Auf Wiedersehen
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leser-innen,
zum 15.11. verlasse ich die Gregor Louisoder Umweltstiftung.
Ich wechsle den Arbeitsgeber, bleibe aber dem Thema große Beutegreifer und v.a. dem Herdenschutz treu.
Als ich im Jahr 2013 in der Stiftung anfing, ärgerten wir uns über wenig verfolgte Straftaten an streng geschützten Wildtieren und blickten erwartungsvoll auf die Etablierung eines ersten bayerischen Wolfsrudels.
Beides hat sich erfreulich weiterentwickelt. Beides bedarf dennoch auch in Zukunft einer informativen und kritischen Begleitung.
Ich werde nun im neu angelaufenen LIFEStock Protect Projekt arbeiten. www. lifestockprotect.info.
Ich freue mich über weiterhin gute Zusammenarbeit, konstruktiven Austausch und Anregungen!
Ihre/Eure Stefanie Morbach
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Herdenschutz in der Schweiz
Wer hat´s erfunden? Die Schweizer wohl nicht, zumindest nicht die pauschal gültige Allheilmittel-Lösung. So muss jede Region doch selbst ihre Möglichkeiten wieder-erfinden. Dennoch lohnen sich Blick und Austausch über Landes- und Fachgebietsgrenzen immer.
Exkursionsbericht Schweizer Alm Garus/St Gallen
Die Herdenschutzexkursion Ende August im Rahmen des Euro Large Carnivore Projects in die Schweiz gab gute Einblicke in den praktischen Umgang mit Weidewirtschaft im alpinen Bereich im Allgemeinen und Herdenschutzmaßnahmen im Besonderen. In der Schweiz wird seit Jahren die Umstellung des Weidesystems gefördert. Noch vor dem Wolf war es aus vielen anderen Gründen erwünscht eine gute Weideführung mit Umtriebsweiden oder Hirten umzusetzen, weg von der Standweide. Für Mehraufwand und -kosten gibt es zusätzliche Förderungen. So hat sich manch ein Betrieb bereits vor dem Thema Herdenschutz mit einer Anpassung seiner Weidewirtschaft befasst.
Im bayerischen Alpenraum gilt die Sorge der Rinderhaltung. Schafhaltung spielt hier kaum eine Rolle. In der Mehrzahl werden auf bayerische Alpen und Almen Jungrinder aufgetrieben, hinzu kommen Mutterkuhherden oder Milchkühe. Schnell heißt es, man könne die Strukturen, landwirtschaftlichen Systeme, Förderung etc. nicht vergleichen und folglich bei uns nicht umsetzen. Das mag teils zutreffen. Die Beispiele und Erfahrungsaustausch mit anderen Gebieten können aber auch inspirieren sich weiterhin Gedanken dazu zu machen, welche Voraussetzungen es bei uns braucht, was bei uns umstrukturiert und geändert werden muss, um bestmöglich in die Zukunft zu gehen. Und das betrifft nicht nur den Herdenschutz, sondern allgemein die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft, insbesondere der Weidetierhaltung. Krisen zeigen immer Schwachstellen auf. Diese wird der eine nicht mehr angehen wollen, andere können es als Chance nutzen.
Untenstehend werden die Referate des ersten Tages zusammengefasst. Tag zwei und drei war ganz der Praxis gewidmet. Wildhüter, Almbetreiber und Hirten begleitenden die Gruppe durch die Tage, informierten aus erster Hand und standen für zahlreiche Gespräche zur Verfügung.
Die Referate am ersten Tag gaben einen gute Rundumschlag über Herdenschutz in der Schweiz. Die Exkursionen in den darauffolgenden Tagen ermöglichten Betriebs/Almbesichtigungen und Infos aus erster Hand von den Bewirtschaftern, Herdenschutzhundehaltern und -züchtern, Hirten und Wildhut.
Fachlicher Input – Referate
Am ersten Seminartag stellten verschiedene Referenten ihre Fachgebiete vor und gaben einen guten Einstieg in die Thematik Herdenschutz und Umgang mit Wild- und Weidetieren in der Schweiz.
Ralph Manz von KORA berichtete über die aktuelle Situation und das Monitoring der Wölfe in der Schweiz. KORA hat den offiziellen Monitoring Auftrag, leistet Informationsarbeit und ist beteiligt an Fortbildungen bspw. der Wildhut in der Schweiz. In der Schweiz hat nur die Berner Konvention Gültigkeit (Report alle 2 Jahre). Es gibt keine FFH Berichtspflicht, wie in Deutschland. Nach dem Bundesjagdgesetz müssen die Kantone eine Statistik über die wichtigsten Wildarten und deren Abschuß führen. Eine Vielzahl von Methoden kommt beim Monitoring zum Einsatz. Neben klassischen Fotofallen oder Genetik an Rissen wird auch über Akustik (provoziertes Heulen, Aufnahme von Heulen/Sound-Monitoring zur Rudelbestätigung) eine erste Einschätzung gesammelt. Genetisches Material wird von ansässigen und durchziehenden Wölfen gesammelt, ebenso von den Welpen. Interessant war die Aufstellung der einzelnen Probetypen: Gewebe, Kot, Blut, Urin, Haar. Die Auswertbarkeit lässt massiv nach. Bei Haar Proben ist sie nur noch bei 17% auf Art-Niveau und 4% bei der Individualisierung. Auschlaggebend für gute, auswertbare Proben ist natürlich auch die Probennahme und die Lagerung.
Bekannt sind in der Schweiz derzeit 8 Rudel und 5 Paare (Stand Juli 2020). Obwohl Einzeltiere bereits seit Ende der 1990er Jahren nachgewiesen wurden kam es erst 2012 zur ersten Rudelgründung.
2019 wurden 420 Nutztierrisse entschädigt. Herdenschutzmaßnahmen minimieren Übergriffe, können sie auch verhindern. Ungeschützte Herden sind immer eine leichtere Beute. Derzeit läuft ein Kooperationsprojekt zwischen AGRIDEA und KORA zur Rissanalyse (Situationen, Maßnahmen, Umstände, tote Tiere, Verortung…) der letzten Jahre.
Riccarda Lüthi (Agridea CH) sprach über technischen Herdenschutz und Sofortmaßnahmen. Sie stellte die unterschiedlichen Zonen der Weidewirtschaft vor (Sömmerung, tiefere Lagen mit Landwirtschaftlicher Nutzung, Winterweiden im Tal) und deren mögliche Systeme (verschiedene Zäune, Behirtung). Ein viel diskutiertes Thema: Zäune, Zaunhöhe und Überwinden durch den Wolf. In den meisten Fällen inspizieren diese die Zäune unten, bodennah und suchen hier einen Durchschlupf, was Praxis und Versuchsanordnungen zeigen. Nichts desto trotz können sie lernen darüber zu springen und dann sind nahezu alle Zaunhöhen überwindbar. Ziel muss es also sein bei den Erstkontakten nachhaltig schlechte Erfahrung zu generieren, so dass die „Idee“ des Überspringens nicht aufkommt. Auch die Optik spielt eine Rolle. Hier haben sich kontrastreiche Weidenetze bewährt, die für Wildtiere und Nutztiere jeder Art besser sichtbar sind. Orange/Rot/Grün, wie viele Weidenetze bisher sind, ist für die meisten Tiere nicht gut wahrnehmbar. Auch Flatterbänder in blau/weiß helfen Hinternisse wahrzunehmen. Dies ist auch für Zwischenfälle mit anderen Wildtieren (Rehwild, Sauen), die potentiell hängen bleiben könnten oder die Zäune einreißen, wichtig.
Agridea CH hält Einiges an Infobroschüren für Weidetierhalter bereit.
Ein Zaun ist nur so gut, wie seine einzelnen Komponenten. Anschaulich beschrieb Riccarda Lüthi auf was geachtet werden muss: Sorgfältiger Aufbau und Pflege, angepasstes/geeignetes Weidezaungerät, dazu passende Erdung, Sichtbarkeit, Tore, Reparaturen.
Als Grundschutz gelten Fixzäune (4 Litzen, Knotengitter mit zusätzlichen Stromlitzen unten und oben) und mobile Zäune (4 Litzen, Netze 90cm). Bei Litzen sollte der Bodenabstand der untersten Litze max 20cm sein. Die Empfehlungen in der Schweiz gehen zu 5 Litzen und Netzen mit min. 105cm Höhe. Knotengittergeflecht sollte immer zusätzlich zwei stromführende Litzen (unten und oben) haben. Bayern orientiert sich weitestgehend an diesen Empfehlungen und Vorgaben. (Richtlinien/Merkblatt Herdenschutz Bayern hier.)
Des Weiteren ging es im Vortrag um Finanzierungen in der Schweiz.
Welche Maßnahmen können auf Alpen ergriffen werden und welche Punkte sollten bei der Einrichtung eines Nachtpferches berücksichtigt werden? Angefangen vom Aufbau, Bodenbeschaffenheit, Schutzmöglichkeit bis hin zur zentralen Lage, so dass die Tiere von verschiedenen Weidebereichen dahin getrieben werden können. Diese hoch frequentierten Bereiche sind nicht unkritisch zu sehen. Automatisch wächst hier der Parasitendruck und die Beanspruchung der Grasnarbe. Auch Infektionskrankheiten oder Zunahme bei Lämmern muss beobachtet und berücksichtigt werden. Durch geeignete Maßnahmen (Umsetzen der Weidefläche beispielsweise) muss hier interveniert werden. Fress- und Ruhezeiten müssen beachtet werden, was ohnehin bei einer guten Weideführung (zumal mit Berücksichtigung Zuwachs und Tiergesundheit) erfolgt.
