ebenso Kosten für evtl. Umbau des Zaunes. Unterstützung erfährt man von Seiten des Landesamt für Umwelt über Beratung, Informationsveranstaltungen oder Exkursionen. Ebenso werden Elektrozäune bereitgehalten, die bei Übergriffen durch den Wolf angefordert werden können und so ein erster Schutz vor weiteren Angriffen sein können.
Eine Förderrichtlinie Herdenschutz gibt es in Bayern, anders als bspw. Sachsen oder Niedersachen, noch nicht. Mit der Beratungsstelle ist ein erster Schritt gemacht, der hier aber nicht enden kann. Von staatlicher Seite muss weiterhin daran gearbeitet werden, wie die Rückkehr von Wölfen und die Nutztierhaltung zusammengebracht werden können.
Herdenschutz in Bayern – praktische Umsetzung
Ein paar Nutztierhalter in Bayern testen bereits Formen der Schutzmaßnahmen. Neben Zäunen, die entsprechende Standards erfüllen, finden Herdenschutzhunde Einsatz bei Schafen, Rindern und Pferden. Sie bringen bereits Erfolge gegen Übergriffe von Füchsen und Kolkraben und lehren ihre Besitzer, was es bedeutet einen Herdenschutzhund als Mitarbeiter zu führen. Auswahl des geeigneten Tieres und Umgang will gelernt sein. Auch als Spaziergänger und Wanderer dürfen wir uns darauf einstellen, dass ein Herdenschutzhund seinem Namen alle Ehre macht und seine Herde beschützt. Das müssen wir verstehen und akzeptieren.
Eine Initiative, die ihren Ursprung in Mecklenburg-Vorpommern nahm, breitet sich nun in mehrere Bundesländer aus: WikiWolves. Hier helfen Freiwillige mit ihrem Engagement und ihrer Arbeitskraft Nutztierhaltern bei Zaunbau und weiteren Arbeiten, die zum erfolgreichen Herdenschutz beitragen. Neben der praktischen Hilfe ermöglicht dieser Einsatz ein gegenseitiges Kennenlernen und Verstehen. Eine prima Initiative, die wir weiterhin verfolgen werden und der wir bald einen eigenen Blogeintrag widmen!
In Deutschland unterstützen zwei Vereine die Arbeit mit Herdenschutzhunden: Die AG Herdenschutzhunde und der Verein für arbeitende Herdenschutzhunde. Hier finden Interessierte kompetente Ansprechpartner, Erfahrung und Beratung.
Herdschutz ist eine Aufgabe für alle
Herdenschutz ist eine Aufgabe für Nutztierhalter, die sich konkret mit der Fragestellung auseinandersetzen und praktische, praktikable Lösungen finden müssen. Naturschutzverbände, die ihren eigenen Forderungen nach Rückkehr von heimischen Wildtieren und Erhalt von angepassten Tierhaltungsformen/Pflege von Naturschutzflächen zusammenbringen müssen und letztendlich die politische Instanz, die die Voraussetzungen und Unterstützung dafür schaffen muss.
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Felines Immundefizienz Virus bei Luchs gefunden
Luchs aus freier Wildbahn wurde positiv auf Felines Immundefizienz Virus (FIV) getestet.
Felines Immundefizienz Virus bei Luchs gefunden: Der zur Wiederansiedlung im Nationalpark Kalkalpen (Österreich) in der Schweiz gefangene Luchs-Kuder ist mit dem FIV infiziert. Bei Routineuntersuchungen die bei Fängen aus der freien Wildbahn und Umsiedlung durchgeführt werden wurde dies festgestellt.
Luchs wird eingeschläfert
Der Luchs ist zur Quarantäne derzeit im Alpenzoo Innsbruck. Da es sich um eine geschützte Wildtierart handelt, bedarf es der Genehmigung. Diese wurde auf Empfehlung der Amtstierärztin vom Stadtsenat nun beschlossen. Eine Entlassung in freie Wildbahn kommt nicht in Frage, da das Virus so weiterverbreitet werden kann. Für das Wildtier ist ein Verbleib in Gefangenschaft ebenso wenig denkbar und wird von Experten als großer Stress für das Tier bewertet. Die Bewertungen sind aus Sicht des Naturschutzes und Arterhalts der Luchse in freier Wildbahn nachvollziehbar. Eine bekannt gewordene, tödlich verlaufende Krankheit sollte durch ein infizierte Tier nicht weiter ausgebreitet werden. Die artgerechte Haltung eines an ein Leben in freier Natur gewöhntes Tier (Reviergröße ca. 200km²) ist nahezu unmöglich.