Von 2003 bis 2011 gab es eine mobile Einsatztruppe Herdenschutz die Sofortmaßnahmen bei Wolfspräsenz bzw. nach Rissen ermöglichte. Der Einsaz von Hirten und Hunden wird noch heute u.a. über Agridea koordiniert. Seit 2010 gibt es auch Stellen für Zivildienstleistende bei der Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen.
Heinz Feldmann (Beratungsstelle Unfallverhütung Landwirtschaft) sprach über Unfall- und Konfliktvermeidung. Mit einigen Beispielen erläuterte er seine Arbeit und zeigte kritische und vermeidbare Situationen auf Betrieben. 65.000km Wanderweg führen durch die Schweiz. Hier treffen Landnutzer, Freizeitsportler und Erholungssuchende aufeinander. Zur Unfallverhütung beim Einsatz mit Herdenschutzhunden (HSH) werden drei Stufen beurteilt: Hundequalität, geregelter Einsatz und Überwachung der HSH.
Hundequalität: offizielle geförderte und geprüfte Hunde. (Anmerk.: es gibt auch in der Schweiz selbst organisierte HSH, diese fallen dann aber aus dem System heraus, auch hinsichtlich rechtlicher Regelungen, Rechtsunterstützung, Finanzierung etc.)
geregelter Einsatz: konkrete Vorgaben und Regeln über die Beratungsstelle, um Konflikte möglichst zu minimieren. Bspw: Klärung und Beratung darüber, ob Wege zeitweise umgeleitet werden können. Fütterungsplätze der Hunde müssen sorgsam ausgewählt werden, um z.B. Verteidigung und Konkurrenzverhalten zu vermeiden.
Überwachung der Hunde, um Probleme mit Einzeltieren oder in der Zucht rechtzeitig zu erkennen und zu lösen.
Sinn, Zweck und Ziel der Herdenschutzhunde ist, fremde Tiere weitestgehend aus „ihrer“ Herde fernzuhalten. Sollte eine Haltung von Herdenschutzhunden überhaupt notwendig und gewollt sein, werden einige Punkte zuerst abgeklärt: Weidepläne müssen vorliegen, Standorte, Betriebsdaten/Adresse und der Bericht des zuständigen Herdenschutzbeauftragten.
Die Beratungsstelle erhebt dann zwingende Maßnahmen und empfohlene Maßnahmen zur Konfliktminimierung. Bei Begehungen vor Ort sollen bestmöglich Konfliktpunkte erfasst und mit Maßnahmen minimiert werden: angefangen von Kennzeichnung und Information für Wanderer über die Weide und Schutzmaßnahmen bis zu temporärer Wegeumleitung, Vorgaben für Fütterungsstellen der Hunde etc. An zentralen Stellen können Wanderer hingewiesen werden und Alternativrouten vorgeschlagen werden. Infotafeln und Infomaterial über die Arbeit der Herdenschutzhunde, ihr Verhalten und das angemessene Verhalten der Wanderer liegt aus (Tourismus, Gemeinde) und wird im Gelände an entsprechenden Stellen auf Tafeln kommuniziert.
Auch Aushilfen auf dem Betrieb und Hirten sollten den Einführungskurs Herdenschutzhunde besucht haben. Sie müssen in die Regelungen auf ihrem Betrieb dazu eingewiesen sein und dies Umsetzen. Der Betrieb trägt die Verantwortung dafür. Mit der Beratung und den Maßnahmen sollen weitestgehend Probleme verhindert werden und den HSH Haltern eine Rechtssicherheit gewährleistet sein.
Sven Baumgartner (Landw. Zentrum SG Fachstelle Herdenschutz/ Kleinvieh) berichtete über Hintergründe der Schafsömmerung in der Schweiz. 35 der 420 Sommerungsbetriebe werden mit Schafe bestoßen. 11.000 Schafe werden hier aufgetrieben. (Anmerkung: In Bayern sind es etwa 3000.) Auf 17 Alpen werden 1700 Ziegen aufgetrieben. Die meisten der Schafalmen sind Umtriebsweiden mit teilweiser Behirtung. Je nach Herdengröße und Bewirtschaftung werden unterschiedliche Herdenschutzmaßnahmen empfohlen, beginnend bei stromführenden Zäunen (dauerhaft, als Nachpferch) bis hin zum Einsatz von Herdenschutzhunden und Hirten.
Mit den Betrieben werden grundsätzliche Strukturen (Bewirtschaftungssystem, Tiergesundheit, -qualität, Weidemanagement, Technik, mögliche Herdenschutzvarianten, Datenbanken) besprochen, die u.U. auch positive Auswirkung auf die Gesamtwirtschaftlichkeit und Arbeitseffektivität haben.
Mit der Nutzung einer extra Datenbank können Daten der Alpen erfasst und aktuelle Wolfsmeldungen schnell übermittelt werden. Auch die Beratung, Rissvorfälle etc. werden hier dokumentiert.
Bei Wolfssichtungen oder anderem Nachweis über Kot, Risse, Fotofalle wird über die Wildhut und E-SMS System informiert. Schutzmaßnahmen können dann nochmal nachkontrolliert bzw. (temporär) eingerichtet werden. Die Info geht mit einer direkten Rufnummer für Rückfragen/Hilfe an alle Almbetriebe der betreffenden Region.
Über das landwirtschaftliche Fachzentrum wird Herdenschutzberatung/Alpberatung (eingebettet in den Betrieb) angeboten, ebenso die Unterstützung bei der Umsetzung (Material, Personal), wobei letzteres grundsätzlich Aufgabe des Betriebes ist. Möglicherweise anstehende Sofortmaßnahmen werden über das Fachzentrum eingeplant, das Material vorab bestellt.
Wer sich für Bayerische Alpen und Almen interessiert finden einen guten (wenn auch nicht mehr ganz aktuellen) Überblick hier im Almbuch von 2010.
Herdenschutz in der Schweiz – Hier noch der Link zum Beitrag des WWF über die Exkursion Herdenschutz in der Schweiz.
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„Kommt der Wolf, stirbt die Weide“ – nicht
Die Weidewirtschaft in Bayern hat schwere Zeiten. Obwohl eine der artgerechten Haltungsformen von Nutztieren werden Aufwand und Kosten durch Politik, Gesellschaft und Wirtschaft wenig gewürdigt. Kommt nun noch die Anwesenheit von Wölfen hinzu wird es nicht leichter – aber Schuld am Sterben der Weidewirtschaft trägt der Wolf nicht.
Im bayerischen Alpenraum gab es dieses Jahr einige Hinweise und Nachweise von einzelnen Wölfen. Es kam zu fünf Rissenereignissen an Schafen in Bayern. So ist
der Wolf auch in diesen Regionen wieder ein Thema. Damit einher geht die Diskussion über den Schutz der Weidetiere.
Es gilt als gute fachliche Praxis Weidetiere so einzuzäunen, dass sie nicht ausbrechen können und keine Gefahr für andere darstellen. Hinzu kommt nun die Sorge, dass eben diesen Weidetieren auch nichts durch Eindringlinge von außen zustößt. Gerade im Alpenraum, in dem eine Almbeweidung weit verbreitet ist, sind Schutzmaßnahmen oft nur mit gegenseitiger Rücksicht und Kompromissen möglich – siehe alljährliche Probleme mit Hunden oder zwischen Rind und Wanderer.
Beweidung wird über verschiedene Programme gefördert. Sie dient gerade im Alpenraum dem Wunsch nach Erhalt der freien Landschaft. Zum einen, gerade bei gut geführten Weiden, haben Weideflächen ein hohes Potential artenschutz- und naturschutzfachlich interessant zu sein. Andererseits prägen sie auch die touristisch vermarktete Landschaft mit freiem Blick und Glockengeläut.
Mit der Anwesenheit von Raubtieren wie dem Wolf müssen Schutzmaßnahmen ergriffen werden, möchte und muss man seine Weidetiere bestmöglich durch die Weidesaison führen. Die Maßnahmen können sehr vielfältig sein, der Aufwand und Methode variieren je nach Weidetierart, Landschaft und Notwendigkeit. Zweifelsohne werden Tierhalter, die sich nicht mit Herdenschutzmaßnahmen oder anderen Herdenmanagement auseinandersetzen möchten, früher oder später ihre Weidetierhaltung aufgeben. Ob der Wolf dann der alleinige Grund ist darf bezweifelt werden.
„Kommt der Wolf, stirbt die Weide“. Der Satz macht keinen Sinn. Sterben können Beutetiere wie Reh, Rothirsch oder Schaf. Weideflächen können kaum sterben, sie ändern ihre Erscheinungsform, gibt man die bisherige Bewirtschaftung auf. Damit verschwinden sie dann, wenn man so will. Und auch dies gilt es abzuwarten.
Natürlich kann man in jeder Veränderung einen großen unübersteigbaren, bedrohlichen Berg sehen. Man kann „den letzten Tropfen auf den heißen Stein“ aber auch als Chance begreifen seit langem schwelende Probleme anzugehen, anzusprechen, Gehör finden und bestmöglich zu lösen.
Wir informieren auf unserer Seite www.bayern-wild über Wolf und Weidetier, die Problematik und mögliche Wege Weidenutzung trotz Wolfspräsenz umzusetzen.
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Der Wolf in Bayern – Schutzmaßnahmen nicht praktikabel
Gedanken zu einem von vielen Zeitungsberichten über aktuelle Risse in Bayern
Ist jeder Wolf eine Meldung wert?
Es ist immer eine Gradwanderung: ist jeder Hinweis auf einen Wolf auch
eine Meldung wert? Zunächst möchte man meinen: Ja. In Regionen in denen bislang keine Wölfe auftauchten (bzw. sich bemerkbar gemacht haben) ist es immer eine kleine Sensation. Artenschützer freuen sich über die Rückkehr, Tierhalter fühlen sich überrumpelt und alleingelassen, die Bevölkerung ist teils verunsichert, ob er auch Auswirkungen auf ihr Leben haben könnte. All dies hat seinen Grund und Berechtigung. Andererseits: es ist wenig überraschend, dass sich Wölfe auch in Bayern niederlassen, dass Einzeltiere das Land durchwandern und dass sich die Meldungen dieses Jahr häufen. Nicht jeder Wolfsmeldung ist mit toten Weidetieren verbunden. Dennoch ist es gerade in den Anfangszeiten von Wolfs-Neubesiedelungen wichtig die Gesamtbevölkerung (aber auch immernoch Weidetierhalter) zu sensibilisieren, dass dies passieren kann.
Auf all die Befürchtungen, Sorgen, Halbwahrheiten jeglicher Couleur, Theorien und Weissagungen möchten wir hier nicht weiter eingehen. Aber vielleicht können wir ein wenig Hilfestellung zum eigenen Einholen von Informationen geben.
Die Berichterstattungen dient welchem Zweck?
Anlass hat uns einer der vielen Zeitungsartikel gegeben. Hierin wird beschrieben wie sich ein Mitglied des bayer. Landtages (MdL) vor Ort über einen Rissvorfall informierte. Das begrüßen wir sehr. Leider werden Schwierigkeiten in der Weidetierhaltung erst politisch wahrgenommen und (publikumswirksam) aufbereitet, wenn der schlimmste Fall eingetreten ist. Auch die Berichterstattung und Wortwahl manch eines Journalisten lässt fachliche Sachlichkeit vermissen. Nun gut, der Vorwurf wird wohl immer von irgendeiner Seite gemacht.
In diesem Artikel wird ein Fass nach dem anderen geöffnet. Von todbringendem Räuber (Wolf) ist die Rede, die Zukunft der Almwirtschaft stünde mittelfristig vor dem Aus und damit ein Stützpfeiler des bayerischen Tourismuskonzeptes. Das Verhalten aller Raubtiere bringt es mit sich, dass sie töten um sich zu ernähren. Die Almwirtschaft steht tatsächlich – neben vielen anderen Baustellen – mit der Anwesenheit von Raubtieren vor einem großen Stück Arbeit. Ob und inwieweit das den Tourismus beeinflusst bleibt abzuwarten. ( Hierzu beispielweise das Gutachten der BoKu Wien in dem es u.a. um das Freizeitverhalten geht: https://boku.ac.at/fileadmin/data/H03000/H83000/H83200/Publikationen/BOKU_Berichte_zur_Wildtierforschung_23.pdf) Beides wird selbst mit dauerhaft anwesenden Wölfen nicht vor dem endgültigen Aus stehen. Ohne Frage werden sich andere Umstände auftun, die angegangen werden müssen.
„Weideschutz muss zumutbar und praktikabel sein“
Wir hoffen, dass aus vor Ort Terminen der Politik auch Umsetzungen für die Weidetierhalter erfolgen. Im Artikel ist die Rede davon, dass die Weideschutzkommission Schutzmaßnahmen beim betroffenen Schafhalter für nicht praktikabel hält. Wer ist diese Weidetierkommission und nach welchen Kriterien entscheidet sie? Wir stimmen dem zu: Weideschutz muss zumutbar und praktikabel sein. Aber nach welchen Kriterien? Mit hohen Summen und großem Einsatz kann fast überall Herdenschutz umgesetzt werden. Die Frage ist nur bis zu welchem Punkt (in erster Linie vermutlich eine Frage des Geldes) man gehen will.
Der betroffenen Tierhalter informierte laut Zeitungsbericht darüber, dass für seine Flächen ein bis zu 20.000 € teurer 140cm hoher Schutzzaun mit permanenter Stromführung gebaut werden müsse. Dieser müsse auf Grund der Schneelast im Winter abgebaut werden, im Frühjahr wieder aufgebaut werden. Wie der derzeitige Zaun aussieht geht aus dem Artikel nicht hervor.
Zweifelsohne ist das ein hoher Aufwand. Ist das ein Grund die Zäunung als unpraktikabel einzustufen? Was bedeutet das de facto für die Weidetiere? Werden sie weiterhin auf diese Flächen aufgetrieben besteht die hohe Wahrscheinlichkeit wieder Opfer eines Angriffes zu werden, vielleicht haben sie Glück, bei dem Wolf handelt es ich um einen Durchzügler und er taucht nicht wieder auf. Vielleicht aber auch nicht. Das ist tragisch für Tier und Halter. Und Wolf.
Abschuss der Wölfe schützt nicht vor neuen Rissen
Durch diese Einstufung „unschützbarer“ Weidegebiete erhofft man sich eine leichtere Genehmigung zum Abschuss des verursachenden Wolfes. Ja, ein toter Wolf richten schonmal keinen Schaden mehr an. Zieht er weiter, dann gelingt ihm der Riss an einer Herde 50 Kilometer entfernt. Gelernt hat er da bereits möglicherweise: Schaf ist leichte Beute. Das als unschützbar eingestufte Gebiet, bleibt weitestgehend ungeschützt und der nächste Wolf hat wieder leichtes Spiel. Weder dem Schafhalter noch den Schafen ist damit geholfen. Gleiches passiert, wenn Wolf Nummer 1 in der Region bleibt und tatsächlich getötet werden sollte. Es ist eine Frage der Zeit, bis es einem Nachfolger auffällt, dass Weidetiere ohne Hindernisse leicht erbeutet werden können. Wölfe töten ist kein Herdenschutz. Der Managementplan sieht bereits jetzt vor, dass für uns problematische Wölfe getötet werden können. Und zum Wohle der Bevölkerung, aller anderen Wölfe und (nach bestmöglichen zuvor erfolgten Schutzmaßnahmen) auch der Weidetiere steht nichts dagegen.
Die Einstufung „unpraktikabler Herdenschutz“ darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Weidetierhalter vor einem ernsten Problem stehen und ihnen im Zweifel nicht damit geholfen ist, wenn sie in einem derartigen Gebiet ihre Tiere auftreiben. Vielmehr muss die Forderung sein bei Umsetzungen des Herdenschutzes alles in Bewegung zu setzen.
Herdenschutzhunde sind nicht ohne
Ein Herdenschutzhund (HSH) kostet 1000€ Unterhalt pro Jahr berichtet der
Schafhalter dem MdL. Tatsächlich ist das wohl sogar niedrig gerechnet. Nach unserer Info von HSH Haltern liegen die Unkosten (Futter, Tierarzt, Versicherung etc.) höher. Nicht jeder Herdenschutzhund fällt in die Kategorie Kampfhund, für die Haltung dieser Hunde muss ohnehin eine Sondergenehmigung erfolgen. Damit ist ein Sachkundenachweis zwar sinnvoll und in Bayern auch in Planung. Notwendig ist er aber bislang nicht. Dass ein HSH erst ab einer Herdengröße von 50 Weidetieren sinnvoll ist, stimmt so nicht. Sinnvoll im Sinne des Herdenschutzes ist er immer, wenn er seine Herde beschützt, egal wie viele Tiere. Sinnvoll im Sinne einer Wirtschaftlichkeit ist der Einsatz vermutlich erst mit zunehmende Stückzahl oder Wert der Tiere. Es ist immer der Einsatz von min. 2 Hunden empfohlen.
Die Bedenken des Schafhalters bei der Haltung von Herdenschutzhunden bezüglich Unterbringung/Beschäftigung im Winter, Umgang mit Wanderern oder anderen Weidetieren sind nicht von der Hand zu weisen. Auch muss der Halter mit dieser Art Hunde umgehen können und wollen.
Gehört werden müssen auch die Begleiterscheinungen bei Verlusten der Tiere. Die Ausgleichszahlung ersetzt nicht unmittelbar ein Tier, wenn Lieferverträge erfüllt werden müssen. Das gleiche Problem hat der Schafhalter, wenn Tiere unerwartet (Unfall, Krankheit) eingehen.
Wer definiert `geeigneten Lebensraum`?
(Wir müssen das Wort jetzt leider gebrauchen:) Unerträglich ist die Laier des MdL, dass Wölfe im eng besiedelten Tourismusgebiet keinen artgerechten Lebensraum hätten. Das sehen die Wölfe merkbar anders. „Die Diskussion leide unter falsch verstandener Natur- und Tierliebe“, wird der MdL zitiert. Würde ein Pferd gerissen, könne sich der Wind schnell drehen. Davon können wir uns distanzieren. Ein gerissenes Tier ist für jeden Tierbesitzer schlimm, auch wenn der Bezug zu einem von 100 Schafen anders sein mag, als zu einem Familien-Pferd. In der Sache des Herdenschutzes darf es da keine Unterscheidung geben. Den jede Weide an der ein Wolf lernt, dass es für ihn hier nichts zu suchen gibt, ist ein Gewinn für alle Weidetierhalter.
Anders denken!