Die Wirkungsweise von FIV
Das FIV ist mit dem HIV verwandt, kann aber nicht von Katze auf Mensch übertragen werden. Ebenso wie das HIV schwächt das FIV das Immunsystem und kann zu verschiedenen Erkrankungen führen. Die Übertragung erfolgt vornehmlich über den Speichel (Biss). Das Virus befällt T-Lymphozyten, die zur Produktion von weißen Blutzellen (wichtig für Immunabwehr!) dienen. Befallene T-Lymphozyten bilden nun weitere FIViren. Im Laufe der Erkrankung geht die Anzahl weißer Blutkörperchen zurück, das körpereigene Abwehrsystem bricht zusammen, der Befall von Krankheiten nimmt zu. Über kurz oder lang führt die Erkrankung zum Tode des Tieres, da bereits für ein gesundes Tier harmlose Krankheitserreger schwere Infekte auslösen können und den Organismus immer weiter schwächen.
Felines Immundefizienz Virus bei Luchs gefunden – Weitere Informationen darüber können Sie hier nachlesen:
www.tierklinik.de/medizin/infektionskrankheiten/virusinfektionen/fiv-felines-immundefizienz-virus
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Getötete Luchse: Dritter Fall illegal innerhalb eines Jahres
Getötete Luchse: Am 10.3.2016 gab die Polizei Niederbayern in einer Pressemitteilung bekannt, dass der am 29.12.2015 am Straßenrand tot aufgefundene Luchs im Landkreis Grafenau nicht Opfer eines Verkehrsunfalles wurde.
Zunächst lag auf Grund des Fundortes der Verdacht nahe, dass das Tier beim Versuch die Straße zu überqueren von einem Auto verfasst und getötet wurde. Ein Unfall wurde nicht gemeldet. Das Tier wurde von einem Anwohner entdeckt und gemeldet. Polizei und das zuständige Landesamt für Umwelt wurden informiert. Augenscheinlich konnten keine Verletzungen festgestellt werden. Es handelt sich um ein Jungtier, dass 2015 geboren ist.
Das Tier wurde an das auf die Obduktion und weitere Untersuchungen an Wildtieren spezialisierte Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin übersandt. Zunächst war unspezifisch von „menschlicher Gewalteinwirkung“ die Rede. Später wurde bekannt, dass das Tier mit einer Drahtschlinge erdrosselt wurde. Genauere Umstände sind bislang nicht bekannt.
Damit ist dieser tote junge Luchs der dritte bekannt gewordene Fall für das Jahr 2015. Seit 2012 fielen 5 Luchse (davon eine trächtige Luchsin) Straftätern im Bayerischen Wald zum Opfer. Bislang konnte keiner der Fälle aufgeklärt werden.
Die Naturschutzverbände in Bayern fordern seit Jahren eine strukturierte Aufklärungsarbeit und politische Unterstützung für die ermittelnden Beamten. Petitionen und weitere Aktionen fanden auf politischer Ebene bislang kaum Gehör. Durch mediale Aufmerksamkeit und die Arbeiten der Naturschutzverbände zeigen sich sehr gute Ansätze und Bemühungen einzelner Institutionen.
Die Polizeidirektion Oberpfalz (befasst mit dem Fall der abgetrennten Luchsläufe 2015) erarbeitete ein internes Ermittlungskonzept Luchs als Handreichung für Polizeibeamte in Bayern. Zusätzlich ruft die Polizei in einem Faltblatt die Öffentlichkeit auf Fälle illegaler Tötung zu melden.
Die bayerische Umweltministerin Scharf verurteilt auch den aktuellen Fall illegaler Luchs-Tötung und setzt wieder eine Belohnung von 10.000€ für Hinweise aus die zu einer Ergreifung des/der Täter/s führen. Eine Belohnung war bereits im Fall der abgetrennt aufgefundenen Luchsläufe (Mai 2015) aussetzt worden. Die Ermittlungen dazu sind eingestellt.
Seit wann die Untersuchungsergebnisse vorliegen und seit wann die Ermittlungen dazu laufen war bis Abschluss des Beitrages nicht in Erfahrung zu bringen. Wir liefern die Informationen baldmöglichst nach.
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Luchs im bayerischen Alpenraum: Salzburger Positionspapier (Stand: 26.2.2016)
Luchs im bayerischen Alpenraum: Wir setzen uns insbesondere für eine umfassende Rückkehr des Luchses in die geeigneten Lebensräume in den bayerischen Alpen ein. Wir danken ausdrücklich für die engagierte Arbeit der Naturschutzinitiativen und Jagdverbände in den angrenzenden Alpenländern und deren umfassende Luchsschutzprojekte inkl. Bestandsstützung, die das möglich machen[i].
Bayern hat jetzt einen großen Nachholbedarf, um auch in den bayerischen Alpen kompetente und handlungsfähige Strukturen, hinausgehend über die Teilnahme an diversen Arbeitsgruppen, dazu zu schaffen.Insbesondere müssen folgende Projektmodule umgesetzt werden:
- Monitoring
- umfassende Umweltbildung
- umfassende Info- und Herdenschutzangebote für betroffene Zielgruppen (Gehegewildhalter etc.)