„Think out of the box“. Niemand sagt, dass bestehende Weidesysteme, Nutzungsformen, Nutzungsrechte etc. etc. bestehen bleiben müssen. Eine Umgestaltung ist mühsam und aufwendig. Und in manchen Bereichen wird man an den Punkt kommen, dass es eben nicht mehr sinnvoll ist. Was sind die Kriterien dafür? Auch die Weideschutzkommission wird sich an Faktoren zur Umsetzung orientieren. Wie lauten diese? Wer legt sie fest? Wir haken dazu nochmal bei den zuständigen Ämtern nach. Bislang haben wir nichts ausführliches schriftliches dazu finden können. Fortsetzung folgt…
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Wölfe in Deutschland – Neues Rudel in Bayern
Studie Habitateignung Wolf
Erst vergangenen Monat veröffentlichte das Bundesamt für Naturschutz die Studie zur Habitatmodellierung und Abschätzung der potentiellen Anzahl von Wolfsterritorien in Deutschland.
Wenig erstaunlich, dass nach den Parametern in der Studie nahezu gesamt Deutschland geeignetes Wolfsgebiet wäre. Behörden und Naturschutzverbände betonen bereits seit Jahren: überall können jeder Zeit Wölfe in fast ganz Deutschland – und im gesamten Bundesland Bayern – auftauchen. Einige nur als Durchzügler, andere seßhaft (dies gilt wenn sie über 6 Monate in einem Gebiet nachgewiesen werden können), als Paare und Rudel.
Die Studie ist eine wissenschaftliche, hypothetische Studie. Sie orientiert sich an der Entwicklung und Verbreitung der letzten Jahre und soll den einzelnen Bundesländern ein Hintergrundpapier für Anpassungen und Entwicklungen ihrer Managementpläne sein.
Als gute Habitate werden die Alpen und die Mittelgebirge genannt. Potentiell wären 700-1400 Wolfterritorien möglich. Die Zahl unterscheidet sich, weil verschiedene Berechnungsmodelle genutzt wurden.
Auch ist es keine Garantie, nur weil das Modell eine Region als Wolfsungeeignet erachtet, dass sich hier nicht doch Wölfe blicken oder nieder-lassen.
Man fragt sich dann also schon: für was diese Studie, kann sie uns doch nicht mit Sicherheit sagen, wo Wölfe sein werden und wo nicht? Das ist die Krux vieler wissenschaftlicher Arbeiten. Man darf in ihnen nicht die alleinige Wahrheit suchen. Dennoch geben sie Anhaltspunkte und können zu Entscheidungsfindungen (oftmals ja primär auf politischer Ebene) Beitragen. Die Studie rechnet mit zwei verschiedenen Statistikmodellen, gefüttert durch die Daten der letzten Monitoringjahre in Deutschland „nüchtern“ potentielle Lebensräume aus. Die Einordnung und Interpretation obliegt dann den Erfahrungen und den menschlichen Bewertungen.
Es bleibt zu hoffen, dass die Managementpläne, naturschutzfachliche Vorgaben, behördliches/politisches Handeln und das Aufgreifen der Thematik innerhalb der Interessensverbände sich so schnell entwickeln, wie die derzeitige Wolfspopulation.
Hier der Link direkt zur Studie.
Neues Rudel Manteler Forst BY
Auch in Bayern sind Hinweise und Nachweise auf einzelne Wölfe nichts Außergewöhnliches mehr. Die Auflistung auf der Seite des Landesamt für Umwelt wird monatlich länger. Unlängst veröffentlichte die Behörde, dass im Veldensteiner Forst (zum dritten Mal) und erstmalig im Manteler Forst (Neustadt an der Waldnaab) Reproduktion nachgewiesen wurde. Sprich: im Veldensteiner Forst gibt es Nachwuchs, ebenso im Manteler Forst, in dem nun ein neues bayerisches Rudel beheimatet ist.
Mit der Neugründung des Rudels muss auch die Gebietskulisse zur Förderung im Herdenschutz angepasst werden. Die Entwicklungen in der Natur sind manchmal anders als erwartet und schneller als erhofft. Der Gegensatz von unplanbarer Naturentwicklung und behäbiger politischer und behördlicher Entscheidungen macht den Umgang gerade mit der Tierart Wolf oft schwierig, für Naturschutz und andere Interessensverbände unverständlich und stets zu langsam.
Es bleibt zu hoffen, dass die zuständigen Fachstellen flexibel genug agieren und das Management frühzeitig anpassen.
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Der Wolf im Spannungsfeld von Land- und Forstwirtschaft, Jagd, Tourismus und Artenschutz von Klaus Hackländer (Herausgeber) – Teil 8
Eine etwas andere Rezension.
Im digitalen Zeitalter und herausgefordert durch eine Ausgangsbeschränkung beschäftigt sich der Mensch gerne mit „Challanges“. Wir nehmen unsere selbst auferlegte Herausforderung an und … lesen ein Buch. Jeden Tag ein Stückchen weiter und parallel dazu lassen wir Euch an unseren Eindrücken, Gedanken und Ergänzungen dazu teilhaben. Wer Fragen hat, darf fragen. Wer sich auch äußern mag oder ergänzen, darf das auch gerne.
Wir überspringen das Kapitel „Die Rückkehr des Wolfes aus Sicht den WWF“ (C. Pichler).
Wolf ODER Artenvielfalt auf Almen: Ist das die Frage?
Von Monika Kriechbaum, Bernhard Splechtna, Josef Pennerstorfer, Fabian Pröbstl, Margit Seiberl
Die Autoren betonen die Bedeutung, die Almen für die Artenvielfalt haben können. Die Rückkehr von großen Beutegreifern bringt die Gefahr, dass Weidetiere von Wölfen gerissen werden. Eine entsprechende Zäunung um dem entgegenzuwirken ist sehr aufwendig. Bringt der Wolf eine Einstellung der Almwirtschaft und einen damit verbundenen Artenrückgang?
Trends zur Aufgabe und Intensivierung der Almbewirtschaftung
Allgemein fallen seit Jahren Almflächen brach. Ihre Bewirtschaftung ist ohnehin oftmals mühselig. Es gibt unterschiedliche Förderprogramme dem entgegenzuwirken. Viele Faktoren spielen ein Thema, darunter ganz konkrete wie Hofnachfolge, Wirtschaftlichkeit, Änderung in der Bewirtschaftung, Förderungen, Einkünfte aus Tourismus. Hinzu kommen wenig greifbare Aspekte wie Traditionsbewusstsein, Identität, Anerkennung. Anpassungen und Änderungen waren schon immer Teil der Bewirtschaftung. Anmerkungen: Wie es auch für die meisten anderen Berufszweige zutrifft.
Als Beispiel wird z.B. die Wandlung von Jungviehalmen zu Sennereien (Milch, Milchverarbeitung) und dann wieder zurück zu Jungvieh-Weiden aufgeführt. In den 1960er Jahren wurden Tallagen intensiviert. Die Anzahl der (kleinen) Betriebe nahm ab (Aufgbae, Nebenerwerb), die Viehbestandszahl für mehr größere Betriebe nahm zu. Anmerkung: Dies gilt im groben auch für den vergleichbaren bayerischen Alpenraum. Die Autoren beziehen sich auf Österreich.
Die Autoren sehen trotz allgemeinem Rückgang eine Intensivierung der noch beweideten Flächen. Obwohl die Datenlage vorsichtig zu interpretieren ist, gehen Sie davon aus, dass die aufgetriebenen Tiere pro Flächeneinheit zugenommen haben.
Wie hoch ist der naturschutzfachliche Wert von Almen?
Was ist naturschutzfachlich wertvoll? Arten-, Lebensraumvielfalt, Seltenheit, natürliches Vorkommen. Diese Kriterien sind manchmal schwer nachvollziehbar und allgemeingültig darzustellen. Rechtlich werden Kriterien der FFH Richtlinie herangezogen. Artenvielfalt soll durch den erhalt natürlicher Lebensräume mit dazugehörigen Pfalzen und Tieren gesichert werden.
Gibt es einen Konflikt zwischen verschiedenen schützenswerten Tierarten in Lebensräumen? Auch der Wolf wird in der FFH Richtlinie aufgelistet.
Biodiversität ist ein vielschichtiges Thema
Biodiversität ist Teil des Naturschutzes, ein gesellschaftliches und politisches Anliegen, dass in verschiedenen Abkommen behandelt wird. Der Begriff beinhaltet die Vielfalt von Ökosystemen, Lebensgemeinschaften, Arten, Genetik.
Almen und ihre Bedeutung im Kontext der europäischen Schutzregelungen
Einige Pflanzenarten die in den FFH Richtlinien aufgelistet werden, haben ihren Lebensraum auf Almflächen. Sie sind weniger abhängig von einer Beweidung, als von einer offenen Landschaft in diesem Ökosystemen bzw. in den dortigen Lebensräumen. Übermäßige Trittschäden und Überdüngung (großflächig) können die Lebensräume negativ beeinflussen. Bis auf den Lebensraumtyp „Bürstlingsrasen“ sind die Lebensraumtypen und FFH relevanten Arten nicht von landwirtschaftlicher Beweidung abhängig. Die Autoren würden durch den Rückgang dieser Bewirtschaftungsform nicht zwangsweise eine Auswirkung auf die FFH relevanten Arten befürchten. Dennoch spielt die Bewirtschaftungsform natürlich eine wichtige Rolle.
Almen und ihre Bedeutung für die Biodiversität
Das Besondere auf Almflächen ist die Vielfalt auf kleinem Raum. Wichtig ist die räumlich und zeitlich begrenzte Nutzung. Die Lebensraumvielflat bedingt die Vielfalt von Pfalzen und Tieren.
Vom richtigen Maß: welche Beweidung brauchen artenreiche Almen?
Die Autoren zitieren aus einer Broschüre des Ländlichen Fortbildungsinsitutes (Österreich): „ Almen beitzen eine höhe Biodiversität.“ Gleich wohl diese aber von Nutzngsform und Intensität abhängig ist. Aufgabe und Übernutzung verändern die Artenzusammensetzung und -vielfalt. Falsches Weidemanagement trägt dazu bei. Eine „standortgerechte Bewirtschaftung“ ist notwendig, um die Almen und ihren vielfältigen Lebensraum zu erhalten. Hier wird auch nochmal die Bedeutung der arbeitsintensiven Behirtung und der gezielten Beweidung, auch in abgelegenen Gebieten oder Teilbereichen in denen das Vieh nicht gerne weidet, angesprochen.
Eine Studie im Nationalpark Gesäuse (Österreich) stellt fest, dass an manchen Orten Beweidung so intensiv stattfindet, das sich für die Untersuchten Insekten (Zikaden, Wanzen, Spinnen) kein geeigneter Lebensraum gestaltet. Hier wurde aus naturschutzfachlicher Sicht eine Entwicklung hin zum Naturwald besser bewertet. Eine punktuelle Verbuschung/Brachfallen wird ebenfalls positiv gesehen, da so Rückzugsräume entstehen.
Jene, die jetzt noch auftreiben sind hochmotiviert
In diesem Abschnitt geht es um die Bewirtschafter er Almflächen. “Idealismus ist die zentrale Voraussetzung für Almbauern.“ Wirtschaftlich gesehen entlasstet der Auftrieb auf die Alm die Betriebe im Tal. Futterflächen können anderweitig (Winterfutter) genutzt werden. In Umfragen unter Almbauern wurde angegeben, dass nebenzu entweder die weiteren Einnahmen durch Tourismus oder, wenn diese gering ausfallen, auch die Förderprogramme Anreiz bieten, diese Bewirtschaftungsform aufrecht zu erhalten. Die wichtigste Motivation ist der Erhalt der Tradition und Kulturlandschaft.
Warum geben manche auf? Welche Rolle könnte die Rückkehr des Wolfes dabei spielen?
Die Bewirtschaftungsform Alm geht schon seit geraumer Zeit zurück. Strukturänderungen, Änderungen bei Fördermaßnahmen, gesellschaftlicher Wandel (Betriebsaufgabe) werden hier als Gründe genannt. Hauptgrund war oftmals die Änderung im Viehbestand (Anzahl; Tierart), hoher Aufwand, Alternative in tieferen Lagen zu beweiden. Bei allem Idealismus ist natürlich immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung dabei, auch wenn diese oftmals subjektiv („gesundes Almleben“) ist.
Der Einfluss der Wölfe auf eine tatsächliche Almauflassung ist den Autoren nach schwer einzuschätzen.
Wolf oder Artenvielfalt auf Almen: ist das wirklich die Frage?
Nein. Die Realität ist sehr viel schwieriger zu bewerten und einzuordnen.
Ja, die Artenvielflat ist gefährdet, allerdings liegen die Gründe nicht nur in der Aufgabe von Almflächen.
Ja, Wölfe stellen eine Gefahr für Weidetiere auf Almen dar. Wie etwa auch Unwetter, Muren, Abstürze etc. für einen von Rissen betroffenen Betrieb scheint das den Autoren kein Trost, für eine Gesamtheitliche Betrachtung, ob und welche Rolle der Wolf bei einer Aufgabe spielt, ist es allerdings interessant.
Die Autoren rufen dazu, auf die Rückkehr des Wolfes als Chance dazu zu sehen eine zukunftsfähige Almwirtschaft zu entwickeln.
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Herdenschutzförderung Bayern
Herdenschutzförderung Bayern – Gut ein Jahr nach der Veröffentlichung des Aktionsplans Wolf wurde nun die Förderung der Herdenschutzmaßnahmen in Bayern bekanntgegeben. Wir haben Wichtiges kurz zusammengefasst.
Was ist neu?
Bislang war die Förderung von Herdenschutzmaßnahmen nur im Rahmen eines Projektes möglich. Die Anschaffung und Zahlung erfolgte über das Landesamt für Umwelt, Materialien blieben damit auch im Eigentum der Behörde. Das ist nun anders. Die Abwicklung erfolgt über die Ämter Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). Die Materialien können direkt vom Nutzer bestellt werden. Wichtig ist, dass die Antragstellung und Zusage vorher erfolgt! Herdenschutzberatung hinsichtlich Zäunung über die zuständigen Ämter Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), Beratung zu Herdenschutzhunden über das Landesamt für Umwelt (LfU).
Herdenschutzförderung Bayern: Was wird gefördert?
Beschaffungs- und Materialkosten werden gezahlt, keine laufenden Unterhaltskosten. In der Förderkulisse der Wolfsgebiete, die über das Landesamt für Umwelt ausgewiesen werden, werden Zaunmaterialien und Herdenschutzhunde gefördert. Auch in darüber hinausgehenden Bereichen wird die Anschaffung von Herdenschutzhunden gefördert. Siehe Gebietskulissen in der Rhön, Veldensteiner Forst, Grafenwöhr, Bayerischer Wald. Für Herdenschutzhunde auch Teilbereich in den Allgäuer Alpen.
https://www.lfu.bayern.de/natur/wildtiermanagement_grosse_beutegreifer/praevention/herdenschutz_wolf/index.htm
Was muss erfüllt werden?
Gefördert werden Weidetierbetriebe/Gatterwildhaltung (Betriebsnummer) unabhängig vom wirtschaftlichen Status und Größe. Sie müssen ihre Betriebe in Bayern haben (Ausnahme möglich) und die förderfähige Weideflächen innerhalb der Fördergebiete. Innerhalb eines Jahres müssen Schutzmaßnahmen durchgeführt werden. Danach erlischt der Anspruch auf Schadensausgleich im Fall eines Risses. In den nicht ausgewiesenen Gebieten bleibt dieser bestehen.
Schutzmaßnahmen – Mindestanforderungen
Die Mindestanforderung nach Aktionsplan Wolf müssen erfüllt werden. Grob zusammengefasst sind das 90cm Zaunhöhe, 4000V, 20cm max. Bodenabstand erste stromführende Litze, ggf. Untergrabeschutz. Aktionsplan Wolf
Förderung von:
Elektrozäunen von 90cm-140cm.
Litzenzäune 90-140; ggf Erhöhung bei Einsprungmöglichkeiten
Pfosten
Weidezaungerät und Zubehör
Mobile Ställe (max 3*12m) inkl Zubehör für Schafe und Ziegen
auch darüber hinausgehende Maßnahmen, wenn sie nach Prüfung zwingend geboten erscheinen
Unter bestimmten Voraussetzungen(*) auch Herdenschutzhunde, Kosten Eignungsprüfung und Sachkundenachweis. (*) Haltung von min. zwei Hunden, Herdengröße über 50 Muttertiere (Schaf Ziege, andere Tierarten im Verhältnis); ab 200 Muttertiere ist je weitere 100 Tiere ein Herdenschutzhund förderfähig. Weitere Voraussetzungen und Rassen siehe Merkblatt Förderung
Nicht gefördert werden:
Reparaturen, Ersatzinvestition und andere laufende Kosten (Herdenschutzhunde, Strom…)
Eigenleistungen (Arbeit Angehörige, Betriebsmitarbeiter, auch Holz aus eigenem Betrieb o.ä.)
Gebühren
Gebrauchte Material
Leistungen an Private
Fördersummen:
Ab 200€
Hunde max. 3.000€
Förderung im Rahmen der Haushaltsmittel. Kein Rechsanspruch.
Fristen:
Bewilligungszeitraum endet mit Ende des darauffolgenden Kalenderjahres.
Zweckbindungsfrist:
– mobile Zäune, Weidezaungeräte, Hunde 5 Jahre
– Festzäune 10 Jahre
Ansprechpartner sind die zuständigen AELFs.
Förderwegweiser Herdenschutzmaßnahmen
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Der Wolf im Spannungsfeld von Land- und Forstwirtschaft, Jagd, Tourismus und Artenschutz von Klaus Hackländer (Herausgeber) – Teil 7
Teil 7 Reguliert der Wolf das Schalenwild von Christine Miller
Dr. Christine Miller ist Wildtierbiologin und Journalistin aus Bayern. http://www.christine-miller.de/
Christine Miller sieht den Wolf als Projektionsfläche – für Gut und Böse. Den übertriebenen (gute) Einfluß auf Waldentwicklung und tropische Kaskaden sieht sie kritisch. Da Studien oft nur kurze Aspekte im Gesamtsystem betrachten. Zentral ist natürlich die gegenseitige Einflussnahme zwischen Jäger und Beute. In einer Untersuchung an der Universität für Bodenkultur in Wien wurde versucht die Vielzahl an weltweiten Studien zusammenzutragen und die Einflussnahme von Wölfen auf Schalenwild herauszuarbeiten. 200 Studien wurde dazu näher betrachtet.
Einfluss von Beutegreifern
Fünf ebenen definiert Miller, auf denen Wölfe direkte und indirekt Einfluss auf Beutetiere nehmen.
- Stressreaktionen mit Auswirkungen auf Stoffwechsel, Immunsystem, Fortpflanzung
- Verhaltensreaktion mit Auswirkung auf Einstände, Wachsamkeit, Raum- Zeit-Nutzung, Sozialgefüge
- Dynamik Beutepopulation mit Auswirkung auf Sterblichkeits- und Geburtenrate
- Konkurrenzverhältnisse mit Auswirkung auf das Artengefüge
- Evolutionsprozesse mit Auswirkung auf genetische Veränderung/Erbanlagen
Gerade die letzten beiden Punkte bedürfen eines langen Betrachtungszeitraumes.
Können Wölfe krank machen?