- umfassende Beratungsangebote für den Bereich Jagd
- umfassende Fortbildung und Sensibilisierung der Polizeibehörden gegenüber Straftaten.
- Soll der Alpenraum wieder dauerhaft mit einer stabilen Luchspopulation besiedelt werden, werden bestandsstützende Wiederansiedlungsmaßnahmen auch in Bayern unumgänglich sein, wie sie seit geraumer Zeit gefordert[ii], auch in Bayern geplant und seit den 1970er Jahren beispielsweise in der Schweiz, Slowenien, Österreich, Frankreich, Italien geschehen sind[iii].
Alle Aktivitäten sollten mit den Luchsprojekten in den angrenzenden Alpenländern[iv] umfassend koordiniert und vernetzt werden , um langfristig eine vitale und überlebensfähige Alpenluchspopulation zu erreichen. Die einzelnen Subpopulationen des Alpenraumes sind weit voneinander entfernt und aufgrund von menschlichen Wanderbarrieren (Autobahnen etc.) sowie natürlichen Wanderhindernissen (große Flüsse) kaum vernetzt. [v]
Die bayerische Politik muss beim Luchsschutz Anschluss an die internationalen Bemühungen zum Schutz der Artenvielfalt finden. Es ist ein Armutszeugnis, wenn in Bayern ambitionierte Projekte zum Luchsschutz nicht vorankommen, während in unseren Nachbarländern engagiert am Aufbau überlebensfähiger Luchspopulationen gearbeitet wird und wir gleichzeitig von den viel ärmeren Ländern in Afrika und Asien gigantische Anstrengungen und wirtschaftliche Einbußen zum Schutz bedrohter Arten einfordern.
Claus Obermeier, Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung
Stefanie Jaeger, Projektstelle Bayern wild
[i] SCALP Status and Conservation of the Alpine Lynx Population. Ziel des SCALP ist es, (1) Monitoring-Standards zu entwickeln, die es erlauben, die erhobenen Daten aus verschiedenen Ländern zu vergleichen; (2) regelmässig Statusberichte zu veröffentlichen; (3) Erhaltungs- und Managementkonzepte zu entwickeln und (4) Expertisen zum Luchs in den Alpen zu erstellen. In der Arbeitsgruppe sind alle Alpenländer vertreten.
WISO: Plattform WISO der Alpenkonvention, die im Mandat u.a. die Managementoptionen für Erholung und Erhaltung von Wolf- und Luchspopulationen, Koordinierung von Schutzmaßnahmen für den Luchs, genetisches Monitoring (Risiken für Erhaltung der Luchspopulation) beinhaltet.
[ii] Vgl. Der Luchs im deutschsprachigen Alpenraum mit Schwerpunkt Westösterreich – Ausgangssituation und Perspektiven. Johannes Rüdisser, Bericht im Auftrag des WWF Österreich.
[iii] Experten gehen davon aus, dass eine Wiederbesiedlung durch selbst einwandernde Luchse in den bayer. Alpen unwahrscheinlich ist, da die Wanderstrecken der weiblichen Tiere bei max. 44km liegt (SCALP News Jan. 2016).
[iv] Auf ca. 200.000km² Alpenraum wurden im Jahr 2011 138-180 selbstständige Luchse geschätzt.
[v] Außerhalb Bayerns gab es bereits umfangreiche Projekte zur Biotopvernetzung und zum Abbau von Wanderbarrieren für Säugetiere. Vgl. Feasibility Study for a transnational Alpine-Carpathian-Corridor Projekt. WWF Österreich, 2007; Lebensader für Europas Artenvielfalt – der Alpen-Karpaten-Korridor. WWF Österreich ohne Zeitangabe; Ökologische Korridore im Alpenraum – ein Hintergrundbericht. CIPRA 2006 (Übersetzung: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.
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Der Luchs im Alpenraum
Luchs im Alpenraum: Am 2. Dezember 2016 wurde im Landkreis Berchtesgaden ein Luchs mit einer Wildtierkamera aufgenommen. Dies ist der erste verfizierte Nachweis seit Jahren. Nicht bestätigte Hinweise durch Trittsiegel oder Risse (an Wildtieren) gab es immer mal wieder. Der letzte Luchs wurde 1897 in den bayerischen Alpen erlegt. Nun ist er zurück.
Gründe für die Dezimierung der Luchse
Wie auch in anderen ehemaligen Luchsregionen führten intensive Waldnutzung, Rückgang der Beutetiere durch starke Bejagung zur Ausrottung der Luchse. Aus menschlicher Sicht verstärkten sich die Konflikte: durch Rückgang des Lebensraumes und der Beutetiere wie Rehwild rissen die Luchse häufiger Nutztiere. Nun wurden die Luchse unmittelbar verfolgt. Die Erlegungsprämien sind in alten Papieren dokumentiert. Für einen Zeitraum von 44 Jahren wurden im 18. Jahrhundert im Kloster Tegernsee 109 erlegte Luchse festgehalten.