In der Wildbahn ist es ein ewiges fressen und gefressen werden. Miller ergänzt hier den schönen Satz “Das Leben in der Natur ist kein Ponyhof.“
Anmerkung am Rande: Wer schonmal auf einem Ponyhof war, weiß, dass es auch hier ein Hauen und Stechen gibt. Zwischen den Ponys und auch zwischen den großen und kleinen PonyliebhaberInnnen…
Kurz: Stress gehört zur Natur der Sache. Es gibt wenige Studien, eine davon in Polen, die sich mit der Auswirkung von Stress (und ob dieser in wie weit überhaupt erfolgt und wie lang er anhaltend ist) auf Stoffwechsel, Immunsystem, Nahrungsaufnahme etc. befassen. Die polnische Studie zeigte, dass Rot und Rehwild in Wolfsgebieten weniger Stresshormone freisetzte als in Gebieten mit hohem menschlichen Jagddruck.
Anmerkung: Im Nationalpark Bayerischer Wald läuft derzeit eine Arbeit über das Verhalten von Schalenwild in Gebieten mit und ohne Beutegreifer und it und ohne Jagd. Mehr dazu hier: https://www.nationalpark-bayerischer-wald.bayern.de/forschung/projekte/raubtiere_wald_wild_konflikt.htm
Wölfe als Auslöser von Verhaltensänderungen
Beutegreifer wollen nicht gefressen werden. Ganz logisch eigentlich. Dafür bildeten sich im Lauf der Zeit grundlegende Verhaltensmuster heraus:
- Aufmerksamkeit, wenn notwendig: fliehen
- Wahl der Aufenthaltsorte (Ruhe, Fressen) nach Aspekten: guter Überblick oder gute Versteckmöglichkeit
- Änderung Sozialgefüge: größere Gruppen oder auch kleiner Gruppen
- Raum-Zeit Gefüge: andere Zeiten, Flächen variieren, um „unerechenbar“ zu bleiben
All diese Möglichkeiten können in unterschiedlicher Intensität und Zeitdauer auftreten. Ob sich Hirsche nach erfolgtem Riss dauerhaft aus einem Gebiet zurückziehen oder kaum reagieren ist nicht pauschal vorhersehbar.
Haben Wölfe einen Einfluss auf die Auswahl von Gebieten ihrer Beutetiere? Wieder zieht Miller die polnische Studie heran: hier meidet Rotwild dichte, unübersichtliche Bereiche zum Fressen. Nicht zu unterschätzen ist auch der menschliche Einfluss. „…Wolfsgebiete werden von Rotwild nicht generell gemieden.“
Beispiel aus den Karpaten zeigt, dass es im Sommer keine Strategieänderung gab. Im Winter gab es zwei Varianten: Verbleib in Hochlagen über 700m mit Aufsuchen risikoarmer Gebiete oder Schutz durch größere Gruppe. Oder Abwanderung in niedrigere Lagen mit weniger Futterverfügbarkeit, aber geringerem Risiko eines Wolfsangriffes.
Anmerkung: Sicherlich stellen Wildtiere keine klassische Kosten-Nutzen Kalkulation auf. Dennoch gibt es eine Art Abwägen zwischen Risiko und Vorteil, die das Verhalten der Tiere beeinflusst.
Es gibt Studien die zeigen, dass Beutetiere /Rotwild/Wapiti bei Wolfspräsenz Offenflächen eher nutzen, aber auch die Untersuchungen, die das Gegenteil herausgefunden haben.
Wir merken an (wie schon oft in dieser Reihe): alles Natur… es kommt eben drauf an…
Erfahrungen aus Niederachsen zeigen, dass die Rotwildgruppen eher in offenes Flächen wandern. Ein natürliches Verhalten, dass ihnen besseren Überblick und Fluchtmöglichkeiten schafft. Untersuchungen aus dem italienischen Alpenraum zeigt allerdings, dass Risse v.a. in steilem offenem Geländer stattfand. Daraufhin verschoben sich die Aktivitäten der Beutetiere in waldreichere Gebiete.
In Deutschland werden eher größere Rotwildrudel beobachtet, im Vergleich zur Zeit vor der Wiederbesiedlung durch den Wolf. Dies gilt vor allem für offenen Landschaften. Es scheint aber unterschieldich hohe Dichten in unmittelbarer Nähe zueinander zu geben, wie aus Befragungen von Jägern, Förstern und Wissenschaftlern in Deutschladn und der Solwakei hervorgeht. Einheitlich ist, dass die Tiere aufmerksamer werden und vermehrt sichern. Sie zeigen größere fluchtdistanzen und reagieren auf geringe Störungen. Ihr verhalten wird unregelmäßiger. Manchenorts bilden sich Großrudel, die sich teils nur zur Futteraufnahme zusammenschließen, dann wieder aufteilen. Es kommt aber auch zur Bildung kleinerer Rudel, die mobiler und weniger sichtbar sind.
Die Verteilung vieler Winterfütterungen erscheint Miller sinnvoll, da nach Rissereignissen die Tiere die Futterstelle wechseln können. Wintergatter seien nicht emrh sinnvoll. Eine gute Zäunung der Flächen ist nahezu unmöglich.
Mehr Wölfe weniger Wild?
Die Entwicklung der Rotwildpopulation ist nicht klar vorhersehbar. Viele Faktoren spielen eine Rolle. Da die Populatioszahl der Beutetiere oftmals schlecht zu analysieren ist, ich auch eine Einwirkung auf die Anzahl durch den Wolf schwer zu sagen.
Einfluss besteht nicht nur durch das Gefressenwerden, sondern auch durch Risikoeffekte, wie sie Miller nennt: Verhaltensänderung, Energieaufwand, Auswirkungen auf Fitness der Beutetiere (in Folge dann Parasiten, Krankheiten). Auch dei Bejagung durch den Menschen spielt eine Rolle.
Einfluss auf kleinere Schalenwildarten
Damwildvorkommen in Ostdeutschland sind mit Anwesenheit der Wölfe zurückgegangen. Hier spielt wohl Die „Ortstreue“ der Tiere eine Rolle.
Gämsen sind laut Miller rückläufig. Unabhängig vom Wolf. Die Anweseneheit großer Beutegreifer wird diese Populationen weiter belasten.
Muffelwild verschwindet in Regionen mit Wölfen.
Wildschweine sind gerade in den Westalpen und dem Apenin eine Hauptbeute der Wölfe. Wölfe richten ihre Hauptbeute nach der Verfügbarkeit. Ob Wölfe hier einen Einfluss auf die opulationsentwicklung der Wildschweine haben ist nicht klar.
Trophische Kaskade
Wölfe als Hetzjäger selektieren. Schwache Tiere fallen ihnen leichter zum Opfer. Wölfe können Strukturen in der Landschaft (auch menschengemachte) nutzen, um Beute zu machen. Die Gesundheitswirkung (in dem schwache Tiere herausgenommen werden) von Wölfen ist also wieder abhängig von Landschaft, Aufenthalt der Beutetiere, Dichte.
„Wir sollten uns hüten, einzelne Arten mit unseren Vorstellungen, Wünschen und Sehnsüchten zu belasten.“
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Der Wolf im Spannungsfeld von Land- und Forstwirtschaft, Jagd, Tourismus und Artenschutz von Klaus Hackländer (Herausgeber) – Teil 6
Eine etwas andere Rezension.
Im digitalen Zeitalter und herausgefordert durch eine Ausgangsbeschränkung beschäftigt sich der Mensch gerne mit „Challanges“. Wir nehmen unsere selbst auferlegte Herausforderung an und … lesen ein Buch. Jeden Tag ein Stückchen weiter und parallel dazu lassen wir Euch an unseren Eindrücken, Gedanken und Ergänzungen dazu teilhaben. Wer Fragen hat, darf fragen. Wer sich auch äußern mag oder ergänzen, darf das auch gerne.
Teil 6 Die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen der Rückkehr des Wolfes
Anna Hinterseer, Andreas Niedermayr, Martin Kapfer, Jochen Kantelhardt
Heut wird’s betriebswirtschaftlich. Ein wichtiger Aspekt, denn Weidetierhaltung wird zwar in der Mehrheit als Liebhaberei betrieben (kleine Schafzüchter seltener Rassen etc.). Klassische landwirtschaftliche Betriebe müssen aber haushalten, abwägen und wirtschaften. Auch wenn Herzblut drinsteckt: auch hier kann keiner von Luft und Liebe (allein) leben. Das Kapitel ist sehr lang. Der interessierte Leser wird es selbst lesen. Wir fassen die einzelnen Abschnitte zusammen.
In Österreich werden 460.000 Tiere aus 40.000 Betrieben auf Almen getrieben. Es gibt 160 reine Schafalmen, Schafe kommen aber mitunter auch auf anderen Almen in gemischter Beweidung vor. Das Risiko eines Wolfsangriffes sinkt mit zunehmender Köpermasse des Beutetieres und Größe der Herde.
Herdenschutzmaßnahmen
Individuell muss abgeklärt und abgestimmt werden welche Maßnahme in welcher Kombination umsetzbar ist.
Herdenschutzzäune sollten optische und mechanische Abwehr sein. Strom ist unerlässlich. Jedes Land empfiehlt und fordert andere Maßstäbe hinsichtlich Höhe, Mindestspannung, Anzahl der Litzen etc. Wichtig ist v.a. einen möglichst geringen Abstand zum Boden zu halten. Offizielle Vorgaben für Bayern gibt es ausführlich beim Landesamt für Umwelt und in Kurzform bei uns auf der Homepage Bayern Wild.
Neben dem Bodenabstand muss auch die Höhe im Auge behalten werden: Einsprunghilfen wie Hang, Holzstapel etc. müssen ausgeschlossen werden.