Rückkehr
Seit den 1970er Jahren gab es diverse Ansiedlungsprojekte im Alpenraum (Schweiz, Jura, Slowenien, Österreich, Frankreich, Italien). Dies Projekte gelten aus heutiger Sicht teils als unüberlegt und unkoordiniert. Habitatvernetzung, genetische Variabilität etc. wurden nicht immer ausreichend berücksichtigt. Die Tiere stammten aus den Karpaten. Im
Projekt LUNO wurden 2001-2008 insgesamt 12 Luchse aus dem Jura und den Nordwestalpen in die Nordostschweiz umgesiedelt.
Um die Luchspopulation der Alpen zu stärken (Genetik, Vernetzung), wurden beispielsweise 2014 3 Luchse aus dem Jura in die Südostalpen/dinarischen Alpen (Friuli, Itatlien) umgesiedelt.
Der nun fotografierte bayerische Luchs wurde bereits im Frühjahr 2015 in Österreich gesichtet.
Verbreitung
Der Luchs im Alpenraum: Die Luchse der Alpen kommen in mehreren Subpopulationen vor, diese sind klein und kaum vernetzt. Die alpine Population wird in drei Untergruppen geteilt: die Westalpen, der nördliche Teil der dinarischen Alpen und eine Insel in den Kalkalpen.
Die Luchsdichte/100km² in der Schweiz wird mit 0.9 im nördlichen Wallis bis zu 3,6 im südlichen Jura angegeben.
2014 zählte die Region Nationalpark Kalkalpen (Jahresbericht 2014) in Österreich 5 selbstständige Luchse mit einer Reproduktion von 4 Tieren. Auch in der Schweiz, Italien, Slowenien und Kroatien wurde Nachwuchs nachgewiesen.
Im Jahr 2011 wurde die Anzahl der Luchse im Alpenraum auf 136–180 selbständige Tiere geschätzt. Frankreich: 15–20, Italien: 10–15, Schweiz: 100–120, Liechtenstein: 0–2, Deutschland: 0–1, Österreich: 6–12, Slowenien: 5–10. (Quelle KORA)
SCALP
„Status and Conservation of the Alpine Lynx Population“ unter diesem Namen haben sich Anfang der 1990er Jahre Experten und Forschergruppen aus den Alpenländern zusammengeschlossen, um ein Monitoring der gesamten Alpenpopulation zusammenzutragen. Jährlich werden die Monitoringberichte der Projekte zusammengefasst. So entsteht ein Überblick über die Alpenpopulation der Luchse.
Video Luchs Alpen Dreiländereck Österreich Slowenien Italien
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Luchsnachweis Berchtesgaden – Luchs zurück in den Bayerischen Alpen
Luchsnachweis Berchtesgaden: Mit dem durch das Bayerische Landesamt für Umwelt bestätigten Luchsnachweis im Berchtesgadener Land betritt die elegante Raubkatze nun offiziell wieder die bayerische Alpenregion. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für ambitionierte Naturschutzprojekte rund um den Luchs in den bayerischen Alpen…
Das endgültige Aus für die bayerische Alpenpopulation kam im 19. Jahrhundert. Durch intensive Jagd war der Wildbestand stark dezimiert. Das bedeutete für den Luchs akute Nahrungsknappheit, er begann Nutztiere zu reißen und wurde zum Nahrungskonkurrenten des Menschen. Vermutlich 1897 wurde der letzte Luchs in den bayerischen Alpen offiziell erlegt.
Das Monitoring von Luchsen ist nach bestimmten Kriterien standardisiert, daher gilt die Aufnahme als gesicherter Nachweis. Außerdem stimmt das Fleckenmuster des Luchses , das bei jedem Individuum einzigartig ist, exakt mit einem Tier überein, das bereits im Frühjahr 2015 nicht weit vom jetzigen Aufnahmeort entfernt auf österreichischer Seite von einer automatischen Wildkamera erfasst wurde.
Bislang kommt der Luchs in Bayern nur im ostbayerischen Grenzraum (Bayerischer Wald/Böhmerwald) regelmäßig vor. Im Luchsjahr 2014 wurden offiziell 29 Luchse in Bayern dokumentiert. Diese schließen jedoch grenzüberschreitend lebende Tiere mit ein. Der letzte Neuzugang unter den bayerischen Luchsen war Anfang November 2015 ein Tier, das in der bayerischen Rhön nachgewiesen wurde.Eine kleine Population lebt im österreichischen Nationalpark Kalkalpen, dieser liegt etwa 120 Kilometer vom jetzigen Nachweisort (Luchsnachweis Berchtesgaden) entfernt.