Herdenschutzhunde sind eine weitere (zusätzliche) Option. Die Autoren erwähnen eventuelle Schwierigkeiten in stark touristischen Gebieten. Die Bevölkerung muss hier ausreichend aufgeklärt werden, diese Schutzmaßnahme verstehen und akzeptieren. Die Länder haben unterschiedliche Struturen zur Zucht und Prüfung von Herdenschutzhunden. Die Schweiz ist da weit vorne.
In Deutschland beschäftigen sich folgende Verbände damit:
https://www.ag-herdenschutzhunde.de/
https://www.va-herdenschutzhunde.de/
http://arbeitende-herdenschutzhunde.de/
Dauerhafte Behirtung kostet viel Zeit und Lohn. Trotzdem zeigt sich u.a. in der Schweiz eine gute Wirkung von Behirtung, Nachtpferch und Hunden.
Für Österreich wurde für Modellbetriebe eine Umsetzung und Kostenaufstellung hypothetisch versucht: Grundsätzlich sind Materialien für Zäue auf den Betrieben vorhanden, oftmals geht es um eine Aufrüstung nach Herdenschutzmaßstäben. Es werden nur die Differenzkosten betrachtet. Eine Generalisierung ist nicht möglich.
Anmerkung: Es werden ein paar Beispiele aufgeführt (Schafalm in zwei Varianten, Jungvieh, gemischte Almbeweidung). Wir erwähnen hier nur ein Beispiel.
Ein Beispiel ist die steile Hochalm mit Schafbeweidung. Verreichbarket nur zu Fuß. Bestoßung liegt bei 0,53 GVE/ha. (GVE Großvieheinheit; im Durchschnitt ist das eine Kuh). Gesamtalmfläche 588 ha, davon 135ha zu Beweidung nutzbar. 17 Betriebe treiben Tiere auf. Zaun nur im unteren Bereich auf Grundstücksgrenze.
Als geeignete Schutzmaßnahmen wird eine permanente Behirtung (2 Hirten) gesehen. Die Tiere werden nachts gepfercht. Die Hirten brauchen eine Unterkunft. Weiterer Schutz kommt durch Herdenschutzhunde. Konfliktpotential zwischen Herdenschutzhunden und Wanderern wird durch anwesendes Personal minimiert.
Für die jährlichen Differenzkosten werden zusätzliche Hilfsmittel für Personal aufgelistet: Unkosten für 3 Hütehunde, Zaunmaterial (Strom, Kabel, etc) Nachpferch. Die Hütehundkosten werden nur für die Dauer der Almzeit berechnet, da die Hunde den Hirten gehören. Für das Personal selbst fallen Kosten für die Unterkunft und Lohn an. Im Gegenzug fallen Fahrten und Zeit vom Betrieb zur Weidekontrolle weg.
Die Herdenschutzhunde sind betriebseigen und werden damit für das gesamte Jahr berechnet.
Durchschnittliche Mehrkosten pro Jahr für diesen Betrieb: 25.000€; (350€/GVE).
Anmerkung: Solche rein wirtschaftlichen Rechnungen sind wichtig, um in der Umstrukturierung von Weidesystemen einen Anhaltspunkt für notwendige Förderungen (und Forderungen) zu haben. Die Beispiele zeigen auch, wie wenig vergleichbar Aufwand und Kosten ist, je nach Tierarten, Voraussetzungen durch Lage, bereits vorhandenen Weidesystemen etc.
Schadensersatzzahlung bei Nutztierrissen
Die Autoren hantieren mit verschiedenen Wertansätzen: Verkaufs-, Ersatz, Ertragswert. Verkaufswert meint den Marktwert des Tieres. Ersatzwert meint die Kosten die durch Neubeschaffung/Neuproduktion entstehen. Ertragswert meint den Wert, der durch die Nutzung der Sache entsteht (also die Produktion von Lämmern, Fell, Fleisch…)
Die Schäden die durch Rissen entstehen werden in den Ländern unterschiedlich (oh Wunder… ;-( ) beglichen. Im Regelfall wird der Marktwert gezahlt. In Italien 60%, Schweiz 100%, Frankreich 110%. Hinzu kommen Kosten für Begutachtung, Bergung, Entsorgung… Verlammung (also Totgeburten), Ausfall weiterer Lämmer, Tierarztkosten, geringere Fitness und Leistung der Tiere (Zunahme, Milch…). Nicht alle Länder berücksichtigen bei der Entschädigung diese zusätzlichen „indirekten“ Kosten.
Anmerkung: Auch in Bayern orientiert sich die Schadensausgleichszahlung am Mark wert und kann unterschiedlich ausfallen, je nach Tierwert und Jahr. Zuständig dafür ist das Landesamt für Umwelt. Hier mehr darüber: https://www.lfu.bayern.de/natur/wildtiermanagement_grosse_beutegreifer/ausgleichsfonds/index.htm
Schlussfolgerung und Ausblick
Wie bereits beschrieben ist die Umsetzbarkeit von Herdenschutzmaßnahmen (unter wirtschaftlichen Aspekten) abhängig von den Grundvoraussetzungen (vorhandene Weidestruktur, Weideflächen) des Betriebes. Arbeitskosten, Investitionen uns laufende Kosten müssen in unterschiedlicher Höhe zusätzlich geleistet werden. Die Wirtschaftlichkeit sinkt mit höherer Investition. Es ist also eine Abwägung zwischen Investition und Schaden im Fall eines Risses. Investition in Herdenschutz ist keine Garantie, dass Risse gänzlich ausbleiben.
Derzeit sehen die Autoren keine ausreichende Kapazität an Arbeitskräften, Herdenschutzhunden und für zusätzliche Mehraufwand der Betriebe. Klar definierte Rahmenbedingungen fehlen.
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Der Wolf im Spannungsfeld von Land- und Forstwirtschaft, Jagd, Tourismus und Artenschutz von Klaus Hackländer (Herausgeber) – Teil 5
Eine etwas andere Rezension.
Im digitalen Zeitalter und herausgefordert durch eine Ausgangsbeschränkung beschäftigt sich der Mensch gerne mit „Challanges“. Wir nehmen unsere selbst auferlegte Herausforderung an und … lesen ein Buch. Jeden Tag ein Stückchen weiter und parallel dazu lassen wir Euch an unseren Eindrücken, Gedanken und Ergänzungen dazu teilhaben. Wer Fragen hat, darf fragen. Wer sich auch äußern mag oder ergänzen, darf das auch gerne.
Teil 5 Weidewirtschaft und Wolf – geht das? Von Daniel Heindl
Dipl. Ing. Daniel Heindl für den Niederrösterreichischen Bauernbund die Landwirtschaftskammer Niederösterreich.
In früheren Zeiten ging es oftmals um Leib, Leben und Existenz, wenn der Wolf zusätzlich zu anderen Gefahren (strenge Winter, Krankheiten, Kriege) in Regionen vorkam und Nutztiere riss. So war es nicht verwunderlich, dass diesen Raubtieren massiv nachgestellt wurde, bis hin zur völligen Ausrottung. Heute, Heindl ergänzt „derzeitig“, sind Leib und Leben vom Wolf nicht bedroht. Für unmittelbar betroffene Landwirte seien „Zahlenspiele kein Trost“.
Situation bevor die Wölfe kamen
Verluste von Nutztieren gab es durch Wetter, Krankheiten und Unfälle. Wenig Personal und geringe Schutzmaßnahmen reichten aus, um Tiere gut durch die Almsaison zu bringen. Früher waren die Almflächen wichtige Futterquellen, um die Tiere im Sommer hier weiden zu lassen und in den Tallagen Futter für den Winter zu gewinnen. Mit Drahtzäunen und Strom konnten Tiere einfach gelenkt werden. Hirten waren damit nicht mehr notwendig. Arbeitskräfte fanden (leichtere) Arbeit in anderen Berufszweigen. „Ein Schutz gegen äußere Eingriffe war nicht mehr nötig.“
Alm- und Weideflächen sind nicht nur zur Nahrungsgewinnung wichtig. Auch den Tourismus und die Biodiversität führt Heindl auf. Wichtig ist auch die Vermarktung in der oftmals auch die Weidetierhaltung hervorgehoben wird.
Anmerkung: Almflächen werden heutzutage durch Agrarsubventionen unterstützt. Wirtschaftlich ist der große Aufwand hier nicht. Ohne Subventionen wäre sicherlich ein noch viel größerer Teil als ohnehin schon bereits nicht beweidet. Nutztiere auf Weiden zu halten ist aufwändiger, als sie im Stall mit Sojaschrot durchzufüttern., überspitzt ausgedrückt. Weidetierhaltung spielt eine wichtige Rolle in der Offenhaltung von Flächen. (Aber auch in der Gesundhaltung der Tiere.) Weidenutzung ist nicht Weidenutzung. Ganz pauschal kann man nicht behaupten, dass jede Beweidungsform einen Beitrag zur Biodiversität leistet. Es gibt Untersuchungen wonach behirtete, spricht geleitete, Herden einen größeren Beitrag leisten, da sie gezielt an wichtige Stellen geführt werden und nicht selektieren. Denn Weidetiere auf großer Flächen suchen, solange sie die Möglichkeit haben, immer ihr Lieblingsfutter. Den Rest lassen sie stehen. Machen wir ja auch nicht anders… Außerdem gibt es bevorzugte Lagerstätten etc. etc. Also ja: Weidetierhaltung ist für die Tiere selbst und auch für einen Naturschutz-Beitrag wichtig. Es kommt aber drauf an… Beispiel: http://www.alpfutur.ch/src/2012_schafalp_biodiversitaet.pdf
In Regionen Europas in denen Wölfe nach wie vor Vorkommen ist ein Hauptaufgabenpunkt der Halter der Schutz von Weidetiere mit verschiedenen Maßnahmen.