Die Rückkehr der felinen Räuber ist in Bayern nicht unumstritten. So kommt es im Bayerischen Wald seit Jahren zu illegalen Tötungen von Luchsen. Daher hielt erst im Oktober 2015 hielt der langjährige Wildtierexperte Ulrich Wotschikowsky zur Einleitung der Podiumsdiskussion „Luchstötungen“ im Museum Mensch und Natur ein flammendes Plädoyer für die Rückkehr der Luchse in die bayerischen Wälder. Mehr dazu in diesem Beitrag.
Die Gregor Louisoder Umweltstiftung arbeitet mit ihrem Projekt Bayern wild intensiv an positiven Perspektiven für den Luchs in Bayern. So finden interessierte Bürger, Behördenvertreter und Journalisten unter www.bayern-wild.de ein umfangreiches Hintergrundangebot zum Luchs in Bayern mit umfangreichen Downloadangeboten. Ein Infopaket Luchs mit dem Farbmagazin Bayern wild und umfassenden Hintergrundinfos zum Luchsschutz in Bayern kann kostenlos angefordert werden. Für Hintergrundinfos steht unsere Luchsexpertin Stefanie Jaeger (Projektstelle Bayern wild) gerne zur Verfügung.
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Luchse in den bayerischen Alpen: Unsere Position
Erster sicherer Luchsnachweis in den bayerischen Alpen – wir begrüßen die Rückkehr des Luchses in die bayerischen Alpen als großartigen Naturschutzerfolg. Jetzt müssen Naturschützer, Jäger und Behörden ihre Hausaufgaben erledigen…
Erst vor wenigen Wochen haben wir bei der von uns unterstützten Podiumsdiskussion im Museum Mensch und Natur umfassend unsere Positionen dargestellt und uns dort gemeinsam mit dem Präsidenten des Bayerischen Landesamtes für Umwelt und dem Vertreter des Bayerischen Landesjagdverbandes für eine Rückkehr des Luchses in die geeigneten Lebensräume in Bayern ausgesprochen. Besonders beeindruckend war dabei der Beitrag von Ulrich Wotschikowsky „Lasst ihn wiederkommen“.
Wir setzen uns insbesondere für eine umfassende Rückkehr des Luchses in die geeigneten Lebensräume in den bayerischen Alpen ein. Wir danken ausdrücklich für die kompetente und engagierte Arbeit der Naturschutzinitiativen und Jagdverbände in den angrenzenden Alpenländern und deren umfassende Luchsschutzprojekte inkl. Bestandsstützung, die das möglich machen. Bayern hat jetzt einen grossen Nachholbedarf, um auch in den bayerischen Alpen kompetente und handlungsfähige Strukturen dazu zu schaffen. Insbesondere müssen folgende Projektmodule umgesetzt werden: Monitoring, umfassende Umweltbildung, umfassende Info- und Herdenschutzangebote für betroffene Zielgruppen (Gehegewildhalter etc.), umfassende Beratungsangebote für den Bereich Jagd, umfassende Fortbildung und Sensibilierung der Polizeibehörden gegenüber Straftaten gegen Luchse.
Alle Aktivitäten sollten mit den Luchsprojekten in den angrenzenden Alpenländern umfassend koordiniert und vernetzt werden, um langfristig eine vitale und überlebensfähige Alpenluchspolulation zu erreichen. Die Gregor Louisoder Umweltstiftung wird dazu im Rahmen des Infoangebotes zur Messe „Hohe Jagd“ in Salzburg am 26.2.2016 zu einem ersten Treffen einladen.
Die bayerische Politik muss beim Luchsschutz Anschluss an die internationalen Bemühungen zum Schutz der Artenvielfalt finden. Es ist ein Armutszeugnis, wenn in Bayern ambitionierte Projekte zum Luchsschutz nicht vorankommen, während in unseren Nachbarländern engagiert am Aufbau überlebensfähiger Luchspopulationen gearbeitet wird und wir gleichzeitig von den viel ärmeren Ländern in Afrika und Asien gigantische Anstrengungen und wirtschaftliche Einbußen zum Schutz bedrohter Arten einfordern.
Claus Obermeier, Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung
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Wolf oder nicht Wolf?
Anfang Dezember wurden im Landkreis Cham (Bayer. Wald) mehrere mutmaßliche Trittsiegel von Wölfen im Schnee entdeckt. Drei Fährten wurden von Experten aus der Jägerschaft gesehen. In mehreren regionalen Zeitungen war dies ein Thema. Überraschend war nicht die Tatsache, dass eine Wolfsfährte gespürt wurde. Wolfssichtungen und -spuren sind in den letzten Jahren immer häufiger in Bayern zu finden. Zuletzt im Oktober, ebenfalls im Landkreis Cham. Überraschend war die Feststellung, dass es sich um drei Individuen handeln sollte. Damit wäre es die erste Gruppe Wölfe in Bayern. Das erst später eingeschaltete Landesamt für Umwelt, das für die offizielle Verifizierung zuständig ist, konnte die Spuren nicht eindeutig Wölfen zuordnen. Eher geht man davon aus, dass es sich um Luchsspuren handelt. Luchse kommen seit vielen Jahrzehnten wieder im Bayerischen Wald in freier Wildbahn vor.
Doch woran kann man eine hundeartige woran katzenartige Spur unterscheiden?
Wie bei unseren Hauskatzen auch, können Luchse die Krallen ausfahren. Bei normalem Tritt sind die Krallen im Schnee oder Schlamm nicht erkennbar. Anders bei Wölfen und Hunden. Die Krallen sind immer zu sehen.
Die Anordnung der Ballen unterscheidet sich zwischen den beiden Arten. Bei Luchsen sind die mittleren Ballen leicht versetzt angeordnet, bei Wölfen (und Hunden) sind diese symmetrisch.
Soweit die Theorie, denn im Feld, bei Spuren im Schnee, ist die Unterscheidung nicht immer so leicht. Noch schwieriger wird es bei der Unterscheidung zwischen Hund und Wolf.
Das Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz beschreibt die Fährten wie folgt für den Wolf
„eher länglich-oval, Krallen relativ groß und kräftig, insgesamt sehr symmetrisch, Vorderpfote ca. 8-12 cm lang (ohne Krallen) und 7-11 cm breit, Hinterpfoten meist ca. 1 cm kürzer und schmaler“. Für den Hund: „Pfotenmaße bei gleichgroßen Hunderassen oft ähnlich, aber Trittsiegel vergleichsweise rundlich. Krallen meist schwächer, Pfotenabdruck wirkt nicht so symmetrisch wie beim Wolf.“
Nur mit der Feststellung mehrerer typischer Bilder aus Fährte, Spurbild und abgeleitetem Verhalten, eventuell Fund von Riss und Kot kann letztendlich eindeutig auf einen Wolf geschlossen werden.
Es bleibt spannend wann und wo der nächste Wolf in Bayern auftritt, irgendwann dauerhaft ansässig ist und sich ein erstes bayerisches Rudel etabliert.
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Sie finden einen toten Greifvogel, einen Fischotter, einen Biber, einen Luchs… – Was ist zu tun?
Was ist zu tun wenn Sie beim Spazierengehen mit dem Hund, auf einer Wanderung oder Radltour ein totes Tier einer geschützten Art finden? Melden Sie den Fund auf alle Fälle bei der örtlichen Polizeidienststelle oder unter 110, diese ist in erster Instanz dafür zuständig und verpflichtet Ihrer Meldung nachzugehen. Beharren Sie darauf und lassen Sie sich nicht vertrösten. Weisen Sie darauf hin, dass Sie Wissen haben (geschützte Tierart, mögliche Straftat da z.B.: mehrere tote Tiere, Köder, illegale Falle…).
Wen informieren Sie? – örtliche Polizeidienststelle oder 110 – melden Sie den Fall mit Foto und kurzen Notizen an das Projekt Tatort Natur.
WICHTIG Dokumentieren Sie den Fund möglichst umfassend durch:
– Fotos – Notizen zum Fundort: was fällt auf, wer ist als Zeuge mit dabei, Datum, Uhrzeit – Notizen zur Meldung an Polizei: wann, mit wem haben Sie gesprochen, was war die Aussage
WICHTIG Verändern Sie nichts am Fundort: – Fassen Sie Tiere und mögliche Beweisstücke nicht an – Bewegen Sie den Tierkörper nicht – Hinterlassen Sie so wenig Spuren wie möglich (wenn das Tier gefunden ist, nicht unnötig herumlaufen, nicht weiter näher treten, weitere Personen fernhalten)
WICHTIG Bleiben Sie als Zeuge erreichbar: – Hinterlassen Sie Ihre Kontaktdaten – Fragen Sie nach
Dr. Claudia Szentiks, Pathologin am Leibniz – Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin und betraut mit der Obduktion vieler zu Tode gekommener Wölfe und Luchse, hat uns ein paar wichtige Fragen zum Vorgehen im Fall illegal getöteter Wildtiere beantwortet.
Blog Bayern Wild (BW): Sie hatten schon einige tote Wölfe und Luchse auf dem Sektionstisch. Was ist für Sie bei der Aufnahme des Tatortes wichtig, um dann Rückschlüsse im Labor ziehen zu können?
Dr. Claudia Szentiks (CS): Möglichst wenig Spuren vom Finder hinterlassen und keine möglichen Spuren verändern. Das erleichtert uns die Arbeit im Labor sehr, da jede Faser einen Hinweis auf Täter und Tathergang liefern könnte. Wir müssen Abgleiche machen, um herauszufinden, ob die Spuren von den Findern stammen oder einer oder mehreren weiteren unbekannten Person/en zugeordnet werden müssen. Das kostet Zeit. Auch zur Tat selbst kann die Polizei zusammen mit den pathologischen Befunden bessere Aussagen machen, wenn nichts am Fundort verändert wurde.