Situation aktuell in Europa
Nach Ländern aufgelistet berichtet Heindl über die Auswirkung die die Anwesenheit/Rückkehr auf die Weidetierhaltung hat. Einheitlich zeigt sich laut Heindl, dass die Weidetierhaltung stark zurückgeht durch die Wölfe. Für Österreich befürchtet er eine noch dramatischere Entwicklung ob der bäuerlichen Kleinstrukturen.
Spanien war nie gänzlich wolfsfrei. Schutzmaßnahmen und Jagd waren stets Teil. Nördlich des Flusses Duero lebt ein Großteil der Wolfspopulation, nach Anhang V FFH auch immer bejagt. Südlich des Flusses werden größere Viehbestände gehalten. Die Wölfe hier werden nicht bejagt, es sind nach Heindl 15% der Wolfpopulation die hier leben und 85% der Weidetierschäden zu verantworten haben.
Italien war nie gänzlich wolfsfrei. Im Apennin kamen Wölfe immer vor.
Heindl nennt die Tötung von Wölfen als Teil des Herdenschutzes(in Ländern wie Spanien, Italien, Osteuropa und Balkan), neben Behirtung, Nachpferch und Herdenschutzhunden.
Frankreich hat seit 1992 wieder ansässige Wölfe. Der Schafbestand hat sich von 1988 bis 2010 von 80000 Schafen auf 425000 reduziert in den franz. Alpen. V.a. Kleinbetriebe sind davon betroffen. Heindl erwähnt, dass in der Statistik nicht der Grund der Aufgabe oder Reduzierung erhoben wird. In großen Herden findet Herdenschutz mit verschiedenen Maßnahmen statt. Für 2017 wurden folgende Zahlen veröffentlicht: 360 Wölfe, 3000 Attacken auf Nutztiere, 11.000 Risse. 92% der Angriffe erfolgten auf geschützte Herden 50% davon am Tag.
Deutschland hat mit seinem ersten Rudel im Jahr 2000 wieder Wölfe. Die Regelungen zum Umgang (Monitoring, Rissgutachten, Zahlungen…) sind Ländersache.
In Sachsen gingen die Schafbestände seit Auftauchen der Wölfe um 50% zurück. Ob Rückgang durch Mehraufwand oder soziale Belastung bedingt ist wurde nicht erfasst. Aus Risstabellen ist abzulesen, dass Übergriffe zunehmen obwohl Schutzmaßnahmen umgesetzt werden. Schutzmaßnahmen heißt behördlich Vorgaben des jeweiligen Landes. „Hier war in Deutschland ein Wettrüsten zwischen Behördenvorgaben, Tierhalteraufwand und Wolfshunger schon vorgezeichnet.“
Einen wichtigen Beitrag leistet die Weidetierhaltung (v.a. Schaf und Ziege) bei der Landschaftspflege. Für viele Betriebe sind Gelder dafür ein wichtiges Standbein des Betriebes. In größerer Stückzahl sind auch Rinder, Pferde, Gatterwild und Hunde in Risstabellen zu finden.
Anmerkung: Wir kommentieren dies nicht weiter, sondern weisen auf die Rissstatistiken der Ländern hin, exemplarisch zwei Bundesländer mit vielen Wolfs-Territorien. „Bei den von Wölfen von 2002 bis 2018 getöteten oder verletzten Nutztieren in Deutschland handelte es sich zu 85,5% um Schafe oder Ziegen, 8,8% um Gatterwild und in 5.3% um Rinder (meist Kälber).“ (Quelle: https://dbb-wolf.de/wolfsmanagement/herdenschutz/schadensstatistik)
Schadensstatistik Sachsen (2018/2019 27 Wolfsterritorien) https://www.wolf.sachsen.de/schadensstatistik-4169.html
Schadensstatistik Brandenburg (2018/2019 49 Wolfsterritorien) https://lfu.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.407130.de
Schadensstatistik NIedersachsen (2018/2019 31 Wolfsterritorien): https://www.nlwkn.niedersachsen.de/wolfsburo/nutztierschaden_karten_und_tabellen/nutztierschaeden-174005.html
Die Schweiz betreibt großen Aufwand bei Monitoring, Rissgutachten, Schutzmaßnahmen etc. Nutztierrisse finden zu 90% in ungeschützten Herden statt. Auch in der Schweiz ist die Zahl der Schafalpen rückläufig. Gerade die Bewirtschaftung durch Kleinherden nimmt ab. Herden wurden teils zusammengelegt. Es wird festgelegt welche Schutzmaßnahmen umzusetzen/umsetzbar sind. Auch in der Schweiz treten Probleme bei der Haltung und dem Schutz mit Herdenschutzhunden auf. Diese versucht man mit zeitweiser Einschränkung der Beweidung oder touristischen Nutzung zu lösen.
Heindl geht davon aus, dass viel Geld für den Schutz der Wölfe zur Verfügung steht. Er stellt aber die Frage, wie viel tatsächlich beim „Einzig Betroffenen, dem Tierhalter“ ankommt.
Es gibt keine Konfliktfreien und verlustfreien Lösungen in den Ländern. Die Aussage „wir brauchen keine Wölfe“ müsse man verstehen und es sei Verpflichtung der bäuerlichen Bevölkerung zur Not Nutztiere mit Gewalt zu verteidigen. Dies geschehe nicht aus Begeisterung.
Vermarktungsprogramm mit Wolf
Ein kurzer Abschnitt befasst sich mit der Idee Produkte aus Wolfgebieten zu vermarkten und durch höhere Preise den Mehraufwand mit zu finanzieren. Ein derartiges Projekt startete 2018 in Spanien. Ergebnisse dazu liegen dem Autor noch nicht vor.
Auftretende Probleme
Die Rückkehr einer Art birgt immer Veränderungen in sich. Die grundsätzliche Ablehnung gegen den Wolf erklärt Hendl mit der Tatsache, dass von Weidetierhaltern der Wolf nicht gewünscht wurde. Arbeit und Verantwortung bleiben nur an Bauern hängen. Lösungen führten oft über steinge Wege, Misserfolg und Rückschläge.
Zäune als Barriere
Heindl führt auf welchen Aufwand es bedeuten kann Zäunungen gut aufzustellen und diese auch zu pflegen. Es gibt (Alm) Flächen die nicht gezäunt werden können. Bereits jetzt müssen Zäune täglich kontrolliert werden. Ein Schaden führt nicht zwangsweise zum Schaden am Tier. Bei Anwesenheit von Wölfen steigt das Risiko dafür. In Sachsen gibt es verschiedene Erfahrungswerte mit den Flächengrößen. Mit den Zäunen könnten andere Wildtierarten von Futterflächen ausgezäunt werden.
Herdenschutzhunde
Heindl spricht die Problematik an, was mit ungeeigneten Herdenschutzhunde geschehen solle. Zwangsverpflichtung zur Haltung von Herdenschutzhunden sind kontraproduktiv.
Herden brauchen permanente Behirtung. Dafür muss eine Kraft eingestellt werden, arbeitsrechtiche Belange berücksichtigt werden. Hierfür braucht es gut ausgebildetes Personal.
Nutztiere sind mehr als Ohrmarken
Angriffe auf Nutztiere können die Tiere, deren Verhalten und die Herdenstruktur verändern. Die kann von erschwertem Umgang bis hin zu weniger Leistungsfähigkeit führen. Mehrfachtötung durch Wölfe wird erwähnt, ebenso die Problematik, dass ausgebrochene Herden Schäden anrichten können.
Heindl geht im Folgenden darauf ein, dass Weidewirtschaft zahlreiche Vorteile hat für Tierwohl, Landschaft, Arbeit), aber eben auch Schwierigkeiten, wenn im Nebenerwerb geführte Betriebe durch Mehraufwand des Herdenschutzes, ggf. Angriffe, Versprengte Tiere etc. Zeit und Geld und Abwesenheit vom Arbeitsplatz leisten müssen. „ Der Tierhalter wird es hinsichtlich seiner Nutztiere wohl immer falsch machen, je nachdem, worauf die Absicht der Gegenseite abzielt.“
Raumnutzung
„Weidehaltung wird man auch zukünftig als Produktionsform bei Wolfsvorkommen finden. Verschwinden werden die kleinen Herdeneinheiten.“ Derzeit werden Kleinstrukturen aus Naturschutzsicht gefördert.
„Herdenschutzmaßnahmen funktionieren nicht, wenn man den absoluten Anspruch stellt.“ Absoluter Anspruch werde aber an die Bauern gestellt (Tierschutz, Ausgleichszahlungen, …). Man müsse auch der räumlichen Einschränkung des Wolfes zustimmen. Es sei nicht nur Überlebenskampf für Almen sondern langfristig auch für den ländlichen Raum.
Anmerkung: In Bayern ist das Landesamt für Landwirtschaft Ansprechpartner und für Regelungen in Sachen Herdenschutz zuständig. Hier der Link für alle die es genauer wissen wollen oder müssen: https://www.lfl.bayern.de/itz/herdenschutz/index.php
Hier noch die Haftungsfrage, sollte es zu Schäden nach Herdenausbruch auf Grund von Wolfsangriff kommen. Weidetierhalter müssen ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen. (Ohnehin, auch ohne Wolf.) Ganz klar ist die Rechtslage allerdings nicht. Im Fall der Fälle wird das ein Gericht klären müssen. https://www.lfl.bayern.de/itz/herdenschutz/241149/index.php
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