BW: In Bayern ist der erste Schritt die Polizei zu verständigen. Diese übernimmt dann alle weiteren Schritte am Fundort, benachrichtigt zuständige Behörden usw. Werden Sie bei einem Fund eines toten Wolfes direkt einbezogen?
CS: Bei uns am IZW gibt es eine Rufbereitschaft. Wir stehen 24h, 7 Tage die Woche zur Verfügung und werden von Polizei oder der im Wolfsprojekt tätigen Beauftragten der Bundesländer direkt kontaktiert, wenn es einen Verdachtsfall auf illegale Tötung gibt. So können wir unsere verschiedenen Kompetenzen aus Wildtierbiologie, -medizin, Polizei, Radiologie und Pathologie schnell und unkompliziert verbinden.
BW: Bei den Aufnahmen der Fälle von illegal getöteten Luchsen oder auch Greifvögeln kam es in Bayern in der Vergangenheit oft zu Verzögerungen. Tatorte bzw. Fundorte wurden nicht unmittelbar gesichert. Dies soll sich nun bessern, die Polizei arbeitet an einer Ermittlungskonzeption. Was raten Sie?
CS: Es ist unbedingt notwendig die Fundorte fachgerecht abzusperren, Spuren zu sichern und zu dokumentieren. Die Polizei ist dazu ausgebildet, insbesondere die Beamten der Landeskriminalämter, und sollte sofort verständigt und angefordert werden. Andernfalls können wichtige Spuren auch unbeabsichtigt übersehen oder vernichtet werden. Voraussetzung ist natürlich, dass die Beamten sorgfältig arbeiten und gegebenenfalls für derartige Fälle speziell geschult sind.
BW: Sie selbst sind ja in den seltensten Fällen am Fundort. Welche Informationen sind für Sie wichtig, um die richtigen Rückschlüsse ziehen zu können?
CS: Eine umfangreiche und neutrale Dokumentation mit Bildern, Notizen und eventuell Skizzen ist sehr hilfreich. Im Vorfeld weiß man nie, was vielleicht der ausschlaggebende Hinweis sein kann. Und eine saubere Arbeit, ohne weitere Spuren zu legen. Wenn die toten Tiere berührt oder eingepackt werden, muss das ausschließlich mit Handschuhe geschehen und nur von autorisierten Personen. Einerseits wegen der Spuren, andererseits können Giftstoffe am Tier sein, die man nicht ohne weiteres sieht.
BW: Was für Möglichkeiten haben Sie am IZW die Tiere zu untersuchen?
CS: Uns stehen modernste Mittel zur Verfügung. Jeder Wolf wird zunächst in die Computertomographie gebracht, um kleinste Verletzungen, mögliche Geschoßsplitter usw. feststellen. Erst im Anschluss daran wird das Tier in der Sektionshalle seinem Transportgefäß entnommen. Dann erst folgen die äußere Betrachtung bei der auch Identitätsfotos angefertigt, Fotos von den ersten sichtbaren Verletzungen gemacht sowie erste Spuren beispielsweise am Fell gesichert werden. Im Rahmen der darauf folgenden Sektion entnehmen wir Proben für die mikrobiologischen und chemischen Untersuchungen im Labor. Wir untersuchen alle inneren Organe nicht nur auf mögliche forensische Spuren, sondern auch auf das Vorhandensein von Krankheitserregern. So sehen wir auch, ob das Tier bereits gesundheitlich angeschlagen war, eines natürlichen Todes starb, ob alte Verletzungen oder alter Beschuss vorliegen. In 96% aller Wölfe konnten wir die Todesursache eindeutig identifizieren. Nur in 4% der Fälle war so wenig Material vom Wolfkörper übrig, dass die Todesursache unklar blieb. Wichtig ist bei dieser intensiven Arbeit natürlich die Zusammenarbeit aller Fachkräfte innerhalb und außerhalb unseres Instituts: Spurenaufnahme, wildtierbiologisches und -medizinisches Verständnis sowie unsere Feinarbeit im Computertomographen, auf dem Sektionstisch und im Labor.
BW: Frau Dr. Szentiks, herzlichen Dank für das Gespräch.
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Vorsitzender des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) äußert sich gegen geschützte heimische Wildtierarten Bär, Wolf und Luchs
Vorsitzender des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) äußert sich gegen geschützte heimische Wildtierarten Bär, Wolf und Luchs und macht damit die Arbeiten des BJV im Bezug auf Artenschutz unglaubwürdig. Der BJV wurde um eine Stellungnahme gebeten. Diese ist bis zur Veröffentlichung dieses Beitrages nicht eingegangen und wird, sobald sie vorliegt, hier veröffentlicht.
Prof. Dr. Jürgen Vocke, Präsident des BJV, hat sich mit seinen Äußerungen auf einer Veranstaltung in Krumbach zum Thema Große Beutegreifer auf dünnes Eis begeben. Im Bezug auf große Beutegreifer meint er: „Sie passen einfach nicht in eine derart übernutzte Landschaft mit beispielsweise 144 000 Straßenkilometern.“ Des Weiteren ist in der Frankenpost zu lesen , dass Vocke eine Gefahr mit Großraubtieren sieht: für eine weitere Zunahme der Wildunfälle im Straßenverkehr, für Schafe und auch für den Menschen. Im Nordbayern Kurier wird er zitiert: „Wir müssen uns die Frage stellen, ob ein Tier wie der Wolf noch in unsere übernutzte Natur passt“, sagt Vocke. Er sagt: „Wenn der Wolf in unseren Wäldern wieder heimisch wird, haben wir schlagartig keine Jogger, keine Geocacher und keine Mütter mit Kindern mehr im Wald. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.“ Die Frage stellt sich nicht, denn Vorkommen von Luchsen (Bayerischer Wald, Harz) und Wölfen (Brandenburg, Sachsen, Sachens-Anhalt, Niedersachsen..) in freier Wildbahn bestätigen, dass die Tiere geeigneten Lebensraum finden und wieder besiedeln. Die Furcht vor dem Wolf zu schüren und leere Wälder zu prophezeien ist vollkommen überholt und basiert auf keiner fachlichen Grundlage. Was natürlich nicht bedeutet den Wildtieren nicht mit angemessenem Respekt und gesunder Vorsicht zu begegnen. „Erst der Mensch macht aus dem Wolf eine Bestie“, meint Ulrich Wotschikowsky und fasst einige Studien zur Gefahr durch Wölfe in einem Beitrag zusammen.
Der BJV rühmt sich anerkannter Naturschutzverband zu sein und für den Schutz der heimischen Tierwelt einzustehen und zu sorgen. In der Diskussion um die illegalen Tötungen geschützter Tierarten wie Beispielsweise dem Luchs hatte sich der BJV klar distanziert und in einer Resolution aller Kreisgruppen gefordert: „Stopp! Naturschutzvergehen muss der Riegel vorgeschoben werden genauso wie diesbezüglichen Vorverurteilungen der Jägerschaft!“ Von „ungerechtfertigten Schuldzuweisungen, die das weitreichende und langjährige Engagement des BJV zur Förderung insbesondere der geschützten Tierarten missachten“ ist die Rede. Mit seiner Aussage gegen Große Beutegreifer hat BJV Präsident Vocke die Absichten des BJV gezeigt: die Weste der Jäger des BJV rein zu halten und keine ernsthaften Absichten die Bemühungen um den Erhalt bzw. der Rückwanderung der große Beutegreifer in Bayern voranzutreiben.
Der BJV ist über die Wildlandstiftung Mitglied in der Trägergemeinschaft Große Beutegreifer, die das Luchsprojekt im Bayerischen Wald unterstützt und Ausgleichszahlungen im Schadensfall ermöglicht. Die Bemühungen der letzten Monate durch klare Positionierung gegen Naturschutzkriminalität (getötete Luchse), Resolution und Teilnahme an Podiumsdiskussion zu diesem Thema sind mit der Aussage gegen große Beutegreifer in Bayern unglaubwürdig. Eine ernsthafte Zusammenarbeit der Naturschutzverbände und des BJV ist damit hinfällig. Mit dem vom BJV selbst zugesprochenen „weitreichenden und langjährigen Engagement“ scheint es nicht weit her zu sein. Dies enttäuscht sicherlich auch eine Vielzahl der Jäger.
Reaktionen dazu in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 17.11.2015.
Reaktion des BUND Naturschutz in Bayern e.V. vom 24.11.2015
Nachfrage an Prof. Vocke:
Auf Nachfrage prazisierte und ergänzte Prof. Vocke seine Aussagen.
Prof. Vocke: „Die Meldungen über die Zuwanderung von Wolf und Luchs in Bayern nehmen zu. Der Bayerische Jagdverband mit seinen rund 47.000 Jägerinnen und Jägern verfolgt diese Entwicklung mit Interesse und steht voll hinter dem hohen Schutzstatus der großen Beutegreifer. Die Rechtslage ist eindeutig. Illegale Verfolgungen werden vom BJV strikt abgelehnt. Allerdings geben wir zu bedenken, dass das dicht besiedelte Bayern mit seiner vom Menschen geprägten Kulturlandschaft kaum den richtigen Lebensraum für die großen Beutegreifer mehr bieten kann. Ziel muss es deshalb sein, die Rahmenbedingungen für Wild und Jagd so zu gestalten, dass die Rückkehr des Wolfes nicht zu Verwerfungen führt. Daher ist es unserer Meinung nach notwendig, mit allen, von der Zuwanderung betroffenen Verbänden gemeinsame Lösungsstrategien zu erarbeiten.“
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